Pester Lloyd - Abendblatt, Mai 1868 (Jahrgang 15, nr. 101-125)

1868-05-05 / nr. 104

; Abendblatt des Pester Lloyd. Dienstag, 5. Mai. . Nr. 104 (Die einzelne N­ummel Toftet 4 fr. b. 5.) Originalepesehen des Pester Lloyd. Wien, 5. Mai (Original-Telegramm.) Den hiesigen medizinischen Autoritäten stehen große Aus­­zeichnungen, bevor. Kofitansfy soll das Grofkreur , Siegmund, Vipanis, Helm und Ullrich sollen das Kom­­mandeurkreuz des Leopoldordens , die, Doktoren : Dlauhy, Böhm, Eisenstein, Melzer und Beer den feinen Skronen­­orden erhalten. Bipanik it zum Professor der Psychia­­trie, Böhm zum B­rofessor der Sanitätspflege bestimmt. Wien, 5. Mai., An der heutigen Unterhaus­­fißung beantwortet der Ministerpräsident die Interpella­­tion Sfene’s, betreffe der Verfolgung der Offiziere von 1848­ und 1849. Er sagt : Die Angelegenheit gehöre zur Kompetenz der Delegationen und des­ gemeinsam­en Ministeriums. Das Landesministerium würde seine Kom­petenz überschreiten , wen es das kaiserliche Handschrei­­ben in das Bereich seiner Thätigkeit einbeziehen "wird. Das Kaiserliche Handschreiben verlangt , daß der Reichs­­kriegsminister eine Vorlage zur­ verfassungsmäßigen Be­­handlung­ der Angelegenheit vorbereite ; es sei daher die Befürchtung seiner umrechtmäßigen Belastung im v­orhin­­ein ausgeschlossen. Ibien, 5. Mai, veröffentlicht die sanktionirten Gesetze über Regulirung der Beh­affung­ bei Eidesablegung vor den Gerichten und Aufhebung der Schulphaft. London, 5. Mai. Ju gestrigen Unterhaufe erklärte Disraeli... daß: die Königin in die angerathene Auflösung des Parlamentes vor Erledigung nothwendiger Geschäfte ablehnte, ebenso die hierauf angebotene Abdan­­tung des Kabinets. Die Auflösung des Parlamentes ist also vor dem­ Herbst unmöglich. "Glapstone zieht sodann den angekündigten Antrag betreffs Priorität der trischen Debatte zurück, erklärt die Resolutionen aufrecht zu ers­chaffen, und tadelt heftig die verfassungswidrige Amtsfüh­­rung Disraelis.­­ Disraeli fordert die Opposition auf, ein Mißtrauensvotum einzubringen. "Fortseßung der De­batte Donnerstag. K­onstantinopel, 4. Mai. Der „Venant He­­valo". publizirt die, Ernennung­­­ der 41 Staatsräthe, welche aus Mittelmännern und Christen bestehen. Kien, 5. Mai, 10 Uhr 45 Minuten B Vorbörse, Krevitattien 181.40, Kordbahn —, Staatsbahn 260 80, 1860er 81.—, 1864er 85.40, Napoleonsdor 9.314 Steuerfreies­ —, Bom­barden 168.90, ungar. Krevitattien —, Fünffich­ner —, Ga­­lifier —, Still. Frankfurt, 4. Mai. (Ubenpbörse) Wechsel per Feien —, 1859er engl. Metalliques —, Neues Silber-Ansehen —, RRational:Ansehen —, Metalliquis­alte —, Neues Steuer­­freies —, Amerik. per: 1882 75 °/,, Defterreichische . Kreditaftien 1907"/9, Defterr. Staatsbahnaktien 265'/,, 1854er —, 1860er —, 1864er —, Franz Sofessbahn .—, Defterr. Bant-Attien sehr beschränkt. Bari, 4. Mai. (Schlußkfurffe) 3perz. Rente 69.32, 4 operz. 99.50, italienische Rente 49, G Staatsbahn 567, Credit: Robilier 241, Xombard 375, Desterr. per Tag­er­ar auf Zeit 340, Konfols 93”­,, ungarische Anleihe Das heutige amtliche Blatt, Lemburg, 4. Mai. (Getreidemarkt.) Getreide stark weichend. Weizen per Mai 171, per Juni 168, per Juli 156. Roggen per Mai 119, per Sunt 114, per Juli 105. Hafer­stille. Del per Mai 22, per Juni 22, per Herbst 23 °, matt. Spiritus 28, flau. Kaffee felt. Amsterdam, 4.Mai. (Getreidemarkt.) Roggen per Mai 252, per Juni 246, per Juli, 236. Antwerpen, 4. Mai. Vetroleum, ruhig, 44"/2 St. London, 4. Mai. (Getreidemarkt) Weizen Shiling niedriger, Zufuhren seit Montag 186­75. . Gerste unverändert Hafer 6 Bence niedriger, ausgenommen bester Qualität. Prachtimetter. _ — eft, 1868. a­ar 9 Die Eröffnung der Fünfkircen-Barrser Eisenbahn. (Telegraphischer Bericht des „Veiter Lloyd”) Fünfkirchen, 5. Mai. Bei dem gestern Abends veranstalteten Festbantette wurde der Reigen der Toaste durch den Bruder Curiae v. Majláth eröffnet. Se. Exzellenz leerte das Glas auf das Wohl des konstitutionellen Königs von Ungarn. Darauf folgte Graf Miló mit einem herzlichen Zeintspruche für die allverehrte und geliebte Königin. Wieder ergriff nun Majláth das Wort, um die Ver­­dienste des Komm­unikationsministers Graf Milo zu wirdigen, worauf der Bürgermeister von Fünffirchen mit, einem fernigen Trinfspruhe­uf Majlath, den anderen Sohn der Baranya antwortete. Auch­ der Komitatsbeamte Bodó betonte die Verdienste Mellö’s, den er den „Szechenyi Siebenbürgens" nannte. Obernotär grant ließ abermals, den Yuder Cuviae leben, worauf dieser sich erhob und in ausgezeichneter Medie einen Toast auf zwei Männer vorschlug, welche sich um das Kom­­munikationsiwesen in Ungarn hochverdient gemacht : Donaudampfschifffahrts-Divetin Cafffian und Ober­­ingenieur Herz, welcher die Fünftirchen-Barcfer Bahn erbaut hat. Caffian dankte für die so ehren­de Anerken­­nung, die ihm zu Theil geworden, und erhob sein Glas für das Gedeihen der Stadt Fünffirdhen, um nach ihm Herz für das Gedeihen der Komitate Baranya und Somogh, die er nun verlasse, um die Alfölder Bahn zu bauen. Noch folgten Toaste von Kardos auf Sieben­­bürgen und die siebenbürgische Eisenbahn, von Beteg auf Mitó und Majlath ; dann erhob sich unter allgemeiner Spannung Beteg und brachte ein Lebehoch auf Franz­­ Deaf, welcher der Stoß und das Glück der Nation sei. Unbeschreiblicher Yubel folgte Diesem Zoajte und es währte lange, ehe die Begeisterung sich soweit legte, Daß Miltenyi zu Worte kommen konnte, um die anwesenden Vertreter der Journalistin Hochleben zu Lassen. Nun nah­­men die Toaste eine immer entschiedenere politische Fär­­bung an; es fielen­ sehr energische Worte gegen Die Agitationen der Äußersten Linken, Worte, die mehrfach, unter Anderen und von Seite des Bürgermeisters von Sünfflichen lebhaften Widerhall fanden. Die Gesellschaft blieb in der animirierten Stimmung von jede bis nach zehn Uhr beisammen und trennte sich dann nur, um sich an der Serenade zu betheiligen, welche von Seite der­­­­ Fünffich­ner Dalixda für Mits und Majlitg veran­staltet wurde. Pest, 5. Mai. P. C. Wie wir erfahren , beräth die­ äußerste Linie eifrig darüber, wie es möglich­ wäre , die doppelte Niederlage , die sie gestern im Parlamente erlitt , einigermaßen gut zu machen. Auf die Nede des Ministers. MWendheim wird wahrscheinlich in der morgigen Sigung C3iky antworten. Tiefer noch, als die Schläge, die ihr der Minister des Innern beigebracht, fißt aber der Hieb,, den der Ministerpräsident ihr in seiner Antwort auf das naive Verlangen Babes’, in Siebenbürgen straflos gegen die Integrität des Landes agitiren zu dürfen — weil dies unter dem Ministe­­rium Schmerling und­ Belcrevi . erlaubt gewesen — verfeßt hat. Hätte zum mindesten Madarap nicht die Unvorsintigkeit began­­gen, bei der Rede eines rumänischen Freundes gar so innig ver­­gnügt mit dem Haupt zu niden ! Die stürmischen Eijenrufe mit melden das ganze Haus des Grafen Anpräffy entschiedene Erklärung , ion Berfuhh ge­­gen die Integrität Ungarns zu agitiren, energia nie verzuich lan­gen, aufnahm, zeigte von Extremen , daß die­ Zeit noch nicht da sei, mit ihren „patriotischen Gelüsten hervorzutesten. “ In der gelten 4. Mai in Temespar eröffneten General­k­ongregation des Temeser Komitats nahm der Herr Dbergespan Se. Erzellenz. Bischof v. Bonna­, melche ver Li­­bung präsipirte , vor Allem Akt von dem beglücenden Ereigniß, hab das hohe Königspaar die Nejivdenz Mátyás", einem­ heimatl­­iichen Haufe gleich bewohnt und die erhabene Königin dieser verehrte Schugengel und Liebling unserer Nation ihren erha­­benen Gemahl und das Land mit einem‘ hochwillkonmenen Sprößlinge des Herrscherhauses hier beschentte. Nachdem sich die stürmischen, Elfenrufe , die­ dieser, Bafjuz eriwed­en, einigermaßen gelegt , fommt Redner, auf den neuesten echt königlichen Akt zu sprechen, demzufolge jene faiserl. Offiziere, die 1848 für die ungarische Sache kämpften und hierurch ihres Ranges und der Pensionsansprüche verlustig wurden, sowohl in Rang und Ehren, als auch in den Besiß, ihrer ‚gerechten An­­sprüche wieder eingefegt werden. Hierauf ergreift — bevor der I. Vizegespan v. Orm ós seinen ordnungsmäßigen Vortrag beginnt "— Repräsentant Miffies das Wort, um in warmen Worten die Loyalität und dynastische Anhänglichkeit Aller zu schildern und den Antrag­ zu Stellen, es seien die Portraits beider Majestäten anzuschaffen, um den Komitatshaussaal mit denselben­ zu zieren.­­Dieser Antrag wird mit Freuden angenommen und beschlossen, die Kosten im Wege freiwilliger Substription, welche der Herr Obergespan mit 100 fl. eröffnete, aufzubringen. Dem Vertrage des Herrn DVizegespans entnehmen wir folgende Daten : Der Kaffenstand ist ein äußerst günstiger, besonders bei den Wafsenkaffen, die nicht nur ihre Zahlungen pünktlich Leisten konnten, sondern sogar einen namhaften Mehrbetrag erübrigten, der fruchtbringend angelegt wurde. Die öffentlichen Arbeiten wurden in eigene Regie über­­nommen, ihre Ablösung rationell fortemisirt und dafür gesorgt, daß dieselben vor der Feldarbeitszeit geleistet werden können. Die Steuern gehen nicht gut ein ; sie messen einen Rad­stand von 2.421.800 fl. auf. X. Mgrant, 3. Mai. Heute aus der ungarischen Landes­­hauptstadt hier eingelangten Mittheilungen zufolge hat das ungarische Ministerium die Bitte der Erratischen Regnifol­a" = sm | Die Narren der Liebe.*) Roman von Moriz Jókai. Ein großer Mann im Neglige. Der Sekretär fahb aus dem Fenster dem dahinrollenden Wagen nach. Sein spähender Blick verfolgte ihn so, als schon die Dünkelheit Wagen und Gasse verhüllte. Wozu­ viese beschleunigte Abreise vor Ovation ? Fünf Minuten später gab die dunkle Gasse Antwort Darauf. Vom Hauptplag herab zog in berächtigem Schritte eine Reiterpatrouille von zwölf Mann mit gezogenem Säbel; nach fünf Minuten wirten sie wieder zurück, an den enstern des Obergespand vorüber. Aha­ Sept ging dem Sekretär ein Lit auf. Er trat vom Fenster zurück, und so wie er sich den in Hahmen hängenden Patriotenbinniffen gegenüber befand, fing er an, unhörbar zu lachen. 99 weiß nicht, ob Jemand die Menschen liebt, die so in sich Hinein zu lachen missen? Lautlos, um nicht zu verrathen, daß sie gelacht haben. Die Bildnisse dort sehen es, und zürnen ihm vielleicht dafür, aber sie sagen’s nicht weiter. Diese gemüthliche Unterhaltung wurde dadurch unterbro­­chen, daß jemand ins Zimmer trat. 63 war der junge Herr Aladár. Er war eben aufge: 4) Zollfegung aus Nr. 102. wacht. Das Toastiren während des­ Gastmahles hatte die Folge gehabt, da; er si hatte nie verlegen müssen, und er weiß jet no nicht recht, ob es Morgen oder Abend ist. — Wer ist jet von hier weggefahren, Herr Angyaloy ? frägt er schlaftrunten den Sekretär. — Gie. Jag A­ddltó — %a. Sie sind über Land gefahren. — 63 ist wahr, ich habe ‚so viel ‚getrunken, dab­ man mir set noch weiß, machen könnte, ich sei nicht hier. Un mein Alter, wo ist der? — Hier, in seinem Zimmer. — Ro? — Dort fist er am Schreibtisch. Sehen Sie nicht, daß er seinen Bericht schreibt. — 9ch bin, heute nit zu Späßen aufgelegt, Herr Angyal. — Ich aber bin es nie, und sage Ihnen deshalb jegt ganz ernsthaft,, der gnädige Here­it zu Hause, Sie aber sind über­ Land gereist. Haben Sie daher die Güte, auf ir Zim­­mer zurückzugehen und das Haus nicht früher zu verlassen , bis der Reisewagen zurückgekehrt sein wird. ——Hat mein Vater das befohlen? —Sie wissen,daß er Ihnen Hausarrest auferlegt hat —Und wenn mich die Lust anwandelte,mich gegen die ungesetzlichen Befehle aufzulehnen?Heute wäre gerade der Tag dazu. — Ich mache Sie aufmerksam , daß Sie in diesem Falle Ahr Monatsgeld m­öffren würden. — Der Teufel hole das ganze Monatsgeld ! Gibt man mir’s nicht , so werde ich von Kredit leben... Und bekomme ich teinen ...so mer­de­ ich ein Lump , verlaufe­ Rod, Uhr­ und Efiz­­men; Tyrannei aber dulpe ich nicht. — Bleiben, wir hübsch bei der Stange 5. zu protestiren, stehbt Ihnen frei, aber Sie müssen sich fügen. Sie haben im Kartenspiel viel verloren und man nennt das eine Ehren­­schuld. — Ganz recht, wenn ich nicht­ zahle, wirft man­ mich heraus — aber man perrt mich nicht ein. — Sprechen Sie­ leise. Hören Sie nit, man kommt. — Ber? — ‚Das werden Sie gleich erfahren, nur bitte, verhalten Sie sich bis dahin ruhig. Hören Sie draußen nicht. Die Stimme: von Beltely Feri ? Das war allerdings eine Stimme, welche Aladár im Zimmer­ zu bleiben zwang. Nach dem heutigen Fiasko wollte er­ nicht mit ihm zusammentreffen. Der junge Bölteiy, kam in Begleitung von zwei anderen, jungen Leuten als Deputation. — Guten Abend, Freund: Anayaloy, begrüßte­ er: den hinaustretenden Sekretär, der ihnen und Empfangszimmer entges­sen ging. It der gnädige Herr zu Hause ? — Ya, antwortete der­ Sekretär, er macht seinen Bericht. — Uns hat jemand gesagt, daß er seinen Wagen ; forte fahren gesehen. — Madär ist darin ausgefahren. Sie werden­ ja gesehen haben, daß auch der Haiduf hier ist. — Na, von dem bekommt Niemand etwas heraus; er antwortet auf Alles, was er­ nichts gesehen hat. Wir­ sind: schon erschroden, daß der Herr Obergespan nicht will, daß die heutige glänzende Opation zu Stande komme. — D, nit doch, warum sollte er das nicht wollen. Bél­ety wollte nicht recht mit­ der Sprache heraus ; am Ende war. 63 aber doch an­ der Tagesordnung, das­ser zur Sache spreche. » ·­­—Run,vielleicht deshalb,weil der Militärkriminanrdarrj der verdienten . ?

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