Oedenburger Zeitung, 1905. Mai (Jahrgang 38, nr. 101-125)

1905-05-03 / nr. 101

ae nn u Bee .--I-t-«.-.I";—-s si. .­­z: k» BE « hr | TER TER | REETREFET P* 2 politische Nachrichten. O Der König in Yudapırl. Wie bereits an leitender Stelle des vorliegenden Blattes angeführt, ist bezüglich der Abreise des M .- Oedenburger Beitung. | 3. Mai 1905. neten der Koalition vertraulich, so geben sie ganz unverhohlen zu, daß man in eine Lade­gasse gerathen ist, und zwar hauptsächlich dadurch, das die Verbindung der oppositionellen Parteien auf verschiedenen prinzipiellen Grund­­lagen noch immer anhält. Die Führer wollen es allerdings nicht eingestehen, daß die Zu­­sammenhaltung der verschiedenen Parteien riesige Schwierigkeiten verursacht und daß sie mit Echrechten daran deuten, «8 fünne ein Ereigniß eintreten, welches der Herrlichkeit der Koalition ein Ende machen wird. Allem A­nscheine nach wird es zu mehr minder stürmischen Debatten kommen und schon feßt halten in der Hauptstadt sämmtliche parla­­mentarische Parteien Konferenzen ab, um ihre Stellungnahme für die am 4. Mai beginnende Adresdebatte zu fir­ren. Das Präsidium der Liberalen Partei hat die Mitglieder für morgen, den 3 Mai einberufen, um über jenen Beschlag zu berathen, welcher dem Bartei­­plenum bezüglich der Wdreffe zu unterbreiten sein wird. Die Liberale Partei wird den Abr.ßentwurf der Koalition zwar nicht minder zu ringen suchen, aber sie die Ansicht des Ministerpräsidenten Tipa zu eigen machen, daß nämlich die Unterbreitung einer Adresse an Se. Majestät ganz überflüßig sei, weil ja seine Thronrede vorliegt, auf welche die Adresse al Antwort gelten könnte Graf Tipa vertritt also den Standpunkt, daß die Liberale Partei an der zu erwartenden Mird­debatte seinen größeren Untheil nehme und sich an der Diskussion überhaupt nur insofern be­­theilige, um eventuell gegen sie gerichtete Angriffe zurückumweisen. Dies wird denn an jeit der Liberalen Partei Hinsichtlich der Adrekdebatte zur Richtschnur dienen, doch muß Konstatiert werden, daß einige Liberale Ab­­geordnete die Absicht haben, in die Debatte einzugreifen, nicht nur um über den Entwurf der Koalition selbst ihre Ansicht darzulegen, sondern auch um für die Politik der Liberalen Partei einzutreten, deren Nichtigkeit jeit angesichts der passiven Haltung der koalirten Majorität ganz besonders zutage trete. Auch wir sind der Meinung, dab es unbedingt nothwendig sei, schon um die Stim­­mung in der Provinz zu ü­erbessern, etwas Leben in die Liberale Partei zu bringen, denn es gehe nicht an, daß eine parlamentarische Verbindung, die auch Heute noch über 150 Mitglieder zählt, zur fortwährenden Lethargie berurtheilt sei. Wer sich selbst aufgibt hat ausgelebt. Die­­ Liberale Partei muß durch ein zielbewußtes, strammes, wenn auch nicht prodvofatorisches Auftreten den Beweis erbringen, daß sie sich nicht auf die passive Rolle des Zusehens beschränke, wodurch sie ihre Position in den Peripherien des Landes nur befestigen könne. Die Koalition sprengles Tag für Tag Gerüchte über den voll­­sten Verfall, die Spaltung und G Spren­­gung der Liberalen Partei aus; diese Ge­­rüchte müsse man durch die entschlossene Hal­­tung der Partei widerlegen. Daß die B Prin­­zipientreue und eftigkeit der Liberalen Partei mascdhechter sei, als jene der verschiedentlichen toalirten Parteien, braucht wohl vor dem Lande nicht exit dargelegt zu werden, denn­­ dieselbe ist bi­s zu Machtzwecken niemals ein solches Kompromiß eingegangen wie die ber­­einigte Opposition, deren jeder einzelne Be­­standtheil Hinsichtlich des Parteiprogramms Konzessionen machte, um ein foldy farbloses Elaborat zu ermöglichen, wie es der vom Adrefausschub vorgelegte Entwurf ist. Daß man den fortwährenden Verdächtigungen und Angriffen gegenüber etwas thun müsse, hat ein junges Mitglied der Liberalen Bartei, Geza De6fi, im Nagypdrader „Szabadssy“ nach­­drücklichst erklärt, indem er schreibt: „Die Liberale Bartei, die niemals ein Hemmschuh des nationalen und sozialen Fortschrittes gemesen ist, hält an ihren Prin­­zipien fest. Diese Partei hat vereint für die Macht gekämpft, keineswegs aber hielt sie die Macht als Ziel, sondern nur als Mittel, um Ungarn groß und glücklich zu machen. Diese Partei wird an weiter in den Reihen der kämpfenden Stellung nehmen, und wenn sie nicht mehr ein Messer sein kann, so wird sie ein Schleifstein sein, an dem man schärfen kann, jedenfalls aber wird sie der Feind jeder Reaktion sein. Und wenn eine neue Bartelbildung kommt, die ja umso wahrschein­­licher ist, weil ja die Koalition die Reime der Auflösung in sich trägt, dann wird die Politik der Liberalen Partei von dem Lande gerecht­­fertigt sein und in dieser neuen Parteistellung wird sie vieleicht ihre führende Role zurück­­gewinnen . . .“ wurden von Wien nach Budapest noch keinerlei Verfügung getroffen, obschon bestimmt herlautete, daß der König am 5. d. in seiner ungarischen­­ Residenz eintreffen werde. Inzwischen ist aber, anläßlich die Besuches des Königs von Sachsen bestimmt worden, daß am 5. d. die 8. d. dem städfischen König zu Ehren Hofjagden zu Neumwerth abgehalten werden sollen, an­melden auch unser König theilneh­men wollte. Von diesem Beschluß ist nun Seine Majestät, wie­­ 8 scheint, wieder ab­­nenommen, denn es wird nur Erzherzog Franz Ferdinand den König von Sachssen zum Jagdterrain begleiten. Trogdem hat Seine Vajestät unser König bezüglich seiner Budapester Reife noch keinen Extid,fuß gefaßt und dürfte dieselbe erst gegen Mitte Mai erfolgen, keineswegs aber schon in den allernächsten Tagen.­­ Ministerpräsident Graf Tiße. Aus Budapest wird ung geschrieben: Heute Dienstag wird Graf Stefan Tina aus Geht in Buda­­pest eintreffen und sie noch im Laufe des Tages nach Wien begeben. O Wüktritt eines österreichischen Mi­­nisters. Der Eisenbahnminister Herr­m. Witte hat — wie man und aus Wien meldet — seine Demission gegeben. O Das Bar-Avancement in der Ge­­neralität ist diesmal besonders ausgiebig. Er­­nannt wurde zum General der Ka­­vallerie der Kavallerie General-Truppen­­inspektor Erzherzog Otto. Feldzeug­­meistern wurden die Körperkommandanten Hubert Ritter v. Ezibulta (Prag) und Eduard Puherna (Kaffa), s­owie der Adlatus im Honve- Oberkommando Wilhelm Klobucs der Feldmarschall Lieu­­tenante wurden: Johann Steinberg, Stefan Nahodoty dv. Neudorf, Franz Schoedler, Nitter Mori­ vd. Auffen­­berg, Vinzenz Lehmann, Bibtor Schrei­­ber, Kai Shilofasty, Friedich Kum­­mer, Cealany (Kommandant des II. Honveddistrik­s), Ernst Boten, Johann Schwaab, Ritter Alois Zeller v. Zel- Bain, Karl Fanta, Ritter Johann v. Karl, Eduard Urban, Döller, der Sel­song­­vorstand im gemeinsamen Kriegsministerium Alexander Krobatin, Brigadier Ernst Huged (Lemberg), Eduard Jahn (Kom­­mandant de III. Honveddistritte), Karl &­­ dh, Arthur Chandady Baron Fofef Weigl und der Budapester Brigadier Alfred Zieg­ler. Zu Generalmajoren wurden er­­nannt : die Artillerie-Brigadiere Karl Bo­­totichnig, Leo Lederle, Ludwig Zierkiewicz und Baron Hojef Stipjic, der @yürer Brigadier Lulas Sertich, Viktor Movarnoly de Kizjöka, Karl Heiler, Karl Rudzinsly de M­udad, Stipanopicd und Streicher, ferner Sigmund Baczolt (der zum Nementirungs- Doberinspektor ernannt wird), Hermann Colard, Zulinus Magyar de Dömföd, Blasius Schemun, Paul Buhallo, Baron Johann Reper, Karl Wisigmann, Karl Caongway, Karl Sandner, Karl N Klarner, Dekar Zednig dv. Zellnegg, Adolf Felber, Johann Kofopfy, Karl Knopp v. Kirchwald, Koloman Mollinsary, Gabriel 268- fay, Ernst Weiß dv. DVerles, tlei­chmann vd. Theigruch, Doberst Zamborffy, Heinrich Koko­­schinegg, Rudolf Klein, Johann Hrabar, Ru­­dolf Kant­, Baron Hermann Gemmingen, Ritter Richard Henike dr. Themsburg, Ritter Baler Mikulicz Radegzk­, Ludwig Matuschka und der Budapester Kavallerie-Brigadier Bil­­tor Koller, insgesammt wurden also 36 neue Generale ernannt.­­ Aus den Parteiklubs. Anläßlich der Wiedereröffnung der­­ Reichstagsverhand­­lungen hielten die Parteimitglieder Liberaler Observanz und der Koalition Sonntag in Budapest Konferenzen ab. 8 erfüllt die leitenden Männer der Liberalen Partei mit inniger Genugthuung, sehen zu künnen, daß die Anhänger der Partei mit immer größerer Buversicht der Zukunft entgegengehen und daß man beginnt, die Lethargie von sich abzus­­chütteln. Alle Sosversuche der Koalition sind an den Abgeordneten der Liberalen Partei wirkungslos abgeprallt ; sie blieb ein fester, unerschütterlicher Blod. Im oppo­­sitionellen Lager ist man inzwischen nicht mehr so siegesfroh und bewußt, wie man das früher war. Sprit man mit Wirgeard- Arnsland. — König Eduard in Paris. Der König von Großbritanien ist am 29. April Abends mittelst­­eparatzuges aus Marseille in Paris eingetroffen. Ueber seinen ausdrück­­lichen Wunsch, war weder ein Vertreter des Präsidenten no des Ministeriums des Reutern im Bahnhof an­wesend. Der König wurde von den Mitgliedern der englischen Botschaft und den hohen Bahnfunktionären be­­grüßt und bestieg sodann den Wagen unter Hochrufen des Bublitums. Soluhomsay und Rittoni. Der italienische Minister des Neußern Tittoni gab Samstag in Venedig zu Ehren unseres Ministers des Meußern, Grafen Golu- Hhomzs3ti ein Diner zu 22 Gededen. Wäh­­rend des Diners brachte Minister Tittoni folgenden Trintspruch an: Indem ich dem ausgezeichneten Staats manne, dessen Thätig­­keit für die Sache des Friedens wahrhaft werteboll ist, für den Besuch danke, den er mir freundlichst in Venedig absstattet, und in welchem ich eine Becräftigung der zwischen den verbündeten und befreundeten Mächten Oesterreich Ungarn?® u. Italien bestehenden intimen Beziehungen erbliche, lade ich Sie, meine Herren ein, auf das Wohl Se. Mojestät de Raisers von Oesterreich und Königs von Ungarn zu trinken. Minister des Reußern Graf Goluhompff erwiderte : Glücklich bieder gekommen zu sein, um meinem illustren Mitarbeiter am Werte des Friedens die Hand zu drüden, trinke ich auf das Wohl des Freundes und NB und edge­­nosfen, meines erhabenen Souveränd, des Königs Viktor Emanuel. — Der ıuffisch-japanisge Arirg. „Mor­­ning Boft, meldet aus Shanghai: Das bal­­tische Geschwader ist gestern auf der Höhe der Leong Soi-Bai auf der Insel Hainan gesehen worden. Admiral Nebogatomw hat mit der dritten baltischen Kakadre den Indi­­schen Ozean viel langsamer durchquert als man erwartet hatte. Gestern Montag hat er Singapore passirt und Hierauf wohl so rasch als möglich die Bereinigung mit den vorangegangenen beiden Geschwadern unter Roihdeftwensty anstreben. In der Meeresstraße von Malaria und um Sin­­napore Herrschte gestern ein derart dichter Nebel, daß die­­ Vorbeifahrt der WRaffen möglicherweise nicht bemerkt werden wird. NRojc­deftwenzty verblieb zwischen der Kam­­randbucht und dem 70 Meilen nördlicher ge­­legenen Borgebirge Barela. Die IV. Bilderausstellung des Soproner Annfvereines. Sopron, 2. Mai. 2. Salon. Und so betreten wir wieder die Säle der Kunstausstellung in denen es si so schön wandelt. Unser Interesse gilt diesmal speziell den 2. Salon. Herr Ernst Ticheik begegnet uns mit 3 Bildern von denen 2 sastige Rüden­­aktstudien in jeder Modulation der Linie Formempfindung verrathen. Auch die Farben des Nackten sind jeher natürlich. Die Kollektion der Frau Mehle Großmann mit ihren idealisirten Dedenburger­­ Frauenköpfen ist märchenhaft schön. Welcher der Schönheiten sollte denn ein moderner Paris den Apfel reichen ? Was uns in der Natur am meisten ergreift, das athmende Leben, da malte die geniale Künstlerin mit vornehmster Empfindung, künstlerischem Sinn und feinstem Verständnis für Lichtwirkung und Stimmung. Außerdem hat Frau Mech­le noch viele Blumenstudien und alle ihre Arbeiten verrathen die gereifte

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