Oedenburger Zeitung, 1922. Oktober (Jahrgang 54, nr. 222-247)

1922-10-01 / nr. 222

­1. . , Seite 2. — Nr. 222. die Hineinwirren. Englands unnachgiebige Haltung. SB. London, 30, Sept. Das bri­­tische Kabinett hielt gestern eine Sit­­­zung, an der auch die Chefs des Mili­­tärs, der Flotte und der Luftstreitkräfte teilnahmen. Die brillige Negierung ist nach wie vor entschlossen, seine türkis­­chen Truppen unter den g­egenwärtigen Umständen über die Meerengen nach Europa überlegen zu lassen. Tihanas würde auf jeden Halt verteidigt werden. Die Volutif Englands bezweckt, das tür­­kische Heer bis zum Abschlus des Krieges von Europa fernzuhalten, damit der Krieg nur auf den Balten übergreife. Zwei Bataillone Infanterie sind neuerlih nah Ronjtantinopei abgegan­­auf dem gen, weitere Zerstörer sind Nege nach den Dardanellen. Bei Tihanas stehen ih an den engltische und türkische Truppen ganz nahe aegerüber. General Harrington will jenen Zusammen­­stoß vermeiden, weil er von seiner Re­­gierung beauftragt wurde, mit äußerster Bericht vorzugehen. %* Draht verhauen die Prinzen Nilviaus und Aw Freiheren v. Billani, für die mann: dreas sind gestern abends an Bord eines Banzerrhin­es abgereist. ”* Die Benizelisten sammeln sich. SB. K­onstantinopel, 30. Sept. Alle venizelistischen Offiziere, die sich in Konstantinopel aufgehalten haben, sind nach Thrazien aberstelit, wo sie ss zur Verfügung des Oberkommandierens den, der sein Hauptquartier in Urb­a­nopel hat, gestellt haben. Abdankung des Sultans ? SB. Baris, W. Sept. Nach Br­rcchten aus K­onstantinopel soll der Sul­tan zugunsten des Thronfolgers Ab­­duLl Medihidecb gedanft Haben. * Eine besondere Mission. SB. Riga, 30. Sept. Die Sowjet­­regierung Hat den stellvertretenden Rollstommiljär des Neukern Kara Han mit einer besonderen Mission zu Kemal Rajha entfernet. Intimäre sind Herten Konstantin, ”* Die Lage in Athen. SB. Athen, 30. Aın Sept. 27. September war zu Ehren des Königs Verwaltung übernom­men. Georg des Zweiten, der am selben Tage den Eid leistete, Die Stadt Festlich beleuchtet. In Athen Herrscht Ruhe. Die Kern­­der Lage, Die Truppen ziehen oh 1. Zwischenfall in die Stadt ein. Die Revolutionäre haben die Das Kabi­nett wird wahrseeinlich binnen 48 Stunden gebildet werden. Wie verlau­­tet, wird General Rider Obstbefehls­haber der Armee. Die gefangen geieß­­ten, Demokraten und Libel­len wurden freigelessen; unter ihnen befinden si viele Personen, Die des Hocverrats besihuldia­ waren: = Abreise der Königsfamilie. SB. Athen, 80. Sept. König Königin Sofie um Derenburger Zeitung Sonntag, 1. Oktober 1922. Aus der Blenarfigung Der Yeden­­burger Handels- und Gewerbeknmmer (Eigenbericht der „Dedenburger Zeitung“.) Die für Donnerstag und m­ittags 4 Uhr einberufene Plenarwirkung der Oedenburger Handels und Gewerbe­­kammer war auffallend schwach besucht, denn es hatten sich von beiden Sektionen etwa zehn Kammerräte eingefunden. Ber Hedergang zur Tagesordnung gab P­räsident Siegfried Spiegel seiner Stende über die Zurückgewinnung von zehn von Mestungarn abgetrennten Gemeinden des Eisenburger K­omitats Ausbruck und beantragte, unseren dorti­­gen Brüder aus Anlak­adessen, das die erste Breihe in den Frieden von Trias non geschlagen wurde, herrlich zu Re­gierten des Ministers des Neußern, großen und dem verdienstvollen Dele­ Legationsrat erster Klasse Dr. Friedrich ’ hafte Beriehtung der Interssien Uns­garns in Genf aufrichtigen Dank proto­­tollarisch auszusprechen. Die Beilamme em­stimmte dem Borschlag Frendigit­ei. Der WBoh­kende entrollte sodann ein Bild ‚Über die wichtigsten volfswirt­­schaftlichen Fragen. Die Kammer siehe nach wie vor auf Basis des freien Ver­­fehrs und es sei bedauerlich, das Richt preise für Getreide, Obst usw. auch heute wo nicht festgeseßt wurden, wodurch die so sehnlichst Herbeigewünschte Billig­­keitsweise noch lange auf si warten Tassen werde. Einen Beweis für den bisher einge­nommenen­­ Standpunkt der Kammer bilde auf die jüngste Erhöhung der P­reise für die Tabak­­sorten. Vom Kaufmann verlangt man, daß er die neuerworbenen Maren zum billigeren alten Preise abgebe, der Staat aber hebe nach Milliarden reprä­­sentierenden Vorräten den höheren Preis ein. — Betreffs der Neufon­­tıruierung des Handelsge­­fees teile er die Ansicht nicht, daß der gegenwärtige Zeitpunkt hiefür nicht geeignet wäre und man künne bei den hervorragenden Kardhkenntnissern des obersten Leiters unseres Handelsamtes mit Recht gewärtigen, das die neue Ge­seßesvorlage entsprechen werde. — Prä­­ses gedenkt sodann zweier speziell Dedenburg overührnder Fragen,­­ und zwar der Errichtung der E­xport Viehmarstfaffe, deren Wirken wir die größte Aufmerksamkeit zuwen­­den. Sollte die an diese Institution ge­knüpfte Hoffnung des Niederbrechens des Schmuggels und der Verwohl- Teilung der teuren Fleisch­­preise so mit erfüllen, werde die Kammer es für­ ihre Pflicht erachten, nicht nur ihre mahnende Stimme dage­­gen zu erheben. — Mit Bedauern kon­­statiert er, daß der seit langem gehegte Munsch der Errichtung eines öffent­­lichen Lagerhauses sich bisher nicht erfüllte. — Was die von der Nar­tionalversammlung jüngst votierten neuen Steuergerecte betreffe, sei wohl ein — wenn auf nicht die kom­­merzielle Welt vollbefriedigender großer Fortschritt Dadurch zu verzeichnen, daß auf die Landwirtschaft zur Tra­­gung der großen Steuerlasten herangez­­ogen wurde,­­ Bn­g zur Neuwahr der H­andelskam­­mer wurde der agile Obmann der Ge­werbekorporation, Ludwig David, der sich gelegentlich der Volfsabstimmung um das Verbleiben Derenburgs bei Un­­garn sehr verdient gemacht, einstimmig zum­ Präsidenten-Stellvertreter der Kammer gewählt. In dieser Eigenschaft wurde er vom Vorsikenden freudig be­­grüßt. Herr David erklärte, diesen Ehrenposten Danfend anzunehmen, um jo eher, als dadurch von dem alten Mius, wonach der Leiter der Gemwerbesektion gewöhnlich aus ferngelegenen Städten des ARammerbezirkes und nicht aus Deydenburg gewählt wurde, abgewichen worden sei. « Na­chdemnsoochid das nächstjährig­e Bud­­getangienoimimem dem Arbesitergymna fum in Steinamanger eine Unter­­rtügung von 5000 K bewilligt und auf Antrag des Kammerrats Leopod Hak­ferd. I. dem Bräsm­ium und den bei­­den Sekretären für Derem­an in Schwe­­ren Zeiten stets erfolgreiches Wirken der Dant votiert wurde, schlok der Präsident die Plenareigung. MOTORRÄDER, HILFSMOTORE, 5 Platzer, Wr.­Neustad­t FAHRRÄDER :: | _ dr 1. it Da! Weshalb wir Sie nochmals daran erinnern, hr Abonnement auf die „Oedenburger Zeitung“ für Oktober sofort zu erneuern. Damit­­ in der Zustellung des Blattes seine Unterbrechung eintritt­­­­­­­en s­iN Generalvertrieb für das Burgenland der 3127 ins Vertnhrsnachsalfnls ums Shlliraakendium­ NSU MOTORRADER und um Baumkirchner­­ring Nr. 2 u.5 Reichhaltiges Lager an Mäntel, Pneumatiks, sowie sämtl. Zugehör und Ausrüstung. DKW HILFSMOTORE­­­ingesendet. AGRARIA­­Maschinen — Das Beste vom Besten Weinpressen Schrot- und Putzmühlen, Futterschneidemaschinen, alle Maschinen für Acker­­bestellung in hervorragender Qualität. 3123 Verlangen Sie Preisliste. AGRARIA G. m. b. H. Wien IV., Rechte Wienzeile 1. Filiale: Graz, Annenstr. 69. Nachdruch verboten. Drei Fingerabdrüche. Kriminalroman aus der Gegenwart von Erich Ebenstein, (28. ortlegung.) Er hatte damals zwar mit großer Selbstverleugnung eingeleukt und, wie Holly später erfuhr, an einige der neuen harten Bestimmungen zurück­genommen. Indessen, wer wußte, was dabei in’ nerlih in ihm vorging‘ Valentin Hergsell belag Hinter einer glatten, liebenswürdigen Außenseite, wie Holly längst vermutete, einen tiefgründigen Charakter, der nicht leicht zu enträtseln war. Außerdem stand Hinter ihm die Mutter, frievenheit und Herzensfälte für nie­mand auf Wiesental ein Geheimnis war, wenn man ihr auch Tüchtigkeit und Gewissenhaftigkeit in der Führung des Haushaltes nicht absprechen konnte. So war Valentin am vergangenen Nachmittag gemeien?. Felix Holly erschlaf, als ihn seine Gedanken bis zu dieser Frage geführt hatten. Er erschlaf vor sich selbst. Mor­bin verirrte ji seine Eifersucht? Wie konnte er so ungereimtes Zeug auch nur denken? deren schlecht verhehlte Unzur r Balentin, den er friedlich im Yami­­lienkreis getroffen, der die Besorgnis der anderen so aufrichtig geteilt hatte, der zuerst Dafür gewesen war, da man nach Andreas suchte, und der dann selbst in Nacht und Nebel Hinausgeeilt war.­ nein, es war zu einfältig! Man tötet Do auch seinem Men­­schen wegen Meinungsverschiedenheiten. Nrochdem tauchte der Gedanke wäh­­rend des Tages noch mehrmals in Holly auf, und hauptsächlich, um sich davon zu befreien, fuhr er nachmittags abermals nach Wiesental hinaus. Er suhte dort zuerst. Die Unglücks­­stelle am Mühlgang auf, obwohl schon der erste BKi ihm zeigte, d­as es einfach unmöglich war, hier noch nach etwaigen Spuren zu suchen­. Uferrand und Rar jen waren ringsum färmlich zertram­­pelt, teils von den Leuten, die gestern Hier auf sein Geheik das Eigentum des Berunglücten zusammengesucht hatten, teils von all den Neugierigen, die heute den Ort bereits besichtigt hatten. In Wiesental selbst wurde er zum erstenmal nit angenommen. „Die Herrschaften empfangen niemand,“ sagte das Stubenmändchen. Sie seien alle no­ fassungslos über das Unglück. Der Herr Baron habe eine so schlechte Naht ge­habt, daß man sogar nach dem Arzt habe schieden müssen. Während Holly noch mit dem Mäd­­chen sprach, ging der alte Pol an bei­­den vorüber und die Treppe hinauf. Er hielt den Kopf tief gesenft, sah förmlich gras aus im Gesicht und war so in Ge­danken verjunfen, daß er den N Rcchts­an­walt gar nicht gewahr wurde. „Dem geht es wohl auch wer nahe?“ meinte Holy, dem Alten mit­­leidig nahbildend. Das Stubendädchen zuchte Die Achseln. „Mer weiß? Bielleiht it er im stillen froh, dak alles jo fam, Denn er und Baron Andreas standen ji gar nicht gut miteinander in der Tekten Zeit. Boich wollte seinetwegen ja sogar den Dienst aufgeben und hat die Kündigung nur auf unser Zureden unterlassen.“ „Nicht möglich!“ rief Holly über­­raicht. „Davon hat man ja aber gar nichts bemerkt?“ „Das glaube ich schon. So gesheit war ja Volk, oben vor den anderen Herrschaften nichts merken zu hassen. Bei uns unten in der Gesindestube legte er ich darum desto weniger Zwang auf.“ „Man genau weiß is selber nicht. PVoih Hatte ja, wie Sie willen werden, Herr Doktor, bei Baron Andreas nicht viel zu tun. Sein eigentlicher Dienst besteht in der Bedienung Davids, dessen K­ammerdiener er ja auf it. Baron Andreas bediente sich von jeher­­ selbst und mochte es nicht leiden, wenn man sich überflüssig viel um­ ihm bemühte. Nur Das übliche Aufräumen seines Zimmers hatte Boich zu besorgen. Da behauptete nun Baron Andreas vor einiger Zeit, man habe in Jjeinen Schränken gestöbert und sogar in dem sonst immer versclossenen Schreibtisch, und dabei sei ihm ein Revolver abhan­­dengekommen, den er so gar nicht lange besaß. Da niemand als Roi in dem Zimmer zu tun hat, das Baron Andreas, wenn er fortging, noch dazu immer selbst abschloß, so stellte er natür­­lich. W­eich zur Rede. Das brachte nun den alten Mann ganz aus dem Häus­­chen, und da Baron Andreas, wie er sagte, ihn gar nie zu Wort kommen ließ, sondern einfach ankündigte, dah fortan ich in seinem Zimmer aufräu­men werde, wollte er Knall und Fall kündigen, denn so was, jegte er, fünne er nicht auf seiner Ehre fißen lassen. Später freilich beruhigte ich Baron Andreas wieder und ließ P­oich dur mich jagen, es künne alles beim alten bleiben. Aber jeßt wollte Poich das Zimmer gar nicht mehr betreten, es sei denn, der Baron nehme seine harten Morte zurück. Das wollte wieder dieser nicht, und so blieb’­s bei der Wende­­rung.“ (Fortießung folgt.) x 17 05

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