Oedenburger Zeitung, 1904. Februar (Jahrgang 37, nr. 26-48)
1904-02-02 / nr. 26
TEE ICE: Ne | ' -AXXXVIL Sahrgang. #reis: 6 Seller. Bränumerationd- Breife: Bär Lore: Ganzjährig 20 Rr., Halbjährig 10 Kr., Vierteljährig , Monatlich 1 Kr. 70 St. Bär milesse 25 Kr., Halbjährig 12 Kr 50 Hl., Vierteljährig 6 Kr 25 Hl., Monatlich 2 fr. 20 Hl. Dienstag, 2. Februar 1904. Oedenburger Zeitung Politisches Tagblatt. Adminiftration und Verlag: Kuhdenkerei Alfred Momtvalter, Grabenrunde 11. SVelefon Air. 25. Preis: $ Seller, Sun) Snferate nach Tarif. Derselbe wird auf Wunsch überalli in gratis und franco versendet. DRIEOMRONBEFERGN. 2honnementd: und Insertiond: Gesbühren sind an die Administration (Grabenrunde 121) einzusenden. Vermittlung durch alle Annoncen-Bureaus. 1 . BEE Des Feiertages wegen erscheint unsere nächste Nummer Mittwoch Abends. Die BVertagung des Reichstages. Sopror, 1. Februar. Gebrauch extremer Waffen zu beseitigen, aber sie weicht vor der Erfüllung ihrer Pflichten nicht zurück und will auch das Werk der Konsolidirung nicht doch die Ermwedung neuer Ungewißheit stören. Unter solchen Umständen ersuchte Graf Tipa das Haus, den Antrag zur Verhandlung nicht anzuberaumen. Die Majorität entschied denn auch in diesem Sinne. Hiezu bemerkt die „PB. Corr.”, daß ein todtgeborenes Kind im Abgeordnetenhause begraben worden is. Und darum braucht darüber sein Leidwesen genährt zu werden, denn ed wäre doch kaum eine Einigung zustande gekommen, welche vermocht hätte den momentanen Konflikt zwis ihen der Majorität und der Obstruktionsgruppe zu beheben. Ebenso gut hätte man vorschlagen können, daß die Parteien sich untereinander über eine M Wetterprognose einigen, damit die Winteraussaat gedeihe und die Sommerernte gut ausfalle. Natürlich hat der Ministerpräsident sich zu einem so unwürdelosen Spiel nicht hergegeben und die Liberale Partei hat den Antrag gleichfalls zurücgewiesen. Sie ahnte ja, daß es ich nicht um die Herbeiführung des Friedens, sondern darum handelte, daß die Verschleppungstaktik der Obstruktion eine weitere Unterfrügung finde. Das wurde also abgethan und die nächsten Aussichten stellen sich demzufolge einfach dahin, daß am Mittwoch auch die ungarische Delegation die Berathungen aufnimmt und daß nach Abschluß D derselben die energischesten Mittel, aber Mittel streng konstitutioneller Natur angewendet werden, um den Interessen de Landes die nöthige Förderung angedeihen zu lassen. Denn nicht nur die Nefrutenvorlage und nicht nur das Budget müßten erledigt werden, konnoct an die Pforten des Parlaments auch die Mahnung, sich des Zolltarifes anzunehmen, weil die Regierungen nicht mehr mit den Bararbeiten für die stimmenden Handelsverträge warten künnen. Das alles aber scheint, so wie die Verhältnisse liegen, in diesem Parlament, in einem Parlament mit dieser Parteien zusammenlegung, im einem Parlament mit dieser Hausordnung nicht gemacht werden zu künnen und darum wird zulett mwohl ein anderes Parlament gesucht werden dürfen, das seinen Beruf mürdiger erfaßt und das seine Aufgaben zu erfüllen mehr geneigt ist. . Man darf in der Zuversicht nicht warnend werden, daß ein solches Parlament zustande kommen werde, welches von der Mehrheit der ungarischen Wählerschaft zusammengestellt, entsprechendes Material für ein arbeitsfähiges Parlament liefern werde. Wenn Schon Koloman Szoll nach Aufrichtung des Inkompatibilitätsgefeges und der Kurialgerichtsbarkeit in Wahlangelegenheiten dennoch mit vollem Vertrauen an die Wahlen gehen konnte, um wie viel mehr darf Graf Stefan Tipa, nachdem das Bolf durch das empörende Treiben der Das ungarische Abgeordnetenhaus hatsich am legten Samstag vertagt, um den Berathungen der Delegation Plan zu machen. Der Majorität und der Obstruktion sind nun etwa drei Wochen gegönnt, um für die Entscheidungsschlacht zu rüsten und zu disponiren. In der legtendigung beschäftigte sich das Abgeordnetenhaus mit dem von uns bereit wiederholt besprochenen Vermittlungsantrag des Abgeordneten Smialovsfy. Das Schicsal des Antrages war bald entschieden, da Graf Tipa, welcher sich anfangs dem Vorschlage auf Einberufung einer interparteilichen Konferenz geneigt zeigte, in rechter Sißung sie dagegegen aussprach. Er wies nämlich darauf hin, daß die Parteien als solche seinen staatsrechtlichen Charakter haben und sonach nicht als Ausgangsfaktoren für einen das Haus beeinflussenden Beschluß gelten können. Auch widerspreche der Antrag auf Einregung einer solchen Kommission dem Wesen de Parlamentarismus und dem Grundprinzip der Verantwortlichkeit. Die Negierung sei, wie bisher, auch in Hinkunft geneigt, etwaige Mißverständnisse zu zerstreuen, um __den Feuilleton. Aus eigener Kraft. Roman aus dem Nachlasse von Adolf Stredfuß. Kahdrud verboten. (Locregung.) Wenn Klara am anderen Morgen dem Sanitätsrath erzählte, daß Knömwe am Abend wieder heftig phantasiert habe, schüttelte der Arzt recht bedenklich den Kopf. „Er sieht sehr schlimm aus mit dem alten Untbier," sagte er. „Mit dem Fuß geht es ja, der heilt merkmürdig gut und lange wird er nicht dauern, dann kann er wieder laufen, so gut wie zu= bor. Aber der Kopf, der Kopf! — Das Gehirn ist doch stärker angegriffen, als ich dachte. Erst an dem alten Burschen nicht viel gelegen, niemand wird ihm eine Thräne nachweinen, wenn er stirbt ; aber immerhin ist es doch ein Menschenleben, das Sie vielleicht erhalten können, wenn Sie bleiben.“ —Und Klara blieb, so schwer ihre dies auch wurde, sie fühlte sich dazu verpflichtet, hatte ihr doch rau den Funk bei dem einzigen Besuch, den sie im Försterhause gemacht hatte, erklärt, Klara möge bleiben, so lange sie es für dienlich erachte. Willi und Emma könnten ja täglich nach dem Forsthause kommen und dort einige Stunden bleiben, um den nöthigen Unterricht oben in Klaras Stube zu erhalten, während dierau Inspektor Berner an dem Bett des Verwundeten bleibe. Nach dieser Verabredung, die treu innegehalten wurde, hielt sich Klara verpflichtet, so lange im Forsthause zu bleiben, bis wenigstens die Gefahr für das Leben der Verwundeten beseitigt sein würde. Sie allein hatte ja einigen Einfluß auf den ungeberdigen Kranken, aber auch ihr Einfluß reichte nicht ein, um ihm die Ruhe zu erhalten, die der Sanitätsrath als unbedingt nothunwendig für eine baldige Genesung vorschrieb. Auf Dahlwig waren die ehelichen Zwistigkeiten wieder zum äußerten gesteigert. Zunft verlangte gleich nach der Rückkehr seiner Frau aus Berlin, daß die Erzieherin endlich ihren Worten im Hause wieder antrete ; die Gutmüthigkeit sei dennoch zu weit getrieben, eine Gouvernante zu engagiren und zu bezahlen damit, sie einen gleichgültigen Förster pflege und nebenbei die Gnade habe, seine Töchter im entlegenen Fornhaujfe zum Unterricht zu empfangen. Sie sei doch hauptsächlich für den täglichen Umgang und zur Erziehung seiner Züchter in Dahlwig angestellt. Hermine glaubte ihren Mann zu durchschauen. &8 Tag ihr gar, nichts an der Radkehr Klarag, die sie mit einem nahezu verbrecherischen Haß verfolgte. Mußte sie nicht fürchten, daß ihre mühsam behauptete Liebenswürdigkeit in die Brüche ging und daß sie ihre wahre Gesinnung verrathen würde ? Die Auskunft des Herrn Lemmers konnte ja auch täglich eintreffen und wenn sie nach Wunsch audfiel, dann war es ja besser, daß Klara ihr Haus gar nicht wieder betrete, sondern, wie sie Hoffte, mit Schimpf und Schande zum Entreen Wolfgangs in Berlin abgeführt werde. „Mir liegt nicht an ihrer Rückehr”, erwiderte sie mit Hämischer Kaltblütigkeit. „Weil meine Rinder Die gleichgiltig sind,“ fuhr Zunft auf. „Sie erhalten ja täglich ihren Unterricht und um Deinetwillen ist es mir lieber, wenn sie nicht im Hause ist.“ „Du misst mich verdächtigen, mir als Remweggrund meiner Forderung persönliches Interesse für diese Dame unterschieben, mir Liebelei vormwerfen, wo Du doch wahrlich —“ „zunk ich rathe Dir !" warf Hermine muthliebend ein. „Warum bist Du nach Berlin gefahren, ohne mir den Grund anzugeben ?" »Ja Vermögengs Angelegenheiten,ich weiss lange die Sicherung meines Erbthedes von 40000 Talern,die Dum Deine Wirthschaft gesteckt has« Herminen» Augen funfelten, während sie eine Lüge aussprach, um die Gelegenheit, eine langgehegte Forderung auszusprechen, mit allem Nachdruch zu ergreifen. Funk war sehr bloß geworden. Sollte seine Frau in Berlin näheres über seine zerrütteten Verhältnisse erfahren haben ? Sie starrte ihn an mie ein unerbittlicher Gläubiger, während er einen Augenblick sprachlos vor ihre stand. „Hermine,“ Tame8 Heller über seine Lippen, „Du solst Dein Geld auf Heller und Pfenning zurückbekommen, wenn” — er soche — „wenn Du Die dazu entschließest, noch heute einen Brief an Fräulein Müller zu schreiben, worin Du sie ersuchst, nunmehr nach Dahlwig zurüczulehren.“ (SFortlegung folgt.) »