Oedenburger Zeitung, Januar 1922 (Jahrgang 54, nr. 1-25)

1922-01-15 / nr. 12

Seite 2, — Wr. 12. An TIRERDE: Hedenburgs Treue. (Drahtbericht der „Dedenburger Reitung”.) SB. Budapest, 14. Jänner. Der „Reiter Lloyd“ schreibt: Bor kurzem erst erfolgte die Volfsabstimmung in die uns einen Teil M Westungarns endgültig wiedergab. An­­läslich Der fetz im Zuge befindlichen freiwilligen Meldung für die fön­­ung. Honved bewies die Bevölkerung Weit­­ungans neuerdings ihre Treue für Ungarn .Es war dies eine neuerliche Volfsabstimmung. Nach den vorliegenden Meldungen be­­trug die Zahl der sich freiwillig Mel­­denden im Dedenburger Komi­tat mit Ausnahme der Stadt Deden­­burg, wo die Anmeldungen noch an­­dauern, insgesamt 2264, von denen 1044 je die fön. ung. Honved eingereiht wur­­de. In­ ­ Dedenburg, die Konferenz in Gannes. St. Cannes, 14. Jänner, in der mittags begonnenen gemeinsamen Sigung des Obersten Rates und der Reparationsk­ommission, zu der die deutsche Delegation eingeladen war, führte Lloyd George aus, mit Befriedigung habe er aus den Erklä­­rungen Dr. Rathenaus entnom­­­men, daß die D­eutsche Regierung am Wiederaufbau Mittel- und Osteuropas teilzunehmen gemilst sei. Hierauf ver­las der Vorsikende der Reparations­­kommission, Dubois, die nachstehen­­de Entscheidung:­­ Die Reparationskommission gesteht der deutschen Regierung eine vorläufige Betrugsfris­t für die am 15. Jän­­ner und 15. Februar fälligen Raten zu, und zwar unter dem Vorbehalt nach­stehender Bedingungen: 1. Während der vorläufigen Verzugsfrist zahlt die Deutsche Regierung alle zehn Tas­ge 31 Millionen Goldmark An zugelassenen Devisen. Die erste Zah­­lung ist am 18. Jänner zu leisten. 2. Die deutsche Regierung unterbreitet binnen 14 Tagen der Reparationskomm­ission einen angemessenen Reform- und Garantieplan betreffend das deutsche Budgetinstem und den deutschen Rapiergeldumlauf, so­wie ein vollstän­­diges P­rogramm für die Barzahlungen und die Sachlieferungen für das Jahr 1922, 3. Die vorläufige Verzugsfrist geht zu Ende, sobald die Reparations­­kommission oder die alliierten Regie­­rungen eine Entscheidung über das Programm getroffen haben . — Doktor Rathenau erklärte dann, daß er namens der deutschen Regierung von der Einladung zur Konferenz in Ge­nua Kenntnis nehme. Amerikas Rheinzeubben in Geenot. M­ashington, 13. Männer. Der Truppentransportdampfer „Ero 0“, der die Truppen vom Rhein zurückbringt, meldet 550 Meilen von der Kite ent­­fernt durch drahtlose Telegraphie, daß er led geworden sei. m­ EEE Dedenburger Zeitung 5285 bürgerliche Wohnungseinzieht unden in solider und gediegener Ausführung In riesi­­ger Auswahl in jeder Preislage zu haben im Tischler- und Tapezierermöbel-Warenhaus Leopold Kopstein, Ödenburg, Grabenrunde Nr. 62 Der 15. Jänner (Sonntag). Kath.: Baul; Prot.: Habakıl. — Gedenktage: 1622­­ der franz. Lustspielbicter $. B. Molliere geb. — 1791 der dram. Dichter Franz Grillparzer in Wien geb. — 1909 der Dichter Ernst v. Wilden­­bruch in Berlin gest. — 1916 Abfahrt des ernen Ballanzuges. Der 16. Jänner (Montag). Kath.: Marcel; Brot.: Marzelus. — Ger benklage: 1756 Beginn des siebenjährigen Krieges. — 1858 der Afrikaforscher Eugen Zintgraff in Düsseldorf geb. — 1901 der Maler Arnold Böhlin in Wieso­e get. — 1915 das franz. Unterseeboot „Saphir wird vor den Dardanellen zum Sinken gebragt. — 1919 die Verlängerung des Waffen­­stillstandvertrages um einen Monat wird in Trier vom Staatssekretär Erzberger unterzeichnet.­ ­“ Todestal. Am 13. d. M. starb Frau Josef Bummer im Alter von 78 Jahren. Trauung. Am 14. d. M. ehelichte der Giiendreher Franz Weiß Fräulein Katharina Pfeiffer. Ausschupfigung des „Rank“. Der Ausschuß des „Rank“ hält Montag, den 16. d. M., nachmittags 5 Uhr im Rat­­haussaale eine Sigung mit äußerst wich­­tiger Tagesordnung ab. Pünstliches und vollzähliges Erscheinen ist Pflicht eines jeden Mitgliedes. Die Soziale Missionsgesellschaft hält Sonntag, den 15. d. M., nachmittags bald 5 Uhr im Komitatshausfaale eine Bersammlung ab, bei welcher sämtliche Frauenvereine sowie Interessenten gerne gesehen sind. Fahrplanänderung auf der Raaber­­bahn. Die Direktion der Raab—Deden­­burg— Ebenfurther Eisenbahn verständigt das M­etrepublikum, daß mit 16. d. M. der bis­het um 18 ° 100 Uhr (610 Uhr abends) nach Raab abgehende Personenzug aufgelassen und an dessen Stelle ein jolger um 17 Uhr (5 Uhr abends) ab­­gehen wird. Nach dieser Menderung ver­­kehren Die Raaberbahnzüge wie folgt: Abfahrt nach Raab: 540 Uhr, Schnell­­zug: 610 Uhr, Personenzug: 17 Uhr (8 Uhr abends), Personenzug. Abfahrt nach Wien: 6:50 Uhr, Per­­sonenzug: 1610 Uhr (4 10 Uhr nachmittags), Personenzug. Abfahrt nach Ezelldömdlk: 1320 Uhr (1:20 Uhr nachmittags), Personenzug. Abfahrt nach Büns: 1440 Uhr (2:40 pr nachmittags), Personenzug. Ankunft von Raab: 932 Uhr, Per­­sonenzug: 1547 Uhr (3:47 nachmittags), Personenzug: 23 Uhr (11 Uhr abends), Schnellzug. Ankunft von Wien: 11:20 Uhr, Per­­sonenzug: 2050 Uhr (8:50 k­yr abends), Personenzug. Ankunft von Grellpömdlt: 735 Uhr, Personenzug. Ankunft von Güns: 830 Uhr, Per­­sonenzug. Zahnarzt Dr. Nares ordiniert von 9:12 und 2­5 Uhr Deafplat Nr. 16. Buchbruder- Bau. Die Debenburger Buchbruder veranstalten am 19. Februar in sämtlichen Sälen des Hotels Pannonia zur Stärkung ihres Unterftügungsfondes für Witwen und Waisen einen Ball. Dem lebhaften Interesse nach zu urteilen, daß man Ddemseiben in allen Schichten der Bevölkerung Schon Heute befindet, dürfte der Ball einer der gelungensten und schönsten dieser Saison werden: „ Geld spart ein Jeder, der für seine Reklame die weitestverbrei­­tete und allgemein beliebte Ödenburger Zeitung benützt! In dieser sind inserate nicht UV VU UV 9999 U9VVUUV wertlos! NN Sonntag, 15. Jänner 1992. Dr. Gerencser gestorben! Heute früh­­verschied im Elisabethspital ganz wider ‚alle Hoffnung der verdiensvolle städti­­sche Obernotar Dr. Ferdinand Andreas Gerencser im 44. Lebensjahre. Eine aufgetretene Komplikation berei­­tete diesem Leben, das anfging in Ar­­beit zum Wohle der Stadt und seiner Familie, ein allzu frühes Ende. Ober­­notar Dr. Gerencser wurde am 16. Jänner 1878 in Raab geboren. Im Jahre 1905 schlug er mit Marie G­e­­rtencser, deren Namen er nachher mit Bewilligung der zuständigen Be­­hörde führte, dem Ehebund. Ein Jahr darauf, und zwar am 28. Februar 1906 trat er in den Dienst der hiesigen Stadt­­verwaltung und bekleidete bis 30. No­­vember 1910 das Amt eines Vize­­notärs, wurde dann dritter Magistrats­­rat. Für seine verdienstsvollen Lei­­tungen wurde er am 26. Jänner 1911 zum Obernotär ernannt, in welcher Stellung er bis zu seiner [ektem schwe­­ren Gefrankung tätig war. Geiner ge­milie wendet ich anhaltlich seines­z­lebens seitens der Behörden und der Bevölkerung Dedenburgs wärmste Teil­­nahme zu. Die Bezeichnung der Neijepälle. In jüngster Zeit hat sie das Gerücht ver­­breitet, daß die auf den ungarischen Reisepässen sichtbaren Bezeichnungen 1. und 2. die Reisenden E klassifizieren und daß die mit 2. bezeichneten nur un­­zuverlässigen Personen ausgefolgt wür­­den. Demgegenüber stellt die Pah­­abteilung der Budapester Oberstadt­­hauptmannschaft duch die offiziöse P­o­­lizeikorrespondenzs Magy. Ord. Tud. fest, das die mit 1. bezeichneten Bälle (zu 25 K) für öffentliche Beamte, ge­werbliche Arbeiter und­­ Unbemittelte bestimmt sind, und zwar ohne Unter­­schied der Konfession. Die mit 2. be­­zeichneten Wäjfe werden Privatpersonen ausgefolgt und forten 150 K. Die Be­­zeichnung dient dazu, daß der Manipu­­lationsbeam­te ji nicht irre und even­­tuell Raffe zu 150 K in 25 K ausfolge. Entziehung des Prostdebits. Der Handelsminister hat dem im Beilage­­ des Beest Magyar KRiado erscheinenden Preiprodukt ‚Moayar Balva­ria“ und „Magyar Feltäama­­da­s“ von Osfar Jähy, ferner mehre­­ren in der Redaktion und im Verlage des Wi Harcos in Wien erscheinenden Preiprodukten den Boitvebit entzogen. Spenden für den im Schaukenstand be­­findlichen Zischler Gran­ Klemann, Schnel­­ler und Rauch, Freyler Sofef, Gortonyi Gyula je 100 K; geit Franz, Sinigty Anton, Miller SHörgy, Münih Gyula, Jurkovsky Gabor, Linsen­­mayer Franz je 50 K; Bieler Nändor 40 K; Kintely, Sozfef, Kantzia Geza, Toth Ferencz je 30 K; Apperl Rudolf, Apperl Gustav, Weibinger Stefan, Weber Matyas, Lencses Fitoan, Vichler Samu, Bördcz Antal, Stuhl Antal, Neiter Georg, Git Janos, Krupper Fözief, Stuhl Zanos, Heinrich Albrecht, Marton Jözlef, Gynracz Szaroly je 20 K; Ertner Nándor 15 K; Knapp Tamás, Bolor Gyula, Horvath Jans, Serteh Ianaz je 10 K; Molnär Zözler 4 K. Insgesamt 1089 K. Diese Summe wurde dem Genannten übermittelt, wofür er seinen inmigsten Dank sagt. ' trug das edle, Nahhdruch verboten. Ber Iheri­uis’richter. Noman von ©, Deutsch. (15. Fortlegung.) „Bis jeßt Filimmert mich der fremde Mann nicht,“ fuhr sie fort, und Tränen des Zornes stürzten ihr plößlic aus den Augen, „nicht in deinem Sinne. Ich habe ihm aber meine Hilfe zugesagt, habe mich im blinden Vertrauen auf deine Liebe gerühnt, daß ich alles über Dich ver­­möge, alles, daß es nichts gäbe, was du mir in Wirklichkeit versagen könntest, und ich will nicht den Spotte und der Lächer­­lichkeit anheimfallen, ich will lieber tot ein.” Eine Weile war es ganz still im Zimmer. Wie z­wei Gegner standen sie die Gatten gegenüber, in den Magen der Frau blikte und flammte es, Orcsi hatte die Stirne gesenft, nie lagerten solche dunkle Schatten auf ihr, ıumd noch nie fraftige Antlit einen solchen Musdruef von Gram­­md Schwerz: „Du prunfiti mit meiner Liebe, wie mit dem Schmüde, den du am Halse trägt,” sagte er dann langsam .ımd sah sie an. „Was für eine andere tau ihr alleiniges Heiligtum, der stillgehütete Kultus ihres Lebens ist, ist für dich ein Schausuük, um dich heffen zu rühmen.) Natürlich, je mehr du deinen Freunden die Schwäche deines Mannes, der sonst als fest und unbeugsam bekannt ist, zum Bemühtsein bringst, desto mehr wählt die Macht deiner Persönlichkeit. Du hast dich in mir geirrt. „Slona,” fuhr er fort, und jebt leuchtete die alte Kraft und Feftig­­keit aus seinen Augen, „es gibt Dinge, wer ich starrer als ein Keljen und ums­­beugsaner als das Erz bin und eher fönntest du versuchen, dies Haus von der Stelle zu rüden, als mich zu einer Pflicht­­verleßung verleiten.” 9. Draußen fuhr der Märzwind dur die Straßen und fegte Schnee und Negen vor ich her, daß sie mit praffelndem Ge­­rausch und in schrägen Strahlen an die Mauern und Tenster schlugen, drinnen im traulichen Wohnzimmer saß der Apotheker Stanzel mit seiner Frau. Die Zampe auf dem r­mden, wei ggedeckten Tifche beleuchtete den ganzen Raum in feiner Behaglichkeit und Kirrche. Ueber­­briefte man das daranstoßende Zimmer, dessen Tür offen stand, so bot sich ein noch herzerquidender Anblick. Da stan­­den in Furtzen Entfernungen eine Anzahl, kleinerer PBettchen , und, in den Schnee-­­ weißen Riffen lagen sechs Kinder, Engeln ,gleichend, mit den im Schlummer ge­­s­chloffenen Mägen und den rosig ange­­­hauchten Wangen. Wie nett, sauber und frü­h war alles! Man frah überall den ordnenden Kinn, das liebevolle Walten eines rei­­nen, warmen Frauenherzeng. Ethelfa hatte einen Korb Wäsche vor sich Stehen und besserte aus. Stanzel las. „Weißt du was, Etelfa?” fragte es nach einer Weile, von seinem Buche auf­­blidend.. „Wir­ könnten noch ganz­­ gut ins ‚Konzert gehen; fest ist es halb acht und zu deiner Toilette brauchst du nicht viel Zeit; es wird heute sehr lebhaft im Schüßenhaus zugehen.” „Ich gehe nicht, lieber Sandor. Ic habe feine Zeit, morgen wird­ geplättet,­­ muß die Wäsche in Ordnung gebracht ein.“ „Es haben Frauen oft no) mehr Kinder, oft einen größeren Haushalt zu führen und finden doch noch Zeit für an­­dere Dinge; es ist feine eine solche Sila­­bin ,wie du bist,“ sprach ex halb geärgert. „Es gibt gewiß Frauen, die viel tüch­­tiger sind und besser ihre Zeit einzu­teilen wissen,“ verlegte Etella ohne­ jede Empfindlichkeit. „Ich sage ja auch nicht, daß ich eine gute Hausfrau bin, lieber ‘Sandor, ich weiß nur, daß ich meine ganze Zeit dazu brauche, mein Haus in Ordnung zu halten, da du­ aber ein Ver­­gnügen an­ derartigen Zerstreuungen hast, so geh’ doc allein, lieber Mann.“­­ „Ich habe aber seine Luft, immer und immer w­­eder allein zu gehen. Die Leute glauben dann, wir führen eine schlechte Ehe.” „Rab sie glauben, was sie wollen, wenn es nur nicht wahr ist. Aber weckt du was, lieber Sandor, ich habe eine Idee!” Die braunen Niehaugen lachten ihn freundlich an. „Wir sind allein, die Kinder schlafen, ich habe eine Arbeit in Händen, du konntest mir etwas vor­­lesen.“ Sie hatte sich vornübergebeugt und ihm Teife über die Wangen ge­strichen. War es­ der liebevolle Ausbruch in dem sanften, gütigen Gesichte, war es der Borihlag? Stanzels Gesicht hellte sich plöglich auf. „Du m willst dir wirklich vor­­lesen lassen, Etella? Das ist ein schöner Gedanke!” sagte er nun ganz versöhnt. „Seh habe ein herrliches Buch, das dir viel Vergnügen machen wird, und das ich schon zum dritten Male lese. Wenn uns nur niemand stört,“ fügte er hinzu, in­­dem er sich zurecht rähte. „Nu in der Apothese nicht? Ach, Sandor, welch’ ein Wuns­ch!” rief die junge Frau: „Lebsst du von deinen Renten und ist dein Verbrauch ein gar so geringer?“ „Hat es dir bis jeßt an et­was gefehlt, Gtella?“ fügte sie herzlich hinzu. (Spritzgug folgt.)­ ­

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