Oedenburger Zeitung, März 1921 (Jahrgang 53, nr. 48-72)

1921-03-01 / nr. 48

Preisstürze im Ausland. Oedenburg, 238. Februar. Die Kapitalisten des Auslandes sind entfert. Die große amerikanische Presse­sturzwelle überflutet nun auch schon Die Schweiz. In den fetten Wochen sind dort alle Lebensmittelpreise etwa um die Hälfte gefallen, alles andere fällt nach. Es gibt keinen Mammonpriester, keinen Börsenkönig mehr, der die ra­­pide Verbilligung der wichtigsten Be­­darfsartikel der westlichen Länder auf­halten könnte. So manches, Luftver­­mögen ,geht bei diesen Vorgängen Fra­­gen. Das Kapital versucht zu streiten und läßt in seinen Betrieben nur wenig oder gar nichts produzieren, um auf diese Weise Den Darbenden, Der breiten Schichte der Angestellten und Arbeiter Glauben zu machen, der Arbeitsmangel sei die verderbliche Folge der raschen Berbilligung. Aber die Sache wird sie nit lange halten, wer die Denkweise des K­apitalisten rennt, der weilt, daß er es ohne Versuch, sein Vermögen zu vermehren, nit aushält. Ein Unter­­nehmen nach dem anderen wird ji dazu entschliegen, Die Arbeit im vollen Umfange wieder aufzunehmen, um wie­­der aus dem Ertrag und nit, wie jegt, vom Kapitalsstreif, leben zu kün­­nen. Wenn die breiten Schichten nun genügend Zusammenhalten besigen, wird es ihnen gelingen, durch immer stärkeres Zurückhalten der Kaufkraft den Unternehmungen die Luft auf hohe Gewinne derart zu verleihen, daß eine in den seßten zwei Jahrhunderten no­cit dagewesene­ Billigkeit erreicht werden kann. Es wird Dies dann Die Grundlage zu wirtschaftlichen Verhält­­nissen bieten, wie sie in den dordischen Staaten wohl seit Menschengedanken Ihon Herrchen, nämlich, Daß das Ein­­kommen eines jeden arbeitenden Staatsbürgerss die Rosen Der nacten Lebenshaltung um das Dreifache übersteigen und so für Kulturentwicklung, roh,­sinn und Arbeitsfreude in allen Schich­­ten des Volkes vollauf gesorgt ist. Und in Deutschland .­ Diese Entwicklungs­­tendenz troß Ententeihisanen schon voll im Gange. Nur in Oesterreich und in Ungarn ist noch der Mammonismus an der Herrschaft. Troß der ganz ent­­gegengelegten politischen Kurse leiden beide Länder noch immer an der Breistreiberkrankheit. Die Schuld da­­­ran trägt Die große Unentschlossenheit, das bürokratische Zuwarten, das unbe­greiflicherweise in beiden Ländern wie ein schleichendes hereditäres Gift, wie eine Erbschaft aus der unglückeligen Metternichperiode, die erst durch die Märzstürme des Auer Jahres beiseite geschafft, jedoch scheinbar wo bis heute nicht abgetötet oder unwirksam­ gemacht werden konnte, am Lebensnern der Massen zieht. Trog bedrohlicher An­­zeichen des herannahenden P­reissturzes will man sie seineswegs zum plans­mäßigen Preisabbau entschliegen. Man wird ,a la Metternich exit dann zu Maßnahmen greifen, wenn es bereits zu spät it und der Preissturz als kata­­strophale Verheerung über die ganze verseuchte, todfranke Volfswirtschaft dieser beiden sonsit so grundverschiede­­nen Staaten hereimbrechen wird. Unter Finanzminister Hegedüs dürfte dies ET TREE TEROTTETETSEN zunimmt-«cmosumpetintu «Wrnsmutestnhcsvosndisixlldr. Islestmestlullenutpeschmiiess­its­usUmstand­ spinne­­«I««Agathe-Incubus Hemmt-Winz­­«»7» TEENS . ..., Unabhängiges politisches Tonblatt für alte Stände Be angenommen. Fernsprecher Dr. 6 und 19 | Verwaltung: Dedenburg, Deäkplate se DM­BE Finzeigen und Fihonnements werden in unserer Verwaltung, Deäkplatz ss und in unserem Stadtlokal Grabenrunde 72 Gelangt mit Ausnahme von Sonntag an jedem Tag pünktlich um 3 Uhr nachmittags zur Ausgabe. Bezugspreise: Monatlich 40 R, V jährlich 120 R, "jährlich 240 R, ganzjährig 480 R frei ins Baus gestellt. »F­­März­dienstag, den 1. 1991. Einzelnum­mer Z& Fi 33. Jahrgang. die Drohungen der Entente. (Brahtbericht der „Oedenburger Zettung”.) SB. Berlin, 38. Februar. Nach Beiräten. Balijer Bitter Frd Die Strafmaßnahmen gegen­­ Deutschland bekanntgegeben worden. ; mit den seinerzeit Nachrichten überein. Flotte. * FR Sie stimmen veröffentlichten nur die Bestim­­mung betreffend die Nichtaufnahme Deutschlands in den Wölkerbund ist in die offiziellen Strafmaßnahmen­ nicht aufgenommen. Die „Chicago Tribune will willen, daß die Strafmaßnahmen so weit gehen, daß auch eine Bewegung der Mainlinie geplant wird. Der Kor­­respondent des „K­igaro“ in­ London gibt über die beabsichtigten militäris­chen Maßnahmen Frankreichs folgende Informationen: Eine militärische Ope­­ration ostwärts von Frankfurt am Main entlang nach Bayreuth, Verbin­­dung mit der Tschechoslowakei, die Ba­­yern von Preußen trennt und Beset­­zung von Nordseehäfen dur­che (Drahtbericht der „Debenburger Rettung”.) SB. London, 38. Februar. Es wird wahrscheinlich unmöglich sein, den­ Plan der Wiedergutmachungskommis­­ion durchzuführen, der die französische Armee zum Aufmarsch gegen Deutsch­­land zur Bejegung seiner Gewerkschafts­­gebiete­­ bereitstellt. Diesen Schritt könnte von Lloyd George zu einem Abbruch der französische britischen Bezie­­hungen bewußt werden. Wie aus New York gemeldet wird, hat auch Harding sein Veto in Aussicht gestellt, um alle die Londoner Konferenz zu seiner Einigung führen möchte und die französisch-englischen Truppen eine Be­­wegung neuer deutscher Gebiete planen. Die deutschen Kolonien. (Drahtbericht der „Oedenburger Zettung”.) SB. Berlin, 38. Februar. Das Mollbüro veröffentlicht den Wortlaut der amerikanischen Note über die Ver­­teilung der Mandate über Die deutschen Kolonien und bemerkt hiezu: Wie aus Dieser Note hervorgeht, vertritt Die amerikanische Regierung ebenso wie Die Entente den Standpunkt, da die Ver­­teilung der Mandate eine Angelegen­­heit der fünf alliierten und assogiier­­ten Hauptmächte ist, demgegenüber die deutsche Regierung auf dem Stand­punkte steht, daß die Entscheidung über das Schicksal der­­ deutschen Kolonien­­ vom Berferbunde getroffen werden­ann. — . die Londoner Konferenz. Abreise der deutschen Delegierten. — Deutschland bleibt fest. (Dragtbericht der „Dedensburger Zeitung”.) NB, Berlin, 28. Februar, gestern vormittags mit den Mitgliedern der deutschen Delegation im Erirazuge H vom Potsdamer Bahnhöfe nach London abgereist. Zur Berabschiedung hatten sich der Reichskanzler sowie eine größere Anzahl von Beamten der verschiedenen Ministerien eingefunden. Die Z­usammenlegung der deutschen Delegation ist so geblieben, wie sie am 24. d. M. amtlich gemeldet worden ist. Reichsminister Dr. Simons ist NB. Berlin, 28. Februar. Die deutschen Ge­­erkschafts- Vertreter reisen nicht ab, sondern erwarten im Bedarfsfalle von London aus telegraphisch berufen zu werden. Die Presse­­vertreter nehmen an der Fahrt teil. Die Delegation glaubt, das die Verhandlungen in London erst am Mittewoch beginnen werden, Hegedüs an der Arbeit. (Brahtbericht der „Dedenburger Zettung”.) CB. Budapest, 38. Februar. Ge­­mern vormittags fand unter dem Borsig des Finanzministers eine Finanzbera­­­tung statt, zu der an Mlexander We­­ferle, Ladislaus Lufäacs, Alexander Propovics u. a. m. eingeladen waren. An der Konferenz haben alle früheren Finanzminister, Bankdirektoren und Mitglieder der Nationalvers­ammlung teilgenommen. Nach den Ausführungen der verschiedenen Redner erklärte der Finanzminister, daß die Regierung bei­­ ihrem ursprünglichen Plane verharre und­­ demnacst der Nationalversamm­­lung ein Gelegentwurf unterbreitet werde, in welchem die Zinsen der Staatsschulden auf 3 Prozent reduziert werden. Die Zeichner der Kriegs­anleihe werden jeder Doppelte Vorteile­­ genießen: Beamte, Kriegswitwen und Kriegswaisen, sowie Soldaten erhalten statt der Kriegsanleihen neue fünfpro­­zentige Obligationen. Jeder, der Kriegsanleihe gezeichnet hat, kann die Hälfte der auf ihn entfallenden Ver­­mögensablösung in Kriegsanleihe zum Kurse von 100 Prozent bezahlen. Vom Plane des früheren Finanzministers Alexander Popmics it der Finanze­minister geneigt, denjenigen Teil fi zu eigen zu machen, Der die 20prozen­­tige Vermögensabgabe auch auf Die Pfandbriefe und nicht staatlichen Obli­­gationen anwendet. »» Unruhen in Italien. (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung”.) ‚Rom, 27. Februar. Den Blättern zufolge kam es in Bari zu einem Zu­­sammenstoß zwischen Kaszisten und So­­zialisten, die den Aufstand erklärt hatten. Einige Personen wurden ver­­wundet. In Minervino Murge haben Bauern einige Gehöfte eingeäschert, wobei­ sechs Personen den Tod fanden. Aug in anderen Heinen Ortschaften Apuliens kam es zu Zusammenstößen. In Terliggi wurde das Haus, in dem die Arbeitskammer untergebracht it, angezündet. In Bisceglie griffen So­­sialisten das Gebäude des Agrarverei­­nes an. In Mirabella (Provinz Fer­­rara) wurden bei einem Konflikt zwis­­chen Saizisten und Sozialisten zwei P­ersonen getötet und einige verwundet. Drei verdächtige Ausländer wurden festgenommen. In Modena nahmen die Saizisten eine feindselige Haltung ge­­gen die sozialistischen Deputierten Weg­­ning und Donati ein, die von der Poli­­zei gefrngt­ werden mußten. „Rah und ER. .s Keine Regierungskrise. (Drabwerichides,,Oedenbutgec8ettung«.) SB E Budapest,28.F­e­bru­ar.« Nachdem in der Samigtaggssitzung Der Nationalversammlung die Regierung­ S­­·de­batten­bgeschlossen wurde,scheint die Negierunggkrise vorläufsig beigelegt zu sein. Anderseits wurde auch der Gei­gentag wurden Dem Bolfsernährungs­­minister Sofef Bajs und der Klein­­landwirtepartei beseitigt. Bezüglich der gegen den­­ Aderbauminister Stephan Szabo (Nagyatid) Taut gewordenen Beschuldigungen äußerte sich ein Mit­­glied der K­leinlandwirtepartei, daß Diese die Ursache einer neuen Regie­­rungsfrise bilden konnten. In­­ diesem Falle glaubt man, da Graf Stephan Bethlen der auch Graf An­­dran­y an die Spiße der Regierung gestellt werde, alles willen, denn er hat gramm, das zwar nicht gerade in jeder Hinsicht gerecht, aber für den Staat un­­bedingt von großem Nuten­it, danachh eingerichtet. Aber es zeigt ich schon jegt eine geheime, jedoch gewaltige Obstruktion. Wenn man sie anwachsen läßt, kann weder Hegedüs, no irgend ein anderer Mensch Rettung bringen, sein Bro Was­chert aber dies die edlen Kon­­junkturritter! Sie ahnen wohl, daß sie sich einmal unweigerlich das Genid breden werden, bis dahin aber variie­­ ren­ sie Das geflügelte Wort der nichts- würdigen Zeit des französischen Son­­­­nenkönigs nach ihrer Art: — um uns die Sintflut!“ am LZ ı der Goldshak der österreichisch­­ungarischen Bank (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung”.) SB. Wien, 8. Februar. Seitens­­ österreichischen Finanzverwaltung wird für Die­ nächsten Tage in der Frage der Gold­abforderung der Nachfolgestaaten eine zumwartende Hal­­tung eingenommen. Die Regierung dürfte der Anforderung seine Folge leisten. Sie hat sich an die Mächte in Paris, London und Rom gewendet und erwartet, eine Abänderung der Ents­­scheidung der Wiedergutmachungskom­­militon. Die Regierung selbst hält an ihrer Anschauung mit Entschiedenheit fest, daß der Goldihag ein Eigentum Desterreichs und Ungarns sei, da im tiedensvertrage ausdrücklich verfügt wird, daß für die Aufteilung das Ter­­ritori­um maßgebend ist, auf dem der Goldihaf liegt, der '

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