Oedenburger Zeitung, Mai 1921 (Jahrgang 53, nr. 98-120)
1921-05-05 / nr. 101
« , Itz --.-«:«;:sn-« Des-I Prlis! Fits-— Be : De R & & lt ; + Seite 2. — Nr. 101. König Karl und die Schweiz. (Draftbericht der „Oedenburger Zeitung“.) ‚SB, Genf, 4. Mai. Der Bundesrat hat König Karl aufgefordert, mit seiner Familie nach Ertenstein neben dem Viertwaldstättersee zu übersiedeln, wo dem fügung gestellt wird. König ein ganzes Hotel zur Wer: Die Untersuchung ergab, da König Karl nicht unter falschem Namen, sondern mit einem Paß, der auf einen seiner Edelnamen lautete, die Grenze bei Ivenu fe Bain überschritt, Schweiz verlassen habe und die Die Art und Weise, wie der Pa beschafft wurde und wer ihn piclierte,onnte nicht ermittelt werden. Her Handkult für König Karl. Eine Schweizer politische Affäre. Drehtbericht der „Medenburger Zeitung“.: Berlin, 4. Mai. Von einer politischen Kukaffäre wird in der schweizerischen Presse viel Lärm gemacht. Die „Luzerner Nachrichten“ hatten behauptet, daß der schweizerische Oberst Pfy rfer dem früheren Kaiser Karl bei seiner Ankunft in Lugern die Hand ge füßt habe. Troß,erfolgtem Dementis des Militärdetachements in Luzern hält aber das Blatt seine Behauptung aufrecht, und die schweizerischen republikanischen Blätter veröffentlichen fest obendrein den Brief einer Luzerner Parteigruppe, in welchem behauptet wird, der „historische Vorgang“ sei durch glaubwürdige Zeugen bestätigt. Es ist nicht ausgeschlossen, da dieser Handlug so viel Lärm verursachen wird, die Netenstellation des tihechischen Kabinetts. NB. Prag, 4 Mai. Wie es heißt, wird Die kommende Sommersaison der tihechischen Nationalversammlung nur von kurzer Dauer sein. Es sollen von den größeren Gehegen vorerst nur das Betriebsrätegeset, der neue Finanzplan und der Ernährungsplan verabschiedet werden. Wie verlautet, sollen noch vor der Abreise des Präsidenten Masarys nach Capri gemeilte Behinderungen im Kabinett vorgenommen werden. Man spricht davon, da die Stellung des Ministerpräsidenten Czerny unhaltbar geworden sei und nennt als Nachfolger im Ministerpräsidium den bisherigen Kanzler Dr. Samal und den ehemaligen Gesandten Dr. Girja. Als sicher galt, daß der Finanzminister Dr. Popella, gegen den sich in Tekter Zeit eine starre Berstimmung geltend macht, durch einem neuen Mann, erjegt werden wird, die oberschlesische Frage. Drahtbericht der „Debenburger Zeitung”. NB. Rotterdam, 4 Mai. Nach einer Londoner Meldung einer Amsterdamer Nachrichtenagentur, soll fr Lloyd George der französischen Auffassung über die Teilung Oberflesiens angeschlossen haben. Der oberschlesische Grubenstreit. Berlin, 4 Mai. Wie aus Breslau gemeldet wird, ist der oberjchlesische Grubenstreit, bei dem jeit von 240.000 Arbeitern etwa 190.000 streifen, von den Boten inszeniert worden, um ihre Pläne mit Gewalt zu verwirklen. Rorfanty hat den oberschlesischen Bergleuten vorgelegen, die Leiter der Industrien beabsichtigen, alle Gruben und Hütten zu vernichten, ehe sie in polnische Hände übergingen. Es ist ihnen gelungen, Oberschlesien in neue schwere Eischütterungen zu stürzen. Arbeitswillige Bergleute wurden gestern von den Polen an verschiedenen Stellen mit Gewalt an der Einfahrt verhindert. Trogdem wurde im Bezirke der Bergwerksinspektion 1 mit Ausnahme von zwei Gruben gearbeitet und außerdem auf allen Eisenhütten. Der deutsche Elebiszittommissär wendet sich mit einer öffentlichen Erklärung gegen die Korfantyische Lügenpropaganda und richtet einen Appell an die Großmächte, die Polen von ihrem Wahnsinn und ihrem darauf losschlagenden Fanatismus abzubringen, der dem jetigen Wert der deutschen Bergwerke uns wieder brinatic zerstören würde. « II Die Auswanderung aus Posen Berlin,4.Mai.Nach amtlichen Feststellungen des Posener Ministeriums, sind bisher aus den ehemals preußischen Provinzen Posen und Mestpreuß, rund 300.000 Deutsche ausgewanert. Eine geheimnisvolle Reife, NB. Berlin, 4 Mai: Wie der »Bollischen Zeitung“ über Reval gemeldet wird, in Trogkfi in Begleitung Budjenis nach der afghanischen Grenze abgereist. Der Zweck der Reise wird streng geheimgehalten. Dedenburger Zeitung high «f HER um | ! s- -.-..---.-«.-.»»-..s-"»·».....·--....«« Roch mals die meschuggenen Banlen. Ich kann mir nicht helfen,ich finde keine harms losere pen Und den Lesern der nachfolgenden Geschichte. wirds wahrscheinlich auch nicht an derdergehen. “ Ein hiesiger altettgesessener Gewerbetreibender präsentierte dieser Tage einen auf 13.000 Szenen lautenden Sched bei der hiesigen Filiale der Reiter Ungarischen Stommerzialbank. Er verlangte neue Tarnsender, doch erklärte man ihm, es seien noch seine da und wollte ihm alte geben. Er war bereit, sie zu nehmen, jedoch verlangte er eine genaue Konsignation, damit er jene Noten, bei denen er allenfalls ein Anstand ergeben solle, der Bank gegen andere zurückstellen könne. Dieses Verlangen wurde brüst zurücgewiesen. Da der Ginreicher des Scheds jedoch darauf beharrte, wurde die Auszahlung des Scheds überhaupt verweigert. Übeijo erging es dem Betreffenden, als er einen anderen Sched bei der Oedenburger Verkehrsbank einlösen wollte und dasselbe Verlangen stellte. Als Sch finde dieses Vorgehen der „Banten für mehr als sonderbar. “ ist geeignet, „die Vermirtung in unserem Geldwesen, die ohnehin schon sehr viel Unheil angestiftet hat, noch mehr zu vergrößern. Außerdem wirft diese Haltung auf die Geschäftspraxis der Wanker ein sehr schiefes Licht. Denn einerseits weisen sie Banknoten, die bei ihnen eingezahlt werden, ich möchte jagen, geradezu willkürlich und nach eigenem Gutbanken zurück und nehmen auch diejenigen, die sie für echt halten, nur gegen Konsignation, d. h. auf Gefahr des Einzahlenden an, andererseits aber lehnen sie es ab, bei Noten, die sie auszahlen, dieselbe Haftung zu übernehmen. C3 wäre fürwahr an der Zeit, wenn Herr Hegedus der ganzen Banknoten- Misere ‚mit kräftiger Hand ein rasches Ende bereitete. Wenn er das nicht kan, dann möge er die Bauten ausweisen, bei der Geldauszahlung genau so vorzugehen, wie bei der Geldannahme. Den Schließlich und endlich sind ja die Banken für das Publikum da und nicht leiteres für die Bauten. Dr. Bulldogg. Brillanten, Perlen, Jawele, Uhren, am kauft POLITZER ... ., Graben 28 WIEN 1.,Tuchlauben 15 | Der 5. Mai (Donnerstag). Himmelfahrt Christi. Kath.: Bius V.; Prot.: Gotthard. — Gedenktage: 1335 V Belehnung der Habsburger mit Kärnten und Südtirol. — 1595 ‚Friedrich der Weise geit. — 1762 Beter der Dritte schließt. Frieden mit Preußen. — 1821 Napoleon der Erste auf St. Helena gesl. — 1917 Bolivien bricht die Beziehungen zu Deutschland ab. — 1918 der französische Romanschriftsteller Georges Ohnet in Paris gest. — 1920 Abschluß des deutsch-lettischen Friedensvertrages in Berlin. — Sonnenaufgang 4 Uhr 37 Min. TEN 7 Uhr 16 Min. — mr rg 3 Uhr 18 Min. nachts, Untergang 4 Uhr 46 Dein. nachmittags. “= . Donnerstag, 5. Mai 1921. Der 6, Mai (Freitag). . Kath.: Johann von der Pfortey Prot.: Dietrich. — Gedenktage; 1757 Friedrich der Große siegt bei gas über die Oesterreicher. — 1786 der deutsche Schriftsteler Ludwig Börne in Frankfurt am Main geb. — 1859 der deutsche Naturforscher Alexander v. Humboldt in Berlin gest. — 1904 der deutsche Maler Franz v.Lenbach in München gest. — Sonnenaufgang 4 Uhr 36 Mir., Untergang 7 Uhr 11 Min. — Mondaufgang 3 Uhr 44 Min. nachts, Untergang 5 Uhr 58 Min. früh. »s Todesfall. Der Mattersdorfer fon. ung. Bezirksrichter Gea Terg, ein Siebenbürger Slüchtling, ;ist heutes im 59. Lebensjahre im Elisabethspitale verschieden. Das Leichenbegängnis Findet Freitag um 4 Uhr nachmittags vom der Soterihalle des neuen röm.-kath. Friedhofes statt.. Der Verstorbene war ein jüngerer Bruder des Hiesigen Künigl. Notars Edmund Tery. Die Generalversammlung der Dedenburger Ortsgruppe des Arbeiter- und Invalidenvereines findet, wie bereits gemeldet, am 5. Mai (Feiertag). 10 Mr vormittags, im großen Singungssaale des Rathauses statt. 3 ergeht nochmals an alle Mitglieder die Aufforderung zur Teilnahme, da sehr wichtige Verhandlungsgegenstände auf der Tagesordnung stehen. . Das Turnfest der Waldschule Manninger. Die Ansichtstommission Der Schule hält zwecs Besprechung der Einzelheiten Des Turnfestes Montag um 5 Uhr nachmittags im Magistratssaale des Rathauses eine Sigung ab, zu der die Direktoren der Hiesigen Insstitute und die Turnprofessoren eine Einladung erhielten. Das Erträgnis des Turnfestes wird zugunsten der Waldschule dienen. Kunsteis. Das städtische Wasserwerk gibt bekannt, daß Die Erzeugung von Kunsteis begonnen wurde. Reflektanten wollen ihren Bedarf g eheitens der Wasserwerfstanglei im Kestetich-Meierhof mitteilen. Ebenda wird der Preis des bestellten Eises jedesmal im vorhinein gegen Amweisung einzuzahlen sein. Vorderhand kann die Zustellung des Eises ins Haus nit übernommen werden. ar Preis des Kunsteises beträgt bis auf weiteres 92 K pro Meterzentner, 0.1.23 K pro Blei ab Eisfabrik. Das bestelltes Eis ist aus Betriebsrücsichten in den festzusegelnden Stunden unbedingt zu übernehmen, im Gegenfalle verfällt die Anweisung. Billige Schuhe für die Mitglieder der „Move“. Bei der hiesigen militärischen Einlaufsgruppe(48er-Kaserne) können die örtlichen und Provinzmitglieder der „Move“ für 590 Kerstflagige Schnürschuhe erhalten. Beim Betreten der Kaserne ist die Mitgliedskarte vorzuzeigen: Die Flachgruppe der Oedenburger Schneidereiarbeiter hält heute um halb 8 Uhr abends im Vereinslokale ihre ordentliche Jahresgeneralversammlung ab, zu der um künstliches Erscheinen der Mitglieder ersuht wird. Der Mufikabend Des evangelischen Sünglingsvereins. Die Damendilettantengruppe des Oedenburger evangelischen Lese- und Jünglingsvereines veranstaltet am 7. dv. M., Samstag, um 7 Uhr abends in den W Vereinslofalitäten einen Musikabend, dem ein Tanzkränzchen folgt. Den Eintrittspreis beträgt für Mitglieder 15 K, für alle anderen 25 K. Das Reinerträgnis wird zusgunsten des Pensionsfondes der Oedenburger evangelischen Lehrer und Geistlichen verwendet. Die Einladung ist beim Lösen der Eintrittssorten vorzuzeigen. Neue Kalkbrennerei.. Wenn Sie Bedarf an Kalt haben, wenden Sie ich an Rafael Sebela, Kalkbrenner, Krugenberg Nr. 8 (ehemals Baumeister Schneidericher Kaltofen), i woselbst alle Kalksorten prompt und billigst erhältlich ind. (Sortfegung auf Seite 5.) wo Nachdruch verboten. 3m Buchengrund. Originalroman von $. Bourths-Mahler. (45. Fortfegung.) „Gnädige Frau können das unbesorgt tun. Ich werde das Vertrauen, das gnädige Frau in mich jegen, rechtfertigen. Sept weiß ich mit allem Bescheid.“ Während Laura dann im gemächlichen Tempo durch den Wald ritt, weilten ihre Gedanken bei ihren beiden Nichten. Was Dr. Görger von ihnen geschrieben, hatte sie sehr interessiert. Hauptsächlig was er von Jutta geschrieben hatte, war ihr nahe gegangen. Sie hätte gern die Ankunft der Damen abgewartet; ihr Ritt auf die Felder hätte ich auch verschieben lassen, aber es war eine Art Menschenfurcht in ihr. Sie hatte in ihrem Leben so viel Bittere Erfahrungen gemacht, da sie glaubte, ihre Erscheinung müsse auf alle Menschen abschiedend wirken. Sie war fest überzeugt, daß die Schwestern froh sein konnten, wenn sie ihnen ihren Anblick möglichst lange vorenthielt. Aber sie hätte die Schwestern doch gern gesehen, ohne von ihnen bemerkt zu werden. Und als sollte dieser Munich in Er Maltfüllung gehen, vernahm Laura plößlic auf der Fahrstrake .Das Rollen eines leichten Magens. Ein scharfer Blick durch die Zweige belehrte sie, daß es der Landauer war, wen sie zur Bahn gejhiet hatte. Sie trieb ihr wie Tangsam von dem Reitweg in das Gebüld Hinz ein. Dicht neben dem Fahrweg hielt sie ganz ruhig Hinter einem hohen Gebüld. Von hier aus konnte sie den Weg übersehen, ohne selbst gesehen zu werden. Der Wagen kam heran. Er fuhr hier der starren Steigung wegen fast im Schritt. So konnte sie von ihrem Berster aus die Insassen des Magens genau betragten, und sie tat es mit scharfen Bliken. Da sah sie zuerst in ein paar große, trahlende Mädchenaugen hinein: warme, seelenvolle, graue Augen mit langen, dunklen Wimpern und feingezeichneten Brauen. Es waren Jutta Yallners Augen, die im Anblick des herrlichen, frühlingsfrühen Waldes schwelgten. Etwas Marmes, Mohliges regte ich im Herzen der einsamen Frau beim Anblick des Lieblichen Mädchengesichtes. Das muchte Jutta sein. Und die blasse, junge Dame ihr gegenüber war iher Lena. Zwischen beiden aber turnte und zappelte etwas Weikes, Goldiges, Blauäugiges, das in heller Daseinsfreude plapperte und jauczte — Alemalln. ..»D, Lena, sieh doch nur diesen herrlichen Wald!“ rief die junge Dame mit den wunderbaren, strahlenden Augen. Der Klang dieser warmen, flaren Mächenstimme schmeichelte si der einsamen Rauscherin ins Herz — dann war der Magen auch schon vorbei. Regungslos sah Frau Laura ihm nach. Ein tiefer Seufzer hob die Brust. Der Wagen war mit seinen Insassen weitergerollt, bis er vor dem Herrenhause hielt. Als die Schwestern das stolze Gebäude zuerst erblicten, facten sie sich bei den Händen und sahen sich etwas bänglich in die Augen. « So schön und stolz hatten sich Jutta und Lena Tantje Laurag Besitzung nicht vorgestellt. Noch bekloimmener wurde ihnen zu Mute,als der weißhaarige Diener in der schlichten Livree sie empfing. Johann machte für seine abwesende Herrin die Honneurs und führte die Damen dur die Halle hinüber in den Weitflügel. Lutta und Lena führten Mally zwischen sich; die Kleine war von der neuen Umgebung so in Anspruch genommen, daß sie sogar das Plaudern vergaß. Dann waren sie in ihren Zimmern angelangt. Johann öffnete die Türen und erklärte in seiner diskret höflichen Messe, wie si Frau von Hohenegg das Arrangement gedacht hatte. Die Schwestern mußten einen Laut des Entzüdens zurückdrängen. Da waren zwei reizende Schlafzimmer, ganz hell und duftig gehalten, mit einem herrlichen Ausblick in den frühlingsligen Park. In dem einen, das für Lena bestimmt war, stand ein Kinderbestehen: ‚Zwischen diesen Schlafgemächern befand sich ein großes, freundliches Zimemer, das als gemeinsames Wohnzimmer dienen sollte. Es sah aus, als sei es mit Blumen bestreut. Teppiche, Tapeten, Vorhänge und Möbel, alles war aus Millefleurs-Stoffen hergestellt oder damit bezogen. Von diesem Zimmer aus hatte man ebenfalls die Aussicht auf den Bart. Auch den von Frau Laura als Speisezimmer bestimmten Raum zeigte Johann den Damen. Dann fingelte er Stina, das Hausmädchen, herbei und erklärte den Schwestern, daß Stina ihre persönliche Bedienung übernehmen und als Wärterin für die Kleine fungieren solle. Johann blieb an der Tür stehen, während er den Auftrag seiner Herrin ausrichtete. Er erklärte, daß Frau von Hohenegg dur die Bewirtschaftung des Gutes stark in Anspruch genommen und außerdem etwas nervös sei, ihr infolgedessen alle Störung ferngehalten werden müsse. — (Hortiegung folgt.)