Pester Lloyd - Abendblatt, Februar 1860 (Jahrgang 7, nr. 26-49)

1860-02-01 / nr. 26

——«« \ . (Die einzelne Nummer foftet 3 Er, 6, 5.) eft, 1860. Abendblatt as Pester Lloyd, Februar. Nr. 26. R. Wien, 31. Sänner. Bereits unter dem 27. b. habe ich Ihnen mitgetheilt, daß die päpstliche Kurie es aufgegeben hat, gegen die Rebellen in der Romagna mit Waffengewalt vorzugeben, dieselbe wird sich, wie man neuer­­dings vernimmt, auf die strengste Defensin­e beschränken. Sollten die Piemontesen , woran übrigens nicht mehr zu zweifeln ist, in die Romagna einladen, so wü­rde die Kurie gegen diesen offenen Bruch, des Belferrechtes pıntestiren, jer doc­h einen militärischen Widerstand reisten. Dagegen aber ist sie fest entschlossen , jeden Aufstandsversuch in Umbrien und den Marken mit Gewalt zu dämpfen. Daß es dazu kommen werde, scheint ziemlich gewiß zu sein. Die Agitation ist in diesen Theilen des Kirchenstaates fortwährend im Rad­­­en und wird von den Agenten Sardiniens mit Eifer genährt. Was die savoytische frage betrifft, so hält­­ man ss für überzeugt, daß dieselbe Groß der Abneigung, welche in Savoyen selbst gegen die Annexion herrscht, dennoch­ in einer, den­­ Interessen Frankreichs entsprechenden Wette ge­­löst werden wird.­­ Daß ein die Abtretung dieser Provinz betreffender Vertrag zwischen Frankreich und Sardinien be­­steht, ist Groß aller das Gegentheil versichernden Angaben aus Turin gewiß; daß aber dieser Vertrag zur Durchführung ge­­langen wird, kann dermalen mit um so größerer Steherbetz erwartet werden, da gutem Vernehmen nach nunmehr auch die Tegten Bedenken, welche Sardinien gehabt hatte und die sie namentlich auf seine strategische Stellung gegenüber von Oesterreich bezogen haben sollen, dadurch behoben worden sind, daß Frankreich ausreichende Orrantien gegeben hat, welche Sardinien seinen Territorialbestand verbürgen, bins den gegenwärtigen, oder auch denjenigen, welchen man in Turin noch zu erwerben hofft, das fit freilich nicht gesagt. Politische Nundsehau, 1. Seber. Seit Ca­­spar wieder anf Ruder, in der treibt Agitation und der Revolution dig stattgefunden, legten Alles in Italien entgegen; die Demon­­firationen, welche Zeit felbft in Ben e liefern den unz­weideutigsten Beweis Pariser Korrespondent des , Nord" will wissen, Daß all der französische Gesandte in Wien die Zustände in Venedig zum Gegenstande einer Besprechung mit dem Grafen NRechberg genommen habe; mit vielen ‚beliebten Kombinationen reich auch das if. ift, an Denen bas bel­­gifhe Blatt fo Derfelbe baldige Erfcheinen einer diese Zu­­fände besprechenden Brodüre aus Der Fever Lagueron­­niere’g, liegen uns, — aufer unserer Wiener R-Sorrespondenz, — folgende Mittheilungen vor Sntondon kündigt an, daß die Großmächte. fich Male der Abtretung von Savoyen­prinzips BEN, das sie Geltung zu daß der „Obserser” energisch miderfeßen werden. — bringen Aus Paris schreißt man einem Berliner Blatter: „Die kaiserliche Regierung begehrt diese Provinzen im Grunde weniger bieser Besigergreifung zum ersten ift, und Daß, wenn England hofft, ihrer selbst, Nizza als des Ein hiesiges Blatt, das in solchen Dingen Beicheid weiß , spricht sich darüber bereits unverholen aus. „Die Antwort des englischen Mi­­nisteriums auf Die Interpellation Lord Normanby’s, sagt es, it ein Muster diplomatischer Reinheit. Es etwas gesagt wird. Man kann aber so viel daraus ersehen,, daß die Frage an der Tagesordnung die Annexion Savoyen’s und Nizza’s auch nicht gern sieht, es ihr doch keinen ernstlichen Widerstand entgegengeben wird. Webrigens werden alle sich auf die Wiederherstellung der natür­lichen Grenzen Grantretd 8 beziehenden Tragen auf natürliche Weise und durch die Gewalt der Dinge allein zu ihrer Stunde an die Reihe kommen, ohne daß Frankreich die Initiative zu er­­greifen genöthigt sein wird. So macht die Annexion Mittel­­italiens an Piemont den Anschluß Savoyens und Nizzas an ranfreid­ unvermeidlich. Alle Welt begreift das. Auf der anderen Seite wird die annertonistische Bewegung , die sich in Deutschland zu Gunsten Preußens vorbereitet, eine von dem französischen Interesse angedeutete und geforderte An­­nexion hervorrufen. Man kann wohl sagen, daß fett in Eur­opa Ledermann damit beschäftigt ist, sich in die Bedin­­gungen einer natürlichen Existenz zurückzuverlegen. Das­­ Wiedererwachen der Nationalitäten und das Streben aller Belfer nach Einheit werden in Europa der Reihe nag Ber­änderungen herbeiführen , die ohne ge­waltige Erschütterung vor sich geben werden." Der Pariser Korrespondent Der „Deutsch. Allg. tg." berichtet über Depeschen, die am 26. Jänner aus Petersburg angelangt sind, und in denen der Herzog von Montebello über die am dortigen Hofe herr­­schenden Ansichten bezüglich Italiens Bericht erstattet ; sie sollen der französischen Politik nicht ganz günstig sein ; der Vertrag von Billafranca. Die entente cordiale mit England hätten die frühere Neigung des Czaren bedeu­­tend abgeschwächt. Ein Pariser Telegramm vom 31. 9. M. meldet­ , Batrie" dementirt die Nachricht, Lord Cowley werde nach Turin gehen. Der ‚Montteur’ meldet : Die Regierung habe oft den aufregenden Charakter, welcher die Polemiten über religiöse Tragen an sich trugen, befragt. Nach der Unterdrückung des „Univers“ seien die heftigen Ausfälle, welche Dieses Blatt prospzirt hatte, Fünfzig ohne Grund, ohne Entschuldigung. Die gesammte Presse werde begreifen , daß bersei gewichtige Fragen mit Ruhe und Mäßi­­gung besfuttrt werden müssen, wie solches durch die Interes­­sen des öffentlichen Friedens und der Achtung vor der Reli­­sion geboten sei. An sonstigen Berichten sind eingelaufen : Aus Mailand vom 30. 9. M. wird gemeldet : Mehrere aus österreichischen Diensten entlassene lombar­­dische Soldaten, melche, wie bekannt, wegen De­­monstrationen zu Gunsten Oesterreichs in Brescia und Ber­­gamo gefänglich eingezogen wurden, sind nach Mailand ab­­geführt worden. — Garibaldi’s HSetrath mit der Tochter des Marchese Raimondi wurde am 24. d. M. im Hause des Schwiegervaters in Como vollzogen. — Die amtl­ighe ‚„„Sazzetta di Beneyta‘ meldet, zwei kürzlich in’s Ausland geflüchtete ungarische Offiziere hatten allerdings in einem ungarischen Regimente gedient 5; es sei jedoch gegen sie wegen Betruges und BVßeruntreuung der Kriminalprozeß eingeleitet worden. — In München wurde ein Handels­­mann Namens Sodeur, aus Lindau gebürtig,, verhaftet, weil er Soldaten für neapolistanische Dienste warb. Aus Berona wird der "Tr. 3tg." geschrieben : „Die zur definitiven Feststellung der Grenzlinie zu­­sammengetretene ü österreichisch-sardinischge Militärkommission hat ihre Arbeiten bis auf Weiteres e­iigestelt. Die Fest­­stellung der Grenze gegen die Lombardei­st vollständig ge­­schehen und es sind bereits Genietruppen zur Aufstelung der Grenzsteine beordert. Da es sie aber um die Feststellung des Gebietsraumes zwischen Le Grazie und Scarzarollo handelte, über dessen Besit selbst das Züricher Friedensprotokoll eine Lücke seß, so erklärten Die Besollmächtigten, daß sie ohne neue Luftrustionen ihrer Regierungen keine weiteren Schritte dafür, indeß Der allen Grund qnostizirt zur Annahme, — wir wollen abwarten. Ueber Sasoyen zur gesprochen,, ohne bei bag Dies eine Korrespondent und: der der haben Pru­­: wird Darin viel

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