Oedenburger Zeitung, Oktober 1924 (Jahrgang 56, nr. 224-250)

1924-10-01 / nr. 224

Hex-M und VMngOed MVeäkplatzsäs GUZtszWRUzIWWISoa und Feiertagen an Achem Tea um 3 U mabm. (15. br) zur Ausgabe, 56. Sabre. Folge 224. 11% Br he 3 Inabhängiges Kolitif Sagblatt für ale Stände Witttwoc, den 1. Itober 1924. Anzeigen und Bestellungen werds in unfares Deawallier sowie auch­ im Stadtgeschäft Grabeneunde 73 angenomm­­n, Anruf: Schriftleitung 25, Derwaltung 9, Geschäftsstell: " Einzelblatt: K 1200 " - Die Afüre der Wiener Opofitenbant. Altendiebstagl — Stehlbrief gegen frühere Funktionäre der Bant, (Drahtbericht der „Dedenburger Zeitung“.) Wien, 30. Sept. Wie­ die „Kor­respondenz Wilhelm” erfährt, sollten in Angelegenheit eines bisher unaufgeklär­­ten AftendiebstahlsS in der Zentrale der Depositenbank am Samstag­vormittag die früheren Funktionäre der Depositen­­bant Präsident Paul Goldstein und Direktor Gabor Neumann dem Landesgerichte Wien vorgeführt werden. Diese Amtshandlung konnte nicht durchgeführt werden, weil die Genannten ion tags zuvor Wien verlassen und, wie fest festgestellt wurde, ich ins Ausland begeben hatten. Gegen die beiden wurde daher­­ gestern vom Landesgerichte Wien Stehbrief erlassen. Gegen den Präsidenten Camillo Ca­­­stiglioni, der sich gegenwärtig in­ Triest befindet, wurde ein Stehbrief nicht erlassen, da nach dem Stande der strafgerichtlichen Unterschung bizählter ein Anlaß nicht vorlag. Ob und welche Verfügungen gegen ihn in der Folge ge­­troffen werden, hängt von dem Ergebnis der weiteren Untersuchung und uch Das bon ab, ob seine Abreise von Wien als Flut zu qualifizieren ist. ® = Castiglioni bietet 100 Milliarden Kaution! Da der Vertreter Castiglionis erklärte, sein Klient, der im Auslande — in Italien — weile, molle der Bow­ladung als Beschuligter Folge lei­­sten, wenn man ihm freie­ G­e­­teite ansschere, wurde vom Seiihte das Unterbleiben der Verhaftung vom Grlage einer Kaution von 100 Milliarden abhängig ge­­macht, ein­­ die Ssongräder Bombenaffäre Eine Erklärung des Innenministers Rakovicfn. . i Dtadtbericht der,,Oedenburger Zeitung'.) Budapest,30.Sept.(Ung.To­l.­­Korr.-Bur.)Ministerdeannersen Ras­kovsky hat dem Ministerpräsidenten mitgeteilt, daß im Falle die Berichte über den Verlauf des songräder Bomben­­prozesses und über die Begründung des Urteiles richtig sind, er nit in der age sei, Die Verantwortung für die öffentliche Ordnung DES Landes auc M weiterhin zu tragen. Die Behandlung, die den behördlichen Organen im­­ Vergleich zu­ den Angeklagten im Gerichtssaal zuteil­ „chrede, solche der Imstand, dab ihre ein­­fs bekräfteten Aussagen vom Gericht nicht als wahr angenommen worden sind, sei bei aller Achtung gegenüber dem rich­­terlichen Urteil geeignet, die Matori­­tät der Polizeibehörden zu untergraben, umd wenn gegen die Wiederholung solcher Fälle seine Ga­­rantien zur Verfügung stehen, müßte der Minister die Verantwortung für die Wahr­ung der öffentlichen Ordnung von sich werfen. Sobald der wahre Tatbestand Festge­­stelt sein wird, wird der Ministerrat über die weiteren Schritte in dieser Affäre entscheiden, die Stempdenkontrolle in Ungarn. Wesentliche Erleichterungen in der Anmeldung. Wien, 30. Sept. Das „Neue Wiener Tagblatt“ meldet vom 29. d. aus Budapest: Morgen ersc­heint die neue Verordnung über die F­remdenkontrolle leichterungen bringt, müssen sich nicht mehr polizeilich melden, sondern es genügt Die Ausfüllung eines Anmeldebogens, der die A­ufent­­haltsbewilligung für zwei Monate beinhaltet, die dreis­­mal automatisch verlängert werden kann. Erst wenn sich der Fremde länger als ein halbes Jahr in Ungarn ohne Unter­­brechung aufhält, muß er um eine neue Bewilligung ein­­kommen. (Eine Bestätigung dieser für den Verkehr der Nachbarstaaten mit Ungarn äußerst wichtigen Meldung war bis Blattschluß weder aus Budapest, noch bei der hiesigen Polizeibehörde zu erlangen. Anmerkung der Schriftleitung.) 190— in Ungarn, welche einige Er. Die in Ungarn eintreffenden Fremden Zusammenstöße zwischen Arbeitern und Polizei in Budapest. Budapest, 30. Sept. Die Gemein­­schaft der Eisen- und Metallarbeiter feierte Sonntag den 60jährigen­ Bestand der Sozialistischen Internationale, wobei­t zu Zusammenstößen mit der Polizei kam. Die Polizei forderte die Menge, etwa 4000 Personen, melde nach Schluß der V­ersammlung auf die Straße 309g, eindringlich­ auf, das Abfin­­gen der Marseillaise einzustellen. Da dies nicht geschah, sauberte die Polizei die Straßen, und als sie vom Gemwersschafts­­lokal aus mit Steinen betrorfen wurde, ging sie zu einer Säbelattase über, wobei 18 Bersonen leichtere Verlobungen erlitten. GSed3 Bersonen wurden verhaftet. nee‘ ‚Sintereffen haben, welche e8 nie zulassen werden, dab die Dedenburger Gewerbe­­treibenden von der einzigen Verdienst­­möglichkeit, Die e3 heute im Dedenburg gibt, ausgeschlossen werden. Zum Bau des Finanzpalk­s. Günstige Erledigung des durch Die Gewerbetreibenden eingegebenen Memoprandums durch Die Budapester Baukontrolltommission. Dedenburg, 30. Sept. Wie wir berichteten, fürchtet er Die Dedenbu­rger Ge­werbetreibenden, daß sie vom Baue des Finanzgebäudes gänzlich ausgeschaltet werden, da der Bar rüstig vorwärts schreitet, aber bisher wo im­­mer feiner von den Gewerbetreibenden mit den Detailarbeiten betraut­ wurde. Nunmehr wurden­ sämtliche Klagen in einem Memorandum der hier in Oeden­­burg befindlichen Baukontrollkomm­ition aus Budapest vorgelegt, welche, die Wich­­tigkeit der Angelegenheit erkennend, so­­fort zu einer Situng zusammentrat, der auch Ministerialrat Langer und Obrr­­baurat Wagner beimwohnten, und in Vertretung der Getwerbeschaft Dr. Karl­ Taizs, Ludwig David und Stephan Weidinger beigezogen wurden, Rach Vorlesung des Memorandums und mündlichem Vortrag der lagen, geben die­ Herren die strikte Erklärung ab, daß das Net zur Vergebung der Arbei­­ten ausschließlich der Kommission zustehe, die Bauunternehmer in dieser Beziehung rein­ freie V­erfügungsrecht haben. Die Kommission stehe auf dem Standpunkt, daß sämtliche Arbeiten duch­ Leden­­burger Gewerbetreibende hergestellt werden müssen und nur in ınkergewöhn­­lichem alle von diesem Prinzipe abge­­wichen werde. Gelbstredend würfen die Gemerbetreibenden sich daraus fern­recht ableiten, unmögliche Breise zu verbringen, da ja die Kommission mit einem vorge­­schriebenen Betrag zu rechnen hat. N­ach­­dem die Vertreter der Gem­erbetreibenden diese Erklärung mit ifreuden zur Kennt­nis nahmen, da ja selbe sicher die aufge­­regten Gemüter beruhigen wir), wurden die einzelnen Bünste de8 Memorandumn( der Reihe nach verhandelt und­ rad) jregende Erklärung abgegeben: 1. Die Zimmermei­sterarbei­­t­en erhielt Baumeister Bonn, da er bereits bei Uebernahme von Bueles er­­klärte, dies sei sein Spezialfach, und habe er auch mit dieser Arbeit gerechn­et. 2. Die Tischlerarbeiten kom­­men im Laufe dieser Woche zur V­ergeb­­ung, und zwar duch die Radgruppe, Dda= mit vermieden werde, hab nur ein, armer Tischlermeister die Arbeiten bekommen. Da­ss 22 Meister um diese Arbeiter be­­worben haben, müssen auch jantliche mit Arbeit versehen werden. 3. Die Schlosserarbeiten wer­­den derart vergeben, daß die nötigen Nes­chläge die Bauunternehmung einschafft und die Arbeit sodann ähnlich, wie die Tischlerarbeiten, ausgibt. 4. Spenglerarbeit erhielten inzwischen als­­ billigste Offerenzen die Spenglermeister Gruber und Trog­­mayer. 5. Die Anstreicher- und Zim­­mermalerarbeiten sind bis jehr nicht vergeben, sie werden zu einem spü­­ten Termin ausgegeben, aber die K­om­­mission erklärt, daß sie unter feinen U­m­­ständen gestatten werde, daß diese Arbei­­ten sogenannte Strohmänner überneh­­men, &$ werde genau kontrolliert­­ wer­­den, ob der Uebernehmer ein hiesiger Ge­werbetreibender und fähig­st, die Ar­­beiten tadellos auszuführen. 6. Die Vergebung der Kunfststein­­und Bildh­anrerarbeiten er­folgt in kürzester Zeit. 7. Offerte für Die Einleitung der elektrischen Lichtanlage haben die Dedenburger und eine Budapester Firma eingereicht. Da zwischen dem bil­ligsten Dedenburger Offerenten (Schil­­ling) und der Budapester Firma eine Differenz von 60 Millionen ist, hat die Kommission den Termin um 15 Tage verlängert, damit die Oedenburger Elek­­trotechniker ihre Offerte revidieren kön­­nen, da ja die Differenz von 60 Millio­­nen doch eine zur große ist. Nachdem noch minder wichtige Ange­­legenheiten erledigt­­ wu­rden, entfernten sie die Vertreter der Ge­werbetreibenden mit dem Bewußtsein, daß sie sowohl in der Budapester Kontrollfommifftign, als au in’ Ministerialrat Langer ımd Oberbaurat Wagner Förderer ihrer Bom Stanfenburgberein. Der von Adolf Fransenburg ge­gründete Literarische Verein war, wie alle Kulturinstitutionen, unter der drücenden Last der tristen Verhältnisse in den legten H­eiten ebenfalls sehr in Mitleidenschaft gezogen. Nicht das Abflauen des­nteressen war und ist der Grund , dies ist in einer intelligenten Schulstadt, wie Oedenburg, kaum denkbar. Sondern die allgemeine Teuerung, die besonders auf den Pro­­duktionen der Literatur und Kunst lastet, und der gegenüber der nac Kultur und Kunstgenuß dürftende, bisher am fleißigsten konsumierende, gebildete Mittelstand mit gebundenen Händen gegenüber steht. Wo ein Homan, eine literarische Neu­­erscheinung N neagete fortet, wo das Auftreten namhafter Dichter oder Künstler mit nach Millionen zählenden Spesen verbunden ist, da mag er einen nicht - Wunder nehmen, wenn der Frankenburg­­verein, angesichts seines großen Defizites, die freigebige und großzügige Geste ab­­legt und zu jenem, von Adolf Franken­­burg festgelegten eigentlichen Zmede zu­­rückehrt, unterftüget und fördert in erster Linie die heimische Literatur, die Talente der Provinz, damit sie den Weg zum Herzen und Verständnis unseres Publik­­ums und so den weiteren Weg nach­ oben finden mögen. Dies war der Grundton in dem schönen und lehrreichen Referate Pro­­fessor Esaplovits’ ebenso wie im den begeisterten Worten des B Vizepräses, Direktor Mlexander Meppard­s. Die an­­läßlich. der Sonntag, den 28. d. M. ab­­gehaltenen Generalversammlung den wenigen Getreuen des Frankenburgvereines die wichtigen und erhabenen Aufgaben des Bereind ans Herz legten. Direktor Meßaros Hat recht: nicht die glänzenden Meußerlichkeiten, Prunf­ jsaal, Frad und Abendtoiletten machen den Erfolg; auch nicht die große Anzahl der Anwesenden, die oft nur zur Schau da sind, sondern das Verstehen, das Sich- Finden des Vortragenden mit den unwirt­­lich funftliebenden, verständnisvollen, in­­timen Getreuen, die immer da sind, auch wenn seine sogenannten „großen Namen” das Programm zieren. Die willen und bekennen, daß nicht immer das groß, ehrlich und allein seligmachend ist, was von Oben, von der Zentrale kommt ; und daß es­ auch in der Provinz Talente gibt, Meister der Yeder, sammelnde Bienen, hartnädige Sch­wärmer, denen aber zumeist die geringschäßende, oft spöttische Kritis des kteinlichen Kom­­patrioten die Schwungfedern stößt, die Luft zum Arbeiten nimmt, oder sie mit dem einigen „Vergleichen nach haupt“ städtlschen Mlüren zur unfreiwilligen Isolation zwingt. Der Frankenburgverein gedenkt auch­ in der Zukunft große Kasinoabende zu veranstalten, obwohl deren materieller Erfolg immer zweifelhaft war ; doch will er im Sinne Frankenburgs auch rein literarische Vorträge halten, in denen vor allen anderen in erster Linie Die Werke unserer nationalen Dichter und Geistesgrößen ästhetisch erläutert­ werden sollen, damit das verständige Publikum deren Schönheiten nicht nach der Schul­­schablone, sondern aus den aufklärenden Worten eines begeisterten Kunstlenners und Fachmannes kennen und sich daran

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