Pester Lloyd - Abendblatt, April 1863 (Jahrgang 10, nr. 74-98)

1863-04-01 / nr. 74

I. Mittwoch, 1. April. Nr. 74. (Die einzelne Nummer Eoftet 3 fr. 6, 8.) Def. 1863. Abendblatt aes Zelegr. Weperden des „WBester Lloyd. ten, 1. April. Der heutige „Botschafter” meldet: Graf Georg Apponyi ist nicht mehr Juder Curiae () ; die Einberufung des siebenbürgischen Landtages und die Publikation der diesfälligen kaiserlichen Entschliegung sei unmittelbar bevorstehend. maris, 1. April. Der Minister Magne hat wegen Differenzen mit Sould seine Demission eingereiht und wurde in den Geheimrath berufen. = ©, Exzellenz Graf Georg Appony i­st gestern nach Wien gereist. Politische Runtihau, 1. April. So völlig aus der Luft gegriffen, wie man es in Wien und Berlin darzustellen sucht, war die Meldung der „Köln. 3tg.", als habe man in den Tuilerien einen Moment an die volständige­ Unabh­angigkeit des herzog­­thums Barsham gedagt, denn Doch nit, denn auch die „Patrie” bemerkt, daß ihren Erk­undigungen zu­ folge eine derartige Kombination wirklich vor einiger Zeit am Tapet gewesen und der Prüfung unterzogen worden se, — und gleichzeitig wird in halboffizieller Weise der „A. A. 3." aus Berlin geschrieben, der Prinz Nevoleon und die Kaiserin Eugenie hätten diesen Ber danien gehegt, und zwar haben sie ihn zuerst auf den Großfürsten Nonstantín und dann auf den Herzog von Leuchtenberg gerichtet. — And­rerseits wird jest­and von der „Gen. Konr.” bestätigt, daß in den lebten Ta­­gen zwischen dem Wiener und dem Tuilerien-Kabinett „eine betentende Annäherung stattgefunden habe bezüg­­lich der Auffastung der polnischen Trage, so daß im Augenblicke eine Ausgleichung der gegenseitigen An­­schauungen wohl in Aussicht stehen dürftet." — unwahrs­­cheinlich ist damit die gemeinsame Entwich­efung Dester­­reiche und der Westmächte gemeint ,identische Noten nach Petersburg abzusenden. von Preußen ist Aehnliches selbst­­verständlich nicht zu erwarten. Herr 9. Bismarc soll zwar eine Note nach Wien abgeführt haben, in welcher­ der bundestreuen Haltung Desterreiche (gegenüber den Lodun­­gen Frankreigs) die volle Anerkennung und der­gebüh­­­rende Dant ausgesprochen wird ; allein das hindert ihn nicht , die russische Auffassung der polnisten Angelegenheit auch fernerhin beizubehalten. In einem Nunotreiben an seine Vertreter im Auslande erklärt er offen : Preußen künne für­st in der polnischen Trage das Nichtinterventions­­prinzip nicht gelten lassen, indem Die worbiigen Mächte gegenüber der polnischen Inturrention ihr Interventions­­recht auf die Solidarität der Bewegung in allen Theilen des alten polnischen Reiches fügen, — Mit dem Zuriner Kabinet flieht er far ganz auf kriegerischem Fuße. Der Zuriner Gesandte am preußischen Hofe, Herr von gannay, — erzählt bie , Gen, fort." , — soll unlängst von Herrn von Bismarc, über eine Anfrage um Aufklärungen her­­­züglich der Konvention vom 8. Feber eine sehr herbe Antwort bekommen und als er darüber nach Turin telegra­­phirte, die Werfung erhalten haben, noch einige Zeit daselbst auszuharren und die Entwicklung der Dinge abzu­­warten. Dem Kriegsschauplasy wird berichtet: Die Nachricht vom „Ezas", daß nach Ezarna bei fezayót 60 Russen gedrängt, entwaffnet und nach Rzesow gebracht wurden, ist unwahr. General Rzemwusti ging am 28. März wieder über den Bug, um in Bob­yynien zu operiren. — Ueber den Kriegsrath zu Welce finden wir in der "Gen.Korr." folgende Mittheilung : Langtiemwicz erklärte der Versammlung , daß die überlegenen Streitkräfte der Russen, die Erschöpfung der eigenen Mannsfaft und die augenscheinliche Gefahr der gänz­­lichen Vernichtung des Korps eine Beschlußfassung für den Kriegsrath erforderlich machen, was in diesem Kritischen Momente zu beginnen se. Seztoransti und Wali­­gor­ski antworteten übereinstimmend , daß die Vernich­­tung des ganzen Korps dem Aufstande noch nit so far den möchte, wie der Tod oder die Gefangennehmung des Diktators ; dag der Diktator schon vermöge seines Amtes nit fiet, bei einem Korps bleiben kann. Er möge daher das Kommando über diese Truppenmacht einem Andern übergeben, sich allein entfernen, oder wenigstens einen sichern Ort sucjen , von wo aus er mit Sicherheit den ganzen Auf­­stand leiten­­ könnte. Alle anderen Offiziere des Stabes waren derselben Meinung. Nur Ulatomwsch­ machte die Bemerkung , das es angezeigt wäre, zum System des G­u­e­­rillakrieg­es zurückzukehren, von dem man eigentlich gar nicht hätte abgehen sollen und beantragte die Tren­­nung in vier Korps. Bentkfomstfi hatte bisher ge­­sch­wiegen und trat nun dem ganzen Stabe, dem auch bereits der Diktator beizutreten fehlen, mit der Ansicht entgegen, daß die Entfernung des Diktators das größte Unglaf, der gefährlichste Mißgriff wäre. Sein Abgehen werde dem ohne­­hin fon starf erschütterten Organismus des Korps den To­­desstoß versehen, werde die begonnenen Wühlereien erst­ recht fördern ; auch werde das Vertrauen im ganzen Lande­ erschüt­­tert werden, wenn das Korps, auf das man so erste Hoff­­nungen gefeßt hat, zerfalle. Das Korps sei schon derart or­­ganisirt, daß es als Kern einer regulären Armee bastelte, zum Guerillakrieg aber nicht mehr gut verwendbar sei. Er fimme also gegen das Abgehen des Diktators. Dieses Botum wurde von der Versammlung fast mit Entrüstung aufgenommen. Man suchte Benifowsti von seiner Speer ab­­zubringen, doch er beharrte bei seinem Ausspruch und erklärte noch, es sei eine Forderung sowohl der Ehre als der Klug­­heit, sich nöt­igenfalls bis zum legten Mann zu felagen. Bentkowski stand mit seiner Ansicht allein im ganzen Kriegs­­rathe. Dir Diktator handelte also, als die Berathun­­gen beendigt waren, im Sinne seines Stabes, theilte das Korps in zwei Abtheilungen, übergab das Kommando, den Führern Smiehomwsti und Czahomszti, und was weiter er­folgte, ist bekannt. Aus M­ars­cha­u sind nachstehende Berichte ein­­gelaufen : Seit mehreren Tagen passiren stark­ ruffische K0- Tonnen Warschau und bewegen si ín südlicher Richtung weiter. Es verlautet, ruffisches Militär werde zemnácht in Maczt­ einrücken und alle Eisenbahnstationen durch bedeutende Militärabtheilungen belegen, von wo Streifpatrouillen nach verfehtenenen Richtungen entsendet werden sollen. — Die Ber­festigung Marihans wird im großartigen Maßsicht des % -

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