Oedenburger Zeitung, 1905. August (Jahrgang 38, nr. 174-199)

1905-08-01 / nr. 174

staatlichen Gestaltung zerstören wir Es ist dies die Hegenomie an sich zu reißen. "Dies interessirt Europa nur in zweiter Reihe;mit Rücksicht darauf,daß der un­­garische Theil einheitlich und national ist entspricht dies auch zweifellos seine Inte­­ressen und so wird Europa den Sieg des ungarischen Theiles mit Freude aufneh­­men.Wenn wir aber weitergehen,wenn wir mit dem Umsturz der dualistischen 1867er Formation,mit der Personal­­union an der Organisation der Doppelmonar­­chie zu rütteln beginnen,dann wird auch Europa versuchen,dreinzureden,denn es wird in seinem Interessen berührt sein und­ für die Aufrechthaltung des Gleich­­gewichts der bestehenden Staatsformationen fürchten.Also Mäßigung in der­ Hitze des Kampfes!Schießen wir nicht über die Ziele des heutigen Tages hinaus. Die verbündeten Parteien haben auf der 1867er Basis die Wdreise als eine zur Entwirrung geeignete Grundlage acceptirt, blieben wir dabei! Es ist dies eine für lange Zeit geeignete Grundlage, jedenfalls aber die Basis der heutigen Entwirrung. Derjenige, der an dieser mit allgemeinem Willen zur Entwirrung angenommenen Grundlage rüttelt, leistet der friedlichen Lösung seinen guten Dienst und trägt Gegenzage in den Kampf hinein. Aber auch Derjenige dient den Interessen der Nation nicht, der die Berechtigung­ des Kampfes bezweifelt. Oedenburger Pfeifung, damit die Ordnung wieder hergestellt wurde. Es scheint, daß nunmehr die Verhältnisse so weit greift sind, daß man einzusehen beginnt, daß nur diesee neue Gestaltung es ist, welche das Land aus der Krise hinausführen kann. Ich bin davon überzeugt, haß die Partei zu dieser neuen Galtung bereitwillgft Bilfreiche Hand bieten wird. In der Liberalen Partei beschäftigt man sich mit dieser Frage in ernst­­licher Weise und wenn sich die Verhältnisse so gestalten, daß mit unserer Mitwirkung eine Entwirkung möglich­ ist, dann werden Die Rahmen der Liberalen Partei ein Hindernis bilden. Das Existenzinteressse des gandediege ich über jeder partei­­disziplin.” Jungusti sog Franz Nagy über eine neue Partei­­bildung. Sopron, 31. Juli. Der ehemalige Staatssekitär Franz Nagy spricht fi in der Trage der Bereinigung der 67er Partei wie folgt aus: „Ich mache kein Hehl daraus, daß nach meiner Ansicht die Liberale Partei einen großen Fehler begehen würde, wenn sie sich gegen die Bildung einer Ausgleichspartei ablehnend verhalten würde. Es gibt weder eine persönliche, noch eine sachliche Rücksicht, welche uns zurüchalten würde. Rücksichten der Partei- Disziplin kommen da schon gar nicht in Betracht. Bei einer solchen großen Krise können die Rahmen einer Partei — einer politischen Aktion seine Grenzen ziehen. Es wäre traurig, wenn sich jemand in einer solchen großen Frage irgendwie ein Gene auferlegen würde. Diese Situation ist eine solche, daß man weder wünschen kann, daß der König fapituliere, noch aber, daß die Mehrheit der Nation kapituliere, denn es ist zweifellos, daß dies für die Zukunft eine solche Erhaltung zwischen den beiden Faktoren herbeiführen müßte, daß es schwer wäre, eine solche Harmonie wie im Jahre 1867, wieder herzustelen. Ich würde es daher für am wichtigsten Halten, wenn es gelänge, ein Kompromiß zu Schaffen, auf Grund dieses Kompromisses eine neue N­egierung und in weiterer Folge eine neue Negie­­rungspartei. Ich würde es für den glücklichsten Gedanken halten, wenn es ge­­länge, diese neue Mehrheitspartei, eine Rüd­­fit auf die bestehenden B Parteirahmen, zu schaffen. In diese neue Regierungspartei könnte Jedermann eintreten, die Liberalen wie auch die Abhtundpvierziger, zumal er manfjchenzwerth wäre, daß in der Regierung und in der die Regierung unter­­frügenden Partei auch Mitglieder der Unab­­hängigkeiten und Achtundvierziger Partei Plat finden. E 8 müßte deshalb auch die Agitation zwischen 48 und 67 aufhören. Die Liberale Partei als solche, würde den übrigen 67­ er­parteier, den sonstigen politischen Partein und der öffentlichen Mei­­nung des Landes gegenüber, für lange Zeit aktionsunfähig sein, wenn sie auch aufrecht­­gehalten werden würde. Ich halte deshalb neue Parteigestaltungen für nothmendig. Die G Ereignisse ins Rußland. Sopron, 31. Juli. Der Ber­wejer des russischen Kriegsmi­­nisters Simor Roediger ist zum Kriegs­­minister und das Mitglied des Re­iche­­rathes General Durnomwo für den wegen Krankheit zurücktretenden General Kogloff zum Generalgouverner vpon Mogdlau ernannt worden. Das Polizeidepartement veröffentlicht im „Regirungsboten" folgende Mittheilung über die Vorgänge in Nishni-Nomwgo­­rod in den Tagen vom 23. d. bis zum 27. d. Die Anregung zu den Ausschreitungen ging von außständigen Modellern der Sormomo- Werke und einigen anderen Yaleriten aus, de­­nen ei auch einige Semftwobeamte ange­­schlossen hatten. Die Versuche der Demonstran­­ten, sich zu bereinigen, wurden mehrmals von der Polizei vereitelt, die auch die Arbeits­­willigen verhinderte, über die ARubestörer leer­­zufallen. Am 23. d. Abends vereinigten sich die­­ Ligieren zu einem Umzuge, obgleich eine nach Zausenden zählende Menge von Händ­­lern, Handwerkern und Arbeitern unz­weideu­­tig Miene machte, jede Kundgebung gemalt­­sam zu verhindern. Ein Schuß aus der Mitte der Aufständigen steigerte die Erbitterung der Bollsmenge gegen die Ruhestörer, welche beim Eindringen der Menge nach allen Seiten flüchteten. Auf dem Distrofsti-Plage spielten si wilde Szenen ab. Auf den Straßen und in den Häusern fing die erbitterte Menge die Demonstranten ein, mißhandelte sie und stieß Verunwünschungen gegen die Urheber des Auf­­standes an­. Da sich diese Szenen an verschie­­denen Punkten der Stadt abspielten und die Bollsmenge in solchem Grade erbittert war, daß sie sich auf die ihre zu Hilfe kommenden Polizeitruppen warf, um die verhafteten De­­monstranten zu­ lynchen, gestaltete sich die Herstellung der Ruhe überaus schwierig. Wie vorläufig konstativt werden konnte, wurde der Apotheker Heinze, welcher die Demonstran­­ten anfeuerte und selbst den ersten Schuß ab­­gab, gerödtet und 27 Personen verwun­­det. Einem Demonstranten wurden acht Re­­volver abgenommen. In der Umgebung von Kijhenemw kam es­reitag zu großen antisemi­­tischen Erzesten. Die Juden verthei­­digten sie mit Revolvern gegen die plün­­d­erenden Bauern. Achtzehbn Juden wurden getödtet, mehrere Hundert­­verwundet. Viele jüdische Häuser wurden ge­­plündert und zerstört. Auch aus dem Kiemer Gouvernement wird der Ausbruch antisemitischer Unruhen auf dem flachen Lande gemeldet. Das Kriegsgericht verurtheilte den Gene­­darmerieoffizier Leleka, der einer geheimen Verbindung angehört und einen Oberst- -Lieutenant und einen Unteroffizier ermordet hatte, zu lebenslänglicher Verbannung und Zwangsarbeit.­­ beschleunigte Aktion der Japaner wird durch die Nothwendigkeit geboten,Sachalin zu oktupiren und Wladiwostok zu zerniren,ehe die hiezu nötigen Maßnahmen im Herbst durch den Eintritt der Eisperiode erschwert oder gar unmöglich gemacht werden. Es it nur selbstverständlich, daß die Japaner geradeaus auf ihr Ziel losgehen, ohne sich dur­ Rücksichten auf die Frieden­s­­konferenz beirren zu lassen. Die Nach­­richten über die Chancen der Friedendaktion werden von den japanischen ebenso ignoriert, gezogen haben, sich Heerführern wie der tendenzielle D­e­­peschenwechsel zwischer dem Czaren und Linemwitfsch, welche diviek­ auf eine Beeinfluss­ung der Berathungen in Nemgoff abzielen. Von diesen D’prichen machen die­­jenigen den d­plorabelsten Eindruck, in welchen Linewitsch von Kriegeluft und Sieges­­zu dersicht der Truppen spricht, während gleich­­zeitig die Nachrichten über mafs nhafte Deser­­tionen der russi­schen Soldaten und deren Uebergang zu den Japanern in rascher Folge nacheinander eintreffen. Der japanische Admiral Kataoka m:[det über die Lage auf Sadhalin, daß ss die Russen nach dem dreißig Meilen südöstlich von Alexandropst liegenden Luitom jenfei­d der Hügelkette zurück­­melde die Gegend von Alexandrowst von der offenen Ebene trennt. Hier seien die Russen vollständig isolirt, da eine Landstraße nicht vorhanden ist, und es sei ihnen unmöglich, lange Stand halten zu können. Daher erwarte man, daß sie in allernächster zu­ ergeben werden. Diejer Sieg würde die Japaner zu unumscränften Herren der ganzen Insel machen. In Tokio Herrscht natürlich große Freude über den Erfolg der Expedition nach Sachalin und ebenso über die Truppenladung und die Wegnahme des Leuchtt­urms in der Castries- Bucht, umso mehr, al damit japanische Truppen zum ersten Male in das eigene Gebiet derYeindeß ein traten. (Brefta Camp, die Basaltinsel und Port Alrzandroms gehören zum Gebiet der Castries- Bucht.) Zum Kriegsschauplätze in Ostasien zornigZL Juli. Nach der Sicherung ihrer Errungens­­chaften auf Sachalin und der neu gewonnen Posten an der sibirischen Küste haben die Japaner­ nun mit einem energischen Akt Wladiwostok gegenüber eingesetzt Die Festung wurde durch eine starke Flotte bleici­t,ebenso stehen die Küstenstriche von Sachalin,Korea und Sibirien unter der Observation eines kreuzenden Geschwaders.Die politische Nachrichten. O­fener Kommerzialrath. Der Handels­­­minister hat den Direktor der Ersten Ungari­­schen Landwirtsschaftlichen Maschinenfabrik, Stefan Henil, zum Mitgliede der statisti­­schen Werthbestimmungs-Kommission ernannt und ihm den Titel eines Kommerzialrathes verliehen.­­ Ministerpräsident Baron Sıjcıwary in Karlsbad. Samstag ist der K­abinettschef von Budapest in Wien eingetroffen und hat um 9 Uhr Nachts seine Reise nach Karls­­bad fortgelegt. Daselbst gestern angelangt, fonferirte Bormittagg Baron Zejerpary mit dem in Karlsbad zum Kurgebrauche anmesenden österreichischen Ministerpräsidenten Baron Bautsch, der dann heute Montag Abends nach Wien zurückkehrte. Für den 2. August hat Ministerpräsident Freiherr von Gautsc­h einen Ministerratdh ein­­berufen. O Honvedministr IMS. B­ihar in Wien. Der Landesvert­eidigungsminister FME. Bihar stattete gestern dem Kriegs­­minister FZM­. Ritter v. Bitreich einen Besuch ab und konferirte mit ihm bei dieser Gelegenheit über Ressortangelegenheiten. Kamenthi sol die wirartige Errichtung neuer Kriegsschulen einen Gegenstand der Besprechung gebildet haben. Minister Bihar begab sich um 5 Uhr Nachmittags nach Budapest zurück. O Baron Yänffy in De6s. Geitern fand hier die konstituierende Versammlung der Neuen Partei de­s Komitats Szol­­­ot-Dobota statt. Baron Desider Bánffy hielt eine längere, von einem mehrtausendköpfigen Publikum mit lebhaften Beifall aufgenommene Rede, in­­ welcher er sagte, das Interesse an einem einheitlichen ungarischen Nationalstaate erfordert er gebie­­teriich, daß mir dad Wert des Staatsbaues bei Auzschaltung der staatsrechtlichen Kämpfe auf der heute bestehenden Grundlage ausführen. Eine Lösung der Kreise ist nur

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