Oedenburger Zeitung, 1906. November (Jahrgang 39, nr. 250-274)

1906-11-01 / nr. 250

ei - - - MI ‘ · Bedenburger Reitung. ·erner die Feldmarschall-Lieutenants Graf Karl I.Auers­prerg,Kommandtzyth13.Komö­­und kommandierender Gen­eral in Agram,­­;«·Jekelixilussysspvoui jekel und­­ Margitfalva, königlich ungarischer Landes­­­verteidigungsminister, und Gustan Jonas v. Steegenmwald, Eu. f. Land­wehr-Kavallerie­­-Inspektor. Bu Feldmarschall-Lieu­tenant 3 wurden die an der Beförderungs­­tour stehenden Generalmajore bis einschließlich­­ Generalmajor Anton Seefranz ernannt. Zu Generalmajoren wurden die an der Befürderungstour stehenden Oberste bis einschließlich Oberst Friedrich Polaf Edlen von Mürzsprung ernannt. Unter den neuer­­nannten Generalmajoren befindet sich auch der Vorstand des Präsidialbureaus im gemeinsamen­­ Kriegsministerium Hermann Kufmaner. # Beeidigung des neuen österreichischen Landesvertheidigungsministers. Se. Majestät der König hat gestern Vormittags den neu= . ernannten österreichischen Minister für Landes­­­vertheidigung FZM. Julius Latscher nv. 2auendorf beeidig. 3 unterbenk­ten Ministerpräsident Dr. Freiherr v. Bech und in Vertretung des DOberstkämmerers General­­­adjutant a. d. 8. Graf Baar. Der Eid wurde vom Ministerialralrathe Dr. Oskar Freiheren vd. Billani verlesen. + Erklärungen Dr. Wekerle’s und Korinth’s. Bei einem Mitarbeiter der „Zeit“ äußerten sich sowohl Ministerpräsident Dr.­lexander Weferle, al auch Handels­­minister Franz Kossuth über jenen angeb­­­lichen Punkt­ des Friedenspunktes, als hätte das Kabinet Weferle unter gemissen Be­­dingungen sich bereit erklärt, in die Erhöhung des Rekrutenkontingents einzumilligen. Minister­­­präsident Weferle äußerte sich dahin, daß an­ dieser Nachricht sein wahres Wort sei. Koffuth ermächtigte den Journalisten zur Erklärung, daß die Nachricht, als wäre der ‚Handelsminister‘ bereit gewesen, die Er­­höhung des Rekrutenkontingents zu konzediren,­­ eine fühne Unwahrhrit je. Koffuth habe solche A­ußerungen niemals gemacht und seien zwischen ihm und seinen Ministerkollegen weder im Diefer, noch in anderen vagen Differenzen aufgetaucht. Das Kabinet sei solidarisch, woran seinerlei Unwehrheiten oder Denunziationen­­ etwas ändern künnen. Ferner berichtet Die „geit“ ebenfalls aus ungarischen Regierungs­­reisen geschöpften Informationen, daß die über die angebliche Erhöhung des Rekrutenfontin­­­­gents in den Zeitungen erschienenen Nach­­­­­ziehten bei den Mitgliedern des Kabinett mehr Heiterkeit als Berger anglösten. Schon die in der Presse erörterten Details, daß die Punkte D des Paktes theil ® mit schwarzer, theilg mit . . rother Tinte geschrieben seien, weisen darauf Hin, daß die Nachricht von Jemandem in die Welt gefebt wurde, der seine Ahnung von der " Entstehung des Paktes habe.­­· HEF-W.Y.v.-Yitteich.Aus Wien wird dem,,fü­njfäg««gemeldet:In mili­­­tärischen Kreisen wird erklärt,daß der gewesene "Kriegsminister.FZM.v.Pitreich nun doch zum Chef des Generalstabes ernannt werden wird. Die Hindernisse, die dieser Kombination im Wege standen, sind in den feäten Tagen angeblich beseitigt worden. FML. Conrad in Höbendorf soll an Stelle des Erzher­ 7098 Eugen zum Korpskommandanten in­­ Sangbrudh ernannt werden. Die rechterwähnte Bermuthung hängt jedenfalls mit der schon­­ seit längerer Zeit in informirten Streifen fur­­chrenden Version zusammen, Erzherzog Eugen werde als Nachfolger des Erzherzogs Rainer das Oberkommando der Landwehr übernehmen. Its-Baron Yohirmt hat in BudapeL in den Details besprochen worden. Eine voll: ‚Großes Aufsehen rief er in allen politischen’ er PR RE AOL RL CRRE srunft. Im Schlüsselburger Arbeiter Kreisen hervor,als«bekannt wurde,daß der Antrittsbesuch des neuen Ministers des Aeußern,­­Baron Aehrenthal,bei dem Minister­­­präsidentean Wekerle über zwei Stunden gedauert habe.Es ist anselbstverständlich, daß an die überaus lange Besuchsdauer allerlei «.«Vermuthungen geknüpft werden,da in diesem Besuche der Charakter eine förmlichen Konferenzsinne gewohnt zu haben scheint. Jedenfall­s war D­ieser Besuch mehr als ein bloßer Akt der Courtoisie. In der That ist in Dieser Unterredung die Bolitis in großen Zügen und nach mancher aktuellen Richtung hin auch­­ fommene Uebereinstimmung wurde erzielt. &g sollen unter Andern auch wichtigere Personal­­fragen, namentlich in Bezug mehrerer in Er­­ledigung kommenden Diplomatischen MBosten, den Gegenstand der Diskussion gebildet haben. + Aus dem österr. Abgeordnetenhause. Ein Dringlichkeitsantrag, betreffend die Vo­r­­lage des Plattes der Krone mit der ungarischen Koalition ist nicht eingebracht worden und wird auch voraussichtlich nicht eingebracht werden. Die deutschen­ Parteien beabsichtigen, den Gegenstand erst in Berathung­­ ziehen und dann eventuell eine Interpellation in dieser Sache einzubringen. + Gegen die nationalistische Presse. Das Munizipium des Komitats Trencsen I. hielt gestern eine Kongregation, in welcher die Kurrende des Komitats­ Nyitra bezüglich der Verhinderung der Umtriebe der natio­­nalistischen P­resse beistimmend zur Kenntniß genommen wurde. Auch Die bezüg­­lichen Kurrenden der Komitate Temes und Soros wurden zur Kenntniß genommen und behufs meritorischer Beantragung an den neu­­organisirten Wohlfahrts-Ausschuß geleitet. Nach Erledigung mehrerer auf der Tagesordnung befindlichen Fragen wurde die Kongregation geschlossen.. + Enguete in Angelegenheit des To­­talisateurs. Der Aderbauminister hat in An­­gelegenheit des Totalisateurs für den 5. November eine Enquete einberufen, zu welchem die Einladungen bereit versendet wurden. « 1. November 1906. — Ein Denkmal für Raphael Donner. Gestern Vormittags wurde auf dem Schwarzen­­berg-Plabe in Wien das Denkmal des Bild­­hauer Raphael Donner (Schöpfer des Monumental-Brunnens am „Neuen Markt” in Wien) enthüllt. Das Denkmal ist ein Werk des Bildhauer Rauffungen. — Die Ereignisse in Rußland. Das Petersburger Straßenbild war gestern, al am Jahrestag des Manifestes, das des gewohnten Alltags lebend, nur Patrouillen­­ziekulicten unauggeregt. In die Kajankirche zum Gottes­­diente anläßlich des Gedenktages des Attentats bei Bor­fi werden nur unverdächtige Personen zugelassen. Die Arbeiterviertel sind von Truppen belebt, die Aemter sind geschlossen, in den Yabrisen wild gearbeitet, die Geschäfte sind offen, die Häuser tragen Flaggenschmuck. Abends fand eine Ilumination statt. Die Stimmung ist eine ruhige “und es kamen seinerlei Au­­­sschreitungen vor. Die Berichte aus der Provinz sind ebenfalls günstig. — Aus Wilna be­richtet man! In der vorigen Nacht ver­­haftete die Polizei 4 Bersionen, unter ihnen einen Gymnasiasten, wegen Zugehörigkeit zu revolutionären­­ Organisationen. .. Anstand. — Raubgefindel bei einer Feuers­­viertel wurden gestern durch ein Großfeuer vier Häuser eingeäschert. Gefindel behinderte die Löscharbeiten, zerschnitt den Spribenschlauch, raubte das auf die Straße gebrachte ‚Eigenthum der Hausbewwohner und zerschlug die Fäller einer in einem brennenden Haufe­n befindlichen Bierniederlage. Eine herbeigerufene Kompagnie Soldaten wurde mit Steinwürfen empfangen. Die Soldaten gaben eine Salve in die Luft ab, worauf sich das Gesindel zerstreute. — Mehrere Eisenbahnunfälle. In Ruß­­land haben sich gestern mehrere Eisenbahnunfälle­­ ereignet. Bei der Station Pihanomwa Buftyn der Eisenbahnlinie Kiem— Moskau stieß ein Personenzug mit einem Güterzuge zusammen, von dem fünf Waggons zertrüm­­mert wurden ; ein Beamter ist gezüchtet und zwei andere sind verlegt worden. Auf der Strecke Moskau— Briangk fuhr bei der Station­­ Daminitichi, 268 Werft von Moskau, ein Schnellzug auf einen Güterzug. Dabei kamen mehrere Personen zu Schaden. Die Strecke ist gesperrt.­ Bei Berditschem entgleiste ein von Warjfehau kommender Zug. Vier Passagiere XX Säbeldymmen eines Alleingehers. Wanderungen und Bergtouren in Tirol, Italien und Schweiz. Bon N. E. Zupancic. (Sed­egung.) s Während dieser unheimsien Schilderung brachte der Briefbote die Briefstaften,darunter einen Brief und eine Ansichtskarte mit dem Bildnisse des Vizekönigs von Aegypten aus Kairo.,,Von meinem Sohne!«meinte glücklich­ die Mutter,»Sie erlauben wohl! »Sehen Sie,«sagte sie wieder nach einer Weile,»So sind die Kinder!«,,Sie assimiliren sich rasch in allen Verhältnissen und vermögen leichter alles zu überwinden und zu vergeb­en Alten !“ „So scheint auch mein Sohn, dem es Gottlob sehr gut geht, nicht mehr so schwer das D Vaterhaus zu vermißen.” „Zumindest nicht so schwer wie ich ihn,“ meinte sie mit einem Seufzer ! „Ewige Wahrheit meine Gnädige,“ be­­stätigte ich, „weiß ich doch auch ein Lied davon zu singen das fürmlich in ais-moll au­ffingt!* „Sind Sie auch musikalisch ?* frug dazwischen die Tochter. „Ja,“ ant­wortete ich, nebst der Touristin ist es nur mehr die Musik, die meinem Lebensinhalt bildet. Und nun entwickelte sich ein lebhaftes Gespräch zwischen uns Beiden über Musik und Künstler. Ich ersah daraus, daß sie eine nicht gewöhnliche musikalische Bildung besah. Sie prach über Schubert, Brahms und Schumann, diese wären ihre Lieblinge, meinte sie. Ich äußerte mein Bedauern, daß Fein, Klavier im Hause, denn, meinte ich galant, da sie auch eine Sängerin ist, würde er mir ein großes Vergnügen machen von ihr eine Romance von Tofti zu hören, zu der sie in dieser Umrahmung wie geschaffen mir erscheine ! Nun reichte mir die Mutter die Ansichtz­­farte von ihrem Sohne Hin. Da nahm ich eritt wahr, daß ich mich in einem hohen aristokratischen Hause befinde. Eine geborene Gräfin D.­ Yy, an einem florentinischen Grafen verheiratet, deren Sohn seit Kurzem bei der Botschaft in Kairo ein hoher Funktionär­ ge­­worden ist. Die Tochter genoß in Wien ihre Erziehung. Dem ausgezeichneten Malaga sprach mein Begleiter tüchtiger zu al ich. Obzwar er auch mir besser schmeckte, als ich «8 mit meinen Abstinenzprinzipien vereinbaren konnte ! Dafür griff ich wieder­um so öfter nach der ungemein appetitlich aussehenden Südfrucht, nespole benannt, die von der Größe unnserer Pflaume, in Farbe unserer Marille ähnlich, mit mehreren kleinen Kernen im Innern, vom Geschmack einer feinen Kaiserbirne vorzüglich schmect und dabei reizend anzusehen ist, wenn sie jammt den dünnen Zweigchen, an welchen sie hängt, an den Tisch rommt! Eigentlich soll e8 eine japanische Frucht sein, wie mir die Komtesse sagte. Als sie dann bemerkte, wie sehr mir die nespoli schmecken, band sie mir höchst eigenhändig den schönsten Zweig, an melchen fünf Stück Hingen, an meinen mit Alpenrosen geschmücken Brcef. Diese Ehre ist meinem treuesten Gefährten noch nicht zutheil geworden ! Das brennende Roth der Rosen bot mit dem lieblichen Orangegelb der Mispeln eine prächtige Farbenmischung dem Auge ! Nachdem ich über Wunsch der Gräfin‘ meinen Namen in ein Buch eingeschrieben habe,­­bei welcher Gelegenheit ich leider meinen Kragen, an dessen Ende sich das Nothsignal­­pfeiferl befand, liegen ließ), mußte ich endlich von diesen so überaus briebengwürdigen und freundlichen Damen Abschied nehmen, denn der Zeiger der Uhr mies schon auf 10 Uhr und ich hatte bis Malcesine noch beinahe eine Stunde zu gehen. Freund Giuseppe begleitete mich noch eine­ Strecke des Weges und da ich ihm für die V­ermittelung dieser interessanten Begegnung seinen anderen Dank bieten konnte, versprach ich ihm aus Sopron eine schöne Ansichtskarte zu schiefen. Zu diesem Behufe ließ ich mir seine genaue Adresse geben : Giuseppe Veronese in Magugnago per Sommnavilla. „a8 ! V­eronese heißen Sie?” „Etwa ein Nachkomme des berühmten Malers Paolo Veronese 2” rief ich überrascht. „Si signor !“

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