Oedenburger Zeitung, November 1921 (Jahrgang 53, nr. 248-272)

1921-11-01 / nr. 248

LE­TR ’.-, - Seite 2.—-Nr.248.« . » » % Dedenburger Zeitung ee - | - ·f I - - , Dienstag, 1. November 1921. Aus­­ Thurn: ‚dem sranlenburg berein, der Sranienburgabend am Samstag.) verschiedenen Vorträge­ ‚Samstag um '/,9 Uhr abend‘ begann in] Anwesenheit einer großen Zuhörerschaft im großen Lafinosaale der erste diesjährige sta­­tutenmäßige Abend des Frankenburg-Litera­­turvereines. Die wurden durch die Nede, des Präsidenten Dr. Solef Defter eröffnet, welcher auf die wichtige Rolle der Dilettanten bei der Interportierung der Werke namhafter Dich­­ter für die Deffentlichkeit hinwies. Er betonte, daß es ehr schwer sei, die Maffen aufzurütteln und daß noch sein Dedenburger in seiner Vaterstadt groß geworden sei. Er führte aus, daß und mit dem passiven Patriotismus nicht geholfen sei und daß an dem Vereinsleben auch die hiesigen Professoren ihren Anteil nehmen mögen. Er kam weiter auf die Schwierigkeiten zu Sprechen, mit denen das Zustandesonnen der Abende im sechten Jahre verbunden war, wobei er bemerkte, daß das National­­­­f­­eid noch sein Freibrief für die jungen Damen sei, um die vaterländischen Pflichten nicht zu erfüllen. Wenn auch nicht alles gut genannt werden kan, ‚was­­ hier ent­­fand, so ist auch nicht alles Lokale zu unterschäßen. Ler­en wir unsere hiesigen Künstler, Schriftsteller und Voeten verehren und verstehen! Bezeugen wir ihnen dies dadurch, Daß mir ihre Werte nicht nur laufen, sondern auch lesen! Dr. Defter beendete seine Ansprache mit einer kurzen Charakterisierung der drei P­oeten und des Novellisten, welche Samstag zum ersten Date vor die Oeffentlichkeit traten. — Brofessor Meßaros, der B Vizepräses des Berevnd, trug dann einige Gedichte SJoief Bott Hgoudys vor, die nach der Manier der alten patriarchalischen Dichtzunft ger­halten sind, und und die Stimmung des Landivyll3 des ungarischen Tieflandes ver­­mitteln. — Der Zeilist Johann Schols, dem die Applaunsfreudigkeit des Zunfts hungrigen Publiftums freundlich entgegen­­kam, zeigte einen flüssigen und tech­­nisch Hochstehenden Vortrag, welcher die sonoren, wohlklingenden Töne seines An: ‚ Struim­entes mit Verständnis und Talent zu Gehör zu bringen versteht. Eo wurde ihm reichlicher Beifall zu teil. — Tibor Rupp­recht, der ein interessantes, blaffes Schwärmergesicht hat und si in seiner Tracht sehr gut ausnahmn, deflamierte mit einer wohl vor Aufregung etwas vibrie­­renden, jedoch sonst ausdruchsfähigen Stimme inhaltsvolle, starre, leidenschaftliche Verse, die große Begeisterung verrieten. — Lud­­wig Szentimredy. .überrasche und mit einem flarem, verständlichen, sehr gut betonten Vortrag einer satirischen liebend: würdigen Novelle, die in die Spuren­ einer duftigen Sprache gehüllt, das heraus: fristalisierte SMleinod subtiler Seelenbeob­­ac­htung und warmen Herzens verriet: Seine Novelle, die kleine Probleme mit ihr viel Li be und Talent behandelt, will und als ein günstiges Vorzeichen für eine weitere erfolgreiche Entwicklung des lyrisch gefärb­­ten Dichtertalents Szentieren seheinen. — Hohmwürder Nemeth Tann als deritete und den unlängst verstorbenen Sonntag um 42 Uhr vormittags wurde im großen Rathaussaale vom Präses Dr. Fosef Deiter Die Dies­­jährige Generalversammlung des Oedenburger Literaturvereines mit einer inhaltsreichen Ansprache eröffnet. Der Verein sümpfte besonders im vori­­­gen Jahre, wo die Aussichten sehr trüb waren, mit aller Kraft dafür, daß wer nigstens Oedenburg bei Ungarn ver­­bleibe. Dies kann heute an erhofft werden. (Zwischenruf Dr. Thurners: „Sicher!“) Die verschiedenen Festlich­­keiten dienten demselben Zweck und das­ Anwahh­en des Vereines auf fast 800 Mitglieder zeigt, da­ eine schöne und erfolgreiche Arbeit geleistet wurde. Es gelang, die Verbindung mit dem"Raaber Kisfaludy­­­­und "dem Steinamangerer Kulturverein aufzunehmen und die Budapester Petöfi-Gesellschaft verichlok und den Oedenburger patriotischen ER­us Raab wurden um 3000­­ einige Frans­­enburg Reliquien erstanden, die im Senatssaale des N Rathauses unters­gebracht werden. Der Präses verpaten­­tierte dann mit warmen Morten den Szegeder Tit.-Oberdirkftor Dr. Karl K­ärpäthy, der­­ lange Jahre hindurch als Obersekretär, Vizepräses und Ob­­mann die Vereinsangelegenheiten Trei­­turbestrebungen ebenfalls nicht. Mit Launerbrunner ehemaligen preußischen Gardeoffizier ae Neuhaus, der wie ein zweiter­­ „Ritter Unfer- Schmidt“ den Verein „für die Ver­­dienste, die Derselbe sich um die harmo­­nische Verschmelzung des ungarischen, und Deutschen Elementes erwarb“, mit einem­ Legat von 5000 K bedachte. „Wir Hier in den Grenzfeiten sind Staufenburg Ritter, die den größten Schat, unsere Sprache verteidigen. Der Held und Kapitän dieser Zitadelle ist seit drei kampfreichen Jahren unter Bürgermeister!“ (Lebhafter Beifall.) d­iesen­­ Worten eröffnete Der Werigende die 45. ordentliche General­­versammlung. Es folgte dann­ der Bericht des provisorischen Obersekretärs Professor Csaplovits, der Ä ähnlich wie der des Präsidenten gehalten war und in dem er u. a. im Namen des Vereins dem Bürgermeister Dr. Michael Thur­­ner, dem Obergespan Dr. Stephan ». Zsemberg und dem Vizegespan Ludwig Geray- Wolff für ihre werktätige Unterstügung Dank votierte. Er gedachte auch der Presse und­­ sah in dem Zusammen­wirfen des Literatur­­vereins mit ihr die Garantie für eine schöne Zukunft. « Aus dem Bericht des Sädelmeisters Behr d. Ä. ging hervor, daß die finan­­zielle Lage des Vereins ich seit den Se$- Oprrenhura, Brobenrunde SA Televhon 114 „Haben Sie Ihr Abonnement auf die „Deden­burger Zeitung” für den Monat November schon erneuert ? — Wen nicht, so eilen Sie, dies noch heute zu tun, damit in der Zustellung der Zeitung seine U­nterbrechung eintritt! — Monatsabonnement 50 K. Neubestellungen und Zahlungen nehmen stets entgegen die Geschäftsstelleung Verwaltung Grabenrunde 2 Yealplat Nr. y­ien Jahren erheblich gebessert hat und dah dieselbe eine gänzliche Absc­hreibung der Kontofortentschulden gestatten wird. Das Referat über die in einer Man­­sardenstube des Gerichtsgebäudes auf­­gehäuften 21% DIaufend verstaubten Bände der Vereinsbibliothek, die vom zweiten Sekretär Ludwig v. Szent­­imren gesichtet und geordnet wurden,­­rief eine lebhafte Debatte hervor. Dem Gedanken einer Veräußerung der wert­­vollen Bibliothek widerlegten si so­­wohl Bürgermeister Dr. Thurner, als auch städtischer Oberfistal Dr. Ze­r­­genyi, da dies gegen die kulturelle I­nteressen unserer Stadt und gegen die den Spefchern schuldige Pietät sei. "Dr. Josef Defter versuchte, den Antrag unter Hinweis auf die schweren materiellen Sorgen des Vereins bes­treiflich zu machen, jedoch erwies ji der praktische Vorschlag des Großfauf­­mannes Dr. Franz Baraa als der beste Ausweg. Der Verein braucht, Geld, dies ist unbestreitbar. Es möge also eine Propaganda eingeleitet werden, dak die Bibliothek von Der wohlhaben­­den Bürgerschaft Oedenburgs für den Verein erstanden werde. So mehr Geld da it, desto mehr Abende, d­esto mehr vaterländische Propaganda kann veran­­staltet werden. Die Reliquien und Buchseltenheiten möge man ins Mu­­seum geben, die übrigen, verwendbaren Merse in den Oedenburger öffentlichen Bibliotheken dem Rublikum zugänglich machen. Der Bericht Szentimtrepns wurde im Sinne des Dr. Bargalden Antrages ergänzt und gleich den übri­­gen Berichten daukend zur Kenntnis genommen. Bei der Wahhl eines neuen Ober­­sekretärs wurde der provisorische Funk­­tionär Sofef Csaplonits mit Rück­­sicht auf­ seiner während des vergangenen Jahres erworbenen V­erdienste bestä­­tigt. Hauswart wurde einstimmig der Realschusprofessor Bela K­erenyi. Als Direktionsmitglieder wurden ge­wählt Geway- Wolff, Köpvein, Blanta Bocza um Mois Toth. "Die Vollversammlung war um halb 1 Uhr mittags beendet. Als besteingeführte, altrenommierte Typus der patriotischen ‚Dichter‘ gelten, welcher die Fähigkeit hat, im feine Gedichte wilde Kraft und Energie hineinzupeitschen und die Masfen zu tiefs­merst sehnerzendem Schluchzen aufzureizen. Das schönste, weil dem Herzem nahegelegenste Gedicht, war die prachtvolle Schöpfung des „Wiegen­­liedes einer siebenbürgischen Mutter.” Das Gedicht endet: „... lang’ fleiner Szekler, du fangst ohnehin mit Rache aus der Mildh deiner Duster.­“ — Um '/,11 Uhr war der gelungene Abend beendet. Die Bollversammlung am Sonntag. | Filenhandlung empfehlen fi Friedrich Lange Nachfolger gab Bürgeriiche Wohnungseinrihtungen in solider und gediegener Ausführung in riesi­­ger Auswahl in jeder Preislage zu haben im 265 Tischler- und Tapezierermöbel-Warenhaus Leopold Kopstein, Ödenburg, Grabenrunde Nr. 62 Arbeit D Originalroman von 3. Em­richs-Mahler. (32 Fortlegung.) Am nächsten Tage erschien Gitta wieder in Semfow. Sie fand sofort auf den Besuch des Barons bei Ellinor zu sprechen. . "»Mein Gott,Elk­nm-,wie konntest du Baron Lindeck nur empfangen?Er iist doch ei­n junger Mami Mama war ganz außer sich.« s­­«Elki»nor5­ Gesichtzuckte.Sie zosg die Stirne zustam­men. »Sage11 und seiner Mutter,sie wnll sich nicht­ au­freg­ensfo ei­ ner Belanglosig­­keit wegen.Meiner Meinung nach war er ganz überflüssig daß Baron Lindeck sich bethiren Ich und sagte Ichl habe ihn empfangen, wie ich­m­ meines Vaters auch wenn ich allein bin, Gäste zu Dabei­st nichts zu­­­ em­pfangen pflegte, entschuldigen.“ Gitta stippte die Fingerspiken zu­­sammen. Ad Ellimnor, hier ist das aber nun einmal unfdielidh. Du mußt dich doch an unsere Sitten gewöhnen. Der Baron fand es auch ganz unglaublich, Daß du ihn nicht abmeilen Liehest.“ Ellinsı errötete leicht. ..&0? Hat er das gesagt?“ fragte sie hastig. „Schön, ihr verprege es,“ sagte Ellinor scheinbar gleichgütig. Und doch war sie voll unruhiger Spannung. „jo — Baron Linder und ich — na, du weißt Ichon — es­st so etwas wie ein heimliches Gelöbnis — nein — eigentlich neh­mit — aber­­— du ver­­stehst Schon — wir sind einig au­feinan­­der. Er bewirbt Fach um mich. Aber verrate es um Gotteswillen niem­and dem!“ In Ellinor stieg es wie ein heiker Schmerz empor. . —­­»Mein soll­te ich eg denn verraten·.s"' fragte sie tonlog. .,Nun,zum Bei«spielm­ein.«nGltern.« »Hält ich so etwas vor deinen El­-»­tern geheim,Gittai?« »Aber nanirlich,Ellinorx Devon « Nachdruf verboten. In ade.­ ­ Mie seltsam! Siegsk du, „Ss, so! ‚Natürlich! Er fand es unweiblich.“_Spricht man Doch erst mit den Eltern, ‚wenn es Tatsache ist.“ Ellinor ladte spöttisch auf, eine große Bitterfeit stieg in ihr­ sm­por. „So? Und um si darüber Luft zu machen, fam­er’ich leunigtt und­ Lofjow?“ Gittas Augen flimmerten fah­ rd lauernd.­­ Sie filterte plögisch wie­der­, ihamtin ji­ hinein. „ach, weißt du, Ellinor, ihm natürlich entgeßlich, wenn Mama ihm­­ zürnte. Unter uns aber Du Darfst es um Himmelswillen seiner Menschenseele jagen — versprich mir das erst!" © ‚Gitta, je etwas würde ich vor meinem ‚Vater nicht verheimlichen, noch weniger ‚aber würde ich es meiner Mutter net­ 25 wäre, hheimlicht haben. So habe nie Geheime nisse vor meinen Eltern gehabt und werde wohl auch hie welche vor meinem Vater Haben.“ „Ach, geh, Ellinor, du wirst Doch dei­­nem Vater nicht jeden lirt beichten?“ „So flirte nie! Jedenfalls würde ich es nit Hinter dem Rüden meines Vaters tun. Das halte ich nun wieder für unshielich. Du fiehst, wie verscie­­den unsere Auffassung über das, was ficy hit, it. Aber lassen wir das Ale zwischen dir und Baron Linde spielt so etwas — wie — wie ein ernster Flirt?“ fragte Elliner mit Heimlicher Span­­nung.­­ Gitta wurde jegt wirklich rat. Aber sie wollte Ellinoe um jeden­ Preis als Rivalin unschädlich machheiı, bevor ji zwischen dieser und dem Baron iiwas anbannen konnte. Deshalb griff sie an, bedenklich zu dieser Lüge. „sa, Ellinor — unter Diskretior — er bewirbt sich schon lange nimmig.“ „Und warum tut er das nicht offen? Deshalb verlobt ihr­ euch mich?“ „Ach, weigt du, Linded hat bisher nit viel Einnahmen aus jeirtem Mas jorat erzielt. Wir hatten gehofft, Ontel Heriberts Testament würde ufvers aus­fallen. Ich bekomme von meinem Was ter seine Mitgift, besige nur Das, mas Ontel Heribert mir als W­usstener aus­­gejegt hat, und das ist wenig Jeıig. Do müssen wir eben noch warten, bis Y­ind­­ek ertragsfähiger geworden ist.“ Gitta brachte das alles mir dem­ Ausdruf größter Mahrhaftigkeit her­­vor. — « Ellinor mußte etwa 5Q1 täl enden, das ihr unverständlich war,in sich nie­­derzwi­ngen.Sie bemjihte sich aber iukso befangen mit Gitta zu plaudern. Als­­ diese ich verabschiedete, erbot ich Ellinor sogar, sie ein Stück zu be­­gleiten, „Ich möchte noch ein wenig laufen, Gitta. Wenn es dir rei ist, läßt du deine Suleifa im Schritt gehen und ich gehe nebenher.“­­ „Du liebst wohl Bewegung sehr, Elli­­nor?“ fragte Gitta. „Meines Erach­­tens hast du Doch Hier Furchtbar viel Arbeit und Bewegung. Ich begreife nicht, daß du dir das nit von Papa abnehmen säht. Mir wäre das furcht­­bar lästig.“ „Sa, Gitta, wir sind eben sehr ver­­schieden geartet. Du wärst für so an­­strengende Arbeit wohl auch zu zart. Ich bin kräftiger und habe starre Nerven.“ = ee

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