Oedenburger Zeitung, 1905. Juli (Jahrgang 38, nr. 148-173)

1905-07-01 / nr. 148

WOWHWMHstwsssixuvswwps­­"»",»«;«,».«( »- « 7 BEILEPR 7’" 7 are . DENN . XXXVIL Jahrgang. Kreis: 6 Keller. Folifisches Tagblatt. edenburger Zeitung La Pränumerationd:­ Breite: Bär Lore: Banzjährig 20 Kr., Halbjährig 10 Mr., Vierteljährig 5 Kr, Monatlich 1 Kr. TU HI Bär Mittwärth: Banzjährig 25 Kr., Halbjährig 12 Pr 5051, Vierteljährig 6 Kr 25 Hl., Monatlich 2 fr 20 Hl Samstag, 1. Juli 1905. Adminiftration und Verlag: Telefon Nr. 25. \ Auferate nach Tarif. Derselbe wird auf Wunsch überall in gratis und franco versendet. Buchtrukerei Alfred N­omtalter, Grabenrunde 121. Annoncenaufträge, Xbonnen.entd. und Insertiong: &e hüpren sind an die Administration (Grabenrunde 121) einrufendem Vermittlung durch alle Annoncen-Bureaus. Preis: 6 Keller. Oedenburger Zeitung Mit 1. Juli beginnt ein neues Abon­­nement auf die „Oedenburger Zeitung“ ; die­­selbe bringt als Beilage das „Sluffirte Sonntagsblatt“ gediegene, belletristische Wochenschrift mit pracht­­vollen Bildern. Abonnements-Preis der „Wedenburger Zeitung“ jammt Zustellung ins Haug : viertel­­jährig 5 Kronen loco Dedenburg ; Auswärts : vierteljährig 6 Kronen 25 Heller. BEE für die ilustrirte Sonntags-Bei- BER lage 30 Heller pro Quartal separat, Erntezeit — goldene Zeit! Sopron, 30. Juni. Mit dem gestrigen Feiertage begann für den Landwirth die goldene Zeit. Die beiden Heiligen der Katholischen Christen­­heit: Beter und Baul streuen mit beiden Händen den Segen aus, den der Landwirth mit harter Mühe und sauerer Arbeit ein ganzes Jahr lang vorbereitet hat. Worein er mit Hängen und Bangen seine Hoffnungen gefegt, jeßt soll er es ein= beimsen, jest soll er seiner Arbeit Lohn erhalten. Eine erhebende Feier der Arbeit ist die Ernte; sie kann nicht würdiger begangen werden, ala durch die Arbeit selbst Und­­ wahrlich, der Hände emsig Thun wird in beinahe festlicher Weise aufs Aeußerste ge­­steigert, um dem Werfe die legte Weihe zu geben. . 2 Die Natur hat ihr von Jahr zu Jahr erneutes Wunder vollbracht. Die Saat steht da im goldigen Glanze, entsprungen dem in s schwarzen Humus gelegten unan= jehlichen Keime. Des Windes rauf d­en Flügel schaufeln die in die Höhe gesprossenen Halme, ein ahnungsvolles Geflüster k­ejßeln die zur Erde sich neigend Aehren, die da Leben bergen. Hört Da, Mensch, was sie Dir verrathen: Dein Glück liegt in der Arbeit, den Segen dazu gibt Dir der Herr, der dafür sorgt, daß rechtschaffenes Thun gelohnt werde. Ungarn? Schaßfammer öffnet sich nun wieder. Wer seinen Obulus an Thätigkeit daran geseßt hat, der mag dreift Hinein­­gehen und fih — mit Maas die Taschen füllen. &­­mwaltete Gott, daß sein böses Mißgeschd der Rührigkeit Belohnung ung entzog. Ein reiches Ergebniß steht zu er­­warten und all Entschädigung für die vielen Drangsale, die uns seit einigen Jahren da Leben verbittern, steht uns doc­h wenigstens die Hoffnung der materiellen Erleichterung, deren wir nach dem mit Müh’ und Noth durchgemachten Jammer­­jahre wahrlich benöthigen. Seht sie, die goldgelben Aehren, die den Ungarn das Leben Heißt! Seht sie, und ergötzet Euch an ihren Anblick! Mögen sie Euch in der Hoffnung bestärken, daß nach der bitterbösen Zeit die Stunde schlägt, die Euch die Thüren der Wohl­­habenheit eröffnet; stehnt sie, und gedentet des Allmächtigen, der Euch mit unmandel­­barer Liebe, mit göttlicher Gerechtigkeit die nach Kleinasien. Ein Reisegenossen nahm einen Stein von der Straße als Kuriosität mit ; leider stelle sich später Heraus, daß der Straßenschotter aus einem europäischen Stein- Bruch herstamme, er hätte es also nicht noth­­wendig gehabt deshalb nach Asien zu reisen. So unecht wie dieser Stein schienen mir die beulenden Derwitsche, die wir in ihrem Bet­­tause aufsuchten. Wie sünnen Menschen heut­­zutage im Ecnst solc­h’ kindische Dinge treiben, und noch dazu zu Ehren ihres Gottes ? Eine kulturele Unbelegttheit meırwürdigster Art Gaben austheilt, deren Ihr Euch würdig erwiesen! Der Landwirth, der in freier Natur die Urarbeit der Erdpflege verrichtet, er sei geehrt, denn seiner Hände Fleiß sorgt für unser noch immer vornehmlich agri- fulturellem Ungarland und seiner Arbeit Segen genießen wir Alle, die unter König Stefans Krone stehen! Erntezeit — goldene Zeit — sei willkommen ! Bi :A0 ® U­ tn­ee Das ungarische Kommando. Sopron, 30. Juni. Koalition fordert, bis auf die über die Bekanntlich ist nunmehr, nach der legten aan KAuıt­ des Königd alles bemilligt, was ie im Elaborat des Ti­a’sc­hen Neunerkomite’z enthaltenen Konzessionen Hinausgehenden mi­­litärischen Forderungen. Unter diesen befindet sich die Forderung der ungarischen Kommando­­sprache, auf welche die Koalition das Haupt­­erwicht legt. Sie ist Heute allein der Zanf­­apfel, um welchen der Streit geht, der Streit — mie es immer mehr scheint — bis auf Messer. Da mach man denn doch trac­hten, einmal darüber ins Reine zu kommen, wie viel denn eigentlich diese Forderung des ungarischen Kommando’s werth ist ? in was dieser Werth liegt ? in welchem Verhältniß er zu all jenen Opfern liegt, die der Kampf um das Kom­­mando bisher schon der Nation auferlegt hat und voraussichtlich noch auferlegen wird ? Der große moralische Werth des unga­­rischen Kommandos soll in seiner nationalen Wirkung liegen, die er auszuüben berufen ist. Sie soll den „deutschen Geist“" auß der Armee bertreiben und bemerkstelligen, daß mit der ungarischen Mannschaft nicht in einer Sprache | dene Thor, die von 12.000 Mann bewohnt war. Feuilleton, Orientreife-Erinnerungen. Bon Otto v. Christophe, (Boerregung.) Der Sultan ist doch ein steinreicher Mann. Eine solche Menge von B­erlen- Diamanten, und Edelsteinen kann nur ein orientalischer Fürst befiten, Smaragde wie Bigaretten-Schachteln, Naubine wie Billiard- Kugeln, Diamanten wie Nüsfe, Perlen wie Bögeleier ; man verlor alle Achtung vor seinen eigenen Schmudsachen. Ein riesiger Thronjeffel seiner ganzen Größe nach mit Perlen und Edelsteinen ausgelegt und die in Gold und Sumeren stragenden B­untgemänder von zirka 20 Zultanen wirken geradezu faszinirend. Nach diesem großartigen Schaufb­au, führte man ung in modern ausgestattete Brachträume, die an Schönbrunn erinnern, und be­wirthete ung mit sch­warzen Kaffee und Rosenhonig, wobei ein kaiserlicher Adjutant die Honneurs machte und den Damen seine Bifite-Karte mit einigen Worten­ in türk­ischer Schrift al Bouvenir überreichte. Eine feige Ö­sterreicherin schien sogar Gefühle in westlicher Kultur bei ihn Die oft eseligen Erzrzitien dieser Dermild­e gehen mit der Zeit auf­ die Nerven und nicht einer Dame ist es beim Zuhören und Schauen übel geworden. Wie ernst aber die frommen Schindungen der eigenen Bersen dort ge­­nommen werden, bemweift der Umstand, daß selbst höhere türkische Offiziere hinkommen ihre Frömmigkeit zu bethätigen. Nach einigen Stunden werden die Dermwilc­e mie gehigte Thiere erschöpft. Wir waren € 8 vom ABusehen viel früher. Aufgefallen ist mir, daß die Leute Heine Kinder hineinbrachten, die dann weinend und jammernd wieder unweggetragen wurden ; ‚da bemerkte ich, daß diese Kinder auf den Boden g­l’gt wurden, worab ein Derwild new­dt zu haben, denn gelegentlich eines Aus­­­ auf sie stieg, was eine religiöse Zeremonie fein flug , am nächtten Zap, sprengte er plöglich heran, saß an und begleitete die Dam, eine zeitlang, wobei er si ganz europäisch benahm. Biel Interessantes bot ung, die Tour­­ foi, eine Art W­ihr. Bei der Rückfahrt sahen wir ein faiserliches Balait mit goldenen Thoren das von Niemand, und eine Kab­ine, wie gewöhnlich ohne got­ ! Sollte ich Alles beschreiben wo wir diese 2 Tage sahen, müßte mir die „Oeden­­­­burger Zeitung“ ein ganzes Blatt zur Ver­­fügung stellen, da sie das aber nicht thut, muß ich so manches unbeschrieben lassen, mie 3. B. die vielen Schönen Dejeuners und Diners, die ich nach der bisher über mich gewonnenen Meinung der geehrten Leser, viel lieber wieder« fallen möchte, als die anderen Eindrücke und Erlebnisse, aber ich kann es nicht unerwähnt lassen, daß unsere Gesellschaft für einen Abend bei dem Vereine der Angehörigen Ö­sterreich- Ungarns und des deutschen Reiches zu Gast war, unoselbst wir vom liebenswürdigen öft.­­j­ung Konsul — der an Schlaraffe ist — | herzlichst begrüßt wurden. Beso­nders viel des Sehenswerthen bot der Freitag — der Sonntag der Türken. Das­st der Tag, an den die Türken keine Sonntags­­ruhe haben, sobern durch eingehendere Waichungen und stärkeres Beten tüchtig be­­­­schäftigt sind. Früh Morgens schon fand sich | unsere Gesellschaft auf den gewaltigen Galata­­| Thurm zu einem geseligen Rundbliden ein, ein Genuß, der und für die bittere Steigtoue | durch einen engen, finsteren Gang über hunderte von Stufen, reichlich entschädigte. | Einmal und nicht wieder | Aber oben ward | herrlich. (Fortlegung folgt.)

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