Oedenburger Arbeiterrat, 1919. Mai (Jahrgang 1, nr. 27-46)
1919-05-01 / nr. 27
ie E En 5% r = bar; Hari GI, I«"·i-«73W«(’W’T Seite 2, Sozialisme und DentfAtum. Don Nikolaus Lazaropitid, Gantommifjäritellvertreter. Das von Mare und Engels verfaßte kommunistische Manifest sagt, daß es ohne nationale, feine soziale Befreiung gibt. Von dieser Erkenntnis sich leiten Lassend, hat die ungarige Soimjetregierung dem deutschen roletariat Westungarnd in Form eines Zurlegeiebes, nach xuffischem Muster ale Rechte auf Syste, Kultur, Administration und Schule veriic,. . . Bilfend, daß an der Spike dieser Bewegung Genossen stehen, die vor allen Dingen den Internationalismus betonen, jenen SIinternationalismus, der laut dem DBucharin’schen Programm Nationen und Nationalitäten im Kampfe gegen den gemeinsamen Feind, nämlich die kapitalistische Weltordnung, eint. 3 ist Daher die Hauptarbeit ‚des deutschen Proletariates, Den Sozialismus in die Reigen der noch indifferenten Masjien des westungarischen Gaues zu tragen und zu dieser Arbeit fordern wir alle Genossen und Genossinnen auf, um an der Bevölkerung unseres Gaues eine schöne und glückliche Zukunft zu schaffen. ‚Es kann nicht oft genug betont werden, daß in unseren Reihen nur Haffen bewußte Broletarier PBlah finden künnen. Chauvinisten. Besümpfer der heutigen Staatsform sind auch unsere Feinde, die wir immer und überall bekämpfen müssen. Wir wollen deutsche Kultur, deutsche Schulen undeutsche Verwaltung, aber nie für das Deutsche Proletariat Westungarns, VRR STRITECER ET EEE ‚ Bourgevisie — in die deutsche Sprache würde das Wort in Bürgertum zu überfeßen sein. Diese Bedeutung hat es aber bei mir nicht; Bürger sind wir alle, der 27 Arbeiter, der Slleinbürger, der Großbürger n.s.w. Das Wort : Bour eoisie hat vielmehr im Laufe er mette die Bedeutung anommen, eine ganz bestimmte politische Richtung, ie bei Ferdinand Laffale. Den Mometmertre, den Hügel der Heiligen, der Sünder und der Märtyrer klettert die Rue Rochechouart teil hinan. Ungefähr dort, wo 1871 die Helden der Kommune sich derehanzt gehalten hatten, stand Ende der Achtziger Jahre ein kleines Theater. Er nannte sich etwas großmäulig Fantasies Parisiennes. Ein dürftiger Bau, der einige Jahre hindurch „ıdernden Gesellcaften zu kurzen Gastspielen Unft gewährte. Als die Weltausstellung 1889 exı #«e wurde, gastierte in dem Kleinen Theaterfaak ei ne aus Nußland geflüchtete deutsch-füntische © *asspielergesellschaft, die auch Budapest in einem »n2chanje der Dunfelsten Spiefstadt zu Gast geben hatte. Die armen Auden konnten troß de zin 1dungsrmmel selbst dieses Kleine Haus mich füllen und mußten bald abziehen. Das Theater and leer und finster, trog dem ringsum Die Auäcen Geister des Montmartre die Ausstellung sc. zu Haus heranzogen. Anfang Zul Schloffen fig Die Tore des Hanses wieder auf. Jules Gue&de, der Führer der Pariser Sozialisten, hatte das Theater für den Internationalen Sozialistenkongreß gemietet. Und bald kam Leben in das stille Haus. Geschäftige Hände zierten e3 für den Empfang der Gäste. So leiteten e2 in das rote Gewand der internationalen Arbeitersolidarität und sehmückten es mit der Länder und Meere, Völker und Zeiten übertönenden Aufschrift : „Broletarier aller Länder, vereinigt Eu!“ Der Saal und die Bühne wäre ebenfalls in grelles Rot getaucht. An den Wänden liefen Tafeln, die alle Sprachen der Welt (auch die Deutsche, was in Paris wohl vorher und auch lange nachher niemand gewagt hatte) sprachpen. Oberhalb der Estrade des Präsidiums, die auf der Heinen Bühne errichtet worden war, stand auf einen, quer über den ganzen angespannten Fahnentusche das folgende zu lesen: „Im Namen des Paris der 1848 er Junitage und der 1871er März, April und Maitage, im Namen des Frankreichs der Babeuf?, Der Blanquing und Barlind Heil den Sozialisten beider Welten.” 68 war nach langer Zeit wieder eine Weltheerschau des Sozialismus. Seit dem Ende der ersten Internationale zu Anfang der Sechziger Jahre war er von internationalen Arbeiterkongressen ziemlich still getworden. In der ersten Hälfte des September 1869 war der erste Kongreß der Internationale in Basel zusammengetreten und hatte eine Resolution angenommen, die es für die Abschaffung des individuellen Eigentums an Grund und Boden aussprach. Schon damals hatte Liebkrecht (der Rater) für diese Resolution gestimmt, während in Deutschland die Parole ausgegeben wurde: Keine Diktatur — weder die Bismarcs, ob die Marzd. Seither hatte sich die Arbeiterbewegung kräftig, aber feinesivend einheitlich entfaltet. Den großen Mannigfaltigkeit der Formen, die sie in den verschiedenen Ländern angenommen hatte, war es auch zuzuschreiben, wenn der fur Weltausstellungsjahre nach Baris einberufene Arbeiterkongreß fi sofort in einen gewerkschaftlichen und in einen sozialistischen spaltete. Die beiden Kongresse tagte zur gleichen Zeit, doch hatte die Zusammenkunft der Marristen am Montmartre der gemwertschaftlichen bald den Rang abgelaufen. Die · g.-oder Deutschen,eine Fusion herbei- Jurist urkar nicht von Erfolg gekrönt,es wurden abe's ist die gleichlautenden Beschlüssegefaßt und Zusn Schlusse auch die persönliche Freundschaft bei einem Ehrenwein am Stadthaus besiegelt. Die Marristen, oder wie sie in Paris nach ihren Führer genannt wurden,der er als Gifter gewagt hatte, gegen Boulanger, der damals ganz Paris beherrschte, Stellung zu nehmen) die Guestleisten hatten etwa 200 ausländische Gäste, darunter 120 Deutsce. Die Gewerkschaftlichen, Bolfibilisten genannt, verseinigten auf ihrem Longrefe entsprechend der spezifisch französischen Richtung ihrer Politik und Taktik (ihr geistiges Oberhaupt war Auguste Gomte) nur 50 Ausländer, tat durchwegs Engländer, so daß dieser Kongreß mit Fug und Necht französisch-englischer Arbeiterkongreß genannt wurde. An der Sorge der Boffidilisten, die in der Rue de Lancry tagten, standen das Pariser Gemeinderatsmitglied Soffrin, der revolutionäre Liederdichter Clement und ein Fräulein Simeon. Interessant ist, daß Die Volfibilisten in heftigster Weise gegen die deutschen Sozialisten Stellung nahmen, während der einzige anwesende italienische Genosse, Deputierter Gosta zur Einigung ermahnte und mitteilte, daß er von dem Italienischen Arbeitern beauftragt sei, beide S Kongresse zu besuchen. Biel m whürdevoller gestaltete fie Die Eröffnung des Kongresses der Marrisien am Der Gebnretstag des 1. Mai, Der Bariser Beschluß 1889. Aus: „Die Geschichte der Maifeier 1889 —1919* von Arthur Singer. NEETTERTERLICTEN · Oedenburger Arbeiterrat 1. Mai 1919. x E73 : Feuilleton. Die bildende un im kommunuis Schen Staate, Die Geschichte der Kıunst weit, wie die Geschichte jedweder Evolutionen wellenförmige Entwicklung auf. Die Kunst einer Epoche hängt den verschiedenen Faktoren ab. Skunstwollen und Kunstfönnen verbinden sich mit den allgemeinen kulturellen Zuständen, Epochen, heftiger Kämpfe einer Nation sind in der Regel fünf tierisch unfruchtbar. Zeiten, in denen eine Nation schwere Kämpfe zu bestehen hat, wirken beinahe nie befruchtend auf die bildende Funft. Befruchtend in dem Sinne, daß die unft neue ege einschlägt und daß diese neuen Wege ein Vorwärts auf der Straße zur Sonne bedeuten, Die beitieg der Weltkrieg unseligen Angedenken:. Was für schredliche und jedem Stil Aeresperende Werke brachten und die Ausstellungen der besten Jahre. Man wollte den Krieg mostiich paden. Arbeitete mit bengalischen Lichte und dem Räfsczymarich. Mit denselben Mitteln, deren sich die Chansonette auf dem Bretter bedient, wenn sie die Nöde hebt. Oder wollte ihn in Liniempthmit ausdrücken. Man fand höchsteng zu guten Plakaten. Die realistischnaturalistischen Versuche führten zu einem Zerri bi der Wirklichkeit. Mean stellte unmögliche Menschen mit den Bofen der Schaubühne dar. Der Weltkrieg erwies sicls unfruchtbar für die bildende Kunst. Selbst Birne einer Nation können nur vorübergehend das Kunstleben zu einem Aufschwunge bringen, ein unmittelbarer Erfolg zeigt sich selten. Zum Schaffen wahrer Kunst braucht der Künstler Ruhe. Bagfiihe und psychische Ruhe. Nur eine Epoche friedlichen Schaffens man der Kunst jenen Aufschwung verleihen, deren sie zur ständigen Fortentwickung und Blüte bedarf. Wenn wir die Frage betrachten, welche äußeren Komponenten befruchtend auf die bildende A Kunft wirken, so drängt sich der Auftraggeber, der Besteller in den Vordergrund. Dies kann ein Staat sein, wie es Griechenland und Rom gerieten, können Herrscher sein, wie Ludwig der XIV. und die Eunstliebenden Fürsten Italiens und Deutschlands, Fünnen reiche Kaufleute (rein medici, die Tornabuoni 2c.), kann die Kirche selbst sein und schließlich die Bourgevisie (Französliche Impressionismn?). Das Bolt selbst war bis jegt noch nie Förderer der Kunst. Grieschenland hatte wohl eine Boltskunst in griechischem Sinne, aber das griechische Vort bestand aus freien Bürgern und aus geriechteten Skraven, welche lehrere selbstverständlich wie von allen Genüssen Dieser Welt, auch von der Kunst ausgeschlossen waren. Also war Die griechische Kunst auch nur Klassenkunst, die die Kunst der Gegenwart, in der die Künstler für eine jeder Kunst abholden Kaffe schaffen mußten, um ihren Lebensunterhalt zu ertverben. Denn derBourgeois ist im Grunde genommen amusiv. Er liebt nicht die Kunft, um der Sunft willen, sondern er unterlägt sie, um in den Augen seiner Mitbourgeois eine hervorragende Rolle zu spielen. Se schmückt sein Heim nicht für sich selbst, sondern für seinen Besucher. Die Kunst wurde zur Lüge, sie mußte dem Mächtigen, dem Relegenden sehmeicheln, sie durfte nicht wahr sein, sie mußte auf Abmege geraten. Kitich, Limonade und Dbes Machwert waren die Sunftideale der Bourgeoisie. Der Spiekbürger nannte ein Porträt schlecht, wenn er ihm sein wahres Konterfei auf Die Leinwand zauberte. Die Künstler fühlten Dies. Diese traurigen Zustände führten zur Abstraktion der Kunst. Man betrat ungewisse Resgionen und gelangte schließlich zum Futurismus. Man wollte die Kunst unabhängig vom Darstellbaren gestalten und suchte die Schönheit der Linie, den Zauber der Form im Unst realen. Man flüchtete in höhere Sphären, um der relativen Verständnislosigkeit mit apsoluter Verständnislosigkeit zu begegnen. Der kommunistische Staat schafft neue Möglichkeiten. Die glücklichsten Zeiten der untsgesiichte werden wieder auferstehen. Die Kunst wird Bolfskunst werden, im wahrsten Sinnne des Wortes; denn das Wort des großen französischen Herrschers „J’etat c'est moi — der Staat bin ich“, kann das ungarische Proletariat für sie Beansprucen, Staat und Bolf sind wirklich identisch. Und eine der vornehmsten Aufgaben dieses Volfastaates wird die Unterfrügung und Förderung der Kunst sein. Der Staat selbst, and der ihn das Proletariat, werden die Mäcenate der Volfakunft sein. Robert Singer. (EEE EREEEER SEEN BEZESEETEENEE EBENEN