Oedenburger Zeitung, November 1935 (Jahrgang 68, nr. 250-273)

1935-11-03 / nr. 250

2.-«i-:-is---»-« SeiteZ.-Nr.250. * | Kreditismus?.... Rreditismug it die neue Wirt Iheftisform, die jchrittweije an Stelle des Kapitalismus tritt. Verdieutjcht man jagen: Leihmwirtjeheiit Die ftarren Formen dies Hochfapitellismus brödeln ab, die Volfswirtichaft jwht neue Formen, dieje neuen Inhalt. Die joziale Krife mit bier Arbeitstofigfeit, die Neber­­produktion, die Störungen im Austaufih­­verfehr findidte brennendiiten Probleme Der Gegenwart. Geniale Volfiswirte — Tıheo­­vetiten und Prattiten — verfulhlen Diele Probleme zu Töjen. Man vücte den Auf­­gaben von volfswirtichaftlichen wie von privatwirtichaftlichen Seite an dem Leib. Der genialite und griößte Inbufteiemmgmat der BereinigtenStantien von Nortiamerita, Henry Ford, verjuht von privatwirtihaft­­licher Seite die obigen Rrobleme zu Töjen, Weber diejen Verfuh, über Yords print­­wirtjichafftifiches Syjtem im Lirhte dar mes rißanifchen Volkswürtichlaft wirt Dr. Iofef Freibergen, heute Cammistag, Batb 9 Uhr abends, im Clonldierfmallis; Rejtau­­rants „Zum PBalatin“, als Gaft des Ver­­eins der Erwachenden Ungarn jpreihen. Säfte willfommen. Gintritt frei, Förinise Dedenburger Zeitung __. Hedenburger Thenter. 6 szerep keres egy szerzöt. Leben und Spiel. Mit Piefen zwei Morten ijt Das ganze Mefen diejes jondir­­baren Bühnenwerfes Pirandiellos reitlos erläutert. Wirflichheit und Chein, darum geht es in diefem Stüd, das Den Beweis erbringt, wie Ihwer es ift, das Menjihen- Nchieffal auf Der Bühne Tebenswahr und glaubwürdig zu gejtalten. Die Aufführung Töfte reichen Beifall aus, um dem fich be­­fonblers Direktor Alapi, Roi Somo- Hi, Alari Nagy, Stefan Fellegi und Mitum Hortobägyi verdient marhiten. Gin gutbejukhites Haus wohnte dien beiden Vorftellungen Mittwoch umd Donnerstag bei und fichtlich erfreut war das Publifum, mit der Aufführung diejes Bühnenwerkes eines ber beiten MWerfe Pirandlellos gejehen zu haben. A sziget. Das Shaufpiel it befannt. Den Dar­­ftellern: gelang es auch Bermalen, Die ex- Hufive Melt einer Gejandtichaft in plalti- Then Wirklichkeit auf die Bühne zw ftellen. Eine Welt, in der jedes Vergehen von einem ganz anderen Gefüchtspunfte aus beurteilt umbd geahndet wind. Alles ijt der ftarven, gefellfiehaftlichen Tradition unter: geordnet und ehe, wer dagegen veritößt. Direktor Alapi anb den Gefanliten mit der gewohnten Meifterfichaft,. AAN ag y geftattete die Nioffe der Zarin ofawbtwiüie- dig. 2. IHar war als Barry in vor. ftefflicher Vertreter des einfach, Tehlichten Bürgerfinnes. Artur Hortobänyi war als Graf Spuellen „Ntandesgemäk“. Auch die übrigen Dariteller waren mit Zuft und Liebe bei der Sarhe, N, in Erinnerung an Die Heimgenangenen. Dedenburg 2. N. Schon jeit jehen pilgern am Allerjeelen­­tag und auch jchon den Tag vorher Tau­­fenlve zu den eievhöfen, um Dort Das Grab eines teuren Toten mit Blumen zu ihmüden. Dichigedrängt jtehen Grok­­miütter, Mütten und Rinder, Väter und Groväter an den Gräbern, um piepäts­­voll und in jHiller Mehmut derer zu ges denken, Die im fühlen Cha der Erde ruhen und um das Grab mit Blumen zu fIihmüden. Vorwiegend find es weiße Chrylanthemen, ieje jhlömen Blumen dies Herbites, mit denen die Gräber geihmücdt werden und von weitem mutet Dias zarte Mei diejer Blumen wie die Dede Des frifchgefallenen Schnees an, Cin Bild des Friedens, das die fummervollen Herzen tröftet und die Stätte der tiefen Trauer zu einem Ort des Gebiongenjeins un Der Ruhe maht. Unwillfürfih mug man Va­­bei an das finnreiche Wort „Sriebihiof“ Denken, dins eben am Allerjeefentag allen Frhedihiofsbefukhern Die troftreiche Werfiche­­rung gibt. dar Mer Friedhof wirklich Der einzige Ort des wahren Friedens it. Unenkifich viele Blumen wundern much in diefenm Ioaht in unjere Friedhöfe getria­­gen. Den wunderichöne Herbit ließ ja die Gärten ragt lange in präkgitigem Blumen- Ihmud prangen und jomit mußte man mit Blumen nicht jparen. Einen! unvergeß- Tihen Unblid boten Die fchon ge- Ihmüdten und befeulhteten Gräber. Co­­wohl im röniichefathofifchen, twie rich im evangeliiihen Friedbof war der Friedhofs­­bejuh am Vorabend des Wllorjeelentuges ein dievart regen, ak beitändiig ein gewal­­tiger Menfichenjttom wor um in ben Sriedhöfen Hin um ber wogte, Die Hörer der hiefigen Yıakultät für Bergbaw und Fonjtweien zogen im Cala­­ander mit Baden und Gmubenifüchtern in den fatholfiikhen Friedhof, um dier ertt- Ichlafenen Profefioten und toten Ramerk­­den! zu: gebienfen. Der Wandiorfer Hefldienfiriedhiof want namentlich in dem Abenlitunlden non »ie- Ten, vielen Menihen befugt. Vom Derfe aus geliehen, bot der muf einen Anhöhe Tiogende Friedhof mit einen taufenlien funfelnden Lichtichen ein Bild, Dias fich unvergeifich in die Seelen den Mienfchen | einprägte. Die Gräber wurden feitens der EShulen, Imititutionen, Angehöriz | gen und des Milttürs mit beirvfüchen: Blu­­mengewinden geihmüdt. Wlle Toten, die in ben fühlen Erbe wuhen, Gediahte man am geitwigen Tage voller Pieität und sierte Bias fchmale Grab: mit Muifteniden Zeichen der Erinnerung. Vor dem Ein: gang zum Heldenfriedhof Hielten Soldaten Ehrenwarhe, ja auch Pfadfinder; ünglinge in Dem Friedhof. Im Laufe des Nachmit­­tags erinmerten jüh zahlveiche Offiziere der hiefigen Garmilon mit ihren Angehöri­­gen ihren verftorbenen Kameraden und legten auf die einzelnen Gräber Kränge nieder, Die finnveiche und jhöne Tnabition Dies Allerjeslentages — dais fonnten wir aulh in diejem Iahre erleben — lebt noch unge­­ihmälert in den Herzen eines jeden Chriitenmenjchen und das it gut jo. % Ghrung der toten Ramernden. Dedenburg, 2, Nov, Im biefigen Verbande gem. Lier Jäger fand geitern abenös zw Ehren dier gefalle­­nen und verjtoxbenen Rameralien eine er­­hebende Ivawerfeier jtatt. Im pietätspiol­­fen Worten gebarhte Berbandispräjes Elie­­fan MWeidinger der Verdienjte der toten Helden um das Vaterland. Mit bie: jonders warmen Worten gedarhte er Deir voritorbenen Kommandanten Feldimatr- Ihalleutnant Adalbert Spanyik von Diüme­­haza und des Oberiten Gmalf Thadieäs Alberti di Boja, Deren Katnillien noch Heute dem VBerbande angehören. Nah den zu Herzen gehenden MWiorten wide ein Nfd­­ner Lorbeerfrang enthüllt, KRergen anges zündet und die vielen Anwelenden ver­­harrten füng Mintten fang im jtillen Ge­­bete. Dem erjt vor kurzer Zeit verjhorrbe­­nen Kameraden Wirtihaftsbünger Michinel Bauer widmete ein Unbekannter eimen gropen Blumenftrauß. Na der Feier Hielt Alexander Wurmfeld einen wohlduchbiaititen Vortrag über feine Grlebniffe beii der Einnahme von Monte Kortin in Ialften, welkher: einen derart Burchichilageniden Ct­­folg hatte, daß fih die Kameraden dar Reihe nach meldeten, um über ihre Grleb­­nie zu berichten. Ir der Diesbezüügllichen Debatte, an der fi Oberfefretin Kıatl Bater Kalter Iojer Bauer Unter: leutnant Iofef Szifrwi, die Kameraden Sojet Wagner und Joe Winter be­­teifigten, wurde auf allgemeinen Munich beichloffen, jeden eriten Sonntag im Mlo­­nate einen Samilienabend: zu arrangieren, wo dann die Kameraden ihre Rriegsenleb­­nifje poirtragen werden. Dieje NWorträge werden nom Sefrelir gejiammelt um ent- Iprahend aufgenrbeitet, um jo eine ofri­­ginale Gelchichte des Bataillons au erhal­­ten und jelbe in Druf legen zu Fünmen, Der nächte Ramerabiitiaftsabend Findet am 1. Dezember hatt. Lit-Ronzert des Mufifvereins am 9. November. Karten bei Rarner. Sonntag, 3. November 1%5. Ghrung Weiter Lehärs in Stennfreid. Ueber de3 Meifters der modernen Operette, Sranz Lehr, der befanntlich Ehrenbürger unjerer Stadt ift, neuejten Erfolge in Franfreih, vornehmlich in Paris und Marjeille, jchreibt man: Sm Städtifhen Theater der Gaiete Lyrique, einer der größten Barijer Ope­­rettenbühnen fand Mittivoch abend im Nahmen einer Galavoritellung die fran­­zöftiche Eritaufführung von Franz Le­­herz Operette „Schön it die Welt“ unter dem Namen „EChanfon du Bonheur“ Statt, Die Aufführung, der ein außer­­ordentlih elegantes WBublifum _ bei­­wohnte, geftaltete jicd zu einem unver­­gleichlichen Triumph für Franz Lehar. Der Meifter dirigierte den ziveiten Akt DS Werkes, das er jelbjt einjtudiert hatte, periönlid. Sn der Städtifchen Oper von Mar­­jeilfe fand im Beifein der Vertreter der Behörden die franzöfiide Erit­­aufführung bon Franz Rehärs „Siuditta” ftatt. Das Werf wurde von dem mufifalifch beionders verwöhnten Rublifum mit ftürmifhem Beifall auf­­genommen. Kurznachrichten. Die Freunde des Zaraniftenführers Maniu Haben bejchlofien, die Garden der sawantitiichen Partei, die jeinergeit zum Shuge Marntus weihaffen wurden, wie- Der zu aktivieren. Die Regierung von Panama hat der National City Bart mitgeteilt, da fie den Zinfendienft für die 1928 gewährte Anleihe jolattge einitelfe, bis die amerifa­­nifche Regierung die Pachtgebühr für die Banama-Ranalgone in Goollats arf­­itatt in Papierdollars zahle. In der Nähe von Moskau jollen drei neue Städte errichtet werden, banunter eine für die Belegichaft des Grogbetriebes „Radiolampa“ und eine für die Arbeiter der gtoken Maggonreparaturwerkjtätten in Lianojow. Sapan plant eigene, für Indien be­­jftimmte Radiojendungen, die Eauptjäd- Fich der Propaganda für japaniiche Waren dienen jollen. Die polnijhe Rohlenausfuhr nach Ita­­fien ijt im Zufammenhang mit den italte­­nischen Zahlungsihwierigfeiten in den legten vierzeln Tagen um über die Hälfte aurüdgegangen. Die ägyptijche Regierung Hat fich bemeit erklärt, größere Mengen ungarijcyen Ge­­treidies als Rompenjation gegen entipre­­hende Biaummwollmengen zu übernehmen. Stalien hat große Mengen Filchfonjer­­ven in Japatı beitellt. Die Lieferung jtökt jedoch wegen wer italienijchen Devijen­­fnappheit auf Schiwierigfeiten. Und nun, CHem? Roitan don Käthe Metner. Urheberretsihub: Fünf Türme-PVerlug, Halle (Saale). 47 Sm Haufe des Kommerzienrateg Hil­­liger war fchon alles verjammelt, was Anjprud auf Namen und Macht erhob. Der größe, Ihiffartige Saal war vom Licht übergegoffern. Menfchen twogterf Durdheinander. Her­­ren in dunflen Mberndanzügen. Damen in glänzenden Toilette, Koftbarer Shmud Fiimmeite, Ein Stimmengevirr fchlug den drei Menjchen entgegen, jchien jefundenlang au veritummen — und belebte jich wie­­er. Mar jah plöglih darin, daß Rainer bon NRafenius an dem Abend ohne feine Stau Hier richten, ein weiteres SHhmptom dafür, daß die Gerüchte über als unglüdliche Che ricätig fein muR- en. Rainer jpürte ganz deutlich die Mei­­nung all diefer Menfchen. Er fühlte an ihrer Begrüßung, daß die Teilnahme auf feiner Seite war. Und doch — fein Stolz bänmte fh dagegen auf, Der ®Be­­mitleidete zu fein. Glühende Scham war in ihm, daß die Konflikte feiner Ehe Jen Gejprädisthema der Gefellichaft varen. | aehe Sinetersen va tand es, Nafenius bald für fich zur be­­ichlagnahmen, und bat ihm hinüber in den Rauchjalon. „Sie legen ja do wenig Wert auf die Gejelligfeit, Doktor. Ich denfe, wir fönnen die gute Gelegenheit müßen, um uns mit Ihrem Herten Water einmal über verjchieden: geichäftliche Angelegen­­heiten zu unterhalten.“ Und do, e8 war nicht allein der Sefchäfte wegen. Das ahnte Rainer von Nafenius wohl, Er fannte den Some inerzientat zu. gut. Silliger hatte big fur; dor feiner Chejchliegung noch den fünftigen Schtoiegerjohn in Nainet ge­­jeben, die fich jegt jedoch wieder in vage Hoffnung zu berivandeln jchiem. In diefem Augenblid trat Ruth Hil­­iger zu den Herren. In dem bellen Abendfleid Fam ihre blonde, herbe Schön­­heit gut zum Ausdrud, und.alg fie ihre Augen in die Rainers fenfte, a8 Nafe­­nius eime leife Sehnjucht darin, Vielleicht, e$ wäre wohl befjer gemwe­­jen für mid. Du, Auth, mit deiner fei­­nen PBraulicgfeit. Beljer als Evelyn, aber... Wieder drängte fich jüh ein bild­­höner Mädcherkfopf in feine Gedanken; bei twallte ihm das Blut zum Hetzen. Ellen, Ellen... ! Da verneigte er fich tief und rejpeft­­voll vor Hilligers Tochter. „Entiuldigung, gnädiges Fräulein, feider hatte ich nicht Gelegenheit, Sie] früher zu begrüßen.“ Die Mädchenaugen Itrahlten zu Na: fenius auf in helliter Seligfeit. „Sch entiehuldige gern, Herr Doktor. Wann Jieht man Sie fon einmal, auf dem Barfett — und aub dann nur flüchtig.” Rainer Züge zeigten ein höflich freundliches Lächeln: „Darf ich um den eriten Tanz bit­­ten, gnädiges Fräulein, fal® er nod nicht vergeben ft?” Die alten Herren blieben allein. Man wußte ja: Rainer war noch zu jung, um jich bereits allem gejellichaftlicherni Ver: pfliehtungen zu entziehen, Schmeichelnd jette die Mufif eim. Singebungspoll jehmiegte ih Nuth Hil­­hiaer in Rainer3 Alrme, „Barum machen Sie fich To jelten, Herr Doktor?“ „Selten? Ad, die Arbeit, gnädiges Sräulein — die Arbeit...” Eine dunfle Nöte goß ich über das Mäpdchengefihht. Ach, wie hatte fie fich danach gejehnt, diefem Marne Frau und Kameradin jein zu Fönnen, an jeinen Arbeiten, feinen Plänen teilnehmen zu dürfen. Nuth Hilliger Hatte ein Frage an Iafenius gerichtet. Diejer fuhr aus tie­­fen Gedanken auf. „Sie find mahlos zeritreut, Herr Doktor,” Ruth lächelte fragend. „geritreut...” Nafenius nahm fie zufammen. Cine nervöje Unruhe hatte ven ihm Belt ergriffen. Am liebiten tväre er davon geeilt. Hätte er Evelyn dc nicht allein Laffen jollen? Vielleicht wor jte wirklich nicht wohl. - „Nun ja, pinchologifch betrachtet it Zerftreutheit eigentlich nichts anderes ald Slonzentra­­ticn in anderer Nichtung. Doh ich will Shnen fein Kolleg halten, Sie find ja Bhilojophin.” „Spötter”, faın e8 leife, jehnjuchts­­dolt. „ber gnüdiges Fräulein — id meinte e3 ehrli.” Nafenius lachte und lab im diefem Augenblid ganz jungen­­beft aus. „Hören Sie eigentlich noch immer?” ‚ch habe umgejattelt” — big unter die SHaarwurzeln färbte ein glühendes Not das hübfche, frijche Gefiht — „bie Naturwiffenihaften Tiegen mir doch mehr. Vater läßt mir ein hemifches La­­boratoriun einrichten, Sch will mich ganz der Chemie widmen. Sie fefjelt mich do am meilten, Schade, daß Sie mir die Entgiftung des Leuchtgajes vormweg­­nahmen." (Fortfegung folgt.) In Inner-Sizilien jollen Petroleum: Verjuhsbohrungen vorgenommen werden, Die Regierung von Ecuador erwägt, dewtiche Offiziere Als Inftruftore einzu­­jtellen, um die Leiltungsfähigteit der Ar­­mee zu jteigern. Kommerzienrat _

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