Oedenburger Zeitung, Januar 1925 (Jahrgang 57, nr. 1-25)
1925-01-01 / nr. 1
;ps--:, ak TEE EEE ET ITTTER EEE 7 a, UTRERREATRRE BETEN a SER FURTTET EEE EIERN AIR « e> ei AEG BEE EEE vs ar 2, da = x F Seite 2. Donnerstag das Dach des Wohnhofes niederbrannte, suchten um die fostenlose Weberlastung von Bauland und Bauholz an. hr Anfuchen wurde duch Munizipalausilugmitglied Bädermeister 3. Hammer befürwortend unterstüft. Die Generalversammlung wies auf Antrag des Magistrats das Ansuchen mit der Motivierung ab, daß der Sachschaden ohnehin durch die Versicherung gedecht sei. Schließlich wurde die neue Liste der Höchstbesteuerten vorgelegt, die im nächsten Sabre ins Stadtparlament gelangen. Es sind dies folgende Virilisten: Viktor Schwarz, Siegmund Alt, Franz Hafenöhrl, Ignaz Fodor, Leopold Hader jum., Dr. Emil Hader, Dr. Bela Hader, Ludwvig Töpfer, Josef Frihmann, Ricard Schiffer, Mar Alexander Leverer, Isidor Friedmann, Koloman Desiderius Kalmar, Adolf Schneeberger, Paul Kluger, Rudolf Hollos, Josef Steiner, Micael Kraus, Samuel Kopstein, Michael Zalka jun., Julius Kerpel, Friedrich Seltenhofer, Ernst Seltenhofer, Edmund Hader, Dr. Otto Zehetbauer, Ludwig Kauf jun., Moriz Stadler, Ga Bum, Sosef Varga, Bela Kopstein, Nojef Var: 10, Gustav Forster, Stephan Marlopics, Johann Szerdahelyi, Dr. Eugen Zergenyi, Johann Hambach, Alexander Nasrobi, Emmerich Kop, Eugen Schiller, Eugen Thirring, Josef Molnár, Leo Lederer, Julius Lang, Emil Seyring, Richard Seyring, Georg Steiner jun., von Nikolics, Stephan Huber, Dr. Koloman Töpfer, Dr. Franz Varga, Josef Koch, Moriz Mangold, Otto Winter, Ladislaus Fischl, Dernat Engel, Eugen Gallus, Theodor Schlesinger, Emil Fischer und Georg Löffler. . .Mit einigen Worten an die scheidenden Munizipalausihußgmitglieder ımd NRemjahrswünschen schloß der Vorlegende die Generalversammlung. Mile | Derenburger Zeitung Yedenburger Bolfsdichtung. Bon Alfred von Schwar z dem selten schönen Christustopfe gleich im ersten Mugenblide ein. Wenn er aber von seinen Lieblingsgegenständen zu sprechen anfing, da faszinierte er. Seine alte unverbrüchliche Liebe aber war: Volksdichtimg, Volfskunft, Volkskunde. Was er als bescheidener Volksschullehrer, als umsichtiger Kustos des Städtischen Museums geleistet, mögen berufene Federn schildern, hier wollen wir uns nur mit seinem obenerwähnten Werte beschäftigen. Das Werk, welches in unserem lieben Dedenburg gänzlich unbeachtet blieb, ja absichtlich totgeschwiegen wrrde, ist in literarischer Beziehung ein Unifum, eine Sensation allererstem Ranges, die wahrscheinlich selbst im sensationslüsternen Amerika Furore gemacht hätte. Man höre: Die über Hundert Sagen und Märchen sind nicht von Bünker, sondern vor einem — Straßenfehrer!!, namens Tobias Kern, der über 40 Jahre im Dienste der Stadt Oedenburg stand und vor einigen Jahren im hiesigen Versorgungshause verstorben ft. Diesen Tobias Kern schildert Bünfer wie folgt: „Kern war körperlich rüstig und vom ehrfurchtSgebietendem Meußern. Dimkfles Haar fiel ihm wirr über die hohe Stirn herein, ein mächtiger, weißer Bart um‚rahmte sein trettergebräuntes Gesicht und deckte bis tief hinab die breite Brust. Eine kräftige, doch schön geformte Nase verlieh dem Antlite edle Männlichkeit, das überaus freundlich und treu bliefende Muge aber verriet, Daß sich dieser Mann ein Gemüt bewahrt haben müsse, i2 Beiter und sanft, wie das eines Slindes.” Bünfer lernte Kern im Jahre 1894 kennen und lud ihn Durch zehn Jahre jeden Sonntag nachmittags zu sich und Lich sich die Sagen und Märchen erzählen und schrieb sie mit der ihm eigenen Gewissenhaftigkeit Wort für Wort genau so mieder, wie sie ihm Penn in die Feder diktiert hatte. Dabei ist zur beachten, daß Tobias Kern, als die Arbeit begenn, bereits 64 Jahre alt war, daß er nie eine — Die Tage und Wochen um Weihnachten sind so recht die Zeit der Erinnerung. Wenn draußen die Natur schlummert, fehren die Gedanken so gerne auf Längstvergangene zurück. Kam mir da jüngst ein Buch um die Hand, das ich seinerzeit, als er (im Jahre 1906) erschien, so oft zur Hand nahm. Ich meine I.R. Brünfers: „Schwänfe Sagen und Märchen in Heanzilider Mundart” (Deutsche Verlansaktiengesellschaft, Leipzig.) Und jet, da Der Stattliche Band nach längerer Zeit wieder vor mir liegt, ist es mir, als stünde al der treffliche, leider Thon längst verstorbene Autor, wieder auf. Was war das da für ein prächtiger Mann. Dieser liebe Bünfer. Von Natur aus von hoher, ebenmäßiger Gestalt, nahm er mit der Arbeit das Bünfer durch zehn Jahre weit über hundert Märchen und Sagen aus in und Gemssenund in einem Bande von fast fünfhundert GwBoiterdem Munde Kerns Wort für Wort peinlichster Genauigkeit haftigfeit aufgezeichnet seiten der Oeffentlichkeit zugänglich macht.Wie Bünkier in der Einleitung berichtet, hat Tobias Kern die meisten der Erzählungen von seinem Großvater gehört, viele auch von befreundeten, älterer Leuten, endlich auch einige von Arbeitägen offen, aler in jüngeren Jahren an verschiedenen Orten in Arbeit stand. Wenn man nun diese Erzählungen treu und beobachtet, wie Kern nicht nur den Inhalt der Märchen treu wiedergibt, sondern meistens auch die ursprüngliche dichterische Form in ihrer ganzen Schönheit und Prägnanz, dann muß man wohl tiefes Merk als eine Erscheinung betrachten, die auch in psychologischer Beziehung allergrößtes Interesse verdient. Disfifirwahr ein Dokument mündlicher Uieberlieferung, wie e83 in Jahrhunderten nur selten vorkommt. Der Inhalt der Erzählungen, deren Großteil, wie Schon angedeutet, auf ältere Vorlagen zurückgeht, ist oft von bewunderungswürdiger Schöndel. Um uns feren Lesern eine Probe zu bieten, veröffentlichen wir an anderer Gsells Yeses Blattes die Geschichte „Der Kleine Bub und der steinerne Herrgott." Bus ‘it ein Bild von so herber Schöndel, als ob es ein berühmter Nürnberger Meister in Holz genehmigt oder in Stein gemeißelt hätte. Natürlich finden sie noch mehr Beispiele von schaffhaftem Humor, übersprudelnder Laune und oft ans an der der Kromis. Das Werk Bünfers und Tobias Kern i ft die bedeutendste Publikation, die über uns „Ponzichter” erschien. Darum it es ganz unverständlich und im höchsten Maße beihämern, dahins ttoß seiner äußeren und inneren beispiellosen Dualitäten gar Feine Berhung farzd. Kaiserl. Mademie der Wissenschaften in Wien erscheinen konnte?! Rein svir die schon gehobenen Schäte unseres Volfstums so wenig würdigen,pie sieht es dann mit den ungehobenen Schäßen aus! Und daß solche in unserer Debenburger deutschen Bevölkerung im reiten Meße vorhanden sind, das zeigt uns eben der als Tobias Kern. Es ist höchste Zeit, daß sie unsere heimische Kultur etwas gesehen. Denn Männer wie Binfer und Kern sind 20h nur Ausnahmen, ja nun dann ohne Uebertreibung jagen Phänomene. Ehre ihrem Angedenken! pe Schule besuchte und des Lesens und Sit es nit unglaublich, das, dieses Werk Schreibens unfindig war. In rastloser km Leipzig und nur duch Subvention ver an Kommissionslager u. Verkaufsstelle der Fürstl. Esterházy'schen Forst- und Sägeprodukten SOPRON, Raaber-Bahnhofstrasse. Bezimmertes Bauholz, Bretter, Dielenholz, Buchenholzkohle, geschnittenes Bauholz, Eichen- und Buchen-Schnittmaterial, Fichtenstangen (Raffen), Weinstecken,Buchen-, Rad - Felgenholz, s# : Julius Lang, Dampfsägewerk Latten, Eichen- und Fichte »BTENNNOIZ. 4945 A . SR = 1. Länner 1925. 9a Hane Bun und da fonanane Herrgott*). Es war amal a Flana Bua, der is sieben Jahr alt awein. Seine Eltern jan alle zwa abaitorbn, und er in ganz allan amweln. Da i8er in a paar Tagen nach seiner Eltern ihn Tod in Friedhof gangen, So trat er im mitten Friedhof auf an großen Kreuz den ftoananen Herrgott. Sagt der Bua zu ihm: „Du Herrgott, lat mi bei Dir dableim.“ Neigt der Sftoanane Herrgott Kopf. Neben im Friedhof in die Rirdn gwein, da hat der Bua fingen abert, Da i8 er in d’ Kirchn eini. Da habn d' vülln Lichter beim Altar brennt. Hat er sich denft, er iS im Himmel. Die Kirdn i8 aus worn und d’ Leut feim alle fortgangen. Hiazt iS der Mebner femma und Hat ihn halt a aufft wolln den Bıram. „3 geh vom Himmel nit aufft!” jagt der Bıra, Hiazt in der Geistliche Femma und hat ihm halt a gjagt, er full furt gehn. ‚3 bitt schen, jagt das Büabl, ı vll da bleim in Himmel.“ „Ra, jagt der Geistliche, bleibst halt bei mir.” Nimmt ihn bei der Sand. „Sa, jagt der Bua, bei dir bleib i ihon, du, bist im Herrgotth sei Bruada.“ Er hat ihm glei 3’ efin und 3’ trinfen gebn. Da Bua sagt aber: „Dur, gib dein Bruada a was 3’ efin, dem Habn Gott.“ Sagt der Pfarrer: „Der iht ja nir.” „Ra, wern ma jegn, jagt da Bua, spring toer i ihm mei Efin gebn.“ ‚ Er tragt in andern Tag z’ mittag sein Effen hin im Friedhof zu dem flomanen Herrgott und stellt ihm ’8 kin. .) Im Anhange zu unserem heutigen Artikel „Dedenburger Volksdichtung“ bringen wir Bier eines der föstlichsten Märchen aus SR. Bünfers oben besprochenem Buche: „Schwänze, Sagen und Märchen in heanzischer Mundart.“ Des leichteren Verständnisses halber erlaubten wir uns das heanzliche Original in unser liebes „Dedenburgeriich” zu transponieren, was uns der berewigte Verfasser wohl verzeihen wird, W.ov. ©. fein Grabenrunde 129. cn ‚Telephon Nr5l. > « (Nahdruch verboten.) Kies Navier. Bon Bentine von Winterfeld-Blaten. (19. Fortlegung.) Kapitel 7. Lies hatte Ellen so gern die Urnegegend von Königsberg und vor allen das Samland mit seiner stillen Ostfüfte zeigen wollen. . Aber sie fühlte sich jett oft so mide und schwach und konnte das Bahnfahren nicht mehr vertragen. So bat sie denn nur, Ellen alles zu zeigen. Ellen verspürte aber gar seine große Luft dazu. Bozu, Lies, lieber bei dir.“ Wir sind ja die Vormittage und Abende zusammen, Ellen, da mußt der da twenigstens am Nachmittag in die frische Luft, Knut tut’s auch gut, einmal herauszukommen und ordentlich zu laufen, ®&ifela hat sich angeboten, di zu beschüßen,” Wo ist denn deine und wert, fennengelernt zu werden. Du Achtung Feinschmecker! : „Na, die Schäte ih nun schon am wenigsten.” Ra man gut sein Ellen. Sieh mal, fest, wo ich so schwerfällig Bin, würde Knut sonst gar nicht an die frische Luft fommen, Du tust ein gutes Werk damit. Und wirklich unser Ostpreußen ist Thon mußt doch Die Furzen vierzehn Tage Hierfein ordentlich ausnagen.” So fuhr Ellen denn an schönen Nachmittagen‘ mit Gisela und nur an den Strand, nach Balga oder Lochstedt, wo ihr der begeisterte Schwager die Ruinen der alten Ordensburgen zeigte. Gisela fand das Ganze zuwar meist höchst langweilig, aber — „mein Gott, man kann ja die beiden doch halt nicht allein losfahren lassen.“ Kin Und Ernst war ja fat nie absümm 10) Eines Tages, er war so um die Mittagsstunde, kam Gisela im neuen Herbstfortüm, dunkel und glatt anliegend, was ihr prachtvoll zu ihrer schlanken Figur stand, unangemeldet in das Boudoir zu Kies, die an ihrem Nahttich am Fenster saß. — „Eure Anna hatte gerade die Flurtür offen, weil sie mit dem Milchmanne verhandelte, da bin ich schnell hereingeschlüpft. Nur auf eine Minute, um zu sehen, wie es dir geht.“ „Danke, sehr guet.“ „der so alleine, fleine Schwester “ „Der zeigt Knut eben das Schloß. Sie muß er doch auch einmal von innen gesehen haben.” „Hm — hm, — so,” Gisela räusperte ich bleibe tausendmal fi ein wenig und trat dor den großen Spiegel, ihr Kosum musternd, — „du, sage mal, fleine Lies, ich würde meinen Mann nicht immer so lange mit solchem niedlichen kleinen Ding allein herumlaufen lassen.” Lies sah die andere groß an: „Was meinst du, Gisela? Ich verstehe dich nicht. recht.“ Gisela krenzte die Arme und sah an Lies vorüber aus dem Tenster. „Märchen, da ist doch nicht viel zu verstehen. Unsere Männer sind unberechenbar. Das solltest du wissen und vorsichtiger sein. Sie ist sehr niedlich geworden, deine Schwester, und geigt vorzügli. Letczteres weiß Knut besonders zu schäaßen.“ ‚a ja, und warum soll er denn auch nit? Ich bin glüclich, daß er einmal wieder, jemanden zum Musizieren hier hat.“ „Rührendes Geelchen! Aber meißt du, jede Sache hat ihre zwei Seiten.” Kies legte fest die Hände im den Schoß und sah die Schwägerin an. „Silela, es ist ein so furchtbar trauriges Zeichen für einen Menschen, wenn er allen anderen nur immer Schlechtes zutraut. Wenn ich dich nicht kennte und wüßte, daß dur mit Vorliebe verrücktes Zeug sehiwatt, an das du selber nir einmal immer glaubst, so müßten deine Worte etinvag namenlos Beleidigendes, Empörendes für mi haben. Aber so?" Sett lachte Lies. So voll und klar und herzlich. „Mein Knut! DO Gisela, wie du ihn ! £ fennst! Und Ellen, dies reine Kind no? Meine stolze, Fleine, harmlose, füße Ellen? : Pu, Gisela! Ich könnte dir die Tür verbieten.” Lies war aufgestanden. Ihre Hände zitterten. Sie war blaß geiorden vor innerer Erregiung. Nicht Angst vor dem, was Gisela besagt, nicht Zweifel an den beiden ihr teuersten Menschen, aber Scham, das eine Frau wie Gisela so etwas überhaupt denken konnte, trieb ihr das Blut zum Herzen. Gisela wollte den Arm um sie legen. „Reg dich nur nicht auf, Kind, — gerade fett. Um Gottes willen, nachher bin ich daran Schuld. Die Männer sind nun halt nicht anders. Für einen Flirt immer bereit.“ Aber Lies stieß "ihren Arm zornbebend zurück: „Rühr mich nit an, dur, — du, — Du Frische Russen, Rotheringe und echte Stralsunder rein Mildner Ostseeheringe 3 8 zu haben beim Delikatessenhändler ” (Fortseßung folgt.) G. A. Weiss:"-i.·D«--—...- · s»