Oedenburger Zeitung, Dezember 1934 (Jahrgang 67, nr. 271-293)

1934-12-01 / nr. 271

Maltaug:-Qedeubnrg,Veåkplasz,Unruf:19. Unzeigen- und Abonnements-Unnahme. Bezugspreis: Monatlich 2.80 Pengd (jamt Zufellung ins Baus). 87. Jahrg. Folge 271. N IIIIIIlIIIIIIIIIIIIIIIIIIllllllslllsi a FI SLLLLII TEL TTETT Unabbängiges walltiilies Zunblatt fir alle Stände HpHll Samstag, 1. Dezember 1934. Ginzelblatt: 12 Heller. Schriftleitung: Bedenburg, Deäfplat 56, Anruf: 19. Gelangt mit Ausnahme von Sonn und Seiertagen täglich nachmittags 3 Uhr (15 Uhr) zur Ausgabe, grontreichs Seltungsoltkel um Die Sant Die jranzöfiihe Regierung Hat unter Abweichung der völferrechtlihen Bedenten Deutichlands, daz Frankreich nicht beredh­­tigt jei, jelbjt bei einem SHilferuf der Suarregierung ins Saargebiet einzumar­­ihieren, dem deutihen Botjchafter erklärt, es jei nichts zu einer atuten Vorbereitung des Einmarjhes geihehen. Das Elingt jehr iriedlich und abwartend. Sit aber über­­haupt militärijch eine „bejondere Vorbe: reitung“ erforderlih? Wo jtehen friedens-, mäßig die jranzöfiihen Truppen? Eine Stunde von Saarbrüden entjernt liegt der neuerbaute Feitu ngstejjel Saargemind—S. Uvold, der das Saat: fand und die Rheinpjalz bedroht. Der nächte Feitungsfejlel ijt Bitih. Cr liegt iharf an der Rheinpfalzgrenze. Cs folgen dann die Feitungstejjel Sulz u. W. und Weikenburg jowie die alte Zeitung Straß. burg und die an der Luzemburgildhen Grenze liegenden Befeitigungswerfe Die: denhofen—Algringen. Aud die Feitungen Meg und Belfort jind neu ausgebaut. Teder Feitungskeljel nimmt eine Quadrat­­fläche von 8 bis 10 Kilometer ein und beiteht aus M Kajematten, die 35 Meter unter der Erdoberflähe liegen. Iede Rajematte enthält zwei Räume, die durch einen 16 Meter fangen Gang voneinander getrennt find. Raum 1 für Gejcüße, Kaum 2 Munitions- und Truppenunter­­funftsgelaß. Die Verbindungsgänge jind auf der Sohle 1°50 Meter breit, Die Ge­­ihüte, jhwere und jchwerjte Kaliber, find verjenfbar. Sobald das Geihüg zum Ab­­ihuß an die Oberfläche fommt, öffnen ji 40 Zentimeter dide Stahlplatten von 35 Quadratmeter Größe. Die einzelnen Kajematten find durch eine unterirdijche Straße, die 40 Meter breit ijt und 480 Meter Hoc, miteinander verbunden. Durd diefe Straße rollen eleftriihe Bah­­nen. VBermöge diejer Bahnen fünnen ge­­waltige Munitionsmengen auf jchnellitem MWege zu den KRajematten herangebradht werden. Glektriiche FKahrjtühle erleichtern das Heraufichleppen der Munition zu den Geihügen. Die unterirdiihe Straße, die 35 Meter tief unter der Erdoberfläche liegt, zieht fih von einem Feitungsfeflel zum anderen, jomit durh ganz Eliak- Lothringen, von der Turemburgijchen Grenze bis zur Schweiz Hin. Die einzel: nen Feitungsteilel, die 30 bis 40 Meter voneinander entfernt liegen, find dur Starfitromhindernijie, Minenfelder, Tanf­­fallen und Gejhüßnejter verbunden. Vor den Rajematten ziehen fi 2 Meter tiefe und 150 Meter breite Gräben hin. Das jtärkjte der gewaltigen Yeitungs­­bollwerfe it Sul; u. W. Es umfaht 26 KRajematten. Die am weitejten vorgela= gerten, nur 14 Kilometer vom Rheinjtrom entjernt liegenden jind bei Schöneburg, Mommelshofen und Drahenborn. Die Hauptkajematten Tiegen bei Birlenbad), Biaffenihlif und an den Ausläufern der Nordoogejen. Auch auf den Nordoogejen­­fümmen liegen jtarfe Befeitigungswerfe, nämlich; alle 2 Kilometer eine KRajematte. Eine neu erbaute Gebirgsbahn verbindet fie miteinander. Bei diejem Nüftungsitand bedarf es wirklich feiner bejonderen fjichtbaren Maknahmen, um einmarjchfähig zu fein. Man wird begreifen, daß bei einer jolchen militärijhen Bereitihaft allein der Ge­­danfe an die Möglichkeit einer militäri­­ihen Aktion im GSaargebiet und in Deutihland Beitürzung hervorrufen muß, 2 | N ER Eahi RT TORTEN CE RAR | in erfolgreicher Schritt Ir. Eihardts in Genf. Der ungariihe Hauptdelegierte beim VBölkerbund, Dr. Tibor von Ekhardt, bat befanntlic; Montag dem Generaljefre­­tär des Völferbundes eine neue Note überreicht, in der er den hohen Rat dar­­auf aufmerfjam machte, es jei nicht gut angängig, daß der tihechojlowatijche Außenminijter Dr. Benes aud in der benorjtehenden außerordentliden NRats­­tagung als Präfident derjelben jungiere. Der Vertreter Ungarns führte in der Note u. a. aus, daß Herr Dr. Benes jid aus dem Grunde vom Ratspräjidium zu­­rüdziehen müjje, weil er ja als der Ver treter des tihehojlowatiihen Staates in Genf aud, einer, der drei „Anfläger“ der „Kleinen Entente“ gegen Ungarn jei. Dieje jeine Eigenjchaft jei aber mit jeinem bisherigen Amt als Präfident des Völfer­­bundrates völlig infompatibel. Mir fönnen uns nicht genug darüber wundern, daß der Herr tichechojlomafijche Yußenminijter, — jo jhwer ihm dies aud) gejallen jein mag, — jelber zu diejer Er­­fenntnis. gelangt ijt und jehr bald die Konjequenzen daraus gezogen hat. Schon eine Stunde nad der Ueber: reichung der ungarilhen Note teilte näm­­lich der Generaljefretär des Völferbundes dem ungarilhen SHauptdelegierten mit, daß Herr Dr. Benes darauf verzichtet habe, während der außenordentlichen Ratstagung, in weldher die Angelegenheit | „Sugojlawien fontra Ungarn“ zur Ver: handlung fommen wird, das zeitweije Amt des Prälidenten auszuüben. Ein gütiges Schidjal hat uns aljo da= vor bewahrt, uns unter dem etwaigen Amtsvorfig eines Herrn Benes vor. dem VBölferbund gegen die ebenjo unerhörten, wie ungerehten Anktlagen der Belgrader Regierung zu verteidigen, zumal ja, wie | man weiß, der Bölferbund in joldhen An­­gelegenheiten zumeijt auf der Seite der „Mächtigen“ jteht. Diesmal aber wird man es in Genf, wo am 4, Dezember dieje außerordentliche Ratstagung ihren Anfang nimmt, wohl zu jehen befommen, daß man dort mit dem „Eleinen Ungarn“ nicht mehr wie mit einer „quantitee negligable“ umpringen fann. Wir werden jtolz erhobenen Haup­­‚tes am 4. Dezember vor diefem Anflage­­forum in Genf jtehen und dem jugojlawi­­ihen Nachbar zeigen, dag die gegen uns abgejhojjenen vergijteten Pfeile uns in unjerer völligen Unjhuld nicht verlegen fünnen. Außerdem werden gewiß aud die mit uns befreundeten Großmächte da= für.jorgen, daß der jugojlawiihe Ueber­­mut in die gebührenden Schranfen zurüd­­gewiejen werden wird. Ungariiche Antwort auf das jugojlawiihe Memorandum. Aus Genf wird gemeldet: Der un­­gariiche Delegierte beim Völferbund, Dof­­tor Tibor von Edhardt, gab den Breijevertretern eine Erklärung ab, in der es u. a. heißt: „Sn dem jugoilawiihen Memoran­­dum heit es, das Marjeiller Attentat jei die natürliche Folge einer Verihwörung, die gegen Iugojlawien im Ausland, nas mentlich in Ungarn, jeit längerer Zeit organijiert und genährt worden jei. Die jugoffawiiche Regierung erlaubt ji, einen Zujammenhang zwilchen diejer abjcheu­­ihen Tat und Ungarn Herzuitellen, in­­dem fie behauptet, daß der Mörder id in Ungarn aufgehalten habe. Ich wüniche zu erflären, da Ddieje Behauptung der Wahrheit nicht entjpricht. Der Mörder ift in Ungarn vollftommen unbefannt bat jich dort niemals aufgehalten. Die Unterfuhung hat zwar ermwiejen, dak außer dem Mord ein Romplott be­­itanden hat, an dem mehrere Perjonen beteiligt waren. Es it gleihfalls Tat­­jache, dag fi drei von diejen Verjchwö­­tern vor dem Marfeiller Attentat in Un­­garn aufgehalten Haben. Die anderen PVerjonen, die entweder dur den Mord oder durch das Romplott fompromittiert jind, find jedoch aus anderen Ländern ge= fommen und die Verjhwörung felbit wurde nicht in Ungarn angezettelt. Sch proteitiere auf das Energijcheite gegen jene Einjtellung der jugojlawijchen Regierung, die ungarilchen offiziellen Berjönlichkeiten oder Offizieren der un­­garilhen Armee irgendeine Rolle oder auch nur eine Abficht zujchreiben will, wodurh je für das Marfeiller Attentat jelbjt oder für irgendweldhe Terrorhand­­lungen jachlic; oder moraliich; verantwort­­lih gemadt werden fünnten. Pie jugo- Hlawijhen Emigranten haben von Ungarn niemals etwas anderes erhalten, als das einfadhe Aiylrecht, Das ihnen von jedem anderen Land in gleiher Weile gewährt würde. Die froatijche revolutionäre .Be­­wegung hat in Ungarn niemals irgend: welche materielle Unterjtügung erhalten. Sie fünnte fih in Ungarn niemals auf legalem Wege Waffen oder Munition ver: Ihaffen, und wenn dieje Emigranten eine ftrafbare Tätigkeit entfaltet haben, jo find die ungariihen Behörden gegen fie jtets mit unerbittliher Energie vorgegangen. Das Marjeiller Attentat ijt nichts an: deres, als die natürliche KYolge einer ‚Verjhwörung, die im Innern Jugojla­­wies angezettelt und weiterentwidelt worden ijt.“ und NEREIT, — ehe + + dns neue Yus Budapejt wird berichtet: Wie man erfährt, wird der Gejegentwurf über das neue ungariihe Wahlrecht gegen Meihnachten eingereiht. Das Wejen des neuen Syitems beiteht in der Wusdeh- Wahlrenht. nung des geheimen Wahl: rtehtes. Die Zahl der Abge­­ordneten wird hHherabgejeßt, aderhen erfolgt eine von den bisherigen Methoden abweichende Bezirkseinteilung. ER TERN die Krije in der Agen­­dorjer Gemeindedor: ftehung. Dedenburg, 0. Nov. MWie berichtet, wurde Der bisherige Richter der Gemeinde Agendorf nad einer Kontroverje mit dem Oberjtuhlvigter von jeiner Stelle enthoben, worauf auch der Vizerihter und die Gejhwornen von ihren Stellen abvanktten. Die Krije iit noch immer nicht behoben. Der Oberjtuhl­­tishter weilte dieje Woche in Agendorf und betraute einjtweilen mit der Leitung der. Nichteragenden den bisherigen Vizerich­­ter, der die Gtelle bis zur Ffommenden Richterwahl auch annahm. Kirche und Bolt, In der Breslauer Iahrhunderthalle fand eine große Katholitenfundgebung itatt, bei der KRardinal-Erzbijchof Ber­­tram das Mort ergriff. In einer mehr als einjtündigen Rede bejchäftigte fich der Kardinal mit Kirhe und Bolf. Er 5i­­tierte dabei den Brief des Reichsfanzlers vom 28, April 1933, in dem gejagt wird, daR die batholiihen Organilationen erhal: ten bleiben jollen, joweit fie fi nicht feindlich gegen den neuen Staat jtellen, und daß die Regierung eine friedliche Zu­­jammenarbeit mit. der Kirhe anitrebe, Dieje Worte, erflärte Kardinal Bertram, jeien ein Cho der kirchlichen Gedanken über Kirhe und Volk. Die fatholiihe Ju­­gend mülle ji bewußt jein, welche wert­­volle Mitarbeit fie im freien Schaffen am Miederaufbau von VBolfswohl und Volfs­­gelundheit Teiiten fünne. Man rüttle oft on den Zundamenten des fittlihen Le­­bens, die niedergelegt jeien in den Zehn Geboten Gottes. Mohin fol das führen? Die Gejchichte zeige, dak das ein heroitra­­tisher Kampf gegen hriftlihe Kultur, ge: gen alle echte menjhlihe Kultur fei. Da gelte es, Treue zu bewahren dem Sitten» gelet Gottes. die Bahnverbindung Budapeit— Wien. Yus Budapejt wird gemeldet! Hans delsminijter gabinyi erflärte, daß auf der Strede Budapejt—Hegyeshalom bes reits im Yebruar oder März der Verkehr ausihließlich mit eleftrijchen Lıofomotiven abgewidelt werden wird, Einjtweilen fönne nicht erhofft werden, daß auch die Dejterreicher auf der Strede Hegyeshalom —MWien die Eleftrifizierung durchführen. Die polizeitehnijchen Verjuhsfahrten mit dem AÄrpad-Schienenautobus find gegen­­wärtig durchgeführt worden. Dieje Pro­­befahrten haben ein ausgezeichnetes Er­­gebnis gezeitigt. Auch auf den öjterreidhi­­ihen Streden ijt der Schienenautobus be­­reits erprobt worden. Set find mit den Dejterreichern Verhandlungen im Zuge, damit ab Mitte Dezember diejer Schienen­­autobus in den Verfehr Wien— Budapeit eingejtellt werde. Cs ijt beabjichtigt, täg­­lich einen Zug nad; beiden Richtungen zu führen. Die Fahrzeit des Schienenauto­­bus ijt mit drei Stunden vorgejehen. Die Fahrtfojten würden fih auf 30 Schilling itellen. *

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