Pester Lloyd - Abendblatt, April 1867 (Jahrgang 14, nr. 75-98)

1867-04-08 / nr. 81

Abendblatt des Pester Lloyd. Montag, 8. April, Nr. 81. (Die einzelne Nummer Eostet 4 ff. d. WB.) Vol. 1967, Tel. Depefhen des „‚Pefter floyd." Wien, 8. April. (R.-B.) Der Kronprinz ist am Katarıh erkrankt ; die Heilutte nimmt einen langsamen Berlauf, dog ist der Kronprinz täglich einige Stunden außer dem Bette. Paris, 7. April. (R.­8.) In den Provinzen wird eine Negierungsdepeiche affichirt, welche die Nachricht über Absendung eines Ultimatums an Preußen dementirt. „Patrie“ dementirt gleichfalls die Nachricht über Absendung eines Ultimatums, sowie über die Bildung eines Lagers von 100.000 Mann und den Abflug einer Anleihe im Be­­trage von 300 Millionen. Nichtsdestoweniger fordert die „Patrie“ die Herausgabe Lurcemburgs. Die " Brance" sagt : Deutschland allein widerlege sich der Abtretung Luxem­­burgs. Der Kaiser hat bis jeit Deutschland große Sym­­pathien erwiesen, aber die Stunde kann kommen, wo es gezwungen sein wird, der Würde Irankreichs Nehnung zu tragen, wenn die unserem gerechten Einflusse gebührenden Garantien hartnädig verweigert würden. Paris, 8. April. (K.-B.) Das Abendblatt des „Pans“ glaubt, Preugen rüfte. Der „Abendbmoniteur“­­ sőweigt über die Tagesfrage. „Liberté“ sagt : Wenn Preu­­gen Luxemburg annetiert , so wäre dies eine schwere Nie­­derlage für die französische Fahne; wenn es Luxemburg noch eine Woche defekt hält, wäre dies eine Erniedrigung, eine unserer Ehre angethane Schmach. Wenn Preußen Luxem­­burg räumt , ist dies­ vielleicht der Friede für einige Zeit. Verbleibt Preußen, oder schleift es die Festung, so ist dies eine Demüthigung­, die Frankreich zu erlauben nicht ge­­wohnt ist. Dasselbe Blatt meldete : Marshall Foren übers nimmt morgen das Kommando im Lager von Chalons. Florenz, 3. April. (R.-B.) Das Kabinet ist ge­bildet aus Natazzi Inneres, Veraris Finanzen, Nebel Krieg, Peratto Marine, Correnti Unterricht, Venosta Aeußeres. London , 3. April. (R.-B.) Zwei Panzerschiffe verließen Malta, angeblich nach Cadiz bestimmt, wegen des "Zornado"- Falles. Der Präsident Johnson ernannte den General Francis Blair zum Gesandten in Wien. Wien, 8. April. Barbörse. Kreditak­ien 171.50, Staatsbahn 194.50, 1860er Lofe 85.80, 1864er Lore 82, Nas BO ORAROE 10.65, steuerfreies ‚Ansehen 5775, Galizier 209. ergute, Bari, 6. April. (RB) Mehl steigend ; 6­ Marten pr. April Fr. 74.25, 4 Monate vom Mär; an Fr. 74.75, vier Monate vom Mai an Fr. 75.25, pe. Oktober Fr. 75.50. — Getreide unverändert. — Sonntag Nachmittags:Boule­­vardsıente 66.50, Italienische 51.40. Newport, 6. April. (RB) Mediel­urs auf London 108 °,,, Survagio 33, Bonds 1095/,, Jhionig —, Eriebahn —, Baunwolle 28, Petroleum, raff. 26. & In der heutigen Unterbausfibung haben die neuernannten Obergespane Johann Faur, Graf Lavislaus Csáty, Graf Albin Csáty, Raul Rainer, Graf Géza Szapáry, Darius Szmrecsányi,­­Graf Feliz Zihy und Benjamin Bárák, dann der zum Oberkapitän des Kövärer Distriktes ernannte Aba. Nikolaus Aifaluffy, endlich die Unterstaatssekretäre Hollán und Felt ihre Mandate als Abgeordnete niedergelegt. Dann erklärte Baron Joseph CGrves im Namen jener fehd Mi­nister, die dem Hause bisher als Abgeordnete angehört, hab. sie ihre Mandate ebenfalls nie verlegen, und werden dent­zufolge in den betreffenden Bezirken Neuwahlen angeordet. Minister Baron Wendheim beantwortet Jorann die Interpellation des Abgeordneten Babes vom vorigen Freitag dahin daß die im Kraft der Komitate beabsichtigte­ Versammlung deshalb verhindert wurde, weil sie nicht als Privatkonferenz zusammentre­­ten wollte, sondern eine Rolleversammlung von größeren Di­­mensionen werden sollt. — Branovaczky interpellirt das Ministerium, ob es noch im Laufe dieses Jahres dem Hause bezüglich des Elaborates des serbischen Kongresses von 1861 die entsprechenden Vorlagen machen wolle? Da die Motivirung der Interpellation eine sehr weitläufige war, erklärte das Mini­sterium, auf die Interpellation nicht sogleich antworten zu kön­­nen und wird demnach die erwähnte Interpellation sammt der Motivirung vorerst in Druck gelegt werden. Nachdem sodaton vor Abg.Theodor B­­ t­a verifizirt worden,ging das Haus zur Tagesordnung über,auf welcher für heute die kroatische Frage steht.In dieser Angelegenheit haben Deák und Ghyczy zwei Anträge eingereicht,die morgen zur Verhandlung kommen.­­ Bon Sr. Erjellenz, dem Minister des In­nern ist heute­ an den Oberbürgermeister der­ Stadt Belt fol­­gende. Verordnung in Betreff der Beamten: Restaura­­tion herabgelangt : Nachdem in­ Folge der Wiederherstellung ver Berfassung an vie kön. Freistänte in ihre gefeklichen Rechte wieder einge­­setz sind , so beauftrage ich zur Durchführung derselben auf Grund des diesbezüglichen Reichstagsbeschlusses von Herrn Bür­­­­germeister, den 1861er städtischen Repräsentantenkörper, welcher im Sinne des berührten Neipstagsbeschlusses alle­ine Berfeh­­rungen zu treffen berufen i­, die hinsichtlich der Beamtenwahl und somit auch der Neugestaltung des Repräsentantenkörpers im 23. Art. 1847/38 enthalten sind, — zur Veranlassung und Ausführung der diesbezüglichen Vorkehrungen auf den 11.:b­­este: Dien, am 7. April 1867. 8. Béla 98 en d­eím m. p. sz Die ministerielle Partei hielt geitern Abends von 6 bis 7 Uhr in den Loyalitäten des Deaftlubs eine Konferenz. Gegenstand derselben war der Beichluß - Entwurf bezüglich der froatischen Frage, welcher heute dem Unterhause vor­­gelegt wird. Die Fünfziger-K­ommission der Wähler derin­ neren Stadt versammelte sich gestern vormittags um 1 Uhr im „Nemzeti­kör" zu einer­ Konferenz über die bevorster­benden städtischen Wahlen, und wurde der Antrag gestell , eine Deputation an Herrn v. Szentínályi abzusenden , die er mit demselben über seine Kanvidation für die Stelle des Ober­­bürgermeisters in­s Einvernehmen fegen sol. Dieser Antrag, gegen welchen sich eine Meine Minorität erhob, wurde von der überwiegenden Mehrheit angenommen und erhielt der Bräjes der Kommission, Here Stephan KLE­ih, den Auftrag, in Erfah­­rung zu­ bringen, wann­ Herr dr. Sjend­irályi die Deputation zu empfangen bereit wäre. Gleichzeitig wurde bestimmt , daß die Kommission am nächsten Sonntag um dieselbe Stunde aber:­mals in der Colalität des Nemzeti­ker zu einer Berathung zu­­sammenkomme. — In Folge des erhaltenen Auftrages verfügte sic. Herr v. Kléh zu Herrn v. Szentfirályi, und dieser erklärte, wie wir heute vernehmen, er werde der Fünfziger­­-Kommission lieber selbst seine Aufwartung machen, und zu die­sem Behuf nächsten Sonntag Vormittag 11 Uhr, im , Nemzeti­kör" erscheinen. — Wir fügen dieser Mittheilung ven Wunsch bei, es möge Gelegenheit geboten werden , vak Der betreffen­­den Versammlung nicht blos die Mitglieder der Fünfziger- Kom­­mission, sondern auch die übrigen Wähler der inneren Stadt beimwohnen können. Wenn aber dies der Fall ist, so wäre die Versammlung, anstatt im, Nemzeti­ker", in einer viel geräu­­migeren Loyalität abzuhalten. Mit allerhöchstem, aus Ofen, 2. d.,­­datirten Handschrei­­ben wird Graf Ludwig Crenneville von der­ Leitung des Präsidiums des Landesguberniums in Siebenbürgen auf dessen Bitte enthoben und verselben als Anerkennung­ der in vieser Eigenschaft geleisteten ausgezeichneten Dienste das Groß­­kreuz des Leopold: Ordens mit Nagfiht bei Taren verliehen. RE eu REDE TETSZETTEK FEIERTEN RT ERE LEEZAK SSE SEES NEZ EEE ER EEE ESTER EEE EEE SUSE ET Peflter Sfizzen. x, y. Auszug. aus dem Logbuche des Dampfers „Fiume” der ungarischern Dampfschifffahrtsgesellshaft für die mittlere Donau, über die Probefahrt am 6. April, 3 Uhr 30 Min. — Auf allgemeines Verlangen wird zum Tetten Male geläutet. Der Verwaltungsrath, die Direktoren des stabilimento tecnico, Beamte der Gesellschaft und zahlreiche Gäste stehen auf Dech, Schnupftücher und Wimpel weben. Ein Pl, der Anker könnte aufgezogen werden. Da aber das aus leiht begreiflichen Gründen nicht geschieht, ziehe ich wenigstens den meiner Uhr auf. Wir sind auf offener See. Das Schiff geht vortrefflich. 3 Uhr 35 Min. — Wir dampfen unter der Kettens brüde fort, und da wir von der­ Redoute ausgingen, folgern hieraus einige seefundige Gäste, daß wir zu Berge fahren. Das Schiff geht sehr gut. 3 Uhr 40 Min. — Einige unerfahrene Gäste entweden eine unbewohnte Insel und wollen sie eben im Namen des Kö­­nigs von Ungarn in­ Belis nehmen, als es sich herausstellt, daß 23 die Margaretheninsel ist. Wir dampfen famos. 4 Über. — Vom rechten Ufer fchallt lautes Geschrei her­­über. Braune Menschen springen und hüpfen bei einem rothen Feuer­ mit blauem Rauch umher. Einige Furchtsamere befürchten einen Ueberfall von Madagassen wie in der „Afrikanerin”, der Kapitän meint jedoch, es wären blos Zigeuner. Ich nehme mir vor, später zu fragen, wie viel Knoten das Schiff in der Stunde macht, und um es nicht zu vergessen, mache ich mir einen Knot­ten und Taschentuch. Wir segeln gut. 4 Uhr 10 Min. — E3 begegnet uns ein Seeabenteuer mit einem Seeungethüm, wir fehen und hören jedoch nicht3 dar­von, weil der betreffende Hecht unter Wasser bleibt. Das Wet­­er ist trübe, der Himmel hängt voller Woffen, von denen aber eine die Bargeigenform annehmen will. Eine Dame fragt ängst­­ih, ob auf der Donau auch Seestürme vorzuflammen pflegen, der Kapitän bejaht es, erklärt aber zur Beruhigung, das Schiff ei­nfgefüh­rt. Das Schiff fährt iden. aAU.15EM. — Mir fehen eine Wasserboje, welche no­azu gerade über das Schiff weggeht. Sie besteht aus ge­leerter Leinwand und einer unserer Matrosen hat sie­ am eibe. Ein mitfahrender Whasifer erklärt uns Landratten 18­­cöne Phänomen. Das Schiff ist unversehrt geblieben. Junge mitfahrende Ichthyologen zeigen uns fliegende Fische, die­­ bei Luft umherhuschen. Ein mitfahrender Ornitholog be­­lt jedoch, dab es Wildenten sind. Die (furchtsame) Dame in oben fragt, ob Wildenten nicht auch Sturm bedeuten, wie die Möven. Der Ornithologe meint, sie thäten das aus . Höf­­lichkeit nur, wenn seine furchtsamen Damen dabei sind. Das Edit fährt raf. 4. U. 20 M. — Auf der Höhe von Simaliget. Hart am Ufer. liegt etwas auf dem Waffen. Der Ichthyologe von oben betrachtet er durch­­ einen Opernguder und erklärt, es sei eine Seeschildflöte. Die Verwaltungsräthe erkennen es jede als die „Hableäny”, das Miniaturdampferchen des Grafen Edmund S­öhenyi, welches denselben Morgen seine Fahrt nach Bari angetreten hatte und von uns überholt wurde. Die Meinungen theilen sich. Einige bis an die Zähne bewaffnete Augen bemerken, daß man von jenem Gegenstande her mit weißen Schnupftü­­chern Grüße herüberwirft, und da es bisher nicht bekannt­­ ist, daß Seefhilpfoten weiße Schnupftücer bei fihr'zu haben pfle­­gen, scheint es gewiß zu sein, daß jener Gegenstand die , Hab­­leány" ist. Die (furchtsame) Dame von oben fragt, ob es blos eine Seefranzheit gebe, und nicht vielleicht auch eine Flußkrank­­heit, denn sie fühle ein kleines Unmahlsein. Man verneint es und sie erklärt nun, daß sie si wieder wohl fühle Wir fach­ten immer besser. 4 U. 30 M. — Ein scharfsinniger Gast wirft die Frage auf, woher es denn säme, haß man aus Seewasser Seefalz ode und nicht auch aus Süßmwasser Seeruder. Diese gewichtige Frage scheint Allen so gewichtig, daß das Schiff beinahe zu finden be­­ginnt. Es wird jedoch gerettet, wenn man kündigt an, daß uns ten servirt sei. Eine reißende Strömung tritt al­fonleid ein, welche Mann und Maus unwiderstehlich erfaßt und hinabsieht — ir die Kajüte. Alles geht gut. 4 Ú. 35 M. — Ale ist im Salon versammelt. Grüner Sammt, Bilder, Teppiche, Spiegel, Säulen, Lurus, Komfort. Die Bersammelten singen einen Chor der Bewunderung mit dem untergelegten Terre : „Ah! Ah! Ah!” Ebenso einstimmig fegen sie sich dann um die Tische und beginnen einen denkwür­­digen Wasserfeldzug, welcher reic­ht an heldenmüthigen Details aler Art. Zuerst kommt ein wohltombinirter Masfenangriff ge­­gen einige große Fogas’, welche zum Kampf aeschmüht und starr befestigt mit einem fortifikatorischen Gürtel neuester Art, in einer Sauce a la tartare hereinfhimmen. Der Choc ist alan­­zend.­­Es titten und birgen die Messer, in einem Nu sind die Bogad’, welche uns so tollfühn geentert haben, überwunden ud hinabgewandert zum finsteren Schlund — des Orkus. Der Kampf spinnt sich jedoch mit neuen Angreifern aus der Thier­­welt fort, welche ununterbrochen in den Salon hereinstürmen, ohne zu bedeuten, daß ihre Todesverachtung durch den unbedeus­tenden Umstand­ allein, hab sie — gebraten sind , sie reitung?: 108 ans Mefser liefern muß. Und so geschieht 3. ‚U — Die Sciffsglocke läutet, wir sind in Walken. Unten springt Alles auf und stürzt aufs Berded. Das Ufer wimmelt von Menschen. Böllerschüffe werden gelöst. National­­fahnen wehen. Zigeunermufik und Eisenrufe. Wallen schwenkt seinen ganzen V­orrath an Taschentüchern ; einige Bauern be­­weinen zum ersten Mal in ihrem Leben, das nicht zu fennen — aus leichtbegreiflichen Gründen. Sie halten si jedoch an ihre Hüte. Auf der Landungsbrücke steht der Professor der Nechte­­akademie, Rev. Kif3 und hält eine feurige Neue. Darauf : Musik, Essens und Böllerschüffe. Dann Antwortsreue von Heren Karl Szathmáry. Darauf: siehe oben. In Anbetracht der vorgerücten Stunde, des harrenden Diners und noch anderer Dinge scheb­en wir, bald von Waigen und machen uns auf den Radweg, so­­wohl nach Veit, als auch in den Salon hinab. Das Schiff geht so Schnell zu Thal, daß die (furchtsame) Dame von oben fragt, ob es nie vorzukommen pflege, was ein Schiff bei der großen Geschwindigkeit zufällig in’s schwarze Meer hinabrutscht­, bevor es Einer merkt. Man bejaht es, erklärt jedoch, der , Fiume" fer dies no nie pafsirt. 50.15M. — Der Champagner beginnt sein Werk. Zoafte in ungarischer, deutscher und englischer Sprache. Die Redefluth steigt so body , daß die (furchtsame) Dame von oben fragt, ob vielleicht ein Leb entstanden sei. Alles Mögliche wird leben gelassen und wenn die Betreffenden wirklich so lange­ leben wollten, hätten sie nicht wenig zu thun. 5 V. 16 9. — Wir hufhen noch einmal an „Hableäny“ vorbei. Szene wie oben. „Hableäny"” scheint heute in Waiben übernachten zu wollen, denn sie legt stromaufwärts wenigstens zwei 300 die Stunde zurück. 5.1­20 M. — Der Champagner sett sein Werk fort. Die geehrten Tischrechner zwingen die Leute, noch viel länger zu leben als früher Unter dem Stiffe schwimmt ein Hecht durch, er hält jedoch seinen Toast , der Ichthyologe von oben erklärt, dieses Phänomen noch nie wahrgenommen zu haben. 6 U. — Der Champagner m­üthet an Bord. Die ganze Berasung ist angegriffen. Man fürchtet, in Pest Quarantaine halten zu müssen. Schwächere Naturen werden fündeutsch ; sie schwanzen besentlich. Einer glaubt, er sei in der Nähe von Belt­­ und befindet sich plöglich in Preußisch-Schlesiens Hauptstadt. Die (furchtsame) Dame von oben fragt, ob der Herr flußfrans sei. 6 Ú. 30 M. — Wir legen vor der Nevoute an. Ich steige aus, die übrige Gesellschaft fitt noch beim schwarzer­ Kaffee und fährt vielleicht no bis Promontor weiter. Allges meine Zufriedenheit unter dem Rufe: , Eljen Fiume". nn — nn ee

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