Oedenburger Zeitung, 1905. Juli (Jahrgang 38, nr. 148-173)

1905-07-01 / nr. 148

FETEEER EEE­LTE­­­F» v L­s + - Dienstlich verkehrt wird, die sie nicht versteht die es verhindert, daß gerade das militärisch - fähigste Element, das ungarische, nicht in der Rage ist, sich zu bethätigen. Da wirft sie denn logisch nothunwendig die Frage auf: wie steht es mit Dieser fremden Dienst- und Kommandosprachge im thatsächlichen ? Wir wollen zur Ilustration ein­­e­­i­gebniß mittheilen, dessen zufälliger Zeuge Schreiber dieses vor Kurzem war. Auf einem Spaziergang im Hügeligen Terrain bemerkte ich Patrouillen mit aufgepflanztem Bajonett und einzelne Soldaten mit dem Gewehr „in der Balance“ nach verschiedenen Seiten durch’s Terrain eilen. An höheren Punkten jassen wieder andere, in’3 teld auslugend. &3 han­­delte sich offenbar um eine elbdienstübung, um irgend eine Sicherung. Auf die domi­­nirende Höhe gelangend, fand ich dort einen Hauptposten, der nach allen Seiten Auf­ Härungs- und Sicherungs-Dienst übte. Kom­­mandant war ein Oberlieutenant, der fol­­gendermaßen einen Bala instruirte. (Ich zieh­e in der Original-Sprache, wenn nu nicht wörtlich, um von der „entnationalisirenden“ Wirkung der gemeinsamen Dienstsprache ein Urtheil zu ermöglichen.) Kommandant: „Tudja maga, merre van a Feldwache Nro. Eins ?* Bata : „Aldssan jelentem, föhadnagy ur, igenis arra fel6* Sommandant: „Helyes! Most maga gyors- 68 futöl&pesben a Feldwache Nro. Einshoz siet, ott a komman­­dans Führer Botka, annak jelentse, hogy azonnal keresse meg az összeköttetest a Feldwache Nr. Drei 6s a Feldwache Nro. Zweier. Mit fog jelenteni?* Der Soldat wiederholt den Befehl, macht „Habt acht“ und „Lehrt Euch“ und rennt davon. Auf einem Mauerwerk figt ein feldwebel, der zum K­om­­­ mandanten herüberruft : „Aldssan jelentem a föhadnagy urnak, amott közeledik a kapitäny ur!“ Und so geht der Dienst weiter in der „gottverfluchten“ gemeinsamen Dienst­­sprache­­ . Die Wahrheit bezüglich der heutigen Dienst- und Kommandosprache ist eben, daß mit der Mannschaft in der Sprache verkehrt wird, die sie versteht, speziell in unserem Hangregimente z.B. mit den Ungarn ungarisch, mit den Deutschen deutsch. (Mit, den Kroaten — ungarisch oder deutsch, denn die verstehen in der Regel beide |) &o ist daß ein großer Fortschritt gegen die Zeit von vor 20—25 Jahren, als die Offiziere der gemeinsamen Armee nur ausnahmsweise ungarisch verstanden und als bei uns t­atsächlich die nur ungarisch sprechende Mannschaft sozusagen gar nicht Unteroffizier werden konnte. Heutzutage « Handelt sich’s eigentlich nur um 8090 Yachauzdrüche, Adifo- und Kommandoworte, die ausschließlich deutsch gebraucht werden müssen und deren Eroberung fürs Ungarische doch in gar keinem Wichtigkeitsverhältnisse zu der Vermüftung steht, die der Kampf zwischen Parlament und König anrichtet. Dem Ungarthum schadet der Dienst in der gemeinsamen Armee gar nicht, im Gegentheil : Bánffy, der größte Chauvin, hat es jüngst anerkannt, daß dieser Dienst sogar national günstig wirte. Noch mehr aber wird das der fall sein, wenn die Ti­p­a’sche Reform der ungarischen Offiziersausbildung wicham sein wird.­­ Die politische Lage. Von der Regie­­rung nahestehender Geste wird da von uns ebenfalls registrirte Gerücht, als ob die­ser- Dann ist noch etwas in Betracht zu­­ ziehen : wenn auch die ungarische Dienst- und Kommandosprache eingeführt wird, so darf man durchaus nicht glauben, daß damit die Rationalisirung der nichtungarischen Mannschaft besonders gefördert wird. Es wird das ebenso wenig der tyall sein, wie da deutsche Kommando an sich nicht zu germanisiren vermag. Eine derartige Wirkung wird nur durch die Ber­­tehräsprache der inneren Dienste erfolgen. Diese aber wird auch nach der nationalen Reform dieselbe sein wie Heute: ungarisch für die Ungarn, deutsch für die Deutschen. Geradeso, wie es auch bei unserer ungarischen Armee, den­­ Honpeb, der Tall ist. Dr. Karl Arnhold, Handlungen mit den Parteiführern vom König selber geleitet werden sollen, auf das Entschiedenste in­ Abrede gestellt. Dagegen wird halbamtlich erklärt, Ministerpräsident Baron Feijsidpäry werde seiner Mission entsprechend, sh­on in den nächsten Tagen die Verhandlungen mit der­­ Majorität des Abge­­ordnetenhauses aufnehmen. Diese Verhandlun­­gen bezmieden die Wedterbrückung der Diffe­­renzen zwischen der Koalition und dem König und die Bildung eines der Koa­­lition entnommenen Kabinett. Die diesbezügliche Thätigkeit des Kabinets­­chefd habe nur deshalb einen mehrtägigen Aufschub erlitten, weil ihm die aufgehäuften Umtragenden so viel zu thun geben, daß er zu den Verhandlungen keine Zeit findet. Jet aber will Ministerpräsitent Baron &eza Sejerpary mit der Opposition in Berührung treten und in erster Linie Franz KofffutdH aufsuchen, um die Modalitäten der Verhandlungen festzustellen. Daraus folgt, daß wenn sich Baron Kejerpäry nich: als geeigneter Vermittler erwesen sollte, er eine andere Persönlichkeit für sich­­ desig­­niren wird. O Ein Steinwurf gegen das Antonio- Eil des Erzherzogs Eugen. Aus Golling wird gemeldet : Während der Fahrt des Erzherzogs Eugen nach Schloß Hohenwerfen warf ein Bauernbursche auf der Straßenstrecke Hallein— Kuhl einen Stein und Automobil des Erz­­herzogs und traf den Chauffeur am Fuße. Erzherzog Eugen ließ sofort halten, nahm eigenhändig den Knaben fest, führte ihn auf dem Automobil nach Golling und übergab ihn der Gen­darmerie.­­ Die Hauptstadt gegen die Regierung. Die Budapestier Stadtrepräsentang genehmigte in ihrer Generalverssammlung vom 23. d. mit einer Majorität von 42 Stimmen den von Ga Bolonyi und Genosien ein­­gebrachten Mißtrauensantrag gegen die Regierung und beschloß die passive R­esistenz. Unter Einem verwarf sie eine von Dr. Franz Heltai unterbreitete Refo­­lution, die im Westen mit dem Polenysichen Antrag übereinstimmte, im Zone jedoch­ ge­­mäßigter mar. O­berftäckung der Diffd­enten- Partei. Wie aus Sätoralja-Ujhely gemeldet wird, haben behufs K­onstituirung der D­ifsi­­denten-Partei im Bempläner Komitat zahlreiche Bolitifer mit dem Grafen Julius Andraässy an der Spike, für den 2. Juli eine Konferenz einberufen.­­ Attrocitäten einer Gensdarmerie- Patrouiste. Anläßlich des legten Kirchweihfestes in Gydrpentiván kam es im Wirthy­­bause der Witwe Szalai zwischen einigen Burichen zu Streitigkeiten. Ohne daß hiezu eine Rothwendigkeit vorlag, sandte die Wirthin um Gengdarmen, die im Gastlofale im Nu ein förmliches Blutbad anrichteten. Einem der Burichen wurde die Lunge durchstochen, einem Anderen wurde der Bauch aufgeschligt. Damit­ nicht genug, schossen die Gensdarmen auf das Boll. Das gab zwei weitere Todte und einen lebensgefäh­rlich Ver­wundeten, der mit dem Tode ringt­­­ er politische Nachrichten. Dedenburger Beilung. 1. Juli 1905. „Fürst Potemlin“ anzuschließen. Am Abend plünderte eine zahlreiche Bollamenge zwei große Zollspeicher. Ausland. — Die Vorgänge in Rußland. Auf dem russischen Panzerschiff „Fürst Potemtkin“ im Hafen von Oolesia ist am 28. d. eine Meuterei ausgebrochen ; die Matrosen ermordeten von 45 Offizieren, die den Stab des Schiffes ausmachten, 34. Der Grund war, daß die Meuterer einen ihrer Kameraden rächten, indem sie den Offizier tödteten, der diesen Kameraden (Omeltschuh) erschoß, weil er sich bei ihm über die schlechte Kost beklagte. Der Mord des Offizier war das Signal zum Aufstande. Die Blätter mel­­den aus Ddesja. Die meuternden Matrosen de „Potemkin“ feuerten auf eine K­ojatenpatrouille ; vier Kojaken wurden getö­tet, zwanzig verwundet. Die „Central News“ berichten aus Ddefja, der Hafen und mehrere Schiffe standen bereits in Flammen. Die Meuterer hätten Granaten in die Stadt geschoff­en. In Sebastopol ist auf hier anderen S Kriegsschiffen gleichfalls Meuterei ausgebrochen ; zwei der meuternden Schiffe sind in See gegangen, um sich dem Communal-Reitung. Aus dem Stadthanse. Sopron, 50. Juni. Der iierstädtische Munizipalausschuß hielt Mittwoch Nachmittags unter dem Borsitz des Bürgermeisters Dr. K­oloman Töpfer eine ziemlich erregte Generalversammlung ab, über deren ersten Punkte wir bereit in voriger Nummer berichtet haben. Im weiteren Verlauf der Verhandlungen wurde der Erlaß des Handelsministers zur Kenntniß genommen, womit das Pflastermauth­­recht der Stadt auf weitere zehn Jahre ver­­längert wird. Der Minister des Innern versagt der Bet­rung des Theuerungsbeitrages von 5% für die städtischen Gardisten seine Genehmigung. Die Unterbreitung der überprüften Protokolle betreffe Revision der verschiedenen Rasjen und Abrechnungen diente zur Kenntniß. Zum Riehpaßrevisor wurde Wilhelm Fleisch­­bacher gegen Anton Steiner gewählt. Bei den nachfolgenden zwei Punkten entspann sie unter den Anwesenden eine rege Debatte. Bürgermeister Dr. Töpfer verlad das Gesuch der städt. Beamten um Bewilligung einer Gehaltserhöhung bez. interemistischen Theuerungsbeitrag, zugleich auch den gestellten Antrag, laut welchem den Beamten vom 1. Oktober 1904 auf ein Jahr ein Theuerungs­­beitrag von 5% mit dem Minimalbetrage von 150 Kronen zugesprochen werde. Repräsentant 3gombor spricht sich­­ entschieden gegen den Antrag aus und ersucht den Gegenstand von der Tagesordnung zu­­ streichen, indem nicht eher von einer Gehalts­­­­erhöhung die Rede sein könne, als bis der Status der Beamten reduzirt sein wird, mit dem solcherart ersparten Gelde konnte die Aufbesserung der Gehälter bewirkt werden. Dre. dr. Szilvady charakterisirt mit überzeugenden Worten den harten Stand der Beamten und entrollt ein zutreffendes Bild über die Theuerungsverhältnisse unserer Stadt, wonach es den meisten Beamten geradezu unmöglich ist, mit ihren Bezügen standesgemäß zu leben. Redner bittet demnach um Annahme des Antrages. Dr. Stefan Kodvacy beantragt, die Angelegenheit einer ad hoc-Kommission hinaus­­zugeben, welche ehestens ein ausführliches Elaborat behufs gründlicher Regelung der Gehälter auszuarbeiten hätte. Dr. Karl Schreiner spricht sich gleichfalls für die endgiltige Regelung aus, allein dies ist eine schwierige und lang­wierige Arbeit, er möge daher bis zu deren Durch­­führung den Beamten für die Zwischenzeit der Theuerungsbeitrag von 5%­­zugesprochen werden. Nach einer längeren Debatte wurde der Antrag Dr. Rov&cs’ mit der Ergänzung des Dr. Schreiner angenommen. Frau Karl Ringhofer wurde, wie bekannt, seinerzeit wegen eines ihr zur Last gelegten Waldfrevels zu einem Schadenerlage von 60 Hellern und zu einer ebenso hohen Geldstrafe, im nicht einbringlichen Falle aber zu einer eintägigen Arreststrafe verurteilt. Polizeilorporal Horbath wurde mit der Eintreibung des Geldes betraut. Frau Ring­­hofer erklärte sich zahlungsunfähig, weshalb die Arreststrafe in Kraft trat. Frau Ringe­lhofer erschien denn auch beim BP Polizei­­beamten Unger mit einem Säugling auf dem Arme, ein zweites etwas älteres Kind, das jedoch, der Beamte nicht gesehen haben will, mitbringend. Um Aufschub der Strafe bat die Frau nicht. Sie wurde also verhalten die ein­­tägige Arreststrafe anzutreten. Frau Ring­hofer wurde vom Kerkermeister übernommen und mit dem Säugling, sowie mit dem andern mitgebrachten Kinde­rberenk­t, obschon die Arrest-An­weisung nur auf die Frau mit dem Säugling lautete. Wegen dieser Ueberschreitung interpellerte Repräsentant Z8ombor und der Vorsißende gab das Resultat der einge­­leiteten Untersuchung bekannt. Nachdem der Beamte Unger sowohl, wie auch der Kerfer­­meister sich einer Oberflächlichkeit im Amts­­wirken schuldig gemacht haben, wurde die

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