Oedenburger Zeitung, 1909. April (Jahrgang 42, nr. 74-98)

1909-04-01 / nr. 74

. Oedenburger Reitung, gewann durch die A­ußerungen des Minister­­präsidenten Dr.Alexander Wekerle über·« s die Beilegung des Konfliktes mit"Serbien un«d· über den Abschluß des Entente-Protokolles mit der Türkei die Bedeutung eines politischen­ Ereignisses·Von seinen­ Erklärungen,»die er als Antwort auf die Interpellationen der Ab­­geordneten Béla Rakovsky und Graf Theo­­dor Batthyány abgab,wurden besonders diejenigen,die den"Erfolg des Ministers des Aeußern,Baron Aehrenthal in warmen Worten würdigen,sowie die dankbare Aner­­kennung der musterhaften Freundschaft und Bundestreue Deutschlands und seines Kanzlers zum Ausdruck bringen,­auch weithin in Europa ein lebhaftes Echo finden. Ministerpräsident Dr. Weferle erklärte, das Haus habe die dringlichen Angelegenheiten erledigt und er beantragte, da die Regierung noch mehrere wichtige Fragen zu bereinigen haben werde, daß das Haus sich bis zum 26. April vertagen und den Präsidenten ermäch­­­tigen möge, im Bedarfsfalle das Haus zu einer Oitung einzuberufen. Das Haus beschließt in diesem Sinne und ermächtigt weitere, nach Feststellung der Tagesordnung der nächsten Eigung, den Präsidenten, in eventuell zur Bilanz gelangenden Wahlbezirken die Neu­­wahlen anzuordnen. # Die Delegationen. Wie die „Bud. Konr.” aus Wien erfährt, wird die Delegations­­fession erst im Herbste einberufen werden. # Erklärung des Barons Fejerväry. Der gewesene Ministerpräsident Baron Geza Fejerv­äry veröffentlicht folgende Er­­klärung:­­ „Seitens der Koalition ist bereits seit längerer Zeit wiederholt das Bestreben auf­­getaucht, das Regime Fejerväry vor dem großen Publikum derart einzustellen, als ob sie dessen Vorgehen nicht bloß vom politischen und verfassungsrechtlichen Gesichtspunkte als anfechtbar betrachten würde, sondern als ob die genannte Negierung zum Schaden der öffentlichen Güter des Landes eine Reihe solcher Handlungen begangen hätte, die auch vom Standpunkt der persönlichen Korrektheit und des Anstandes zu verurteilen wären, und daß sie sich durch den Pakt den Folgen der­­artiger Handlungen entziehen wollte. Gegenüber diesen besewilligen Deklarationen erkläre ich, daß es mir nie eingefallen ist, an eine solche Sudemnität auch nur zu denken, und, wenn jemand der Ansicht ist, daß wer immer irgend­­­welche Handlung begangen hätte, die von dem legterwähnten Gesichtepunkte zu verurteilen wäre, dann möge man sich nicht allgemeiner Infinuationen bedienen, sondern­ entschieden auf konkrete Tatsachen hinweisen und mit aller Freiheit an diesen die entsprechenden Kon­­sequenzen ziehen. Dagegen jedoch verwahre ich mich auf das entschiedenste, daß das ganze Regime verhüllte Verdächtigungen erfahre, und jedweden perfiden Angriff, mie ich deren auch­ in der Vergangenheit genug erfahren habe, meise ich rundweg zurück. « Budapest,30.März. Baron Gáza Fejérváry.« Ausland. Der Handelsvertrag mit Serbien. Belgrad, 30. März. Ein offiziöses Kommunique besagt, daß der österreichisch­­ungarische Gesandte Graf Korgách namens der österreichisch-ungarischen Regierung einen handelspolitischen modus vivendi auf Grund der Meistbegünstigung beantragt habe, der jedoch Serbien gar seine Vorteile bietet. Infolge der Kürze der Zeit zur Aufnahme neuer Verhand­­lungen auf gänzlich­ neuer Basis wird am 1. April zwischen Oesterreich-Ungarn und Serbien unwahrscheinli­cher vertraglose Zustand eintreten. Belgrad, 30. März. Heute um 10 Uhr vormittags erschien der türkische Gesandte beim Ministerpräsidenten Novakovics und teilte ihm mit, daß die Türkei in der Annek­enzfrage auf dem Standpunkte der Großmächte stehe. Zu derselben Zeit fanden sich die Gesandten Deutschlands, Frankreichs, Rußlands und Ita­­lien in der englischen Gesandtschaft ein, wo eine Konferenz abgehalten wurde. Um 11 Uhr­­ vormittags­­ begaben sich die Gesandten der Großmächte mittelst Wagens in das Ministerium­­ des Aeußern, wo der englische Gesandte, um­­geben von den übrigen Vertretern der Groß­­­mächte, dem Minister des Aeußern Milovano­­vics ein Aide-Mempoire über die Seitens Serbiens Oesterreich,Ungarn zu überreichende Erklärung übermittelte. Nach einem Aufenthalt von 20 Minuten verließen die Gesandten Deutschlands, Frankreichs und Italiens das Ministerium. Der englische und der russische Gesandte verblieben noch eine Halbe Stunde beim MMinister Milo­­vanopollis.­­ Der russische Gesandte verließ als fester das Gebäude. Die serbische Königsfamilie in Gefahr. Berlin, 30. März. Belgrader Mel­­dungen­ zufolge, hat die­ serbische Regierung Strenge Vorsichtsmaßregeln ergriffen, da die Sicherheit die Lebend der Königsfamilie ges­fährdet ist. Der König erhielt wiederholt ano­­nyme Drohbriefe, worin ihm mit einem Bom­­benattentate gedroht wird. Die Konzessionen Oesterreich-U­ngarns. Belgrad, 30. März. . In hiesigen Blättern wurde von kompetenter Stelle mits­geteilt, daß für den Fall der Annahme der Forderungen Oesterreich- Ungarns Serbien auf der Konferenz folgende Begünstigungen erhal­­ten werde: « 1.Freie Warendur­chfuhr durch Bosnien bis ans Meer in geschlossenen Magons, 2.die Sicherstellung des Baues der Adriabahn und 3. die Neutralitätserklärung "Serbien" nach dem Muster der für die Schweiz sta­­tuierten Bedingungen. »Personalunion Serbien— Bulgarien. Delgrad, 30. März. Trob den amt­­lichen Dementis scheint die Nachricht über Verhandlungen betreffend die Abdifation der Dynastie dennoch wahr zu sein. Die oppositionellen Blätter nehmen einhellig für ene Bersonalunion mit Bul­­garien Stellung. Annahme der Forderungen der Groß­­mächte durch Serbien. Belgrad, 30. März. Der Ministerrat beschloß heute nachmittags, den Forderungen der Großmächte vollinhaltlich zu entsprechen. Von diesem­ Beschlusse wurde der Wiener ser­­bische Gesandte in Kenntnis gerecht. Die Ne­­gierung wird morgen der Skupschtina über die V­orstellung der Großmächte Bericht erstatten. Sodann wird der serbische Gesandte in Wien beauftragt werden, die von den Großmächten empfohlene serbische Erklärung der österreichisch­­ungarischen Regierung zu ü­bergeben. Die Demarche der Mächte. ee Commumnl-Beituna. Zahl 2888/1909. Neuerliche Aufforderung­ ­ an die steuerzahlende Bevölkerung. Es ergeht hiermit an alle Diejenigen Steuer­­zahler, welche ihre auf die Militärtarge bezughabende Anmeldung in der schon früher bekanntgegebenen Frist nicht eingereicht haben. Die neuerliche Aufforderung, diese ihre Anmeldung innerhalb 8 Tagen beim städt. Steueramte umso gewisser einzureichen, weil im ent- „gegengeseßten “Falle ihre Steuer unter den im Gewebe bestimmten schweren Folgen von Amts wegen festgestellt werden wird. Sopron, den 31. März 1909, Das lädt. Sieneramt. 1 April 199. Sonntag vormittags 10 Uhr in der hiesigen Benediktinerkirche die Bassion nach dem Evan­­gelium de­r Heiligen Märde zum P Vortrage bringen. * Reliquien aus der Zeit des Siegers von Aspern. Am 15. April wied bekanntlich in Wien unter dem­ Protestorate des Erzherzogs Friedrich im SKunftgewerbemuseum eine „Erzherzog Karl-Ausstellung” eröffnet. Gestern weilte ein Beamter des Kriegsarchivs in der Person des Oberleutnants Karl Zitterhofer in Soproni, um im hiesign Museum nach Reliquien aus der Zeit des Siegers von Aspern zu forschen. Tatsächlich wurden drei wertvolle Fahnen, die der Oedenburger­­ Bürgergarde gehörten, gefunden. Die Schüpenfahne stammt aus dem­­ Jahre 1701 und enthält auf dem einen Bande das auf Pergament gemalte Bild des Königs Leopold des II, am andern Bande das Bild de Balatins Alexander Leopold und oben das Miniaturbild der Fahnenmutter Clam= Martinez. Die Reiter­ und Infanteriefahnen stammen aus dem Jahre 1790. * Die gefsrige Wahl in der Gewerbe­­korporation endete mit einer Niederlage der in allen Teilen mobilisierten Unabhängigkeiten­partei. Die Mitglieder der Gewerbekorporation bewiesen, daß ihnen nicht der aufostroyierte P­arteistandpunkt, sondern die Qualifikation der Bewerber maßgebend sei und wählten Julius Magyar zum Schriftführer der Korporation, trug dem jrellend der Unabhängigkeitspartei in heftigster Weise für ihren Kandidaten Soloman Szefely agitiert wurde. Von den abgegebenen 24 Stimmen ent­­fielen auf Julius Magyar 14, auf Kolo­­man Szefely 6 und auf Johann Kar­­nitsc­her 4 Stimmen. S­oldat-Roeger-Quartett in Hopron. Nach­ den vielen beunruhigenden Sensa­­tionanch­richten der vorigen Woche endlich einmal eine eminent friedliche. Sonntag, den 4. April (Psalmsonntag) abends um halb­e Uhr veranstaltet der Soproner Hagen-Mozart- Beethoven-Klub ausschließlich für seine unterjtügenden Mitglieder seine Haydn-Gen­­tem­arsfeier unter gefälliger Mitwirkung de3 Quartett Soldat­­ Roeger aus Wien. Wir find­­e im Stande den hohen Wert de­r Mohlwollen", welches Diese berühmte Quartettvereinigung der kulturellen Mission des " Soproner Haydn-Mozart:Beethoven: Klub durch­ ihre Teilnahme an der eier entgegen­ bringt, gebührend zu schoßen,­­ doch freuen wir uns doppelt, daß es gerade unserer F kleinen Gemeinde von Verehrern der Tonmufe Haydns, die auf derselben Schelle noch lebt, wo er einst so Herrliches geschaffen, beschieden it, die künstlerisch und historisch Herborragendite Haydn=Gentem­arsgeier in ganz Ungarn mit­­erlebt zu haben. Zpe. * Der Verein der „Hoproner Ehristlichen S Handelsangestellten”, hielt Sametag seine diesjährige Generalversammlung n­ach den Berichten des Schriftführers und des Kajfb­erg, welche zur Kenntnis genommen wurden, sind zu neuen Zunktionären gewählt worden: Zum Vorstand :­ Conrad­ Sedel, Vorstandstellver­­treter: Theodor Schmidt, Josef Wetzla, Schriftführer : Vinzenz Gayer, Kaflier: Geza Banfi, Archivar: Friedrich Filo, major domus Josef Knöbl, außerdem 12 Ausschußmitglieder. * Der ifr. Hellerverein hält Sonntag den 4. d nachmittag 4 Uhr im Beratungs­­saale der ifr. Kultusgemeinde seine ordentliche Tagesbericht aus Sopron und VW Westungarn. Sopron, 31. März. * Gedenktage am 1. April. 1810. Vermählung Napoleon I. mit Maria Louise, Erzherzogin von Desterreich 1815. Geb. Fürst Biernard zu Schönhausen. 1848. König Albert von Sardinien erklärt an Desterreich den Krieg.­­ Ernennung im diplomatischen Dienst. Der König bat den Legationsrat I. Slafie Dr. Grafen Ludwig Szechenyi von Särvär und Telfüvidet zum Leiter des Generalkon­­sulates und der diplomatischen Agentie in Kairo ernannt. * Der Singdor der Marianischen­­ Kongregation für Männer wird am Palm: Wer­­ Odo­ konsequent täglich anwendet, übt die nach dem heutigen Stande der Wissen­­schaft denkbar beste Zahn- u. Mundpflege aus. er ku A $3 Sät A =

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