Oedenburger Zeitung, Oktober 1935 (Jahrgang 68, nr. 224-249)

1935-10-02 / nr. 224

TälllllllllllllIIIISIIIlIllllllslllsuillll Verwaltung:Oedenburg,Deükpla356,Anruf:19. AuzeigensundUbonnementssUnnahme.Bezug-preis: Monatlich 2.80 Pengd (famt Zuftellung ins Haus). Unabhängiges holltikhes augblai für alle Slünde TTS ATTTITLITITTTTTID {li Folge 224. Jahre. 68. Mittwoch, 2. Sltober 1935. Schriftleitung: Dedenburg, Deäfplag 56, Anruf: 19. Gelangt mit Ausnahme von Sonn. und Seiertagen täglih nachmittags 5 Uhr (15 Uhr) zur Ausgabe, Ginzelblatt: 12 Heller. - ·«. die Neife nad Berlin. Die Neie des Minifterpröfidenten Gömbös nach Deutichland war feine ges ringe Senjation. Sie ftam entichieden überrajchend. Donnerstag rormittag um elf Uhr wuhte das große Publiftum noch nichts davon, erit um halb zwölf, als ein Mittagsbiatt die Nahricht veröffentlichte, erfuhr man von der großen Suche. Wller­­dings: ob es eine große Cache ift oder nicht, darüber find die Meinungen geteilt, Die offiziöje Prefie neigt bei uns zur Auf jaflung oder minte tens zur Behauptung, da es feine große Sache jei, daß es eben ein Höffichkeitsbejuh it, dem politijche Be­­deutung nur injoferne zufommt, als dem Bejuh eines Regierungsheis bei einem fremden Staatsoberhaupt eine gewille po­­litifche Bedeutung nicht abgeiprohen wer­­den kann . Das Ausland will aber nicht aus diefem Grunde dem Gömbös-Bejud eine große Bedeutung beimejlen. Es it eine große Sahe, jehreibt man Deauken, weil Gömbös aroke Pläne im Schilde führt. Man munfelt von einem Quft­­bündnis zwilhen Deutihland, Ungarn und Bolen, man jchreibt gang offen, daR Deutichland in Ungarn einen Stügpunft für feine Luftflotte Erben will ufw. Da es jih dabei um phantaftijche, Gerüchte handelt, wurde von amtlichen und Halbs amtlichen: . Stellen bereits feitgeitellt. Menn man, auch mit vollem Nedite Kom: «n·ci-nroissche binationen über den wahren Zw diejes Bejuches anjtellen darf, jo darf man troß­­dem nicht jo weit gehen, als manıhe aus- Preffeorgane gegangen find. Menn man von dem Belwh; in,gang Curo­­pa. fo gründlid überrafcht wurde und daran weitgehende Kombinationen fmüpft, lo hat das jeine Urjache nicht darin, da dieje. verfchtedenen Zeitungsmänner über verläßliche Informationen verfügen und genau wilfen, worum es fich handelt. Nein, nicht die Informationen waren diesmal verläßfich, Tondern die europötiche Sitwation ijt eine jolhe, vaß man an den Fall ganz unwillfürlich weitgehende Rom: binationen fnüpft. Man fagt ich, in Europa ift die Spannung aufs hödite ge- Itiegen und nun Fährt unplöglich, ohne die Sache öffentlich vorzubereiten, der Mini­­iterpräftdent eines FleinenQandes zum Re­­grerungschef Und Staatsoberhaupt eines anderen Landes. Dahinter muß do etwas jteden. Im weiteren hängt es Te­­diglich, von der Phantafie des betreffenden . Zeitungsmannes ab, was er als Grund und Zwed ver Gömbös-Reife annimmt und in jeine Zeitung jchreibt. Wie man die Cache aber auch immer dreht, irgendetwas fteeft hinter der Neije. Mir glauben nicht zu viel und nicht zu wenig zu jagen, wenn wir daran folgende Bemerfung fnüpfen: Tatjache ift es, dak fi Europa heute in hHödter Spannung befindet, Man weiß nicht, was der Mor: . gen mit ji bringt. - Bringt er auch, fei­­‚nen Krieg — was leider als außerite Folge der Qage noch immer zw befürchten es: it — fo kann. es immerhin zu gewaltigen ;-wrong-eineskleinsenStiasasteg·u(rwsie»«ht, festzusftellse-n,wsieegz.u» .-T.Staatewsfteh!t,usmzuxfserhen.«wesniegiauich um den sinzelnen weiterhin zu jeinen Freunden vechnen fann und wen es auch weiterhin als jeine Gegner verbuhen muh. Dap Gömbös ge rade nach Deutichland gefahren it, um fih über die zufünftige Haltung des Drit­­ten Reiches zu orientieren, ift aus der Berfihtebungen Beziehungen der einzelnen Staaten fom­­in den Biplomatijchen men. Unter joldhen Umfjtänden ijt es nur zu-fseslsbsftviersfM-nsdilich,wennsichsdieNseigkse- Miniiterpräfident Göm bös Tehrt heute no Bupdapeit zurüd. Berlin, 1, Of. Minifterpräfident Sulius von Gömbös ftattete geftern dem Stellvertreter Mdiolf Hitlers, NRuliolf He, einen längeren Beiwh ab. An der Unterredung nahm von Ribbentrop teil, Mintiterpräfident aufgelwcht Hatte, auch Botjchafter den der ungarilihe auch chem vormittags Mittags bejuchte, Göm­­‚bös den Reihsbantpräfidenten Dr, Stadt im Reihsbanfgebäude, anihliegend jtat­­tete er Reichsminifter Dr. Göbbels einen längeren Befiuh ab. Im Haufe des Reihsaußenminifters von Neurath; fand dann zu Chren des ungarischen Minifter: präfidenten ein Frühftüf jtatt. Am Na: mittag begab fich Minijterpräftdent Göm­­Einem ungarihchen Prejlevertreter er­­färte Minifterpräfideng Gömbös u. m., der Empfang. den en in Deutichland, ges funden habe, jei auf den ganzen Linie auperordentlich Herzlich gewejen. Die am feine Reihe gefnüpften Kombinationen jeien nicht ernjt zw nehmen. Wenn die Minifter und Politifer anderer Staaten Reifen unternehmen, dann werde Dias als jelbitverftändfih angejehen Wenn aber er, befreundete Staaten bejurhe oder an ingendeiner Jagdveranitaltung teil- bös zufammen mit Meinijterpräfidenten | nehme, jo werde das jofort einer Kritik Göring in die Schorfheidie zur Jagd. unterzogen. | Cs heißt, dar Gümbös heute made mittags nah Budapeit fliegen wird. * 80 4-4. engen Verbundenheit Deutichlands und Ungarns wohl leicht erflärlih,. Gewiß it das Freundichaftsverhältnis zwilhen den beiden Ländern nichts newes. Immerhin: in einem fo Ffritifchen Zeitpunft wie der heutige, ift es wichtig zu willen, ob diefe Hreundihaft eine jteigende oder finfenide Kurve aufweiit, Diefer Large muß Ungarn jeine zufünftige Bolitif anpaifen. Man würde der Reife des Minifter­­präjidenten in eine fremde Hauptitadt viel­­leicht gar feine jo große Bedeutung bei­­mejjen, wenn dieje Hauptitaldt zufällig nit Berlin wäre und das and nicht Deutihland.. Würde es fh um einen kleinen, politifch [wachen Staat Handeln, jo würde man davaus feine große Sache ‚ machen. Air brauchen uns aber darüber, ‚daß jich die anderen aufregen, nicht au) jelbjt aufregen. Wir brauchen es jeden­­falls nit bereuen, dag wir eimen jo ı mächtigen Sreund Haben, wie es Deutich­­l lsanidxtstJederMsenschundsjedserctoiat Iitfroh,einsein.g·rosßewu.n«-dm«ä-cht«iigen F-rxe:usnwlzsushaibsen.Wsairumfollse-nwirse-g nichtfein?Wa.r-u«mwillsmsansegusnsgniichit gönn-en«?Das,wsasdsieasntdersennvwcheni, iiftm-ek)ira-lgFiVeund:«-schsa-f-t,Diagfinsdklsare usmdb-ewu«ß«teMilitärbiindnisf diefchOnsanfischeiniegewsisfeKriegs­­gefahr bedeuten. Die Freundichaft zwi- Ihen Ungarn und Deutjchland ift Hin­­gegen jchon deshalb mit diefen anderen nicht zw vergleichen, weil Freundichafiten feine Kriegsbündnilie find und weil weder Ungarn noch auch Deutichland die gering­­te Neigung zu einem Krieg haben, Man wird draußen natürfich weiter fombinie­­ten; das wird aber Minijterpräfivent Gömbös faum Davon zurüdhalten, den geraden Weg weiterzugehen. Arpad Töräk, e,| EPISODE Daula Wessely Ein Prachtiiim wie „Maskerade"! Neues bom Sane. Zehn Budapefter Abgeordnetenmandate anmulfiert. Budapeit, 1. Oft. Der Verwal: tungsgerichtshof hat das Ergebnis Der jüngiten Neihstagswahl im Budapefter dritten Wahlbezirt annulliert. Dadurch bat das Gericht der Petition der chriitli­­chen DOppofition ivegen vorfehriftswidri­­gen Wahlverfahrens jtattgegeben und zehn Abgeordnete, drei Negierungspar­­teiler, drei Anhänger der chriftlichiogia­­en Wirtichaftspartei, zwei Liberale und zwei Sozialdemofraten, ihrer Mandate für verluftig erflärt und gleichzeitig ‚den jecch® regierungsparteilihen und chrift­­lichjozialen Abgeordneten, welche gegen die Vetition Stellung genommen haben, die Zahlung der PBrozeffoiten aufgetra­­gen, Nußerdem hat das Gericht das Stimmrecht des Präfidenten der Wahl­­fommiffion Dr. VBerebely jowie zweier Wahlfommiffionsmitglieder auf drei SNahre fuspendiert. Dr. Verebely, der Mitglied des Oberhaufes und gleich­­zeitig auch der hauptitädtiichen Stadt­­verovdmetenverfammlung ift, muß nun= mehr durch die Aufhebung feiner politi- Den Rechte auf beide Mandate verzich­­en Meldungen über die Memelwahlen. Memel, 1. Oft. Die Wahlfreisfom- | million trat zu einer längeren Sigung „[aufammen, um fi zunädit dariiber Ihlüffig zu werden, was mit der Neu­­ivabl in dem Bezixk SugnatenWießen werden joll. In SJugnaten, einem Ort in diefem Bezirke, hatten Bauern die Rahlurne zertriimmert und die Wahl­­zettel zeritreut. Die Wahlfreisfonmij­­fion bejchloß, die Wahl für ungültig zu erflären und Neuwahlen auf den 6. Dftober anzuberaumen, „Ehrijtus und das Kind.“ Budapest, 1. Of. Hier wurde bie 26. Iahresverfammlung der ungarländi­­ihen Katholiten, an der Zehmtaufenie aus Budapeit und der Provinz teilnah­­men, eröffnet. Das Hauptthema der beurigen Iahresverfammlung it „Chri­­tus und das Kind. Kardinal-Fürftpri­­mas Dr. Iuftinian Seredt widmete feine Eröffnungsrede der Kindererzie­­bung „im Geijte von Kirche und PVater­­land“; am Schlufje feiner Redie begrükte er den Wiener Kardinal Dr. Inniger, der durch feine Anwejenheit die heurige Sahresverkammlung ehre. Der Apoftolt- Ihe Nungius Rotta erinnerte in jeiner Anipradhe an die päpftliche Enzyflifa „Di: vint illius magiftri“ vom 31. Dezember 1929 und übermittelte der Verfammlung den pältlühen Segen. Erzherzog Iojef prad; über „Rinhe und Nation Fürs Kind“, Dann fand eine euchariftiiche Vro­­zeflton zum Parlamentspfat hatt, wo Bi- Ihof Dr. Gfattfelder über das Thema „Zallet die Kleinen zu mir fommen“ Ipradh. Bor Ausbruch der Feindjeligfeiten. Paris, 1. Oft. Der „Matin” will aus römischen politifchen Kreifen erfah­­ten haben, daß man dort das Zeichen zum Beginn des italienifshen Feldzuges in Dftafrifa für Mitte diefer Woche er­­warte, AddHisAbeba, I. Oft. In Kreifen der italienischen Sejandticaft vechnet man mit dem Ausbruch des Krieges in­­werhalb der nächiten Woche. Der italieni­­iche Konful im Harrar hat Anmweifung erhalten, fi) jofort nad) Djibuti zu be­­geben. Rom, 1. Oft. Der offigiöje „Gior­­nale d'Italia“ erklärt, Italien fer nicht in den Bölferbund eingetreten, um fi jeiner Rechte berauben zu lajjen. Das Blatt erklärt, dag Italien eine Wirts ihaftsblofade ads Friegeriihen Angriff betraditen und Darauf mit einem Vers teidigungsfrieg antworten miühte. | = Geeljorgermweihe. Ein Feitgottesdienit war Sonntag vor­­mittag der ungarijche Gottesdienit in der hiefigen evangelifchen Kirche. Sechzehn junge Kandidaten der Theologie umitan­­den den Altar, um von dem Oberhirten des evangelilchen Diitriftes jenfeits der Donau, Bilhiofi D: Bela Kapi, der feier- Tichen Seeljorgerweihe teilhaftig zu wer­­den. Es waren Dies Ludwig Asböth, Paul Balogh, Aleranden Böjtös, Qadis­­laus Dombi, Stefan Gartei, Julius Gros, Alezander Tatab, Ludwig Kaldi, Stefan Kovacs, Elek Kutas, Georg Latatos, Qud­­wig Molndr, Karl Pröhle, Crnjt Szene, Karl Töth, Edmund Weltler. Der eindrudsoolle Feitgottesdienit nahm folgenden Verlauf: Etwas nach 11 Uhr erfolgte bei er­­hebendem DOrgelflang der Einzug in das Gotteshaus, und zwar unter Führung des Bilhofs D. Bela Kapi und Senior Edmund SHholt. Ihnen folgte Die Geiitlichfeit, jowie die 16 jungen Randida­­ten, alle im priejterfihen Ornat. Die Kandidaten der Theologie nahmen vor dem Altar Aufitellung, worauf Univerfi­­tätsprofejlor Dr. Karl BPröhle eine zu Herzen dringende Anfprahe an die jun­­gen Seeljorger hielt, in der er ihnen Die große Verantwortung ihres Berufes ans Herz Tegte. Im Mittelpunkt der Feier Itandı Die Feitrede des Bihhofs D. Bela Rapi, die auf alle Anwejenden tiefen Eindrud machte. Der illuftre Redner ging dabei „Sch bin Der Meinitod und Ihr jeid die Reben“ und ermahnte an der Hand diejes Bibelwor­­tes die jungen Seelforger, daß fie ihre Kraft fbets aus der Lehre und dem Leben des Heilands Ihöpfen mögen, dann wird ihre Arbeit von Segen begleitet fein, DOberregierungsrat Pfarrer Ludwig Ziermann jpendete den jungen Seel­­forgerihar das heilige Abendmahl, Zur Hebung der Feier trug auch das Feitlied des Kinhendhors unter Leitung des Chordirigenten Aoloman Ammin­­ger bei. von dem Bibelwort aus: I i — ® | | \ | | | 4 < \ | | ä j Be | \ + 3 1

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