Oedenburger Zeitung, März 1921 (Jahrgang 53, nr. 48-72)

1921-03-01 / nr. 48

«Isky-sex-His-« «,:«-..«H..-s--...«-...-«UH ..-. ee BD­ie Seite 2. — N. 88. Ein Streit in Mostau. (Brahtbericht der „Oedenburger Zeitung“.) SB. Wien, 8. Februar. Die Blätter melden aus Berlin: In Mostau traten gestern gegen 14.000 Arbeiter,darunter an Das Personal der Staatsbruderei in den Ausstand. sie fordern die Erhöhung der Brotration. Die Wiederherstellung aller bürgerlichen Freiheitsrechte und die Einberufung einer Konstituante. Im Laufe des Ausstandes sammelte sich eine Anzahl von Arbeitern vor einer K­aserne an und begann unter den Soldaten Der toten Armee zu agitieren. Den Solda­­ten wurde der Befehl erteilt, Die Ar­beis­ter auseinander zu jagen. Da si­ch weigerten, wurden kommunistische Ab­­teilungen herbeigerufen, die das Feuer auf die Menge eröffneten und mehrere Arbeiter töteten und verwundeten. Es fanden Strakenkämpfe statt. Die rotem Soldaten gehen massenweise zu den Aufständischen über. Alle Kommunisten sind mobilisiert. Die­­ Regierungsge­­bäude werden militärisch bewacht. und Auhlands Absichten. Drahtbericht der „Debenburger Rettung“.­ NB. New York, 38. Februar. „Bictoire“ veröffentlicht einen Brief aus Konstantinopel unter der Ueber­­schrift: „Die Offensive der Bolschewi­­fen gegen Bolen.“ Dann wird in Smolenski eine kommunistische Armee formiert, aus der Stoßtruppen gebildet und nach Bolen geworfen werden sollen. Im Raume von Simbirsf wird eine internationale Armee gebildet, die aus deutschen und ungarischen Gefangenen, sowie aus Litauern und Chinesen be­­steht. Gegenwärtig verfügen die Sow­­jets zusammen über 85 Infanterie, Divisionen mit 21 Zivilbrigaden, 20 K­avalleriedivisionen mit 8 Spezialbri­­gaden, außerdem 5 Divisionen mit Zivilbrigaden. Der Abtransport der Krimarmee in das südwestliche Gebiet i­ beschlossen­ die neuen Grenzen zwischen Italien und Jngoslawien. (Drebtbericht der „Debenburger Rettung”.) SB. Laibach, 8. Februar. Die jugoslawischen Behörden Haben im Sinne des Vertrages von Rapallo die geräumten Gebiete bis zum Berge Triglav und die Stadt FYiune in Belt genommen. SP. Agram, 38. Februar. Einer Belgrader Meldung zufolge werden so in vieler Woche die jugoplattischen Behörden die Insel Arbe beisken. Zur Grenzregulierung Dalmatiens wird eine Konferenz stattfinden. “x Bor Nextwahlen in Italien. (@rachtbericht der „Oedenburger Zeitung”.) ‚ Mailand, 28. Februar. „Cor­­tiere della Sera“ meldet ein parlamen­­tarisches Gerücht, wonach Giolitti die­­ Kammer auflösen und im Mai Neu­­wahlen ausschreiben wolle. In einer Anzahl von Fragen seien die Mehr­­heitsparteien mit Giolitti nur einig, weshalb die Volksbefragung notwendig geworden s­ei. Iu Buucer ER. Dedenburger Zeitung Montenegro gegen Serbien. [Drahtbericht der „Dedenburger Zeitung“.) SB. Rom 238. Februar. Aus V­alona wird gemetet: Die Stadt Podgorica erhob sich gegen das serbische Imperium. Es kam zu heftigen Kämp­­fen. Auf dem Schauplage­r dieser Kämpfe sind bereits montenegrinische und jugoslawische Truppen eingetrof­­fen. In der Gegend von Antivari wird Itarfer Kanonendonner vernommen. Reine Mobilisierung Rumäniens, Wrachtbericht der „Dedenburger Beitung“.) SB. Bukarest, 38. Februar. Die Agence Damian dementiert Die Nach­­richt von der Mobilisierung Rumäniens gegen die Bolschewiten. Ein Sieg der Bolicheiwiten. (Brachtbericht der „De­denburger Beitung“.­ NB. New Dart, 238. Februar. Nach einer Meldung der „Anisociete Pre“ aus Konstantinopel vom 26. d. M. soll Tiflis am Freitag von den Bolschewiten eingenommen und 7 plündert worden sein. EIRRCHEIRTR PETE Er will nicht der „Meistgenannte“ sein! Heute suchte ich meinen Stollegen, den „Nättels­­ontel” auf, um von ihm zu erfahren, wer biß jegt die meisten Stimmen auf sich vereinige. Leider wurde mir die Auskunft „aus Prinzip“ verweigert. Er meinte nur: „Na, du wirst Schön Schauen !” Dagegen erzählte er mir folgendes: „Gestern wurde ich telephonisch aufgerufen. Er stellte sich mit einer der größten Preistreiber Oedenburgs, Herr Soundjo, der Name tut nichts zur Sache, vor, der mich fragte, ob nach dem bisherigen Stande der eingelaufenen Stimmen vielleicht er, (nämlich der Preistreiber) die meisten Stimmen erhalten habe. ch verweigerte natürlich jede Auskunft; da meinte er, er würde es sich gerne was kosten lassen, wenn ich für den Fall, daß er die meisten Stimmen erhalte, die­ auf ihn tauzenden Stimmzettel vernichte, denn er wolle auf seinen Fall der „meistgenannte“ Mann von Dedenburg sein. Natürlich lehnte ich dieses Ansinnen mit Entrüstung ab“. Soweit die Erzählung meines Kollegen. Um aber den verschiedenen Herren Preis­­treibern und Wucherern jede unnötige Angst zu er­­sparen, verrate ich ihnen, daß­ die Frage, die unser Rätselonkel stellt, nicht lautet: „Wer ist der meistverfluchte Mann in Dedenburg ?“ sondern:„ Wer ist der meistgenannte Im ersteren Falle müßten sie wohl vor dem Abstim­­mungsergebnis ® etwa d ® Angst Haben. So aber brauchen sie meiner Ansicht nach nichts zu fürchten. Dr. Bulldogg. Diensteg, 1. März 1921. Haben | Ihr Abonnement auf die „Oedenburger Zeitung“ für den Monat März schon erneuert ? — Wenn nicht, so eilen Sie, dies noch Heute zu tun, damit in der Zustelung der Bei­­tung seine Unterbrechung eintritt! — Neubestel­­lungen und Zahlungen nehmen stets entgegen die Geschäftsstelle 1 Verwaltung Drachenrunde Dentplak Nr. Monatsabonnement 0 K I Der 1. März (Dienstag). Katholiten und Protestanten: Albinus. — Gedenktage: 1871 Einzug der Dentschen in Paris. — 1896 Niederlage der Italiener gegen die Mbessinier bei Adna. — Sonnenaufgang 6 Uhr 49 Min, Untergang 5 Uhr 39 Min. — Mond­­aufgang 1 Uhr 18 Min nachts, Untergang 10 Uhr 7 Min. vormittagd. — Bauernregeln: Märziänge und Aprilregen bringen großen Segen. — Tau im März und Pfingsten Reif, im August 5 Nebelstreif. — Gertraud, ae Zwiebeln und aut. Todesfall. An 25. 9. M. starb der Oedenburger Bolt: und Telegraphen­­controller Gustav Tham im Alter von 32 Jahren.­­ Trauungen. Gestern fanden folgende Cheibliefungen statt: Lehrer Michael K­indler, Chormeister des bei der Trauung in der evangelischen Kirche vollzählig erschienenen Wirtschaftsbür­­ger - Männergesangsvereines, mit der K­aufmannstochter SJreene Klausp. Trauzeugen waren Großkaufmann %. Klauß aus Oedenburg und Grund­­beu­ger Michael Kirchk­opf aus Agendorf. — Außerdem wurden noch die Postamtsdiener Samuel Holz­­mann mit Theree Gash und Franz Kern mit Katharina Graf getraut. Der Buchbruder Karl Sinai ehelichte Gisella Sinai. Rom Magistrate. Die Weinkontrol­­lierungstonmmilsion hält morgen Dienste; um 4 Uhr nachmittags eine‘­etrung ab. 16 Prozent der Todesfälle — Tuberfulose. In diesem Jahre ereig­­neten sich bis auf den heutigen Tag 122 Todesfälle, von denen 24 durch Tuber­­kulose verursacht waren. Eine wirklich sehr traurige Statistik, die auf unsere Wohnungs- und Ernährungsverhältnisse ein wahrlich ungünstiges Licht wirft. Leber das Ergebnis der gestern stattgefundenen Wahlen in die land­­wirtschaftlichen Kommissionen bringen mir in der nächsten Folge einen ausführ? Das Programm des Literatur­­abends. Die Klaviervirtuosin Mignon Marihalts, Die reizende Sch­wester der gefeierten Opernsängerin Rost Mar­­ihalts, Hält vor ihrer Auslands­­­­touree in mehreren Städten Ungarns, so auch in Oedenburg, Konzerte ab. Für den Abend in unserer Stadt beanspruchte die Künstlerin mit Noüdsicht auf die alt­­ruistischen Zwecke des Stanfenburg Literatur, vereine3 in vorbildlicher Weise sein Honorar. Das reichhaltige Programm de am 1. März um 7 Uhr abends im großen Kartuosaale stattfindenden Abends enthält folgende Nummern: 1. Die schwierige Ent­­wicklung der ungarischen Kunst musik, ver­­faßt und vorgetragen duch Herrn Viktor Bladskid. 2. Klaviervorträge Mignon Marshaltos: a) Bach:Bufoni: Cha­­conne; b) Glud-Friedmann: Ballet; c) Rameau Godowaly: Tambourin; d) Loilly: Gique; e) Chopin: Nocturno, Bercenfe, 3 Etuded. 3. Dieter Stefan Nemeth, Mitglied des Naaber Kisfaludy-V­ereines : Eigene Gedichte. 4. Klavierbeiträge Mig­­non Maridhaliss: a) Brahms: Bapa­­gini Variationen; b) Schumann: Vogel: Godard: En courant; d) Weber: Berpetrum mobile, Za campanelle. Dem Abend wird mit großem Interesse entgegengesehen. Im Namen des Rafinspereines sandte dessen Präses, städtischer Oberstöral Dr. Zergenyi, ein Begrüßungstelegramm an den Minister Dr. Gustav Gray und bat ihn alles zu tun, um Westungarn vor dem Anschluß an Oesterreich zu bewahren. Sped­ und Kartoffelverteilung für die öffentlichen Angestellten. Die Oedenburger öffentlichen Angestellten erhalten ab 28. Februar Sped und Kar­­toffel. Auf den Kupon Nr. 9 vom Februar gebührt pro Person 1 Kilogramm Sped zu 25 Kronen, auf den Novemberkupon Nr. 10 pro Berton 8 Kilogramm Kartoffel zu 1 Krone das Kilogramm. Der­­ Sped wird in der Fleischhalle an der Spital­­brühe, die Kartoffel im Salzamte ausge­­geben. Reihenfolge von Nr. 1 beginnend; mit Ausnahme von Samstag (und Sonn­­tag?) kommen täglich 200. Familien zur Beteilung. Im Buchengrund. O­riginalroman von 8. Bourths-Mahler. (2. Fortlegung.) Frau Geheimrat Fallner betrachtete ih nun erst die Photographien, die ihre üältejste Tochter aus Ostafrika gejhiet hatte. Da waren die Aufnah­­men vom Urwald, im Hintergrund­ der Bergrüden des Kilimandiharo, dann stille Waldwiesen von tropischer Vege­­tation umgeben. Am aufmerksamsten betrachtete Die alte Dame die Aufnahme des Heims ihrer Tochter. Da war ein roh gezimmertes Blodhaus aus Baum­­stämmen, mit einer großen überdachtei­ Veranda davor. Auf dem einen Bild saßen um den Tisch mit der geiti­ten Dede, die zu Lenas Ausstattung ge­­hörte, einige Herren in Tropenuniform, wie sie dort die Korstbeamten tragen. Der­­ eine war Georg von Haller, ihr Schwiegersohn. Neben ihm sak mit la­­chendem Gesicht Lena. Auch die Herren lachten alle. Dann war eine Gesamtaufnahme des Hauses mit den abseits stehen­den Hütten der schwarzen Diener. Lena hatte geschrieben, die Neger dürfen nicht­­s mit ihnen in einem Haus wohnen. Sie bewohnten kleine Hütten, in denen sie ihre Mahlzeiten selbst bereiteten — nur vegetarische Kost, denn der Suaheli ver­­schmäht Sleischkoft. Er wascht nur gern Butter, Milch, Zuder, Eier und Süß- speisen. Fleisch ist sicher vor ihm. Lena hat in ihren Briefen berich­­tet, Daß ihr Schwarzer Koch alles sehr gut fache, was man ihm nur einmal ge­­zeigt habe. Im Anfang klagte sie viel über die Lügen­haftigkeit und Nasc­h­­haftigkeit der Neger, auf deren Dienste sie angewiesen war. Es war ihr schred­­lich, daß die Leute dann von ihrem Manne oder den anderen Forstibeamten Prügel bekamen. Aber es war so nötig. Nur ungerecht durfte man die Leute nie trafen. Das vergaßen sie nicht, sondern trugen es nach, während sie gerechte Strafen willig hinnahmen. I einem Briefe schrieb Lena, Ddas die Schwarzen rührend’gut zu den Kin­­dern seien und von nimmermüder Ge­ Du ® und Anhängigkeit. Auf dem einen Eid sah man einen Neger mit lachendem Gesicht, der die feine Mally­body emporhob. Es war ihr Wärter. Auf einem anderen Bild sah man Lena mit ihrem schwarzen Koch auf der Ve­­randa. "In dem’ Briefe, der das Bim begleitete, hatte es geheißen: „Da seht: Ihr mich mit meinem sHwarzen Koch und Haushofmeister. Wir sind eifrig dabei, uns gegenseitig in unserer Muttersprache verständlich zu machen. Er lernt von mir Deutsch, Der Seenachmittag des israelitis­­chen F­rauenwohltätigkeits per eines­ Gestern um 5 Uhr nachmittags fand im großen Kasinosaal und in den­ Nebenloya­­litäten ein sehr­ gut besuchter Teeabend zu wohltätigen Zwecken statt, dem sich ein Tanzkränzchen anschloß. Auch für eine improvisierte Bar mit Dr. Ratfsczy als freiwilliger Slartierspieler war Borforge getroffen. Für die Tafel­ und Tanzmusik sorgte die Mattay: Munzik­e Stapelle. Um das Zustandekommen der Unterhaltung, die einen Sehr Schönen moralischen und materiellen Erfolg hatte, Hatte die Präsi­­dentin des obigen Vereines Frau Ignaz Schwarz mi den Damen ded Aus- Tehuffes die meisten Verdienste.. Auch die Arrangeure fieh­en in jeder Hinsicht ihren Mann. Als Säfte waren unter anderen au; Bürgermeister Dr. Thurmer und Frau erschtenen. Das beträchtliche Nein­­erträgniß der Unterhaltung, die einen sehr gediegenen Verlauf nahm, wird zugunsten armer und verarmter Glaubensgenossen sowie deren Familien verwendet werden, ist von ihm GSuaheli. Dabei geht er ziemlich rigoros vor und leistet beim­ Anschauungsunterricgt das Unglaub­­lichste. Zum Beispiel: er bringt mir eine Tajje Rafao. Dabei legt er den Finger an die Tajje und jagt mir, wie Tajje auf Suaheli heikt. Ich nenne den Deutschen Namen, und wir f niden uns zum Zeichen des V­erständnisses zu. Nun will er mir begreiflich machen, wie die Slüjigkeit in der Tafje Heikt; damit ich ihn ja nicht mißverstehe, taucht er seinen schwarzen Finger tief in meinen Rafao und ist Höchjit erstaunt, Daß mir nun der Appetit vergangen ist, ihn zu trinten. Ich rief den Borstaffefier von Reutling herbei, der vorzüglich Suaheli spricht, der mußte ihm klar machen, Daß er mir frü­hen Kal­ao holen sollte, ‚ohne seinen Finger hineinzustecen. Aber wir mußten natürlich, herzlich Lachen.“ Auch heute las die alte Dame Diese munteren Briefe ihrer Tochter. Vor allem interessierten sie die, in denen von ihrer­ Enkelin Wally die Rede war, die sie noch nie gesehen hatte und deren Be­­such nun bevorstand. — — — Lutta war, als sie die Mutter­ ver­­lassen hatte, in die Küche gegangen, wo ein sauberes, junges Dienstmädchen arbeitete. „Minna, geben Sie gut acht auf Mutters Klingel; ih. will einen kurzen Ausweg machen.“ Minna nidte ihr zu: „Di­ schon gut, gnädiges Fräulein, ‚gehen Sie nur ruhig, ic gebe schon ‚acht auf die gnädige Frau.“ Jutta sagte ih: noch zur paar ‚freundliche Worte über die bligblanfe ‚Küche, worüber Minna mit frohem­­ Laden quitterte.­­­­ Aus ihrem Arbeitszimmer holte­­ Qutta die Handtasche mit dem Brief. Dann nahm sie auf dem Korridor einen langen Mantel um, drücte einen ein­­fachen, weichen Fiughut auf das nub­­braune Haar, das in schweren, weichjfal­­lenden Wellen das Gesicht umgab und am Hinterkopf in dicen Flechten aufges­itzt war. Der ledige Scheitel und das sehicht aufgesteclte Haar wirften vor­­nehm und anmutig, wie Juttas ganze Erscheinung.­­ Schnell streifte sie in die Hands ichuhe über und verlieh dann ihre Mah­­nung. Zuerst ging sie mit schnellen Schritten nach dem nahen Postamt, um den Brief an den Bruder aufzugeben. Als er mit seltsam Dumpfen Geräusch in den Rostfasten überfiel, übersam sie ein unbestimmtes banges Gefühl. Aber dann schüttelte sie energise dieses Bangen ab. „Ich fann ihm nicht Helfen, ich kann nit, Und Mutter fann es erst recht nicht, es, hat feinen Zwec, sie damit zw­­ ı

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