Pester Lloyd - Abendblatt, Februar 1855 (Jahrgang 2, nr. 28-50)

1855-02-05 / nr. 30

««Pest,1855. «pest,5.Feber.Der k.k.österreichische Gesandte am königlichen Hotel zu «Berlin,Herr Graf Georg v.Esterházy,ist am Freitag in Wien eingetroffen, und soll-wie unserR-Korrespondent Uns heute aus Wien berichtet-die»Anwesen­­heit des Grafen in Wien längere Zeit dauern,es sich dabei also nicht blos um Einholung von neue Instruktionen handlen.««Die diplomatischen Verhandlungen verbeiven deutschen Großmächte haben somit in Folge der Abstimmung in Frank­­furt jedenfalls eine theilwose Unterbrechung erfahren. · Umso eifriger enttwickelt Preußen seine diplomatische Thätigkeit gegenüber dem Westen.Während General von Wedell Paris besucht,hat der­ Herzog von Koburg-Gotha­,bekanntlich dem französischen Kaiser sehr befreundet,vom preußischen König eine Einladung nach Berlin erhalten,wo er auch bereits einge­­troffen.Daß die offizielle»Preuß.Kon«.«es in einem solchen Momente fü­r passend hält,auf’s Bestimmteste zu erklären:,,daß der Prinz Georg von Mecklen­­­burg weder mündliche noch schriftliche Eröffnungen irgendwelcher Art von dem Kaiser von Rußland an Se. Majestät von König überbrac­ht hat", ist natürlich. Ob es aber troß dieser Anstrengungen Preußen gelingen werde, den West­­mächten eine andere Anschauung beizubringen, dies haben wir allen Grund, mehr denn je zu bezweifeln. In England ist nach einer telegraphischen Depesche, das Ministerum El az vendon am Sonnabend ernannt worden,­­ wahrscheinlich mit Balmerston als Kriegsminister. In Frankreich ist immer bestimmter davon die Neve. Der Kai­ser wolle sich an die Sorge einer Armee stellen, die gegen Polen operiren sol, ist da Hoffnung, daß Preußens „Neutralität Gehör finden wird ? Wir glauben vielmehr, daß Preußen und der Bundestag noch nicht ihr ech­­tes Wort gesprochen, und hak man vielleicht früher, als es nach ver legten Ber ft lüffen in Stansfurt angenommen wird, zur Anerkennung jener Motive gelangen wird, mit denen Oesterreich seinen Antrag zur „Mobilmachung“ unterfragte. Wir lassen warum hier diese Motivirung ausführlich folgen : Der Bundesbeschluß vom 9. Dezember, welcher, in Anerkennung der immer bedrohlicher werdenden Lage der europäischen Angelegenheiten, sowie des Bedürfnisses, das Ziel des anges­trebten Friedens mit Nachdub zu verfolgen, die Bürgschaft eines engverbündeten Auftretens des gesammten Deutschlands als nothwendig aussprach, hat in Punkt 5 die vereinigten Aus­­schüsse iit Stellung der Anträge ermächtigt, welche zur Ausführung der von Bedürfnissen ent­sprechenden militärischen Maßregeln erforderlich sein werden. Die Kaiserliche Regierung hat sich deshalb beauftragt, den vereinigten Ausschüssen die Vorschläge zu den Anträgen vorzulegen, welche sie als die dem erwähnten Bedürfnisse entsprechenden für nothwendig erachtet und von denen sie daher wünschen muß, daß die verehrlichen Ausschäfte sich dieselden „aneignen hat die und Faiserliche des Gelingens Regierung an ihre sämmtlichen Genossen im Bunde die Heber­­zeugung ausgesprochen, daß, wie erfreulich ihr auch die zur Zeit gewonnene Anbahnung von Friedensverhandlungen sei, die den Frieden selbst durch diesen einleitenden Schritt nicht für ver­bürgt betrachten künne, der Ernst der Lage und die durc die großen Interessen, die auf dem Spiele stehen, gerechtfertigte Klugheit sonach die Bürgschaft militärischer Aufstellung erfordern, sei es um durch­ die vereinte Machtentfaltung die Sriebensverhandlung mit thatsächlichem Nach­­druch zu unterflagen und zu guten Ende zu bringen, sei es um im befragenswerthen Halle, daß ein Friede, wie ihn Deutschlands Interessen verlangen, auf dem Wege der Verhandlung nicht erreicht werden sollte, denselben zu erzwingen. Die d­eutsc­hen Negierungen, an deren geraden Sinn sich Oesterreich wendet, werden mit der kaiserlichen Negierung die Ueberzeugung theilen, daß die Zusage, auf gemeistes Grundlagen zu unterhandeln,­ noch nicht den Gang der Verhandlungen verbürgt, viel weniger das Ergeb­­niß derselben im sich schließt, also der Antrag der Verhandlungen nicht mit dem Abschluffe der­­selben zu verwechseln sei. Der deutsche Bund hat die vier Präliminarpunkte, mit welchen die Verhandlung in Wien so zu befassen haben wird, ihrem wesentlichen Inhalte nach als eine geeignete Grundlage zur Anbahnung eins­ gesicherten Rechts- und Friedensstandes in Europa anerkannt, insbesondere aber den ersten und zweiten Punkt auch vom Standpunkte der deutschen S Interessen sich angeeignet und festzuhalten beschlossen. Um dem Frieden zu dienen und die Wahrscheinlichkeit eines günstigen Ausganges der Verhandlungen zu erhöhen, wird daher der Ernst der Mairegeln den Ernst des Beschlusses zu verbürgen haben. So wie Oesterreich selbst sein Opfer feheut, um allen Wechselfällen gegenüber in voll­­sändigster Vorbereitung zu bleiben, und die bevorstehende Friedensunterhandlung daher, so lange­­ die Gewißheit fehlt, auf seine militärischen Maßregeln seinen Einfluß nehmen so wenig wird dieselbe nach Sr. Majestät des Kaisers Ansicht die mit Allerhächst Ihren deutschen Verbündeten zur Erreichung gemeinsamer Zi­ede eingegangenen Verpflichtungen hem­­men dürfen. Se, Majestät erachten den Zeitpunkt für genommen, wo die Gesammtheit Deutsch­­lands eine Achtung gebietende Stellung zu nehmen hat, und wo das oberste Interesse des deut­­fen Volkes seiner Sürften erheirscht, "daß Deutschland mit Oesterreich in ausreichender Berfaffung sei, um den Ereignissen­, wie sie immer kommen mögen, die Stirn zur Bieten. Kaiserliche Negierung beantragt daher, er wolle den vereinigten Ausschüssen beh­eben, der Bun­­desversammlung die folgenden Ausführungsanträge zur Beschlußfassung Bundesheer soll in möglichst kurzer Srist­en wolle den vereinigten Ausschüssen beh­eben, der Bundesversammlung die folgenden Ausführungsanträge zur Beschlußfassung zu unterstellen : 1) Das Bundesheer sol im­möglicht kurzer Srift mach­t. 35 der revidirten Bundeskriegsver­­fassung und mag Maßgabe der von der Bundesmilitärkommission zu erwartenden Vorschläge zur Hälfte oder im Ganzen mobil gemacht werden; 2) die Bundesversammlung wolle nach §­ 37 der genannten Kriegsverfassung zur Wahl des DOberfeldherrn fehreiten, damit die Vereinigung der verschiedenen Bestandtheile des Bundesheeres unter gemeinsamen Oberbefehle verfassungs­­­ mäßig ftattfinden fönne. Striegsfchauplaß. Schwarzes Meer. Nach den jüngsten Berichten aus der Krimm rüften sich die kriegführenden Partheien, mit Eintreten ver bessern Witterung entschei­­dende Schritte zu thun. Während der Fürst Menzikfoff den Befehl von Petersburg erhalten haben sol, Eupatoria und Balaflama, die Schwerpunkte vor Allüirten zu nehmen und zwar noch im Laufe des Winters, bez­reiten sich die Alliirten vor, durch eine Bewegung von Kaffa von Ruffen ven legten Rüdzugemeg über die Landzunge von Arabat, von der wir schon vor einiger Zeit meldeten, abzuschweiden. Daß die Alliirten vor der Hand wohl schwerlich etwas ernsthaftes unternehmen werden , ist nach den eingelaufenen neuesten Nachrichten wohl als sicher abzunehmen. General Often-Saden aber dürfte schon nächstens seine Operationen im Beisein der 2 Großfürsten Michael und Nikolaus gegen die Position der Alliirten bei Balaslawa eröffnen, weil die resige Witterung hiezu sehr geeignet ist. Die in Paris eingetroffenen Nachrichten aus der Krimm lauten schauerlich. Nun beginnt auch das Elend, welches im englischen Lager fabelhafte­­ Verhältnisse angenommen hat, im französischen Lager. Die neuesten Berichte aus Sebastopol sind vom 16-ten. Die Kälte hatte den höchten Grad erreicht und die Armee erz­friert, denn sie hatte nicht einmal mehr Holz zum Kochen, und die armen Soldaten mußten ihr Steifb­ rob versehren. Von einem Angriff auf Sebastopol ist keine Neve mehr. Alles scheint bis zum Frühling vertagt zu sein. Sebastopol wird dagegen täglich uneinnehmbarer und die Ruffen werden immer Feder. Aus Marseille, 29. Jänner, wird der „Times“ telegraphirt: „Der Mons­ter bringt Nachrichten aus der Krimm vom 15. Jänner. Ein Kriegsrath war bei Lord Raglan gehalten worden. Man glaubte, es werde, sobald das Wetter es gestatte, zum Sturme geschritten werden. Warme Sleirer für die englischen Truppen waren angekommen.“" Aus Malta, 24. Jänner, wird dem Moniteur gemeldet: „Dreißig mit Munition und Lebensmitteln für die verbündeten Heere beladene Schiffe, sowohl Segelschiffe, wie Dampfer, haben vom 19.—23. Jänner in unserem Hafen anges­legt und sind wann sofort nach dem Kriegsschauplatz weiter gesegelt.“ Aus Marseille, 31. Jänner, wird telegraphirt : „Ein Postpaketboot, welches Konstantinopel am 22. Jänner verlassen hat, ist hier angekommen. In der Nacht vom 15. Jänner fand ein Ausfall der Berasung von Sebastopol statt, der nach einem ziemlich lebhaften Bajonnetfampfe durch das 14. Sinfanterie­­regiment zurücgeschlagen wurde. Die Franzosen hatten 30 Kampfunfähige. Von einem anderen Gefechte wußte man bei Abgang des Paketbootes nichts. Der französische Marineminister hat folgende telegraphische Depeschen des Vizeadmirald Bruat erhalten : An Bord des „Montebello," Hafen von Kamichh, 22. Jänner 1855. Das Wetter ist fortwährend sehr schön. Die „Karavane” und die „Egerie” sind am 20. und die „Licorne" am 21. nach dem Bosporus abgegangen. Der ,öulton" ist gestern, mit 200 Soldaten an Bord, angelommenz; er Kugiirte einen Dreimaster, auf welchem sich 60 Pferde befanden. Nichts Neues im Lager Der „Jean Bart" wird heute Abends nach dem Bosporus abgehen. Den 23. Jänner 1355. Das Wetter ist heuterherrlich. Die "Konstitution" geht morgen ab. Der „Moga­­dor" hat die Blofade zu Dreffa und der , Berthollet" zu Kaffa, Kertfeh, Anapa und Su­­jat-Rale angezeigt. An alten diesen Punkten wird an den Beteiligungen gearbeitet. Die Russen haben zu Sebastopol ihre Erdarbeiten wieder aufgenommen. Sie suchen Die Bariion Malakoff mit der Stadt zu verbinden. In der besten Nacht machten sie wieder­­um einen Ausfall, der nachdrüdlich zurücgeschlagen wurde. Seit einigen Tagen unter­­halten sie ein ziemlich lebhaftes Feuer auf die englischen Batterien. Wie ver „Montteur" melvet, it General Niel am 24. Jänner zu Konstanti­­nopel angekommen und am selben Tage nach Sebastopol weiter gereift. " Untere Donau, Der , Moniteur” vom 2. Feber melvet : Daß die ziwischen dem Divan und Omer Barda schwebenden Differenzen ausgeglichen seien. Nach Berichten aus Barna vom 23. Jänner befanden ich Omer und Ismail Pascha an diesem Tage noch dort und lebten im besten Einvernehmen. Ismail Dafcha ist jedoch schon von Barna abgereist und am 31.9. Mt. in Draila eingetrof­­fen. Bald nac seiner Ankunft erschien eine Proklamation, welche von Ismail Pascha als Oberkommandant der Donauarmee unterzeichnet wurde, und in welcher auf einen bevorstehen­den größeren Kampf an der untern Donau aufmerksam gemacht wird. Dem „Konstitutionnel“ wird aus Barna geschrieben, daß die Franzosen dort noch 3000 Mann und 1200 Pferde haben, die für den Winter jedoch glücklich untergebracht sind. Nach Berichten aus Galag herrscht in der dortigen Gegend vollkommene W­affenruhe. Die Russen beschränken sich auf die inne­haben­den Positionen. Die Brüde bei Ismail war nur zum Theil zerstört worden. Sarajevo, 21. Jänner. Auf fonsularische Verwendung erklärte die bost­eife Regierung, die Katmafamien seien verständigt worden, die Getreideausfuhr unter seinem Vorwande zu hindern. E. C. London, 31. Jänner. Den 30. Männer, an welchem vor 206 Jahren Karl I. van Schaffott bestieg, beobachten die Lords als Buß- oder eigentlich Ferien­­tag; sie hatten seine Situng. Gestern kamen daher nur die Gemeinen auf kurze Zeit zusammen, aber da die Ministerfrifis sich noch im ersten Stadium befand, konnte Lord Palmerston, wer sie unter L­utem Zuruf erhob, die allgemeine Wiß­­gier nicht befriedigen; er schlug die Befragung bis Donnerstag vor. Der „Advertifer” will wissen, daß Lord Raglan’s Abberufung zu den ersten Mairegeln Lord Palmerston’s gehören werde, gleichviel ob derselbe an die Spipe der neuen Regierung tritt oder­ blos das Kriegsamt übernimmt. Eine Haupt­­aufrage gegen die Regierung Aberdeen bei der bevorstehenden Untersuchung werde sein, daß sie Lord Raglan nicht längst abrief. Auch gegen Lord Harvinge erheben sich viele Stimmen.­­ Der Herzog von Cambridge landete gestern Nachmittag in Dover,und lange bevor der Dampfer,der ihn in die Heimath zurückführte,im Hafen anlangte, hatte sich eine große Menschenmenge am Diai versammelt, um den Herzog zu begrüßen. Alle Briefe aus dem Lager, von Offizieren und Gemeinen loben des Prinzen Tapferkeit, und mehr noch die brüderliche Theilnahme,, die er für seine Waffenge­­fährten jederzeit an den Tag legte. Das hat ihn im Lande sehr populär gemacht, und vielen Berichten hatte er es zu verkaufen, daß die ganze Bevölkerung von Dover ausgezogen war, ihm den Willfommgruß zu bieten. Die Equipage fand bereit, den Prinzen nach dem Hotel zu führen ; er zog es jedoch vor, den Weg nach dem Hotel zu Fuß zu gehen. Dort angekommen, überreichten ihm die Ortsbehörden eine Bewillkommnungsadresse, worauf der Prinz Holgended antwortete : Herr Mayer und meine Herren! Ich danke Ihnen für die Freude, welche Sie mir durch Überreichung dieser Adresse bereitet haben. Ich versichere Ihnen , daß alle Mühselig­keiten und Entbehrungen, die ich in der Krimm ausgestanden habe, reichlich durch die Tapferkeit der Truppen aufgewogen worden sind. Ein General kann weiter nichts thun, als führen, und meine beschligenen Dienste habe ich mit Freuden geleistet. Allein der gegenwärtige Krieg war mein Krieg der Beldherenfunft; er war ein Krieg des Soldaten. Vorwärts getrieben von ihrem unerschütterlichen Muthe, Haben biese Truppen Wunder der Tapferkeit gethan , und Ich kann ihnen versichern daß es in der ganzen Welt keine prachtvollere Schaar gibt, als die Männer, welche die Schlachten Großbritanniens in der Krimm schlagen, und alles, was in ihren Kräften stand, gethan haben, um die Ehre ihres Landes aufrecht zu erhalten, Here Mayor und meine Herren, ich danke Ihnen nochmals, Don Dover reiste der Herzog an demselben Tage nach London weiter, wo er um 6 Uhr Abends ankam, und auf dem Bahnhofe bei London­ Bridge vom Lord Mayor empfangen wurde, und wird, der 44.9. M. Bundesversammlung zur­­ Beschlußfassung, unterbreiten. Mit Zirkularschreiben m. i. w. C ist bereits veröffentlicht­. Die kaiserliche Regierung beantragt daher, vom Die zu unterstellen : 1) Das

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