Oedenburger Zeitung, 1908. Juni (Jahrgang 41, nr. 127-148)
1908-06-02 / nr. 127
xxXxI.Jahrgang. Dienstag, 2. Juni 1908, Gedenburgerzeikung YociiischethagbcatL Adminiftration und Verlag: Ireis:7F-ell·er. Pränumeratiouöpreisu Inr Loko-Ganzjähr 19221,halbjähriglich vierteljährig 5 K 50 h, monatlich 1 K 90 h. Für Auswärts: Ganzjährig 26 h, halbjährig 13 h, vierteljährig 6 K 50 h, monatlich 2 K 30 h.ereis . Seller Inserate nach Tarif. Derselbe wird auf Wunsch überallhin gratis und franko versendet. Buchruherei Alfred NRomfalter, Grabenrunde 12, Annonzenaufträge, Aponnements und Insertionsgerühren sind an die Administration (Grabenrunde 121) einzusenden. Vermittlung dür alle Annonzenbureaug. Celephon Fir. 25. ««,s Beh und Wekerle. Sopron, 1. Juni. Der österreichische Deinisterpräsident Freiherr v. Bed hat wieder einmal gesprochen. Jedesmal, wenn der österreichische Ministerpräsident im Reichsrat das Wort ergreift, um über Ungarn zu sprechen, endet die Geschichte mit Unannehmlichkeiten für die ungarische Regierung. Und Diese hat die Koalitionsregierung in den zwei Jahren ihrer Herrschaft oft und immer mit Bestwendung erhalten, wenn sie Dinge andeutete, Die zu schön geführt waren. So geschah eS wiederholt während der verschiedenen Jahren der Ausgleichs- und uotenverhandlungen und so geschah es auch am legten Mittwoch in der Frage der nationalen Konzessionen. Die wir für die Erhöhung der Offiziersgagen und Mannschaftslöhne angeblich erreicht haben oder die ung nach dem Aussagen einiger Minister wenigstens in sicherer Aussicht stehen sollen. Ein Teil der Unabhängigkeitspartei hat, wie noch erinnerlich, wegen der vom gemeinsamen Ministerrat getroffenen Vereinbarung betreffs der Gagenerhöhung in der legten Freitagssigung des Abgeordnetenhauses ein Ffl eines Balastrevolutiönchen inszeniert Genug, die Regierung hielt es merkwürdigerweise für notwendig, die Partei nach oft bewährten Muster zu beschwichtigen und aufzuklären. Und da passierte es denn, daß Apponyi, Kosjuth, dm Andraffy prafelhafte Äußerungen machten, dahingehend, daß man die Gagenerhöhung wohl ohne augenbriefliche N Rekompensation bewilligen müsse, daß aber nach dem „Gefühle” der Minister benannte Gagenerhöhung ein sicheres Mittel zur Erreichung nationaler Eerungenschaften sei. Dieser Gedanke wurde nicht nur mündlich ausgesprochen, als es galt, die Frondeure der Unabhängigkeitspartei zur Nation der Regierung zu bringen, sondern es lebt auch in dem politischen Manifeste, den Franz Kossuth an die jüngsten Sezessionisten seiner Partei gerichtet hat. In dessen Gedanken und Gefühle sind Imponderabilien, wenn sie auch in so bestimmter Form zum Ausdruck gelangen. Daran verschlägt nichts, daß sie hier die gewollte Wirkung hatten. Wir sind sogar der Meinung, daß es auf ohne sie gelungen wäre, die Palastrenolution im Keime zu erftieren. Gedanken und Gefühle sind jedoch nicht nur Imponderabilien, sondern sie sind — sofern sie nicht mindestens ein Wahrheitsatom enthalten — auch sehr kurzlebig. Ein einziges rauhes Wort kann ihrem Luftigen Dasein ein Ende machen. Wie es scheint, hat nun Freiherr v. Beck Dieses grausames Wort gesprochen. „Wenn gesagt wurde”, so sagte Herr v. Beck, „von Ungarn seien besondere Zugeständnisse gemacht worden, so könne er nun sagen, daß ihm von derartigen Zugeständnissen absolut nichts bekannt sei. ‘“3 ist nichts anderes abgeschlossen worden, als was darüber öffentlich verlautbart wurde, und auch die ungarischen Minister haben nichts gesprochen und können nicht sprechen von Dingen, die sie erreicht haben, sondern nur von Dingen, von denen Sie vorausiegen, daß sie sie in der nächsten Zukunft erreichen werden. Darüber könne er natürlich nichts sagen. Daß aber nichts anderes vereinbart wurde und daß seine S Konzessionen an Ungarn gewährt wurden, dafür stehe er mit seiner Person ein.“ Das sindhafte Worte — schreibt die Ung.ar. — Die an Deutlichkeit nichts zu unwünschen übrig lassen. Inn hat aber Weferle von erreichten Konzessionen gar nichts, sondern nur davon gesprochen, was durch die Rotierung der Gagenerhöhung in der nächsten Zukunft erreicht werden kann. Hier wirft sich unmillkürlich die Frage auf, ob er nicht auch für unsere Staatsmänner hoch an der Zeit wäre, ‚das Prinzip der Verfchleierung, unnndelhafter Andeutungen und unerfüllbarer Versprechungen aufzugeben, und stattdessen den Weg der Klarheit und Deutlichkeit zu wandeln. Schon der natürliche Selbsterhaltungstrieb müßte sie auf diesen Weg drängen. Das Land ist des ewigen Heßens müde, CS hat mit endgültiger Nesignation auf die alten Schlagworte verzichtet ; die ganze nationale Fata morgana, an die ein Teil der Nation glaubte, solange die Unabhängigkeitspartei für die Reale Ludwig Kossuths kämpfte, hat sich als wesenlose Luftspiegelung erwiesen. Troß alldem hat sich das Land auch mitdieser großen Ettäuschung bereits abgefunden und unwünscht jeßt nichts anderes, als Ruhe und — das allgemeine, geheime, Direkte, gemeindenweite Wahlrecht, von dem der Minister des Innern Graf Iulius Andrafiy unlängst erklärte, daß er im Herbst die Reformvorlage dem Hause unterbreiten werde. Auch hier lechzt das Land nach Klarheit und Bestimmtheit. Graf Andrajiy motiviert den Aufschub mit der Notwendigkeit der Sommerruhe. Wir lassen notgedrungen dieses Motiv gelten, fürchten indessen, daß der Aufschub wenig beitragen wird zur Abkühlung der in dieser Frage ziemlich gespannten öffentlichen Meinung. Communal-Beiting. Zahl 7032/1908, Kundmachung. Auf Grund des $ 8 der Zirkular-Verordnung des hohen königl. Ministeriums des Innern und der Justiz vom 1. September 1898, Zahl 3300, betreffs der Durchführung der über die Gescworenengerichte Handelnden Gejeß-Artikel 3 33 vom Jahre 1897 wird diemit verlautbart, daß die Konskriptionskommission die Grundliste der zu Geschworenen Befähigten für das Jahr 1909 zusammengestellt hat und daß die Grundliste, vom 1. bis intlusive 15. Juni L 3. im städtischen Erpechte zur öffentlichen Einsicht aufliegend, während der Amtsstunden all dort von jedermann eingesehen werden kann. E35 werden daher alle jene aufgefordert, die gegen die Grundliste entweder wegen Auslastung zu Geschtorenen Befähigter oder wegen Aufnahme hiezu Unbefähigter reffamieren wollen, daß sie ihre diesbezüglichen schriftlichen Reklamationen vom 1. Juni bis influsive 15. Juni und ihre schriftlichen Bemerkungen auf diese Reklamationen vom 16. Juni bis inklusive 23. Juni I. $. im Eintreibungs Protofolle des Bürgermeisteramtes überreichen oder behufs protofollarischer Aufnahme ihrer Reklamationen oder Bemerkungen in obiger Zeit sie bei dem Gefertigten melden mögen. Sopron, am 20. Mai 1908. Im Namen der Konskriptions-Kommission Dr. Koloman Löpfer, m. p. Bürgermeister als. Kommissionspräses. Eine Kulturfeier in Sopron. Sopron, 1. Juni. Der Festtag, auf den unsere Stadt mit ihrem rührigen Bürgermeister Dr. Koloman Töpfer an der Spibe alle Ursache hat, mit vollster Befriedigung zurückzubilden, übergetauscht. Der transd. Kulturverein, der hier seine Generalversammlung unter imposanter Teilnahme der Intelligenz Soprons abgehalten, wird unserer Stadt, die ihm einen wirklich glänzenden Empfang bereitete, hoffentlich ein angenehmes Gedenken bewahren, denn Die ilustren Führer dieser Körperschaft konnten die Ueberzeugung gewinnen, daß unsere so oft grundleg verdächtigte, als „deutsch” verschriene Stadt Hinsichtlich ihrer patriotischen Gesinnung und herzlichen Gastfreundschaft selbst den Fernmagyarischerten Städten nicht nachsteht. Was uns selbst betrifft, zollen wir der segensvollen Aktion, die der transd. Kulturverein zu entfalten berufen ist, unsere volle Anerkennung, objehen mir nicht verheimlichen künnen, daß der Weihrauch, der bei diesem Anlasse ausgestreut wurde, die vielen Zobeshymnen, mit denen man sich gegenseitig besang auf die Teilnehmer geradezu betäubend wirkten. Wir wollen, wie gesagt, die zivilisatorische Million des Kulturvereines gewiß nicht schmälern, allein wenn mir unsreies „Irodalmi &s Müve6szeti Kör“ — dieser bereits seit Jahrzehnten bestehenden epochalen Schööfung Adolf müssen wir Staufenburgs gedenken, gestehen, daß der Kulturverein für uns jene Bedeutung nicht bef ist, der ihm innewohnt. Der „Irodalmi Kör“, ‚welcher Berwohner unserer Stadt ist nicht stolz auf ihn? Wer wüßte nicht, was ihm Sopron in puneto Mas ist borN a .