Oedenburger Arbeiterrat, 1919. Juni (Jahrgang 1, nr. 47-68)

1919-06-01 / nr. 47

Bezussdreifet Fürbitteritimscsustellung ins­ Haus anb auswärts mit Boftiendeng. Ganzjährig K 84 -­­halbjährig K AB —, siertchährtte R 31 — monat: U K 7.—. Ginzelblatt 30 Heller 1. a Volitiiches Tagblatt für den deutschtweitungarischen Gau Sc­hriftleitan; ans Berwaleng : Dedenburg Destsias ir. 5 Serarus: Schriftsetzung 25 Verwaltung 19. en Srideint täcl­h 5 Uhr nachmittang. 7m= Nr. ar. Ginberninuns-Befehl. Im Sinne des Mobilisierungsbefehles Hat ein jeder organisierter Arbeiter vom 18. bis zum 45. Lebensjahre unver­züglich vor der Orientierungskommission zu erscheinen. Die zur Affentierung Verpflichteten haben sich vor den folgenden Affentierungskommissionen zu stellen: Bei der Kommission Mr. 4: Bäcereiarbeiter, Bucerbäcker, Bauarbeiter, Steinwege, Mü­hlen­­arbeiter, Briefträger, Bankbeamte, Schreiber. 4B­er Kaserne: Bei der Kommission Pr. 5: Kaffeehaus- und Gleisesaal-Arbeiter, chemische Arbeiter, Buchdrucer, Textilarbeiter, Ar­einge Angestellten, Hilfsarbeiter, Beise­­musiter. Bei der Kommission Nr. 6: Maler, Beamte der Abeiterversicherung, Eisenbahner, An­­gestellte der Elektrizitätswerke, Versicherungs­­beamte, Feldarbeiter,­ Kleinlandleute, Riegel­­arbeiter, Kutscher. ER Bei der Kommission Nr. 7: Sämtliche gewesene Offiziere, Offiziergaspiranten, Berufs­­unteroffiziere. Bei der Kommission Nr. 8: Ohne Rücksicht auf das Fach alle jene Personen, welche bei der Artillerie, Kavallerie, bei Marinengewehr- Abteilungen, technischen Truppen, Scheinwer­­fern, Bäckern, Autoabteilungen und V Fliegern gedient haben. Die zur Orjentierung Verpflichteten versammeln sich Montag, am 2. Juni, morgens 8 Uhr vor ihren Tach­­organisationslokalen und warschieren in geschlossenen Reihen vor die kompetenten Orientierungskommissionen. Bei dem gegenwärtigen Geseke sich widerfest, oder den Vollzug desselben vereitelt, wird vor das militärische Revolutionstribunal gestellt. Personen, die bereits offentiert wurden, brauchen nicht zur neuerlichen Vollzugsaussch­t des Oedenburger Parbeiter-, Soldaten-­ und Bauernrates. Affentierung gehen. Oedenburg, den 31. Mai 1919. Honvedfaserne, Bei der Kommission No. 1: Eisenarbeiter, Lehrer, städtische Angestellte, Tier­­ärzte, Zahntechniker. Bei der Kommission Nr. 2: Holzarbeiter, Privat, Gewerbe- und Berk­ehrsbeamten, Han­­delsangestellten, Brauerei-, Spiritusfabrik­- und Steliereiarbeiter. Bei der Kommission Nr. 3: Buchbinder, Lk­feure, Schuhmacher, Fleischgewerbearbeiter, Nauchfangfehrer, amtliche Hilfsarbeiter. DIN TI TITTEN NIIT TITTEN Wehltätigkeit, Im Rahmen der kapitalistischen Welt­ordnung spielte die sogenannte Wohltätigkeit eine nicht unbedeutende Rolle. Mit deren Hilfe entfaltete sie sich zum nicht geringen Teile zu immer größerer Macht. Die größten M Wohltäter waren nicht selten die ärgsten Leutesc­inder. Man übte Wohltat als Be­­rechnung. Sie wurde daher in der Regel öffentlich und unter großem Tamtam arrangiert. Es gab wohl auch eine Spezies solcher Wohl­­täter, die ihre Namen nicht nennen wollten, aber dafür sorgten, daß je weitere Streife erfahren, wer der großmütige Spender sei. Das Oro derselben jedoch legte Gericht darauf, von sich sprechen zu machen, um coram publice als Humanist, als Menschen­­freund zu gelten. Konnten sie diesen Ruf erlangen, hatten sie ge­wonnenes Spiel. Sie beeinflußten die Meinung selbst der arbeitenden Slaffe zu ihren Gunsten, denn man sagte von ihnen, sie tun doch auch­ etwas zur Linderung der Not der Armen. In der Mohltätigkeit, die der Kapitalist übt, Liegt Eystem. Er ist sich nämlich dessen vollauf bewußt, daß die große Kluft, die zwischen Refigenden und Nichtbefigenden naturgemäß besteht, scharfe Kanten hat und diese einer Abrundung bedürfen, weil anders die notwendige Entfernung, in welcher der Kapitalist von dem Biebejer stehen will, nicht aufrechtzuerhalten ist. Um nun dem Bolfe die Augen auszumischen, spielte man die Wohltäter. Verlangte der Arbeiter eine Lohnerhöhung, mußte er, um diese durchzufegen, exit zum Streit kommen. Hingegen spendete der edle Mann von dem Gelde, das er jenen, die für ihn schufteten, vorenthielt, irgend­einen Betrag zu wohltätigen Einwed, um seinen Namen paradieren zu lassen und man obenhin sich ein Bildl einzulegen. Zahlreich waren die Fälle, wo der­ Bourgeoi eine aus dem Schweihe anderer erprobte ansehnliche Summe aus dem Alter der Wohltätigkeit nur opferte, um in den Wdelestand erhoben zu werden, weil er glaubte, dadurch seine Vergangenheit loszu­­werden und so ungenierter sein Ausbeutungs­­werk fortlegen zu können. Dieser Art von Wohltun wird von den kapitalistischen Staaten auch Heute noch Vorschub geleistet, einesteil, weil sie, die ihre Gemeingüter durch den Militarismus aufzehren, auf die gesellschaft­­liche Mildtätigkeit den breiten Massen gegen­­über angewiesen sind, anderenteils weil sie noch immer mwähnen, die Gegenjäke z­wischen Arme und Neid­e auf solch Läppische Weise harmlos zu gestalten. Die Herrschaften haben die Erfahrung machen müssen, daß sie sich gründlich verrechnet haben. Speziell in Ungarn haben die Wohltätigkeits­­formen der Gesellschaft große Dimensionen angenommen. 63 war wirklich rührend, zu sehen, wie die seinerzeit hochgeborenen Damen am Kindertage, ob schön, ob Stegen, an den Straßeneden die Sammelucnen büteten, um so verwahrlosten oder tuberkulösen Kindern zuliebe in den Bettungen genannt zu werden. Wahrhaftig, sein geringes Opfer, der persönlichen Citelfeit aber und beileibe nicht den armen Vaterln brachte man es gern. Und die Menge Unterhaltungen, die man besuchte, um in desoffetierter Toilette Terpfichoren zu Huldigen und si von jungen Galans die Cour machen zu lassen, nur um angestaunt zu werden und herablassend zu erscheinen. Lange Zeit ver­­mochte die Finanzaristokratie, die verläßlichsten Stügen des nunmehr in si) zusammen­­brechenden kapitalistischen Systems, die nichts ihr eigen nennenden Böller irrezuführen und glauben zu machen, daß es ihr wirklich zu tun war, den Armen zu helfen. Noch­ während des Krieges waren die Wohl­­tätigkeitsfeste stark im Schwunge. Insbesondere die hohen Militärs waren es, die durch Ver­­anstaltung der verschiedensten Borstellu­ngen im Beichen der M Wohltätigkeit ihre Schnopfloch- Schmerzen fü­llen­ wollten. Das war eben viel bequemer, als sich auf dem Schlachtfelde Lor­­beeren zu holen. Das Bublitum bei diesen Vorstellungen war großenteils zur Wohltätig­­keit kommandiert. Die strammen Burschen der Mannschaft, die gestriegelten und geschniegelten Leutnant mußten auf Befehl den Generalz­­frauen und -tüchtern — auch denen im niedri­­geren Range stehenden — als vorzügliche Tänzer dienen, um nicht zum Rapport be­­stimmt zu werden. Alles das deshalb, um angeblich den Hinterbliebenen der im Kriege Gefallenen ihren unerjeglichen V­erlust mit­­ Almosen zu lindern. In Wirklichkeit aber han­­delte es sich den Heerführern des außer Schuß­­weite befindlichen Hinterlandes darum, in ihren ordensberäten und goldstragenden Uniformen zu prägen und im Vereine mit ihren nafen­ X a EETN Be VRRBEERGE IT TEN

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