Oedenburger Zeitung, 1922. August (Jahrgang 54, nr. 171-196)

1922-08-01 / nr. 171

. B Seite 2, — Nr. 171. Mietzinserhüungen am 1. PT. Nach Fabriksgebäuden und Hotels ,sz" . War eine Wohnung (Geschäft) am 1. November 1917 nicht vermietet, so­ll der Mietzins auf Grund des spätes­ten ersten Zinses erhöht werden. Der Mietzins kann s­owohl nach Wohnungen als an nach Geschäften über die schon angeführte Grenze erhöht werden, wenn die Lage der Wohnung (des Geschäftes) und besonders günstige Erwerbsverhältnisse und auffallende Le­bensweise dies motivieren. Wenn eine Altermiete dem für die ganze Wohnung zu­ bezahlenden Mietzing übersteigt,­­ fan­d der Hauseigentümer 20 Prozent der unter was immer für einem Titel zu bezahlenden Aftermiete Ersampruchen Sst aber die Aftermiete im Verhältnis zum Mietzinse für die ganze Mahnung unverhältnismäßig hoch, ja kann auf mehr als 20 Prozent angefor­dert werden. Eine Partei bezahlt bei­­spielsweise für drei Zimmer 4000 K pro Jahr und vermietet davon zwei Zimmer ,für 6000 K, so kann der Hauseigentümer 0 Prozent von 6000 K d. it. 100 K, beanspruchen. Sind die zwei Zimmer jedoch für 15.000 K vermietet, so wird das Gericht vom Hauseigentümer Hödhit wahrscheinlich mehr als 20 Prozent zu er” ©t­sprechen. Jeder Mieter, der Aftermieter hat, ist verpflichtet, dem Hauseigen*­otümer die Höhe der Witermiete vor dem­­ 1. August (bei späterer Vermietung in­nerhalb acht Tagen) anzumelden. Der Atermieter kann nur zur Zahlung jener Summe verhalten werden, welche dem Hauseigentümer angemeldet wurde. Mils also jemand­­ dem Hauseigentümer verkürzen und meldet eine geringere Af­termiete an­, m­it er der Gefahr ausger­ießt, daß ihm der Aftermieter die Jahr fung der höheren Summe verweigert. Mie ihon erwähnt, ist­ in Fällen, wo Mahnung und Geschäft­ gemein­heftlich vermietet sind, als Grundlage der Erhö­hung Der ganze Mietzins dann anzu­nehmen, wenn das Hauptmietobjekt das Geschäft it. Bewüßt jedoch der Mieter ei­nen Teil der Wohnung als Werkstätte (Schneider, Schuster usw.) und besteht die Wohnung aus h­öchstens drei Zim­­mern, so wird das Ganze­ als Wohnung gerechnet und die Erhöhung kann nur­­ bis zum Vierfachen des Zinses vom 1.­­November 1917 vorgenommen werden. Kanzleien der Advokaten usw. sind als­­ Wohnungen zu betrachten, auf dann, wenn sie selbständige Mietobjekte sind. Kanzleien von Handels- und Gewerbe­­treibenden gelten als Geschäftstotale. Schließlich je­doch bemerkt, das dem Hausmeister an Torgeld von 10 Uhr bis­­ Mitternacht 5 K, nach Mitternacht aber 10 K gebührt. Von der Erhöhung des Mietzinses muß der Mieter vor dem 1. August­­ schriftlich verständigt werden. Ist er mit der Erhöhung nicht einverstanden, so kann er innerhalb an Tagen beim Ge­­ziehte Einspruch erheben. ick det hetzmsi durch freieMres­sung festzujeßen. « _ | Die FR türniihe Zunahme der Gestehungstosten zwingt uns leider, dem Bezugspreis unserer Zeitung ab 1. August abermals zu erhöhen und zwar wird nunmehr sorten die + + EZ „ ”s wir mit Für eine längere Zeitdauer als ein Vierteljahr können Rücksicht auf die unaufhörlich steigenden Papierpreise,Gehaltsbezüge und Arbeitslöhne keine Abonnements entgegennehmen. Diese­ Preiserhöhung stellt nur einen geringen Bruchteil der dar,welche­ die unausgesetzt steigende Teuerung den Verlagsunternehmuungen aufbürdet.Im Hinblick jedoch auf den wichtigen Beruf, der­ in diesen schwierigen Zeitläuften der Presse zufällt, nehmen wir gern den Großteil der materiellen Opfer io meitergehender Belastung zu uns, um das Publifum dor Y «­­u bitten unsere geehrten Leser und Freunde, steren Belastung, dem ver wehrlos gegenüberstehen,Rechnung zu tragen und ung ihr Wohlwollen auch weiterhin zu bewahren. Berlag der „Oedenburger Zeitung“. Bochentagsnummer . . Monatsabonnement .. Vierteljahrsabonnement. Sonntagsnummer . großen Mehrbelastungen 6K 8 125 375 dieser neuen Weshalb wir Sie nochmals daran erinnern,ihr Abonnement auf die »Oedenburger Zeitung«für August sofort zu erneuern,damit in der Zustellung des Blattes keine Unterbrechung eintritt!— Dienstag, 1. August 1022. + Erhöhung der Boll und Telegraphengebühren. „Budapesti Közlönyg“ Nr. 173 vom 30. Juli i. $. veröffentlicht unter Zahl 23.979/10/192/2 eine Verordnung des Handelsministers, in der die Post- und Telegraphengebühren vom 1. August d. J. an in der folgenden Wiese fest­­gestellt werden: Briefe im Inland im Lokalverkehr bis 20 Gramm 4 K, für weitere je 20 Gramm 1 K, im Fernverkehr bis 0 Gramm 5 K, für weitere je 20 Gramm 1 K, nach Oesterreich, der Tschechoslowa­­kei, Polen, Deutschland, Italien und de­­ren Kolonien und Rumänien bis 20 Gramm 1 K, für weitere je 20 Gramm 6 K, nach dem sonstigen Ausland bis 20 Gramm 12 K, für weitere je 20 Gramm 6 K. Korrespondenzfarten im Inland im Lokal- wie auf im Fern­verkehr 2 K, nach Desterreich, Tschether­slowakei, Polen, Deutschland und R­­­mänien 5 K, nach dem übrigen Aus­land 7 K, Drudjaden, Warenmuster und Geräftspapiere in das Inland sowohl im Rotal- wie auch im Fernverkehr bis 50 Gramm 1 K, jedoch Drudiaden im Kartenform bis 10 Gramm 50 K. Die Gebühr beträgt für Warenmuster min­­destens 3 K, für Geschäftspapiere mindes­tens 5 K, nach dem Auslande pro 50 Gramm 2 K50h, für Warenmuster mindestens 5 K. Die Rekommandationsgebühr Relationen 12 K, die Gebühr Für Zeitungen und Zeit­schriften nach dem Inlande, Desterreich und Polen bis 100 Gramm 30 h, Bis 250 Gramm 50 h und außerdem bis 500 Grammi K. . Postanweisungn im inländischen Verkehr biSMK2K,bi51000K 51­.D­er Höchs­te nach dem Inlande mit je seiners Anweisu­ng sendbare Betrig ist 50.000K;im ausländisch­en Verkehr bis 1000«J­10K,b­i52000K20K,­außer­­dem­ für weitere,wenn auch nur angefan­­gene je 2000 K 10.K. Tür­ telegraphische Geldan­weisungen sind L außer der regel­­mäßigen Ueberweisungsgebühr, wo die­ Telegraphengebühr, die Gebühr für das Blanfett und­ im inländischen Verkehr für die Ausstellung der telegraphischen An­weisung noch außerdem 10K zu entr­ichten. Für MWelnbriefe im inländischen Verkehr nach je 15.000 K des deflarierten Mer­­tes oder dessen Bruchteil 5K, aber zur­mindest 50­ K. Für nach dem Ausland adressierte­nWertbriefe und Wertfartons nach je 90.000 K (300 Francs) des deflarierten Mertes oder desssen Bruch­teil je nach einem Land 15—15 K (5— 1] Centimes), aber ohne Rücksicht auf die Zahl der Länder per Sendung zumindest 60 K (20 Centimes). Patetgebühren: Ausschließlich für Lebensmittel, aber nur in für solche Transporte dienenden Behältern (Ki­­sten, Süden, Demijohns, Blechbehäl­­tern) bis 1 Kilogramm 10 K, bis 5 Kil­­ogramm 15 K, bis 10 Kilogramm 35 K,­ ­ in allen Nachrud verboten. Der Dobbelfänger des ‚deren Emil Schnehre. Roman von Karl Schüler. (86. Sertieknung.” Sie traten in das Cafe und nahmen ihre alten Pläne ein. Der Kellner er­kannte sie und lächelte freundlich. Er 709 fich Diffret zurück, nachdem er den Kaffee gebracht hatte. „Darf ich Ihnen diese Veilchen über­­­­reichen?“ jagte Dorival und hielt Ruth das Sträußchen hin. Sie nahm die Blumen danfend an und befestigte das Sträußchen an ihrer ade. „Haben Sie die Zeitung schon geles­sen“ fragte Dorival lächelnd. „Sa. Ich weik ja nicht, wie ic­­­­hen danfen soll .“ Entscheidung. Hatte er den Brief gefun­­den oder nit? Und wenn er ihn ge­funden und an si gebracht hatte, was würde er jeßt von ihr verlangen, ehe er den Brief herausgab? Nicht die Forde­rung in hartem Geld, die er machen konnte, schrecte sie. Sie wuhte, ihr Vater würde in dieser Beziehung nicht kleinlich sein. Aber sein Benehmen ihr gegenüber war nicht mißzuverstehen. Und er gefiel ihr. Sie mußte si ausammennehmen, um starr zu bleiben. Sie mußte ich ins Ge­dächtnis rufen, das der Mann innen verderbt war. Er war ein Verlorener, ein Ausgestoßener, der seine äußeren Vorzüge benuste, um Frauen zu belü­­gen und zu betrügen. Eigentlich, mußte sie ihn verachten. Und sie wunderte si über ich selbst, daß sie das nicht konnte. Und — wie würde er sich fett benehmen — fett, da er den großen Trumpf gegen sie in der Hand hielt? Dorival nahm aus der Brusttasche den Brief. „Hier ist der Brief,“ sagte er. Ruth stieg einen Freudenschrei aus. “I nahm den Brief, betrachtete zuerst den Umschlag von allen Seiten, dann über­­flog sie den Inhalt des Schreibens, „Er it's! Er ist’s!“ jubelte sie. „Wie wird sich Vater freuen! Sie glauben gar nicht, in welcher Sorge mein guter Ras­ter wegen! Dieses Briefes ‚gewesen ist. Ehrliche, überströmende Dankbarkeit sprach aus ihren Worten, ihrem Blide, dem Druck ihrer Hand. Sie sah, wie seine Blide wieder be­wundernd auf ihr ruhten. Und da ver‘ stummte sie plößlich, wandte sich ab und wurde rot. Aber dann nahm sie si zur jammen und fragte mit erzwungener, geschäftsmäßiger Ruhe: „Wie darf Ihnen mein Vater das Geld auszahlen?“ „Welches Geld?“ „Für den Brief.“ „Ich will fein Geld. Das habe if Ihnen do schon gesagt.“ „Warum wollen Sie seine Beloh­­nung annehmen? Vielleicht, weil Sie dem Lahmwein zwölftausend Mark fort­genommen haben? Das it ganz Ihre Privatsache. Wir bezahlen Ihnen trots dem die Dreißigtausend Mark aus, Die Ihnen von mir versprochen sind.“ „Ich will sein Geld, Fräulein Ruth.“ „Ras wollen Sie denn?“ „Erinnern Sie sich nicht mehr mei­ner Forderung? Sie prahen damals, wenn ein Ru einen Wert haben soll, so muß man ihn als Gehen erhalten. Ich bitte um mein Geschenk, Fräulein Ruth.“ Sie hatte den Brief schon in ihrem T­äscchen geborgen. Einen Augenblick schien es, als wolle sie ihn wieder her­­ausnehmen und ihn zurückgeben. Aber die Hand, die schon das Tür­chen geöffnet hatte, drücte es mit plöß­­lichem Einschluß wieder zu. Dorival glaubte ihr an den Augen abzulesen, daß es Mitleid mit den Sin­gern ihres Vaters war, das sie vera­­late, das Tüihchen wieder zu schliegen. Sie rückte näher an ihn heran und schob ihr Köpfchen vor. Dicht vor sich sah er ihr blasses, ernstes, trauriges Ge­fichtehen. „So, jett können Sie mir einen Auf aeben!“ sagte sie.­­ Attert Augenblick zögerte er. Aber _ — „nun faßte er mit beiden Händen ihr Köpfchen und drühte auf den roten, fris­chen Kindermund einen krästigen Ruß. Sie blieb regungslos auf ihrem Stuhl fiten, die Augen gesenft, die Hände im Schuh gefaltet. Sie ja hilf­los da, erbarmungswürdig verängstigt. Wie ein fleiner Vogel kam sie ihm vor, der still und gedurft in seinem Käfig ist. Er dachte daran, wie er als Knabe einmal einen schönen, bunten Schmetter­­ling gefangen hatte. V­orsichtig hatte er das zarte farbensprächtige Tierchen in seinen feinen schmußigen Fingern ge­halten und von allen­ Seiten bewuns­ternd betrachtet. Dann­ hatte er dem Schmetterling seine Freiheit geschenkt, auf die flache Hand Hatte er ihn gefeht. Aber der arme, bunte Schmetterling, de­­­­ren feiner Flügelstaub an seinen Finger: „oo, bittet“ „Es muß fürchterlich gewesen sein—“ „Do nein!“ "Sie sind sehr geschicht gewesen — „Danke!“ "Und haben Sie — haben Sie den­­­­ Brief gefunden?“ Henaitlich zögernd stellte sie Sie Fraage. Gespannt Blichte sie ihn an. Tapfer ging sie ohne Umschweife auf ihr Ziel los. Aber es bannte ihr vor der Aber Sie haben ihn gerettet!“­­­­­­

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