Oedenburger Zeitung, Mai 1929 (Jahrgang 62, nr. 98-120)

1929-05-01 / nr. 98

;-«­­—W:-q---» V |«» "«.’««-·J;.-«-W«,s Z ee »Ja-»p­­-;-’«-—-": -««.»; s ( .« EIER SR: Seite 2, Mittwoch Oedenburger Zeitung 1. Mai 1929. Nr. 98 Ä haften. Daß der Täter so taid ‚Teitgenommen werden konnte, erweckte in der ganzen Be­­völkerung allgemeine Beruhigung; denn jedermann glaubte schon, einem ähnlichen Fall gegenüberzustehen, wie es seinerzeit der verwegene Ueberfall auf den Oeden­­burger Oberstuhlrigter Stephan Sz­öfa auf der Kohlnhoferstraße war, der be­­kanntlich während einer nächtlichen Auto­­fahrt von einem no immer unbekannten Täter erschossen wurde. Auf alle Fälle hat der blutige Vorfall in Wandorf dem Dedenburger Fremden­verkehr einen starren Racksc­hlag verlegt, denn es wird sein Fremder den Mut ha­­ben, nach Dedenburg oder in die Umge­­bung zu fommen, wenn solche Fälle vor­­­fommen können, wie der im der Gemeinde Mandorf. Die Autor oder Motorrad­ be­ißer werden es nun vermeiden, dur die Gemeinde Wandorf zu fahren, weil für sie der Vorfall auf lange Zeit abschrei­­fend wirft. Selbst die Dedenburger Ein­­wohner werden ihre Sonntagsspaziergänge nach Wandorf einschränken, denn mit Recht fürchtet jeder um sein Leben. Daß der 17jährige Maurerlehrling, der für das Spiel mit einem Mann­lichergewehr ein so großes Unglück anrich­­tete, so rasch eruiert und verhaftet werden konnte, ist hauptsächlich dem Oedenburger Detektivinspektor Josef Frit zu verdanken. Nachdem er Samstag abend Halb 11 Uhr mit den Detektiven Molnar, Bortörd, Pet­­row und Vegh und den M­andorfer Gen­­darmen gemeinsam die Nachforschungen nach dem Täter geführt hatte, erschien Ing­­ipestor am­ Sonntag früh 5 Uhr in Be­­gleitung der Detektive Bortörd und Mol­­n­ar neuerdings in Wandorf, um die Un­tersuchung, beziehungsweise die Nachfors­chungen nach dem Täter fortzuliegen. Der V­erdacht bestand wohl schon Samstag abends, daß der verhängnisvolle Schuß aus dem Hause Nr. 346 abgegeben worden sein müsse; da aber der darin wohnhafte Taglöhner kurzweg erklärte, daß in seinem Hause seine Waffe sei und eine zwei­­mal vorgenommene Hausdurchsuchung seine Erfolge zeitigte, konnte man gegen den I­nwohner des Hauses auch nicht einschreiten, zumal da auch festgestellt wurde, daß der Inwohner des Hauses zur frü­iihen Zeit in Oedenburg weilte und erst dann nach Hause kam, als bereits das Unglar geschehen war. Der Sohn des Hauses wollte von einer Waffe gleichfalls nichts wissen. Er selbst stieg vo) Samstag 1076­­ geschoben. Leider gehen aber die Wein­­­bauer in diesem Frühjahr nit, mit­­ und Liebe an die Arbeit. Die mei­m Weinstöde, besonders die nicht 3 waren, sind erfroren, und die verschont geblieben sind, bieten we Hoffnung auf eine nur halbwegs ann bare Ernte. Die diesjährige Weinlese ver­ 3­spricht daher eine recht traurige zu­ werden. Auch unsere Meinbauer, die ihrer Frühjahrsarbeit in den M­eingärten stets mit­­ einer gewillten Schaffensfreudigkeit oblagen, nahmen heuer mit befümmerten Mienen ihr Arbeitsgerät in die Hand, um zu retten, was noch zu retten it. Auf jede Frage nach dem Stand der Ten­ten erhält man eine trostlose Antwort, was in Anbetracht unserer tristen Wirt­­schaftslage doppelt schwer ins Gewicht fällt. Man soll werden, wenn der Dedenburger­­ Wirtschaftsbürger seinen Wein im Keller haben wird, der es ihm ermöglicht, si gut es eben geht,ü­ber Wasser zu halt Der totale finanzielle Ruin wird in dem Augenblick eintreten, wenn unser Wein­­bauer durch Aufnahme neuer Darlehen das Ausbleiben einer Weinlese wett­­ machen muß. Schulden werden sich auf Schulden häufen und eine fleißige und­­ rührige Schichte unserer Bevölkerung wird finanziell zusammenbrechen und, vum nicht imstande sein, ihren schweren Ver­pflichtungen nachzukommen. Daß dadurch die traurige­re Lage unserer Stadt noch verschlimmert wird, muß wohl nicht noch besonders er­wähnt werden. In allen übrigen Wein­­gebieten Ungarns wird das Aus­bleiben einer Weinfechtung in diesem Jahre seine solchen katastrophalen Folgen auf­weisen, wie unter­­ unseren Weinbauern. E Ist es darum nicht am Platz, wieder den Gedanken anzuregen, daß unsere leitenden Kreise fi­­es angelegen sein lassen mögen, eine Erleichterung für unsere M Weinbauern und Wirtschaftsbürger, auf denen eine schwere Last liegt, bei der Regierung anzus­­treben. Die Regierung kann ihr Obere einer diesbezüglichen Bitte nicht ver­schließen. Denn es darf dabei nicht ver­­gessen bleiben: Wenn MWirtschaftsbürger und MWeinbauer nu) mehr verarmen, dann ist es mit unserem Handel und Gewerbe total aus und unsere Kaufleute und Ges­werbetreibenden werden überhaupt nichts­ mehr zu tun haben. Denn was sie nah verdienen, kommt zum Großteil aus der Tasche der Wirtschaftsbürger. Wenn dies selbe vollständig leer sein wird, gerät der '­­ kljtistctlluklk Floacwokctslm tallang abends mit zwei Deteftiven und zwei Gen­­darmen in den Dachraum des Hauses, um nach einer eventuellen Waffe zu sucen. Detektivinspeftor Sojef Frig sießte Sonntag früh 5 Uhr in Begleitung der Detektive Molnar und Porteröd die Nach­­forschungen nach einer Waffe fort. Ohne Missen der Hausbefiger stieg man in die Dachräume jener Häuser, die um das Haus Nr. 346 liegen. Nirgends k­onnte eine Waffe gefunden werden. nipestor Fri wurde bei einer solchen heimlichen Hausdurchsuchung von einem Hausinhaber, einem Maurer, bemerkt. Der Hausinwoh­­ner begann fürchterlich zu schimpfen, weil der Detektivinspestor es gewagt hatte, ohne seine Einwilligung in den Dachraum einzudringen. „Was haben Sie hier zu Juden?“ fragte er jeheltend. Der Detektiv­­inspektor ließ eine Meile den Mann schimpfen, dann aber erwiderte er: „Sie fragen, was ich hier zu jud­en habe? Das können Sie noch fragen? Willen Sie denn nicht, was gestern abends hier geschehen it? Sst es nicht eine Gemeinheit, fried­­liche Ausflügler ganz einfach niederzu­­schießen? ... Die Kugel des Mörders hätte ja auch Sie oder Ihre Familienmit­­glieder treffen künnen .. .“ In­­­ieser Meise sprach­ der Inspektor weiter und da er dabei immer lauter wurde und sich über den blutigen Vorfall in förmlichen Zorn hineinredete, wurde der Maurer fleinlaut und schließlich gab er dem Detektivinspes­­tor sogar in allem recht. Diese Gelegen­­hei bewüßte der Inspestor. Während die beiden Detektive und Gendarmen die Nachforschungen nach einer Waffe fortseß­­ten, rief er den Maurer ein wenig zur Seite und sagte flüsternd: „Sehen Sie, Sie sind ein anständiger Gewerbetreiben­­der und willen deshalb, daß es nicht an­geht, daß jemand ohne Erlaubnis eine Waffe hält und damit nach Belieben her­­umschießt! ... Können Sie mir nicht jagen, wer in der Umgebung eine Schuß­­waffe hat?“ — Der Maurer sah sich im Kreise um und flüsterte sodann halblaut: „sa, der 17jährige Maurerlehrling hat eine,“ dabei wies er auf das Haus Nr. 346. Nun war der Detektivinspektor fest davon überzeugt, auf der richtigen Spur zu sein. Er ging in das Haus Nr. 346 und wehte den schlafenden Maurerlehrling auf. „Wo ist die Waffe?“ fragte ihn der Inspektor. — „Ich weiß von feiner Waffe,“ erklärte der Lehrling. „Ich habe sein Gewehr,“ stammelte er Schlaftrunfen, forderte ihn auf, sie anzuziehen und in­ das Gemeindehaus mitzukommen. Der­ Maurerlehrling meinte nun, der Detektiv­­inspektor wisse schon, daß er dur s einen Gewehrschuß das schredliche Unglück ver­­ursacht habe. Im Gemeindehaus gestand er auch bald ein, daß er zu Hause im Dach­­raum eine Waffe habe. Die Waffe wurde auch vorgefunden. Der Maurerlehrling beteuerte, daß er auf das vorbeifahrende Auto ni­ schießen wollte. Die Waffe, mit welcher er im Dachraum spielte, war zu­­fällig losgegangen. Daß er eine Waffe hatte, wußten seine Eltern nicht. — Nach dem Schuß verstecte er die Waffe gut und fletterte sodann vom Boden. Er mengte ih unter die Leute, die er um den Kon­­sul und seine Gattin bemühten. Später erfaßte ihn eine solche Unruhe, daß er ins Gasthaus eilte, um durch Wein seine auf­­geregten Nerven zu beruhigen. Die Tat einzugestehen, wagte er nicht. Er­st nach der G Sperrstunde ging er nach Hause. Schlafen konnte er nut; nur in den Mor­­­genstunden schlief er ein, wurde aber dann vom Detektivinspektor bald aufgerüttelt und ins Gemeindehaus geführt. Die Maffe, die man im Dachraum vorfand, war außen starr verrostet, aus dem Zus­­tand des Zaunes konnte man aber fest­­stellen, daß ein Schuß abgegeben worden war. Die Schuhwaffe und die Gewehr­­kugel, die man neben dem Laglerschen Haufe vorfand, wurden der Oedenburger Staatsanwaltsc­haft übergeben. * Frau Dr. Emil Schreiner, geb. Szffer, die Sonntag nachmittags im Elisabethspital den erlittenen Beilegungen erlegen ist, vermachte testamentarisch ihr ganzes Vermögen ihrer Mutter, Frau Witwe Dr. Seffer. Das Testament nahm Dr. Meißner auf. Dem 912jährigen Vater de Dr. Emil Schreiner wurde der tragische Tod seines Sohnes und seiner Sch­wieger­­tochter exit im Laufe des Sonntags schonend mitgeteilt. Dem so schwer ge­­prüften alten Herrn, den die so überaus traurige Nachricht gänzlich gebrochen hat, wendet sich allgemeine Teilnahme zu: die Frostichäden in den Beingärten. Dedenburg, 30. April, Der große Frostichaden, den der abnor­­me Winter in den Weingärten verbrachte. Der Inspektor 1 das Auftelen und Schneiden der Re­­ben um fast einen ganzen Monat hinauss I nur $Sopron, Grabenrunde Nr. 105. wer Keine Filialen !' en EHE TERN . Si- ER ee ee een « aa . · a die dom Holitenhof. Roman von Gert Nothberg. Copyright by Martin Feuchtwanger Halle a. d. S. (Fortlegung #1.) Mit Schneestürmen und einer seit Jah­­ren nicht dagewesenen Kälte hatte der Winter die Herrschaft ergriffen. In den Lüften heulte es unheimlich. Die stärksten Bäume bogen fl äc­htend. Zwei Jahre waren seit jenem Abend dahingegangen, an dem Klaus Holsten den Brief des Freundes las. Zwei volle Jahre. Sie waren oft erfüllt gewesen von schwe­­ren Sorgen denn ein schweres Unwetter Hatte die ostfriesische Heimat heimgesucht. Im übrigen hatten diese Jahre Arbeit ge­­bracht und reichen Segen. Christ Holsten Hatte sie mit seinen Freunden einer Expedition in das Innere Tibets angeschlossen, und lange hatten sie als verschollen gegolten. Man hatte be­­reits an das Schlimmste geglaubt, als man endlich einen Brief erhielt. Doch war man noch in schwerer Sorge. Jet war die Nachricht gekommen, das Christ an einem heimtücischen Fieber erkrankt sei. Klaus Holsiten ging wie früher viel nac P Budd Hoff hinüber, wo Johanna von Willihad allein mit ihrer Dienerschaft wohnte. Sie war zweimal in Zausanne gewesen. Das lette Mal war es im Mai, zu Zeanthes Geburtstag. Da war sie recht niedergeschlagen zurückgekommen. „Jeanthe gefällt mir gar nicht; sie flieht gar so blaß und schmal aus. Ich Habe A­ngst um sie,“ sagte sie, als sie das erste Mal nach ihrer Rackkehr wieder im Hol­­tenhof zu Besuch weilte. Klaus Holsten hatte ihr einen so düster flammenden Blick zugeworfen, daß sie er­­schauernd zusammengezucht war. Und er hatte nie, auch im Laufe der legten Monate nicht, gefragt, wann L­e=­anthe heimkomme. Und nun erwartete man abermals das Weihnachtsfest! An einem der nächsten Tage, der eini­­germaßen hell und freundlich war, fuhr Frau Holsten mit Helga in die Kreisstadt, um die M Weihnachtseinläufe zu besorgen. A­uch Johanna von Willihad hatte sich angeschlossen. Abends war dann ein sol­­cher Schneesturm gekommen, das jede La­­tern­e verlöschte, der Zug als stehengeblie­­ben gemeldet wurde und Klaus die ganze Nacht in dem Heinen Bahnhof sah, wäh­­rend der Schlitten in einen Schuppen ge­­fahren worden war und die Pferde im selben Raum ängstlich wieherten. Früh gegen neun Uhr waren die Da­­men dann doch endlich angekommen und hatten alle vier herzlich gelacht, als sie si­co verschlafen wiedersahen. Und wieder waren Tage über das Land gegangen, Tage, an denen man meinte, die Kamine müßten zerspringen, so fegte der Sturm in ihnen, Tage, an denen man glaubte, die legte Stunde sei gekommen, so barst die Erde, rollten die Eisschollen drü­­ben auf dem nahen Moor. Der Weihnachtsheiligabend kam mit einem milden, fast warmen Sonnenlicht. Die riesigen Eis und Schneefelder glnger­­ten. — Der Tag blieb sonnig, und die Men­­schen kamen erst jet zur rechten Weih­­nachtsfreude. Als es bereits d­unfelte, fuhr Klaus mit dem Schlitten nach V Buddhoff, um Jo­­hanna zu holen. Sie hatte verweinte Augen. Auf seine besorgte Frage sagte sie Teile: „So hoffte, von meiner Schwester ein paar Zeilen zu erhalten. Sie hat mir in den legten Monaten so wenig geschrieben. So geht das nicht weiter. Zeanthe ist viel zu zart und schonungsbedürftig, um in der Welt da draußen einsam leben zu können. M Wohlbehütet und gut aufgehoben ist man im Hause der Madame Transville; doc Liebe und warme Behaglichkeit atmet die­­ses Haus nit.“ Klaus Holsten antwortete ihr nicht gleich. Schließlich sagte er: „Wollen wir sie, nit einfach Holen, Fräulein Jo­­hanna?“ „Rein, Herr Holsten. Das Hätte seinen Zwec. Leanthe trägt ein schweres Leid mit si herum. Jeder Eingriff würde nur schmerzen. Man muß sie gehen lassen. Vielleicht kommt sie doch von selbst zurück.“ Er half ihr die kleinen Gescheike ver­ttauen, die sie mit nach dem Holstenhof hinü­bernehmen wollte. Fürsorglich bren­s­tete er die weiche Welthede über ihre Knie, als sie im Schlitten Pla genommen hatte. "Während der Schlitten lustig über die Sandstrage Klingelte, sah Johanna in Klaus Holstens ernstes, sympathisches­­ Ge­sicht, und sie dachte, wie Jon Jo oft: „Wenn er Leanthes Mann wäre, wel­­­­chen Schutz hatte sie an ihm.“­­ Im alten gan des Soffjähbefs roch es nach Tannengrün, Gebacenem und Gänsebraten. Mamsell Minden wollte heute wieder einmal zeigen, was es hieß, sie im Hause zu haben. Klaus bewachte auf dem Wirtschafts­­hof noch das Abscirren und Abtronnen der Pferde, dann ging er mit elastischen, schnellen Schritten ins Herrenhaus hin­über, wo Johanna inzwischen bereits im Salon der Hausfrau weilte, sich am grüs­sen, großen Kachelofen die Hände wärmte und sich mit strahlenden Wagen in all der Gemütlichkeit umsah. Kattfestvlak-Y. Seitdem-eh Schwwienschtlinsudetp Lowen-Dcogerce Franz Müller,Spore-» StabenrindeäZ verwendet habe,verspioe Este­ne Schwaben und NussenInehr.­s,- » Pr­ì Isankemosalat-llelsnil(t­o Ursasnalbuohsenpsslisoergeliksloßuolisem zum III-Ums SKUIEI ermässigten Preise von P 250; Erbsen-, Bohnen- und Paradeis-Konserven hpi ; Sopron, ern Delikatessenhandlung nz

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