Pester Lloyd - Abendblatt, Mai 1859 (Jahrgang 6, nr. 100-123)

1859-05-05 / nr. 102

Donnerstag, 5. Mai, eft, 1859,­ bendblatt des Pester Lloyd. gestellt; Jr, 102. Telegraph. Depeschen d. „Peter Lloyd“. Wien, 5. Mai. Man erwartet, daß Den Acceh­­tanten und Giganten Arnstein und Esfeles’scher Med­iel ein Moratorium seitens der Nationalbank bewilligt wird. Turin, 4. Mai. Offiziell wird gemeldet: die Oesterreicher Haben gestern (nicht weit von Sannazero) in der Richtung nach Zortona, über den Po Briren gerschlagen. Paris, 4 Mai. England soll Die eventuelle Sperrung der Straße von Gibraltar in Aussicht gestellt haben ; Frankreich, heißt es, bezeichnet diese Eventuali­­tät als cas de guerre. Man glaubt, daß England den ruffiigen Kriegsschilfen die Paffirung dieser Straße nicht gestatten will, R Wien, 4 Mal, Lord So­ftus hat in den legten Tagen mehrere Konferenzen mit dem­ Grafen Bun! gehabt. Gutem Bernehmen nach bereitet sich bücsichtlich der Stellung Englands zur absch­webenden Streitfrage ein Umschwung vor, welcher den Sintentionen des Pariser Kabinets’ nicht entsprechen dürfte. Stier ist in dieser Beziehung einstried­en so viel, Daß die Entsendung mehrerer englischen Fregatten in den Hafen von Triest im Einverständnisse mit Oesterreich gefhieht. — Graf Cavour hat abermals ein an ganz Europa gerichtetes Memorandum versendet. Der Wortlaut desselben wird wohl bald bekannt werden. — Die Herzogin von Parma hat Mantua bereits wieder verlassen und die Reise nach Wien angetreten, Y Wien, 4. Mal. Heute vor Schluß der Börse ist die Nachricht bekannt geworden, daß das Haus Arnstein - Eifeles seine Zahlungen eingestellt. Bis II Uhr ist, wie ich höre, noch gezahlt worden und erst als die Nachricht eingetroffen, daß der Credit Movtk­er die Tratten des Hauses nicht honorirt, hat dasselbe feine Zahlungen suspendirt. Da das Haus einerseits viel acceptirt und anderseits im Aus­­land stel­behuldig ist, so dürfte dieses Sartiment weithin sehr stark empfunden werden. Politische Rundschau, 5. April. Die ru­s­­stishfranzösische Allianz wir nun auch von russische offiziöser Seite in Abrede : „Die hiesigen Blätter melden : Die höchsten Autoritäten hier versichern in der bestimmtesten Weise, daß sein Offensiv­­und Defensivbündung zwischen Rußland und irgend einer an­deren Macht besteht. Iin einem Augenblicke, in welchem ganz Europa die großartigst­en Nützungen zu Lande und zur See treffe, Habe der Kaiser V­orsichtsmaßregeln treffen müssen. Die kaiserliche Regierung wahre sich in den gegenwärtigen Ber­­ältnissen die volle Freiheit des Handelns und es sei nicht nothwendig beizufügen, daß sie nur von den Gefühlen für Die Würde der Krone und die Untereffen des Landes geleitet wird (inspiré)." Eine Berliner Depesche dementirt die Macht nicht, als beabsichtigte Rußland, militärische Mairegeln an der preußischen Grenze vorzunehmen; gleichzeitig wird uns aus London berichtet: „Herr Seymour Fib gerad, Unterstaatssekretär des Auswärtigen, theilte seinen Wählern Folgendes mit : Die englische Regierung habe bei der russischen direkt angefragt, ob ein England feindseliger Traftat mit Frankreich abge­­schlossen worden sei, worauf Síri Gortshhakoff ge­antwortet : „Ich stelle es nicht in Abrede, das ein schriftliches Engagement zwischen öranfreld und Rußland einft­ren mag; doch kann ich Ihnen die alerbestimmteste Versicherung erthei­­len, daß besagtes Arrangement nichts enthält, was im Ent­­ferntesten als Grundlage einer gegen Europa feindlichen Al­­lianz gedeutet werden könnte. Sollte Lord Malmesbury über diesen Gegenstand befragt werden, so mag er zuversichtlic in diesem Sinne antworten, und gebe ich Ihnen meine persönliche Bürgschaft, hak diese Erklärung nicht durch Iharfachen Ligen , gestraft werden wird.” Diezu bemerkt jedoch die Berliner , Nat.­3." : ú Sast alle Welt gibt zu, daß eine „schriftliche Ueberein­­kunft z­wischen den beiden Staaten einft­rt, nur soll sie etwas solrommen Harmloses sein, troß der 50.000 Russen, die sie gegen Die Österreichische Grenze in Bewegung fegt. Ueber welche Gegenstände sollen sich bei der heutigen Weltlage Rußland und­ Frankreich vereinbart haben, wenn nicht über gewisse defensive und eventuell an offensive Mafregeln ? Diese einfache Frage wird in den Ie ersten Wendungen u­mgan­­gen. Mit Leuten, die den französischen Krieg in Italien einen „Defensivkrieg”" nennen, Rist freilich nicht zu streiten. Wenn Rußland einem Staate, der seine Armee über die Grenzen sendet, seinen Schuß gegen anderweite Angriffe in Aussicht fielt, so tragen solche Verpflichtungen doch seinen defensiven Charakter, Gemwiffe rufftsche Gesandte, welche fest auf’s Eifrigste dem Bündnig widersprechen, Tiefen gemwiffen deutschen Höfen noch dor Kurzem im sehrofften Tone ankündigen, daß Ruf­­land seine Koalition gegen Frankreich dulden werde, Mebrigens, meldet auch ein Weimarer Teles­gramm som 1. b.: Die Großherzogin-Witwe hat von Kent Kaiser von Rußland ein Telegramm erhalten, das die Gerüchte, Rußland beabsichtige Oesterreich und Preußen zu bedrohen, für unbegründet erklärt. Die neuere, vom Kriegsschauplan eingelaufene Nachricht Datirt vom 3. b. An diesem Tage haben die kaiserlichen Truppen eine Allarmirung der Polinie von der Sofiamündung bis San Nazareno vorgenomm­en. Allarmirungen haben In den meisten Fällen den 3wed, die Stärke der feindlichen Streitkräfte, so wie die Truppen­­bestandtheile, aus welchen dieselben zusammengefecht sind , zu erforschen. Den vorliegenden Berichten zufolge scheint der Linie Flügel der kaiserlichen Armee gegen das von den Fran­­zosen befhüste Alessandria zu veperiren­, während der am Lago Maggiore operirende rechte Flügel die V­orrüdung gegen Turin vom Norden aus zu beabsichtigen scheint. Einem Telegramm zufolge geschah, wie bereits gemeldet, das Vorrüden der österreichischen Truppen in südöstlicher Rich­­tung gegen den Wo; die Vorposten waren bis Candia und Cairo vorgeschoben. Beide Orte bilden mit dem Hauptquar­­tier die Seite eines beinahe gleichseitigen Dreieckks. Es ist dies Derselbe Truppenkörper, welcher von Pasta aus über den Tesitn ging. Auf diesem Marsche gelangt man zuerst an den Zanaro, dann an die Sesta, beide sind Gebirgsflüßchen, fürd«­man vom Norden her in den Po beinahe parallel mit dem Tessin. Cairo legt etwa eine Meile von der Mündung des Z­anaro in den Po. Candia, nordöstlich davon, liegt unteit der Mündung der Sesta. Beide Orte bilden demnach die Basis eines ungleichzeitigen Dreieckks, dessen kürzerer Schenkel die Linie von Pasta nach Cairo bildet, die Linie Panin-Can­­tersburger Telegramm vom der nämlich ein P­ez gestrigen Datum mel­­ı

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