Oedenburger Zeitung, Dezember 1924 (Jahrgang 56, nr. 276-298)

1924-12-02 / nr. 276

SAIT­­Dienstag­­ Stelle kam, war der tote Säug­­ing verschwunden. Am Laufe des Vormittags bemerkte man die Gattin des Sankt M­arti­­ner Bürgermeisters, daß drei Hunde­ in ihrem Hofe etwas fraßen und war der Meinung, daß es eine Nabe oder irgendein anderes Tier sei, das si die Hunde mneigneten. Später stel­lte sich erst heraus, das es die Leiche des toten Säuglings war, die die Hunde an Hofe des Bürgermeisters auf­­fraßen. Die Gendarmerie bemüht fi, um Die Miutter des Säuglings ausfindig zu m­achen­­ und fetzustellen, Wie die Hunde zu­ dem Leichnam fanen. Rasaburge as der Simmel im Dezember. Weihnachten in die Zeit der längsten Nächte. Halb 8 Uhr geht am­ 1. Dezember die Sonne auf, um 3 Uhr 48 Minuten wieder zu verschieinden. Hierauf findet noch­ immer, wenn Jauch langsam, eine Verkürzung der Tages­ I­­panne statt. Am 22. Dezember tritt die Sonne in das Zeichen des Steinbads, hat am Mittag I den größten Abstand vom Sceitelpunkte und der Winter nimmt seinen Anfang. Die Sonne geht ab­dann erst 8 Uhr 12 Minuten auf und 3 Uhr 46 Minuten unter. Am 3. Dezember­­ haben wir erstes Mondviertel, am 11. Roll­mond, am 19. Dezember Techtes Mondviertel und an ersten Weihnachtsfeiertag Neumond. Also wird uns zur Christnacht nur der Schim­­mer der Weihnachtsferzen leuchten! Silvester fällt auf Mittwoch. e0 °­ 4 Hof, Barten, Rand im Dezember. Lager­n von Kartoffeln und Gemüse im Keller durchsehen,­ faulende Teile entfernen. Bei trockenem Wetter lüften. Bei schneefreiem Wetter greife man zur Säge und Sippe und lichte die Obstbäume aus. Der Standort der Kamelien darf nicht zu oft gewechselt werden, besonders in der Zeit des Blütenanfaßes. Im Winter stelle m­an die Kamelie in ein mäßig warmes Zimmer, das auf gleicher Wärme gehalten muß, damit nicht die Knoipen abfallen. Man beachte, daß die Kamelie eine Waldpflanze ist und gleichblei­­­bende Feuchtigkeit liebt. Scledttragende Hasernußsträucher ver=­jünge man und entferne dabei das alte Holz. Bekämpfe auch im Winter die­­ Blattfall­­frankheit! Um zu Weihnachten blühende Pflanzen zu haben, bricht man am Tage der Barbara (4. Dezember) Zweige von Ziersträuchern und Bäumen mit gutem Knospenanlaß und stellt selbige in ein Glas Wasser. Geeignet hierzu sind Zweige von Apfel, Kirsche, Pfirsiche, Man­del, Flieder, Forjpthia u. a. Sehr geeignet sind auch Zweige von Kornalfirsche und Seidelbast, die oft schon nach acht Wochen blühen. Häufi­­­ges Beißungen ist vorteilhaft, das Wasser st­chon Zeit zu Zeit zu erneuern, Beilchen zum­ Blühen stellen. Was empfindlich ist, durch Zaubdeden wär­­men. Dies gilt besonders, wenn der Winter schneefrei ist und Taumwetter bei Tage mit Frost der Nacht wechselt. Stelle Mänsen und Natten nach! Das Wasser in den Spazinthengläsern muß erneuert werden. " Den durch Schneebruch beschädigten Bäu­­men muß man eine sorgsame Wundbehandlung angedeihen lasssen. Bei hohem Schneefall ist dafür zu sorgen, daß feine Bäume oder Sträus­­er darunter leiden. Schnee belastete Weite ab. Neinige den geernteten Ganten, Man flopfe sehr mit­ 2 etivage wärmer >. Bauernregeln vom Dezember. Sit’s in der heiligen Nacht hell und war, gibt’s für uns alle ein fegenreichs Jahr. Auf falten Dezember mit Hohen Schnee folgt meistens ein Jahr mit üppigem­ Klee. — De­­zember sind, der Winter ein Kind. — So drif­­fet es über Dezember Schnee war, je mehr leuch­­tet Segen im fünfzigen Jahr. — Wer spärlich feinen Ader düngt, der weiß schon, was die Ernte bringt. — Hängt zu Weihnachten Eis an den Weiden, kannst du zu Döttern Balmen schneiden. — (Fließt noch) fest der Birfensast, fliegt der Winter feine Kraft. — Weihnachten warm und naß, leer bleiben Scheun’ und Faß. — Steht die Krähe zu Weihnacht im Klee, fitt sie um Ostern oft im Schnee. — Wenn zum Vollmond der Nordwind­ pfeift, Nitter Frost herüberstreift. RN Yenenburger Nam­iien BIER Der 2. Dezember (Dienstag). Rath.: Bıbiana ; Brot. : K­schee: 1805 Sieg Napoleons I über die Russen und Oesterreicher bei Aufterlig (Dreikaiserschlacht). — 1807 der Geschichtsscreiber Henri vd. Sybel in Düsseldorf geb. — Im Vidjfop: „gaza” Sittenbild. — Im städt. Nazi: „Sieben auf, einen Schlag”, Filmsp.el. Iu Stadt­theater: ‚Der von Wentedig“, C S­chauspiel. Kaufmann Eindivus. — Hift "| Koloman Steiners Nachfolger Karl Kastner Oedenburg, Elisabethgasse 16. Telephon Nr. 428. DIE zu fiel herabgesetzten Preisen. 2. Dezember 1994. Nr. 278. | Oedenburg, 1. Dez. | Trauungen. Samstag, den 29. Jos­­ember sind folgende Brautpaare in den Stand der Ehe getreten: Defonom Ale­­xxander v. Madaraß Olyi­adon, Kom.­­ &zaboleg) mit Alice Binter, Tochter des Honvedobersten Eugen P Binter; ‚Landmann Bodo Tsth mit Sijella Ko­­lopätz; Eisenwarenfabrik­arbeiter Ju­lo=­laus Bartha mit Theresie Wolf und Wirtschaftsbürger Karl Fiedler mit M­arie Brandler. Aus der Gesellschaft. Samstag vormittags führte in Budapest Adam v. Naforofy seine Braut Maedy Art­ner, Tochter des Feldmarschalleutnants Koloman v. Artner, Kommandant des Szombathelyer Gendarmeriedetachements, zu Traualtar. Vom Komitat. Obergespan Dr. Ele­­mer von Simon, der bekanntlich in Budapest weilt, wird von dort erst Ende dieser Woche zurückkehren. Religiöser Abend. Gestern abends um 6 Uhr fand im evangelischen Le­­se- und Sä­glingsverein ein auf besuchter, religiöser Abend statt, bei welcher Gelegenheit Pfarrer Ludivig Biermann eine V­orlesung hielt über „Das Kirchenlied und das Ge­­sangbuch“. Die Anwesenden verfolg­­­tem mit gespannter Aufmerksamkeit Die­­ interessanten Ausführungen. Unter der Zeitung des Chordirektors Viktor Alt- Dörfer trugen Schulkinder alte Kir­­chenlieder vor, die­ allgemeinen Beifall fanden. Weihnachtsspiele. Die Oedenburger ungarische marianische Männerkongrega­­tion wird auch im diesem Jahre, und zwar an den beiden Weihachtstagen, im großen Saale des katholischen Lesevereins Rolfsweihnachtsspiele aufführen. Die Vorarbeiten wurden bereits begonnen, Schaeffer, Sumelier, Neustiftgasse Nr. 1, sch!‘ KHökfipreife a Gold, Silber, a und Brillanten. Die Schlacht bei Limanova. Anläß­­lich der zehnten Jahreswende der Schlacht­­ bei Limanova findet am 11. Dezember­­ in Budapest eine große Feierlichkeit statt. Die Festrede wird Publizist Eugen Raafolı halten. Die Körperpflegekommission Des Dedenburger Komitats hielt Samstag _­­vormittags im Komitatshause unter « Vorsitz der Obernotaer auf Hoggk­ey eine Sitzung ab,welcher beschlossen ’wurde einem Körperpflegefonds zu gründen, der in den Kostenvoranschlag des Dedenburger Komitats aufgenom­­men wird. An dem Fonds will man die „eventevereine” des Komitats materiell unterstoßen. K­reisjagd. Gestern fand im K­ohlu­­hofer Jagdrevier, welches von dem Deden­­burger Nıimrod Otto Schebel gepachtet it, eine Kreisjagd statt, an welcher fol­­gende Oedenburger Wimrode Ben Brofessor Franz Hatvan, die Kaufleute Anton Hauer, Ludwig, Ferdinand und Julius Klauß, Holzhändler August Nagel,­­­berstleutnant Hobd, Großpächter Gan­­zoni, Feuerwehrinspektor Adolf Zby, Fa­­brikant Franz Hafenöhrl sen. und jum., Mühlenbe­iger Stefan Exdeg,­­ städtischer Beamter Gottfried Beilschmiedt, Zucker­bäd­ermeister Ferdinand Richly, Kaufmann Emil Fischer, Zucerbädermeister Mar Nadomsky, Spenglermeister Johann Müller und der Jagdrevierpächter Schebel. Die Jagd mwährte von 9 Uhr vormittags bis 3 U­hr nachmittags. Es fanden vier Feld- und drei Waldtriebe statt. Zur Streife wurden 83 Hasen, 4 Fasane, 2 Rebhühner, ein Kaninchen und ein Mäuse­­bussard gebracht. Nach der Jagd fand im Binsendorfer Stangenholz ein weidmän­ nisches Mahl statt. Amtlich Festgestellte Getreidepreise. Aus Budapest wird gemeldet: Der Fi­­nanzminister hat den Durchschnittshwert des Kohngetreides für den Mo­­nat Dezember wie folgt festgestellt: Für Roggen (Halbfrucht) 420.000 K, Gerste 410.000 K, Hafer 390.000 K, Mais 360.000 K, Spirtie und SHirfebrein 350.000 K, Afterforn 50.000 K­ pro Me­­terzentner. — Dem Preis des an Ver­­mögensablösung Tlandswirtschaft­­licher Liegenschaften zu entrichtenden Weizens hat der Finanzminister im Ein­­vernehmen mit dem Oberbauminister für Dezember mit 450.000 K pro Meterzent­­ner festgesegt. Wenn Sie Bedarf an was immer für Möbel haben, wenden Sie sich an das Möbelhaus Leopod Klopstein, ER­burg, Drabenrumde 92, Zelephon 336, SCHWEInESsulz jeden _ Dienstag und Mittwoch. Teller 3000 Kronen. 4376 Dreis_Der Karl Gillig Sz&chenyiplatz 17, Telephon 125 Nahdruf verboten.) Lies Nininer. Don Reom­ine von Winterfeld: Binnen. 1. Fortseßung.­ „Icht so sehr viel. Einige Veri­andte von uns und dann Gesch­wister meines Bräautigams. Seine Eltern leben nicht mehr. Aber, Frau Kantor, ehe ich gebe, darf ich no einmal die Kleine Grete sehen ?" Grete war das Engelfind der Kanto­­rin, ein armes Waiglein, das sie ganz­ zu sich genommen. Geschmeichelt lächelte die Großmutter ı und trippelte leise voran in das Neben­­zimmer, wo die Kleine zwischen Farierten Kisfenbergen im breitbauchigen Wiege­­bett schlummerte. Behutsam beugte sich Lies über das Kind. Dem standen die Schweißprlen auf der rosigen Stirn und zwischen den Furzen, blonden Löchern. Weich lagen die dunklen Wimpern auf der Wange. Die Nermchen waren zurück­­getrorfen aufs Kopfkiffen, und die kleinen Hände zur Fäuften geballt. Auf Kind nie­­der senkte sich die Brust unter den rarhi­­gen Atemzügen. Durch die blühenden Geranientöpfe am Fenster himmerte hell die warme­­­ Srühlingstonne. Summend stieß sich ein zu früh erwachter Brummer den Kopf an den blaunen Fensterscheiben. Schweigend standen die beiden Falben, derfunten im den Anbli des schlummernden, mutter­­losen Kindes. Die eine der Vergangen­­heit, die andere der Zukunft denkend. Dann richtete Lies fi auf und reichte der Kantor in die Hand. „Seht mi ich aber wirklich gehen, Frau Kantor. Wie gesund und niedlich die Kleine aussieht.“ „a, ja, Gott behüt’ e8, das arme, mutterlose Rindichen!“ Die Kantorin wischte sich die Augen. Lies ging leise Hinaus, dich grüne P­förtchen auf die Dorfstraße. Von der Franken Kathrin nahm sie no­chichied, die schon drei Jahre die Gicht hatte, und von Hinnerf Dirfen, der früher mal Xotte ge­wesen in Holstein, jebt aber sehnfüchtig mit Dreiundachtzig Jahren auf sein Ende harrte. Sie nannte sie ja alle, alle genau von Jugend an. Denn das große Kirchdorf lag nicht weit von Nilmer, und die Groß­­­­mutter hatte sie früher so oft mitgenom­­men zu ihren Stanfen besuchen. Da Großmutter dann gelähmt wurde und nit mehr aus ihrem Giebelstübchen konnte, übernahm Lies stillschweigend ihr Amt. Wer hätte ess an­ sonst tun sollen? Mutter behauptete wenigstens immer, daß sie nicht genug Zeit dafür hätte. Hinners Dufen streichelte ihr mehr­mütig Die Hände, als sie an seinem Bette Stand: „Ne, ne, nu sind Sie all­es abgesün­­digt worden von der Kanzel, als ne rich­tige Braut! » Und dann treden Sie so bald weg von uns, Wat jeggt denn bloß fürt Elfen dortan?“ „Ach, Hinnerk, die wird sich schon drein finden. Sie muß mich oft besuchen in Lena. Sit ja nıın auch­ Schon ein gro­­ßes Mädchen von achtzehn Jahren.” „a, ja, wat de Tid löppt! Na, gri­­ßen Se Ihr Tütt Sweftina man shön bon mir, und of den Jungen, den Rrib.“ Dann ging Lies langsam über den hohen Deich quer durch die Wiesen nach Hause zurück. — Ueber die nassen Ader­­furchen flogen fehreiend in jähenm Zidzad die ersten Kliebiße. Von der See her Fam­leife, ununterbrochen das große, eintönige KRaufchen. Wie ein silberner Streif blikte er auf in der Ferne — flimmernd, — sonnendurchiroben, das Meer, große, weite, unendliche, Tief, tief, atmete Lies die herbe kräf­­tige Salzluft ein. Und breitete die Arme’ in namenlosem Glück und Jubel. Sonne — Sonne, soweit das Muge ab. Sonne draußen in der Natur, Sonne drinnen im Herzen, Da, womit hatte sie es ver­­dient, daß sie so glüclich war? Dann verließ sie den Deich und ging quer über das Flachland dahin, t wo das Meer blitze. Schon ragte das breite Dach des Herrenhauses zu Nilmer rechts durch die uralten Bartbäume. Nach links zu aber, wo die Buchen vereinzelter standen und zerzaufter, hob sich auf steiler, gras- betwachsener Düne eine alte, vermitterte Steinbank. Schroff und steil stürzte hier der Abhang zum Meer herunter, das un­­ermüdlich mit weißen, schaumigen Armen an dem brödelnden Sand tastete, „Der nur notdürftig geschüßt war durch einge­­rammte Pfähle. Schief, nach­ einer Seite geweht, “standen die drei großen Buchen hier oben, ihre fließenden Zweige über die alte Steinbant breitend. Hier war seit­­alter ber der Lieblingsplat der Kin­­der von Nilmer. Hier hatte Lies einst ge­­spielt und getobt mit den Geschwistern, hier ihre ersten wunderlichen, phantasti­­schen Mädchenträume geträumt. Und au heute wieder, an­­ diesem stillen Frühlingssonntagmorgen, 309g «3 sie mit um widerstehlicher Gewalt auf die alte Steinbank. . Wie die Mörenflügel blitzen über dem Wasser und der Wind in den Stranddisteln an der Düne spielte! R Langsam fette sie sich nieder auf die molche Bank,­­nahm den Hut auf den Schoß und sehnte den Kopf mit der Uhrmacher u. Juwelier , en, 5325 Gold,Silber, Platin u. falsche Zähne kaufe Erstklassige Uhren- und Juwelen-Re­­paraturwerkstätte. — Billigste Einkaufs­­quelle für alle­ Arten Schmuckgegenstände und bezahle mehr als irgend jemand, das ; ISIDOR ROTH, Dedenburg, Grabenrunde 44 "(neben Fremdenverkehrsbüro) Bst PS a 2

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