Pester Lloyd - Abendblatt, April 1859 (Jahrgang 6, nr. 74-97)

1859-04-08 / nr. 80

Abendblatt a Pester Lloyd. . Freitag, 8. April. Nr. so. eft, 1859. R Wien, 7. April. Die mehrseitig gemachte Angabe, das Desterrei­ch die Präliminargrundlagen zu dem Kon­­gresse angenommen habe, ist ungenau ; überhaupt ist Die Situation troß aller Vermittlungssorschläge nach immer die­­selbe unsichere,­ welche sie, vor einem Monate gerwesen. Oester­­reich hat die Annahme der Präliminargrundlagen an Bedin­­gungen geknüpft, rücksichtlich derer aus Paris noch Feine Der finitive Antwort erfolgt ist. Die Hoffnungen, daß Diese, den diesseitigen Intentionen genügen­ werde, sind übrigens sehr gering. — England befürwortet die Spee einer st­al­e­nischen Konföderation auf das Wärmste. Das diese dee nicht aus dem Kopfe des Ministeriums Derby ent­­sprungen ist, weiß Seder, der die Brodüre Lagueronniere’s gelesen hat. Das Rußland derselben nicht beigetreten sei, wird bestritten. Es sol nur einige Modifikationen rück­­sichtlich ihrer Ausführung vorgeschlagen haben. K. Belgrad, 6. April. In der Gewoölbsper­rungsangelegenheit brachte die „Schöfe Nosine" einen Artikel, welcher zwar ein energisches Auftreten gegen die traftatennwidrig (2) hier Handel und Gewerbe treibenden Frem­­den gutheißt, aber das überstürzte Vorgehen der Polizei rügt. Dasselbe Blatt bringt nun als Antwort darauf eine offi­­zib­le Aufgrift, Der zufolge ein energisches, Bertreten der Landesgesebe und Sinttreffen einer Negierung die Achtung und das Betrauen des Volkes gewinnen und zum Fortschritt die Bahn bre­­chen kann. Aus Nichtbeachtung dieses Grundfaches, heißt es, ver­­fiel die frühere Regierung in eine totale Schwäche,, welche sie unfähig zum ferneren Bestehen machte. Die jenige Negierung flieht ein, daß die „Angefeslichkeiten“ der Sremben tödtend einwir­­fen auf die innere Selbstständigkeit wie auf auf die Politik Serbiens, und hat beschlossen, auf den allgemeinen Wunsch der Nation und auf unzählige Klagen hin „Dieses tödtliche Gift für unser soziales Leben und den Fortschritt auszurotten. In diesem Sinne hat das Ministerium des Innern sämmtlichen Polizeibehörden ein Zirkular zugestelt, da­­mit diese „mit geeigneten und legalen Mannahnen, aber ganz energtisch den Fremden verbieten sollen, in unserem Lande eigen­­mächtig Handel im Kleinen mit ausgearbeiteten Waaren zu treiben, da dies unseren Landsleuten in anderen Staaten auch nicht gestattet wird.” Diese im Interesse unserer Staatspolitik und der Gerechtigkeit erlassene Anordnung hat zum Ziviwed die Siche­­rung unserer inneren Selbstständigkeit und unserer Landesgefege. Von diesem Gesichtspunkte wird dann das energische Auftreten der hiesigen Polizei lobend hervorgehoben und bemieten, daß je nur ihre Pflicht gethan, als sie den, gegen den klaren Sinn der Traftate und der Landesgefege hier in offenen Läden Stheinhandel treibenden Fremden die Läden sperrte und en­digt mit den Worten: „Wir sagen nicht, daß eine Ungefleb- Ychkeit durch eine andere umgestoßen werde, nein, uns ist Ser­dermanns Necht heilig. Aber kleinmüthig und apathisch dür­­fen wir auch nicht sein, wenn Andere unsere Nechte gering­­t häten und treten.‘ Politische Hundfehan, 8. April. Die Krise naht ihrem Ende. Alles spricht Dafür, dag ein Ausgleich zwischen den­­ frei­enden Mächten zur Unmöglichkeit ge­­worden. Das gouvernementale „Pays“ fehliegt sich offen der gestern von uns veröffentlichten Petition mehrerer Toskaner an: „Was uns betrifft”, meint es, „so finden wir die in Dieser Petition ausgedrückten Wünsche sehr an­­nehmbar." Der offiziöse „Constitutionnel” seinerseits un­tersucht die „Rechtstitel“, auf welche Oesterreich seinen D­efst des lombardisch-venetianischen Königreiches gründet. „Diese Titel und diese Rechte, schliegt das offis­ziöse Blatt der französischen Regierung, mögen durch, feier­liche Beiträge bestätigt sein, aber C!!­ sie empfehlen si nichtsdestoweniger weder Durch ihre Reinheit, noch durch ihre Nechtmäßigkeit!" — Gleichzeitig Heißt es, Daß an die politische Emigration sogar unter der Hand fihen Die Einladung ergangen sein sol, unter Bourbafi Dienst zu nehmen. — Sf nad alledem noch an einen Ausgleich zu denken ? In Piemont prognostizirt der „Tempo ge­­radezu den­­ Ausbruch des Krieges nicht wäh­­rend des Kongresses oder nach demselben, sondern schon vor dessen Eröffnung. Den­ anderen Berichten aus Pie­­mont entnehmen wir: « Das Cavour’sche Organ bestätigt unter m G.d.,daß der Marquis vont Villamar«i­na,sardinischer Gesandter quaris,von seinem Posten abberufen worden ist und durch den Ritter Massimo d’Azeglio ersetzt werden wird. Dajs,,Eco d’Italia«fordert die in Amerika weilens dett Italiener au­f,dem­ Könige Viktor Emanueleittett Ehrensäbel dessen Griff aus kalifornischem Golde verfertigt sehr soll,darzubringen.Die,,Ar1nonia«versichert,daß die Häuserbesitzer in der Umgebung von Turin aufgefordert wur­­den,Quartiere für verschiedene Truppengatt­ungen be­­reitzuhalten.Die­ Opi11ione««und die,,s­ kazione«drücken­ in ziemlich unverblümten Worten ihr Mißtrauen gegens­über dem Kaiser Napoleon aus. — Der Turiner Korrespondent der , Tr. 319." schreibt: Eine unserer Kammerberühmtheiten, der stets in fieberlscher Aufgeregtheit lebende und deswegen v­­elfach fonfure Abnotat Her Carlo Boggio hat eine Flussschrift unter dem Ti­­tel: „In einem Monat !’’ ausgebrütet. Diese Brochüre für Europa mahnen, sich noch zur rechten Zeit Italiens anzu­neh­­men, wenn es nicht einen allgemeinen europäischen Nebolu­­tionsbrand angezündet haben will, wenn nicht Die Ungeheuer der Anarchie aus der appennintichen Halbinsel losgelassen werden, wenn nicht die Dolche der Italiener in den Einge­­weiden Europa’s wühlen sollen. ,‚Stalien, nochmals unter­­drückt, wird Europa die R­evolution und die Anarchie brin­­gen. Zweifelt nicht daran! Möchten die Mächtigen der Erde zweimal, daran denken, wie sie uug dem Schieffall preisgeben. Wehe, wenn Europa uns verläßt! Wil Europa uns verbier­ten, Soldaten zu sein? Will Europa uns das Schwert in un­­serer Rechten zerbrechen? Es möge es nicht thus; seiner ei­­genen Ruhe halber nicht thun. Ein zerbrochenes Schwert wird zum Dolch.‘ OB solches Treiben mit der Würde eines Bolfsvertreters vereinbar ist, mögen billig Denkende­ selbst beantworten. In Genua hat die Polizeidirektion eine strenge Verordnung in Betreff der Fremden und der Pässe ert­raffen. Das Handelsfasino­daselbst hat zu Gunsten der armen Familien der Kontingente eine Lotterie eröffnet und zur­­ derselben folgendes Zirkular an die Bürgermeister gerichtet : Sehr geschärter Herr! Inmitten der feierlichen Lage, in der sich das Vaterland befindet — das Vaterland, das ss nochmals erhoben und hochaufgerichtet hat, um unter besseren Aufpieten die Schlachten für seine Unabhängigkeit zu schlagen — ist es die Pflicht der Patrioten, ihr Herz den Gefühlen brüderlicher Zuneigung zu erschließen und deffen eingedenf sit sein, daß auf dieser Erde die­ großen Denkmäler nationaler Freigeii­ötete neben den großen Denkmälern bürgerlicher Näch­­stenliebe erstehen. Während unsere Brüder herbeieilten, um ich unter den dreifarbigen Bannern in Schlachtordnung zu stellen und gemeinsam mit der Blüthe der Hochherzigsten Ju­­gend der übrigen italienischen Provinzen den Italienischen Kreuzzug anzutreten , wer wollte sie da nicht gerne in ihrer Aufopferungslust bekräftigen, indem man über ihre sermwatften Familien wacht und ihnen die Sorge für deren Unterhalt abnimmt? Daher wird es zur dringenden Nothi wendig fert, sich an Alle zu wenden, die Gefühl für die Wü­rde des italie­­nischen Namens haben, so­wie noch mehr an Seven, der durch seine Stellung in der Gesellschaft­ geeignet ist, einen wie im­­mer gearteten Einfluß auf seine Mitbürger auszuüben , damit sie durch den Stachel des Beispiels und der Nede ihre Umge­­bung zu weic­lichen Spenden bürgerlicher Mildthätigkeit an­­spornen. Möge es nicht fehlen an solchen, die nicht zögern ihr Scherflein auf den Altar des Baterlandes niederzulegen, indeß Andere sich beeilen, ihr Blut­ für dasselbe zu sergieren! In diesem Sinne wendet sich das Komtu­s zur Bestandregung einer Wohlthättigkettsvit­­terie zu­gunsten der armen F­amilien der Kontingente durch meine Vermittlung vertrauensvoll an Em. Woplg., damit es Ihnen belteben möge, den wohl«­habenderen Schaffen Ihrer Gemeinde begreiflich zu machen, daß, wer zum Kriege nicht beiträgt, das Seine thut um die Wohlthaten des Friedens zu verscherzen. Wer seine Reichtü­­­mer über das Baterland fett, wird immer in Armuth enden. Möge Gott es abwenden, daß das Gold, das man den Far­milien der Baterlandstämpfer verweigert, nicht eine Beute des fremden S Kriegers wird! Gewiß, aber bleibt immer so viel, daß der Fluch der Brüder auf dem ruhen wird, der in der Stunde der Gefahr vergessen kann, daß er ein Vaterland hat! Wahrer Reichttum und Ruhm wird das Erbtheil des­­sen sein, der mit seinem Arme oder mit seiner Habe zur Wi­e­­dergeburt der gemeinsamen Mutter Stalten beigetragen hat. Laut möge es ausgerufen werden, daß die tumpen der Hel­­den, welche die heiligen Schlachten geschlagen, die pomphaf­­ten Gewänder und den Pub derer überstrahlen werden, die dem Kampfe eines Bosfes, das sich wieder zu­r nationaler Würde erheben will und ‚wird, mit in den Schoß gelegten Händen zuzusehen vermochten ! Möge es unter den Wohlhabenden Niemanden geben, der sich weigert, zu der Lotterie, die durch unsere Vermittlung in’s Werk gefegt wird, einen, und sei es auch noch so dürfti­­gen Beitrag zu stellen. Em, Wohlg. wird Ledermann darüber aufzuklären wissen, daß , während so viele Tapfern die Eiverdaunen und die häusliche Tafel mit der harten Schlaf­­stätte des Lagers und dem Kommiscrode vertauschen, um uns ein Vaterland zu erobern — bag es da unsere Pflicht ft, den beschränften Tamilien der Tausende von mnwnderen Streitern, nicht als ein Almosen, sondern zum Lohne, irgend eine wirk­­same Erleichterung zu gewähren. Mögen Sie Ihren Mitbürgern verfünden, daß da, wo ein ganzes Bolf fi rüftet sein Blut zu vergieren und nichts verlangt als Brod fir die Söhne derer, Die mit den Waffen in der Hand sterben wollen, dag da­s belbewahrte Reichthümer seinen N­uhmestitel bilden. Wollen Ste fid, er­lauchter Herr, der Befürwortung einer so edlen Sade warm annehmen, dieselbe auch durch Einfegung von Spezialkommis­­sionen behufs dieses Werkes fordern und zu gehöriger Zeit die gesammelten Gaben an den Si des Komites gelangen lassen. Genua, 1. April. 1859, Em Wohlg., hochgeschäßter Herr, ergebenster und gehorsamster Diener, der Sekretär des Komite’s E. Celesia, Eine Interpellation über einen pol­­nischen Aufruf. x Am 2.­9. wurde im preußischen Abgeordneten­­hause folgende Interpellation des Dr. 9. Niego- Tew­eti, — von 42 Abgeordneten: (Darunter die pol­­nischen Abgeordneten, ferner 9. Binde, Sinfon, Rönne, Kette, Orabom, 9. Ammon, Schubert, Pinder, 9. Sae­­nner, Deit) unterfu­st, — d verlesen, Ende Sult und Anfangs August 9, 3. wurde von Po- Tu hu zz ZZ —

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