Oedenburger Zeitung, Oktober 1921 (Jahrgang 53, nr. 222-247)
1921-10-14 / nr. 233
Seite 2. — Nr. 238. rs Graf Giesen — ungaliepet Gesannter in Amerita ? (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung“.) Budapest, 13. DOM. Zum amerikanischen Gesandten Ungarns dürfte die ungarische Regierung den aus Horpach stammenden Grafen Babislaus Szechen ernennen. Die ungarische Regierung dürfte bei der Ernennung Stechend zum Washingtoner Gesandten von der Ansicht geleitet sein, daß derselbe durch seine Gattin Lady Vanderbilt günstige Verbindungen in Amerika hat, die er bisher schon in mannigfacher Beziehung vorteilhaft für Ungarn verwertete. Mippre ist nicht in Westungarn! (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung”.) SB. München, 13. Di. Gegenüber aufgetauchten Gerüchten, Daß ss der frühere Kronprinz Rupprecht von Bayern in Westungarn aufhalte, wird festgestellt, das der Kronprinz seit Jahren nicht in Hungarn getreten ist und zur Zeit in München sich befindet, die erste Giltung. (Drahtbericht der „Debdenburger Zeitung”.) SB. Fünflinden, 13. Ort. Nach fast dreijähriger Unterbrechung hielt der Verwaltungsausflug des Komitats Baranya seine erste Sigung. Der Ausflug richtete aus diesem Anlasse an den Reichsverweser ein Begrüßungstelegramm. as Generalstreit in Raichan! (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung”.) SB. Kaldau, 13. Ost. Infolge des in der östlichen Slowaki ausgebrochenen Generalstreit, des technischen Bersonalg, sind in Kaldau bi auf „Siomwenoft Buchod” und das ungarische Tagblatt „Szabadjág“ keine Zeitungen erschienen. Ein monazistisches Flugblatt (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung”.) SB. Wien, 13. Ost. Der „Abend“ berichtet: Offenbar in der Vorauslegung, daß es heute zu Ausschreitungen gegen die jüdischen Bethäuser kommen werde, wurde heute in Wien ein monarchstisches Flugblatt ausgegeben. && enthält außer den üblichen Nebengarten ,die offene Aufforderung an die österreichischen Soldaten, auf die Ungarn nicht zu schießen, sondern zu ihnen überzugeben. =®&s BR "* die oberschlesische Frage. "Reine Einmischung Englands! SB. London, 13. Ort. Der diplomatische Berichterstatter des „Daily Telegraph“ stellt nachdrücklichst in Abrede, daß die britische Delegation oder Lloyd George versucht hätten, ihm die Arbeit des Unterausschusses des Berferbundrates in der oberiährrfichen Frage einzumischen. Auch Balfour habe sich von der Tätigkeit des Unterausschusses ferngehalten. Die britischen Staatsmänner seien entschlossen, ih an ihre Verpflichtung zu halten, die Anempfehlung des Völkerbundrates anzunehmen, ohne Rücksicht auf ihre persönliche Ansicht. * as Helfferich gegen Wirth! (Drahtbericht der „Oedenburger Zettung”.) SB. Wien, 13. Ost. Aus Frankfurt wird berichtet: Helfferich hielt hier eine Rede, in der er sich in heftigen Ausprüchen gegen das Kabinett Wirth und gegen das Abkommen von Meiesbaden wendete. Dieses vertrage seine Aktis; die deutsche Regierung lege damit den Leichnam des deutschen Bolfes auf den Tisch der Entente. Wirth könne dem deutschen Bolfe nur einen Dienst erweisen, den Kanzlerstuhl so bald als möglich zu verlassen. Das Ziel der Deutschnationalen ist und bleibt die Monarchie, die nicht Die Ausschaltung des deutschen Volkes bedeute. Man will ein Kaisertum, nicht unter Auge , sondern mit dem Deutschen Dire. (Drahtbericht der „Oedenburger Bettung”.) SB. Konstantinopel, 13. Osf. Bericht des Semalistischen Hauptquartiers . Im Abschnitt von Eifi Schebir wurden griechische Gegenangriffe abgeschlagen, im Abschnitt Karahisfar wurde ein Angriff auf griechische Transportfolonnen unternommen. Die Griechen bemühen si, in beiden Abschnitten ihre Stellungen zu Halten. Wir stehen 14 Kilometer von Effi Scehir entfernt. Türkischer Frontbericht. . Oedenburger Zeitung Eine tichechische Stimme. SB. Prag, 13. Dit. Zur gestrigen Meldung der „Boistischen Zeitung” über die angebliche Einfließnahme des tichechischen Grperten Dr. Hodac in der oberschlesischen Frage bemerkt der dem Ministerium der Neußern nahestehende „Gas“ in der gestrigen Abendausgabe folgendes: In der ausländischen Bresse erschienen verschiedene Gerüchte über die Aufgabe der hehtigen Experten bei den Verhandlungen über die oberschlesische Frage. Die Lage ist die, daß in Genf das Bestreben vorhanden war, die oberschlesiiche Frage im engsten Zusammenhang mit den Friedensverträgen zu lösen. Dies bedeutet, daß es vom Anfang an sicher war, daß es zur Teilung des oberschlesiichen Gebietes koımen werde. Die Aufgabe der Fachexperten war seineswegs, über die Linien zu entsscheiden. Sie berichteten bloß über die eventuellen wirtschaftlichen Folgen der politischen Teilung Oberschlesiens. Ihre Aufgabe betraf bloß die wirtschaftliche Seite und war vollkommen objektiv. Sie hatte also seineswegs einen Einfluß auf die meritorische Entscheidung des oberschlesischen Problems. Bafttich in Paris. (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung”.) SB. Part. 13. Ost. Ministerpräsident Briand hat Heute morgen den serbischen Ministerpräsidenten Bafttich empfangen. 28 Cin serbisches dementi. (Drahtbericht der „Dedenburger Zeitung“.) SB. Bari, 13. Oft. Die serbische Gesandtschaft dementiert das Gerücht, daß König Alexander daran denke, zugunsten seine Brüder ® Georg abzudanzen, Gimit ih — gestorben. (Drahtbericht der „Dedenburger Zeitung“.) SB. Graz, 13. Oft. Die „Tagespost“ meldet aus Belgrad, daß dort der frühere Gesandte Serbiens in Wien, Simitsc, gestorben ist. BES 4 x 5 PL SE Rn, M R = ® 2 = 7 Freitag, 14. Oktober 1921. Wie es in einem Harem tirklin aussieht. Der Name Harem Täht vor dem Durchschnnittslefer ein verführerisches Bild auftauchen von schönen Frauen, die auf üppigen Diwanen gelagert sind, von buntstrahlenden Teppigen auf Marmorböden, von jügen Mahlgerüchen und romantischer Schönheit. In einem wirtlichen Harem sieht es anders, ad, anıız anders aus! Mit diesen Worten leitet eine Engländerin, Mrs. Buchanan, die Schilderung ihrer Haremerlebnisse ein, die sie in einem Buch „In den Händen der Araber“ gibt. Die Engländerin ist die Gattin jenes britischen Beamten, der im vorigen Jahre mit vier anderen Engländern bei dem Araberaufstand in Mesopotamien ermordet wurde. Sie selbst wurde im Harem eines arabischen Scheifs gefangengeseßtund wurde erst durch eine englische Rettungsmannschaft befreit, die der Brigadegeneral Conyn=obam führte... „stauen gab es zwar auch in diesem Harem,“ erzählt sie, „aber sie waren alles andere als schön. Nichts ähnelte der gewöhnlichen europäischen Vorstellung und der Geruch besonders hatte mit Meihrauch nicht das mindeste zu tun. Die Räume, die man besser als Junfte Röcher bezeichnen möchte, lagen um einen vierefigen Hof herum, der mit Schmuß bedeckt war. Auch sonst Herrichte überall Unsauberkeit und in allem wartete die größte Proja. Nur ein geheimnisvoller Ort befand sich hier. Wenn man Durch die Tür trat, die von der Mahnung der Männer nach dem Harem führte, so fand man links einen seltsamen Raum, der beständig verschlossen war. Niemand durfte P dieses Zimmer betreten außer dem Scheit Majid selbst, der manchmal in Begleitung seines Sohnes hineinging. Es war in der Tat eine wahre „Kammer Blaubarts“. Die Frauen, die in dieser schmusigen und öden Umgebung Vahindelten, waren weder reizvoll noch angenehm. Die einzige, die mir nicht widerlich war.“ schreibt Mrs. Buhanen, „war Tumeila, Sheit Majids einzige Tochter. Sie war ichlanf und ganz Hübich. Aber ihre ganze Verson war furchtbar vernachlässigt, und sie hatte schredlich schlechte Augen. Augenkranktheiten wüten überhaupt unter den mesopotamischen Frauen. Scheit Majids Hauptfrau war ziemlich fett, aber hatte immer noch schöne Züge und präctiges weißes Haar; ihre Süße und Knöchel waren gut geformt, aber sie war vollkommen blind und hatte eine schludgende tonlose Stimme.“ ARARRIZ ARAIRUIBI aus falle, Bat, Blandrud, EL: denhir, Schiffen, Leinen, Strich, Witl, M. Rutiiuereihael Horvath , 60. Bouengasse 22 (Esterhazu Geithaus) Billiger sind die Kleid Nahdrud verboten. Arbeit adelt. Originalroman von 3. Courihs-Mahler. (19. Fortlegung.) Heinz Lindek war nichts weniger als eingebildet, aber das mucste er da mersen, da Gitta si auffällig in ihn bemühte. Und das war ihm außerordentlich unangenehm. Heribert von Lossow beobachtete unter seinen baldigen Frauen hervor Die beiden jungen Leute. Auch ihm war es schon aufgefallen, das Gitta immer auftauchte, sobald Heinz Linde bei ihm war. Aber er konnte sich nicht erklären, wie das zusammenhing. Er ahnte f natürlich nicht, da Gitta oft stundenlang im Loffower Bart auf dem Ausgud auf der Lauer lag, bis der Baron vorüberkam. Aber dakch Gitta bemühte, Eindruck auf den Baron zu machen, bemerkte der alte Herr sehr von!. Als nach kurzer Zeit die beiden jungen Leute aufbrachen, sah ihnen Herr von Lossow nach. „Da wird die Gitta wohl sein Glück haben! Der Heinz hat nichts — aber auch gar nichts für sie übrig,“ dachhte er. Heinz Lindek und Gitta ritten zunächst schweigend nebeneinander her, oft als sie den Wald erreichten und die ferde auf dem weichen Waldboden lautlos nebeneinander dahinliefen, sagte Gitta mit einem jhelmischen Aufhilf in das ernste Gesicht des Barons: „Unsere Seelen müssen unbedingt in einem geheimen Rapport stehen, Herr Baron.“ Heinz Linde schlaf empor. Er hatte si im Geiste in den Andlik von Ellinse Loslows Bild versenft. Das Gesicht der jungen Amerikanerin hielt ihn wie in einem Bann. Darüber hatte er Gittas Gegenwart ganz vergassen. „Wie meinen Sie das, anädiges Fräulein?“ fragte er formell Hö °’.c. . Gitta. Tadie. „Haben Sie wo nicht bemerkt, daß wir Talt immer zu gleicher Zeit in Lens fow sind?“ „Das ist da wohl nur Zufall.“ „Zufall? Ach, welche triviale Muslegung! Wenn es nun nicht Zufall wäre?“ Der Baron wandte ihr sein scharfgeschnittenes Gesicht zu und sah sie mit ruhigen,ernsten Augewi an. »Was sollte er sonst sein alt-Zufall?“ fragte er. Sie errötete, schlug wie spielend mit der Reitgerte in die Zweige und sah dann nmedlich zu ihm auf. „Run, ich meine eben — eine Seelenverbindung zwischen uns.“ Er redte sich wie abwehrend aus. „was ist bei zwei Menschen, die sich so wenig fennen, die sich im Grunde innerlic so fern stehen, wie wir, wohl ausgeschlosen, mein ganädiges Kräutern,“ sagte er in sehr entschiedenem Tone. Gitta biß sich auf die Lippen. Aber troß seiner deutlichen Absicht wollte sie noch nicht begreifen, daß ihre Sache aussichtslos sei. „o, ich hoffe Doch, daß wir uns sympathisch find, Herr Baron. Das heißt, von mir weiß ich das natürlich ganz betimmt. Sie sind mir sehr sympathisch, sind es immer gemesen, so Tange ich d'n‚ıten fann.“ Heinz Linder war das Benehmen der jungen Dame überaus peinlich. Er empfand es fast als aufdringlich und konnte Doch als Kavalier nichts tun, aie energisch zuradsummen. Er war sichh bewurßt, Gitta von Losjow niemals Veranlassung zu irgendeiner Hoffnung gegeben zu haben, und fühlte doc, daß sie ich Hoffnungen in bezug auf ihn hingab. „Sie sind sehr liebenswürdig, mir das zu sagen, mein gnädiges Fräulein. Mie geht es übrigens Ihrem Herrin Bruder? Haben Sie kürzlich von ihm gehört?“ So rentte Barox von Linded das Gespräch gewaltsen in andere Bahnen. Er empfand nicht Das mindeste Interesse für Botho, dem er nicht sonderlich gewogen war, obgleic sie in enger Nachbarschaft miteinander aufgewarlen waren. Seine Frage nach dem Bruder sollte Gitta nur ablenken. Gitta gab bereitwillig Auskunft. Obwohl sie merkte, daß der Baron ablenken wollte, gab sie ihre Sache wo nicht verloren. Sie wußte, daß es nicht leicht war, einen Mann wie Heinz, einzufangen. Aber gerade weil es schwer schien, reizte es sie, und sie beharrte eigensinnig darauf, ihn für si zu geswinnen . „Wenn ich ihm eine große Mitgift als Lodmittel vorleiten künnte, dann würde er wohl schnell zugreifen. Wober ich Hoffe, ihn dennoch zu besiegen. Rom it auch nicht in einem Tag erbaut worden,“ dachte sie, Fich zur Geduld zwingend und ging auf ein harmloses Thema ein. — "So erreichen sie plaudernd die Peslower Barffgrenze. Heinz Linde atmete heimlich auf, als er ji hier von Gitta trennen konnte. „Das ist ja unerträglich,“ ärgerlich, als er allein war. Er be ‚loh, in Zukunft auf einem Umweg nach Lemfom 31. reiten, um nicht an Bosjow vorüber zu miülfen. Denn er ahnte, daß Gitas Auftauchenr in Lemfow, sobald er Dort war, nicht zufällig war — auf nie eine” Seelenverbin= date er Dung zwischen ihm und Gita Loflom. +.Br