Oedenburger Zeitung, Dezember 1933 (Jahrgang 66, nr. 273-296)

1933-12-01 / nr. 273

» a aa Bor an Se: BRETT ET MT ERBE EER EEE EOTEEENTEHNN Se | »-« - . Oedenburkig IIIIIllIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIImJIfIIIlIIs Vetwaltung:Oedenburg,Deåkplatzöö,Unruf:19. AnzeigensundAbonnementSsUnnahme.Bezug-preis: Ulonatlich2.80Pengö(faintZustellungin5Haus). 66.Fahrg.Folge273. UUUIIIUIIÆIHIIIIWMH Tlllllllllllfålullcöiålldk Schriftleitung: Oedenburg, Deäfplat 56, Anruf: 19. ” mit Ausnahme von Sonn: und Seiertagen nachmittags 3 Uhr (15 Uhr) zur Ausgabe. Freitag,1.Dezen«Il-er1933. muzetvtqu:121-sess«ek. Gelangt täglich Antifemitiihe Demonftrationen in Budapelt. Aus Budapejt wird berichtet: den Abenditunden jammelten jih in der vorwiegend von Juden bewohnten Dob­­ucca und Rombadsucca Demonjtranten an, welde die Bafjanten in jcharfer Weije beläjtigten. Es fam zu Schlägereien, in deren Verlauf der Hodhjchüler Iojef De­­ringer mit einer Eijenjtange einen Hieb über den Kopf erhielt. Er mußte von den Rettern in das Spital gebraht werden. Es wurde Polizei alarmiert. Als fie eridhien, ichleuderten die Demonjtranten Petarden und'schojjen in die Luft. Ein Demonjtrant warf eine 35 Zentimeter Tange Eijenjtange gegen-die Polizijten und verfhwand dann in Der Menge. In furzer Zeit gelang es der Polizei, die Demonjtranten zu vet­­drängen. Fünf Perjonen wurden vet­­haftet. Auch vor dem Parlamentsgebäude und auf dem Freiheitsplag wurden Pemon­­itrationen verjudt. ”“ Die Bewegung auf den unga­­riihen Hochjhulen. Budapejt, 30, Nov. Geitern vor­­mittag überreihte eine Abordnung der Studenten dem Reftor der Univerjität ein Memorandum, in dem die unverzügliche Wiedereröffnung der Hochjdhule gefordert wird. Weiter wird Darin erflärt, nicht die Univerjitätsjugend jei die Urjadhe der NRubeitörungen gewejen, jondern die Uni­­verjitätsbehörde. Die Studenten verlan­­gen jchliehlich, dak den jüdijchen Hörern in Hinfunft bejondere Pläge in einem von den übrigen. Bänfen abgejonderten Teil Der Hörjäle zugewiejen werden jollen. An der Terhniiden Hochichule, wo die Borlejungen au weiterhin in voller Ruhe jtattfinden, ijt Ddiefe Abjonderung bereits durchgeführt worden. AUblehnende Antwort des afa­­milchen Senats. Der afademijhe Senat der Budapeiter Univerfität befahte ih mit dem Menio­­tandum der Univerjitätshörer. Der Senat itellte in einer einjtimmig angenommenen Entichliegung jeit, day ausihliehlich Die Univerjitätsjugend und ihre Heer Die Schuld daran tragen, dah die Univeriität geihlojfen und zur Wiederherjtellung der Ordnung polizeiliche Hilfe in Anjpruc ge­­nommen werden mußte. Was die Bedin­­gungen, betreffend die Aufnahine der jü­­diichen Hörer, anlangt, hält es der Senat auf Grund der Necdhtsordnung und im In­­terejje der Aufrechterhaltung der Ordnung und Diiziplin für unmöglid, dah die ge­­ietlihe Tätigkeit der Aufnahmeausihüfle duch eine an die Revolutionszeiten erin­­nernde Mitwirfung der PVertrauensmän­­ner der Hohiihuljugend gejtört werde, Dies wiirde Die Nüdfehr des Sowjet­­initems bedeuten. Der Senat will mit Rükiht auf die traurigen Erfahrungen das Anerbieten der Fameradihaftlihen Vereine, Die Ruhe und Ordnung zu fihern, nicht in Anipruch nehmen, jondern wird, jeinen gejehlichen Verflihtungen ge­­mäß, jelbjt dafür jorgen, Sn] Was geht in China bar? Durd die legten Nachrichten über die Selbitändigfeitserflärung der Provinz Fufien ijt die Aufmerfjamfeit wieder auf China gelenft worden. Der Befehlshaber der 19. Armee, General Tjai Ting Kai, verfündete die Unabhängigkeit von Fe fien und beichlagnahmte die Einnahmen der Provinz, da die Gelder für feine Ar­­mee ausgeblieben jeien. Zum Aukenmi­­nilter. wurde Eugen Then ernannt, der betanntlih zu den Linfen. in der KRuo­­mintang-Rartei zählte, jeit Jahren mit Tihiang Rai chef verfeindet ijt und außenpolitifch noch. immer die rufiichchi­­nefiihe Zulammenarbeit, übrigens unter Ablehnung des Boljhewismus und einer innenpolitijchen Einmijchung der Somwfet­­union, befürwortet. Er jtellte die Yorde­­rung auf, daß. man .jowohl gegen die Nanfing-Regierung als auch gegen Iapan fümpfen mülje. Er hatte jchon immer die Theje vertreten, dah man fich gegen die Jentralregierung wenden mülje, da . fie nicht energiih genug gegen. Iapan. auf­­trete, und hatte Tihtang Rai Chef einen nationalen DVBerräter genannt. Die Bil­­dung der neuen Regierung jtellt einen Ihmweren Chlag für die Machthaber in Nanfing dar, die die Entwidlung daher auch mit größter Bejorgnis verfolgen, zu­­mal fie fürdten, dag nunmehr auch die Regierung in Kanton, wo der rerhtejte Flügel der Ruomintang herrjcht, ji für unabhängig erflären werde. Da fich die Provinz Kiangfi Tchlieklich großenteils in den Händen der Rommuniften befindet, ift die Gefahr eines Verluftes von ganz Süd- Hina in allernädjite Nähe gerükt. Der Zentralvollzugsausihug -in Nanting Hat wegen der bedrohlihen Situation die Entjendung von Truppen gegen die Auf- Htändiichen in Fufien bejchloffen, da Fu­­fien jegliche Verhandlungen abgelehnt hatte. Jedoch; fehlt es an ausreichenden Truppen, da ein großer Teil durch den Kampf gegen die Somjetgebiete in Zen­­tralhina gebunden it. Auch in Iapan verfolgt man die neuejten Ereignilje jehr aufmerfiam, da die Bewegung einen ja­­panfeindlichen Charakter trägt und fich in Futichou eine ftarfe japanische Kolonie be= findet. Andererfeits will Japan fich nicht einmilchen, jofern feine Snterejfen un­­verleft bleiben. Die Nachricht, daß die Regierung von Fulten, die im übrigen die nollitändige Zolfautonomie, Bejeiti­­gung der ungleichen Verträge, Religions­­freiheit, Erklärung aller Ländereien, Maldungen und Bergwerfe als Staats­­eigentum fordert, Beziehungen zu Mos­­fau unterhalte, wird allgemein demen­­tiert. Die 19. Armee ift berühmt geworden durch den Wideritand, den fie 1992 den Iapanern vor Schanghai Ieiftete. Es ver­­lautet, daß man den March auf Ranton und Nanfing antreten wolle. Die Nad­­richten, daR die neue Regierung fommu­­niltiichen Charakter trage, werden übri­­gens dadurd widerlegt, dap au rehts­­gerichtete Gegner von Thiang Rai Chef, wie, Hu Han Min, der ehemalige Vorfit­­sende des Gejekgebenden Rates, dem man Fahhiltiihe Tendenzen nadhiagt, und Fai Tiehung Tihi, der 1927 in Schanghai auf, die Arbeiterihaft jchiegen Tieß, fich den Rebellen angeichloffen haben. Den feßten Anftor zum Aufftand joll die Ver­­\öhnung Nankings mit Iapanı und der Nüdtritt des mit den Macthabern von Fufien ompathifierenden Finanzminifters Cung gegeben haben. Sekt jchart man alle Unzufriedenen um fi, die Tihiang Kai Schef vorwerien, daß er die Diktatur eine Clique gejchaften Habe, die Studen­­ten, die Bauern, die Arbeiter, aber auch die abgebauten Generale. Das alte Pro­­gramm der KRuomintang von 1927 wird wieder aufgenommen. Kein Zweifel, dak ich in der Anhängerichaft viele finden, die den .alten Ideen Sunyatiens anhän­­gen, aber im Bunde mit entgegengejet­­ten Glementen bedeutet dies nur, dak ein Tihiang Rai Schef durch den anderen erjegt wird und das Ganze eine Epijode im Krieg der Generale und — der Mächte um China bildet. Dur dieje unerwarteten Schwierig­­feiten ijt der Feldzug gegen die Somjet­­gebiete in Kiangfi zum Gtilljtand gefom­­men, zumal die vierzig Divifionen der Nahfing-Regierung, da fie feinen Sold erhielten, jich aufzulöjen begannen, auf eigene Faujt plünderten oder überliefen. Damit ijt der jechite Feldzug gegen dieje Gebiete gejcheitert, zu dem Tichiang Rai Schet die allergrößten Vorbereitungen getroffen und um des willen er die An­­‚Teiheverhandlungen mit Amerika geführt, ‚die Einigung mit Japan bejchleunigt, un­­‚zählige Truppen aus Nordchina herbeige­­‚holt hatte. Diefe Maknahmen aber haben ‚jest gerade die entgegengejegte Wirkung durch die Erhebung in Fufien gehabt und den Kampf vereitelt. Ein Manifeit der Zufien- Regierung. Die Fufien-Regierung hat ein außen­­politiihes, von ihrem Außenminiiter Eugen Tjhen verfaßtes Manifeit am alle ausländijchen Regierungen erlajien. Darin wird die Nanfing-Regierung wegen ihrer angeblichen Verhandlungen mit Ia= pan aufs jehärfite angegriffen, wobei be­­hauptet wird, daß die jogenannte Nan­­fing-Clique, mit Tihtang Rai Schef an der Spike, China an Japan verjchachern wolle, jo daß der Augenblid gefommen jei, dem Lande eine unabhängige natio­­nafe Führung zu geben. Gleichzeitig wen­­det ji das Manifeit auch gegen die chine­­fiichen Bölterbundsfreunde, jowie die Be­­fürworter einer panamerifaniichen Rolitif und betont, daß dieje eine internationale Kontrolle für China anjtrebenden Ten­­denzen ebenjo unannehmbar jür das di­­nejiihe Volk jeien, wie Tjhiang Kai Chefs projapanijche Politik. ” im Rampf | * * Bethlen für die Selb­­ftändigfeit Siebenbürgens. Budapeit, 30. Nov. Graf Stefan Bethlen, der fi befanntlich auf einer politiichen VBortragsteije in England be­­findet, jprach in jeinem dritten Wortrag über Siebenbürgen Gr madte biebei den Vorjchlag, aus Siebenbürgen eine Art Schweiz zu machen. Es joll als jelbitändiges Yand gemeinfam von den Ungarn, Rumänen und Sachen verwaltet Bevorjtehende Autonomieer­­flärung der Mongolei, Na einer Meldung aus Schanghai joll die Autonomieerklärung der Mongo­­lei bevoritehen. ” werden. Der Norjchlag gründet fich "auf den jogenannten Transiylvanismus, den Drang aller Bewohner Siebenbürgens nad Selbjtändigfeit. Falls fi Ungarn und Rumänien darüber nicht einigen fün­­nen, drohe den feinen Völfern Mittel: europas die Gefahr, dap fie entweder vom llawijchen oder vom germanijchen Riejen niedergetreten werden, * Nüdreife des Minifter­­bräfidenten Gömbös. Yus Wien wird berichtet: VBundes­­fanzler Dr. Dollfup Bat ich gejtern abend nach Neuberg begeben, wo befannt­­lich der -ungariide Miinijterpräfident Gömbös und Aderbauminijter von Käallay als Jagdgäfte der öjterreidi­­ihen Bundesregierung für einige Tage weilen. Die ungariihen Gäjte, die be­­jonderesIagdglüd hatten, äußern ih über ihren Aufenthalt im Gebiete der itnat­­lichen Bundesforitreviere von Neuberg jehr befriedigt. « DerBundeskiasnzslerkehwteheutemost­­mittagmitdemungarifchenMinist-erpr-ä­­sidentensGömbösundsAckerbausmsinisstiesrt von-KällaynachkurzemAufeintshaltsan demSemmeringnachWienzurück,von­­modicungarifchenHetrendieRsückresife nsachBudsapesfbantretew «­­DemVernethensmchfollMinifter­­prä’fi-dcntJulius-GEMEdeheuckeniachmit­­tagmit-derS-ü·dbsa-hnüberOedenbiuirg nachBudsapeftreifen.Beftimimtegisthier­­überselbftaufde-rhiefige-nSü«dbahn­­ftsationnichtbekansni. «. Oeftetteich—6tliottlaud 2:2(l:1). Wien.,0.Nio«v.Dagösterreichis-che FußballteiamkonntegesterninGlaggsow vo163.000Zuschauetnigegendagfchvtti­­fche2:2(1:1)spielen. JapanifcheSchutzmaßnahmen inSiidchiua. Gsiftmöglich,daßJapansMa«ßna.h­­msenzumSchustzfeinerStaatsbiirgerin derProvinzFuskieniergreift,danaschwoch nicht beitätigten Meldungen Soldaten der 19. Armee auf ein japaniihes Schiff, auf dem fich der japanijche Kıonjul und Poli­­jeioffiziere befanden, gejchojien Haben, Der japaniihe Konjul joll unverzüglich gegen diejen Vorfall proteitiert Haben. Dur diefen Zwildhenfall jei ein Wieder­­aufleben der antijapanijchen Stimmung in diejer Gegend hervorgerufen. Kriegsidhiffe Nantings ges gen Fufien. Mehrere inejiihe Kriegsichiffe find nah dem Süden ausgelaufen, um die beiden von der aufitändiihen Fufien-Re­­gierung beherrihten Häfen Amoy und Futidau zu blodieren. Wie verlautet, hat die Fufien-Regierung vor beide Hä­­fen eine Minenjperre gelegt. Augenjcheinlih plant die Nanfing-Re­­gierung auf weitere militäriihe Maßnah­­men gegen die aufitändilihe Provinz Fu= fien, denn nah einer Anordnung des militäriihen Oberfommandos find im Hafen won Schanghai zehn dhinefiihe Dampfer für ITruppentransporte requi= tiert worden, TER

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