Pester Lloyd, November 1906 (Jahrgang 53, nr. 267-279)
1906-11-01 / 267. szám
190«6..——szth.2s7." 4«-....-—» Abonnement für die österr.-ungar. Monarchie. Für den Pester Lloyd: (Morgen- und Abendblatt) (Erscheint auch am Morgen,nach einem Feiertage). Für Budapest: Mit Postversendung: Ganzjährlich --. 42 Kronen — Heller Ganzjährlich Balbjährlich.. --- 22 Kronen — Heller Vierteljährlich ein Al Kronen — Heller Monstlich zu. =. Kronen — Heller | Monatlich a... ..Mit separater Postversendung des Abendblattes vierteljährlich 2 Kronen: mehr. Man pränumerirt für Budapest in der Administration des „Pestek Zioyd“, Dorottyauteza Nr. 14, I. Stock, ausserhalb Budapest mittelat Postanweisung durch ab Wien auch bei Herm. Goldschmidt (I., Wollzeile 12), wo Postämter. — Für selbst einzelne Nummern zu haben sind: „.. 48 Kronen — Heller Halbjährlich..... 24 Kronen — Heller vierteljährlich ... 22 Kronen — Heller 4 Kronen 4% Heller . pgeger Die unausgerecht wachsende Bedeutung der wirtheschaftlichen Jagen erhelischt besonders in diesem Blatte, das seinen Beruf darin erblickt, den wirthschaftlichen Angelegenheiten die lebhafteste: Aufmerksamkeit, und ‚die eingeheuchte , Würdigung zuzumenden, eine auch räumlich größere Aus Dehnung. Es ist schon seit langer Zeit nicht mehr möglich, die wirthschaftlichen Erörterungen einer Seite zusammenzudrängen, und Mitteilungen zu zerstreuen, und für den Leser Die Nöthigung, das ihn interessiende mußte von einer alten, Manchem vielleicht Tiebgeworbenen Tradition abgewichen werden. Den heutigen Tage am vers einigen wir die volfswirthshaftlgen Publikationen zusammenhängenden, übersichtlichen Eintheilung, Zwang, die Veröffentlichungen Raum des Blattes zur Verfügung Stellen des Blattes exit zusammenzusuchen. Möglichkeit bietet, Um diesem Uebelstande der gewiß Es ergab dieser Art diesen Meaterien einen abgesehen, , ungleich größeren fi) daraus an verschiedenen auf der Die wirthschaftliche Material willfomimeren Konzentrirung abzuhelfen, in einer welche von zu stellen. Die Redaktion des „Beter Lloyd“. Donnerstag, J. Houler, Inserate werden angenommen: Budapest In der Administration des „PELTIER LLOYD“ ferner: in den Annoncen-Expeditionen Haasenstein , Vogler, A. " V. Goldberger, A.ezei, B. Eckstein, I. Blockner, J. D. Fischer, Tenzer Gyula, Leopold Gyula, Wimter & Nagy, Josef Schwarz, Rud. Mosse.. Im Auslande: Daube & Comp., Berlin. John F. Jones & Cie,, Paris, 31, rue du Faubourg Montmartre, Drees und finhziarter Inhranng. Redaktion und Administration: V., Dorottyautera Nr. 18, I. Stock. Manuskripte werden in keinem Falle zurückgestellt. Uniankirte Briefe werden nicht angenommen. Einzelne Nummern in Budapest AD Heller, in der Provinz A Heller in alten Verschleisslokalen. Inserate werden angenommen " In Wien: Bei "A. Oppelik, Grünangergasse; Rudolf Mosse, I, Seilerstätte Nr. 2; Mansenstein , Vogler, Kärntnerstrasse 18; Eingang Neuer Markt 3, M. Pozsonyi, IX, Hörlgasse Nr. 5, 3. Danneberg, IL, Praterstrasse Nr. 33; Meinrich Schalek, I, Wollzeile Nr. 14; M. Dukes, I, Wollzeile Nr. 6—8, Abonnement für das Ausland (Morgen- und Abendblatt), Vierteljährlich bei une mit direkter Kreuzbandsendung: für Deutschland 18 Kronen, für alle übrigen Staaten 21 Kronen. Abonnements werden auch aufgenommen für: Belgien bei den berg. Postamt, 15 Fres.98 Cte. | Niederlande b.d.nied.Postamt, 15 Fres, 98 012, Bulgarien b. d. bulg. RT Deutschland b.d.deutsch.„ .ı1M. 70 Pi. Egypten beiden egyp. Griechenland b.Postamte Triest 18 , 74 , Italien bei den ital. Postamtera 14 '„ 80 „ Montenegro b. Postamte Cattaro 14 K. 64 H. | Türkei b.d.dort.öst.-ung., Für Amerika, England, Frankreich, Spanien und Portugal kann der , Pester Lloyd" durch Vermittlung der Postämter nicht abonnert und muss derselbe direkt bei uns bestellt werden. Vertr. für Deutschl., Frankr., Engl., Italien etc. Suaarbach’s News Exchange, Main. 6 „ 45 » |Rumänien „„um. „ 15 ..,5» Russland „„k.rum. s 4Rub. 58Kop» a7Free. AT CS. | porpien „yserb. “» 14Frea.13 Cs Schweiz „„schweizn 15 9 40 97 18 1081): Budapest, 31. Oktober, “, Der Finanz Ausschuß ist der parlamentarische Mitrofosmos. Alles, was die große politische Welt bewegt, pulfirt in Diesem Heimen Organismus. Oft sogar gehen von diesem die Anregumgen aus, welche lebhaft im Parlamente fortschwingen. Da konnte es denn nicht fehlen, daß Die Angelegenheit, die jegt die öffentliche Diskussion beherrscht und, man kann wohl ohne Uebertreibung jagen, alle Parteilager in ihrem Banne hält, in der Verhandlung des Finanz- Auskauffes zur Sprache Fam. Der Abgeordnete Stattan,auf diplomatische Reserven wenig angelegt, griff herzhaft der Kontingenterhöhung in ihren Zusammenhange mit dem betreffenden Bunfte des Paltes zur Erörterung empor. Der Meinister- Präsident wi) nicht aus. Ob es ihm unbequem sein, Knechte, Rede und Antwort zu stehen, oder ob es ihm vielmehr nicht unerwünscht war, das Problem aus dem Konlifjenduntel in Hellere Beleuchtung zu rüden — dasönnen wir natürlich nicht missen, darauf kommt es aber auch nicht an. Die Hauptsache ist nicht zurückselt. Was er sagte, Das wiederholen wir zunächst zu und trieb Die “Frage daß er :mit einer Erklärung f wörtlich. „Daß die Erhöhung des Kontingents nothwendig, ist ein allgemein bekannter Sag. Die Trage ist nur, wann, in welchem Maße und unter welchen Bedingungen Die Erhöhung stattfinden sol... Die Regierung hat keinerlei Verpflichtung übernommen, welche fs auf den Zeitpunkt, auf das Maß, auf Die Bedingung der, Rekrutenerhöhung ‘bezogen hätte.“ Ist durch diese Erklärung des Minister-Präsidenten die Sache min wirklich geklärt ? Geklärt nit nur in Bezug auf den verschiedenartig Dargestellten und verschiedenartig "asz "gelegten Punkt des PBaltes, sondern an, was uns wichtiger erscheint, bezüglich der Konsequenzen, die sie Daraus ergeben? Wir fürchten, daß die Orientirung nicht erleichtert ist. Eines ist zweifellos; die Negierung betrachtet die Erhöhung des Nekrotenkontingents als eine Nothwendigkeit, die man nicht erst zu bemessen braucht. Zweifelhaft ist jedoch schon, ob diese Nothwendigkeit nur so weit, als es sich für die neue Artilleriewaffe handelt, oder auch darüber hinaus, als . Kontingent, "um die Bedienungsmannschafterhöhung überhaupt anerkannt wird. Schon hier pflanzt sich also ein Fragezeichen auf. Und auch weiterhin ist der Weg, der ins Mare führen sol, nicht frei von Hindernissen. Wer bestimmt Zeitpunkt und Maß der Erhöhung ? Die ungarische Regierung und Die ungarische Legislative, oder die oberste Heeresleitung? Und nun, vollends die Bedingungen der Erstellt Deren daß Fern- Höhung — welcher Art sind, diese und wer vInhalt s und Umfang fest?Wir glauben nicht, ‚stehende und Uneingeweihte darauf die richtige Antwort geben können, ja wir wagen die federische Vermuthung, daß Die Regierung selber sich zu dieser Stunde nicht in viel besserer Lage befinde, als der Fernstehende und Uneingeweihte. Vielleicht mag "eg aber ‚gerade darum kein allzu, Fühnes Wagniß sein, wenn wir das Problem auf die einfachere Formel bringen. Die Nothwendigkeit einer Erhöhung des Truppenkontingents wird anerkannt, aber die praktische Ausführung wird von nationalen Konzessionen im ungarischen Theile der Wehrkraft abhängig gemacht. Wird Diese Bedingung erfüllt, Dann schrumpfen Die Vorbehalte bezüglich des Maßes und der Zeit sofort zur Wesenlosigkeit zusammen. Und da sollte eine Verständigung nicht möglich sein und müßte man sich in die trüübselige Bortstellung hineinbrüten, daß das Ende des Wartes nicht der trave, feste, natürliche, konstitutionelle Presedenszustand sei, sondern die Wiederholung des verhängnißvollen Konfliktes und des tiefen Elends ? Die Nothwendigkeit — das it sein Streit um Worte und das ist auch kein Wort, das den Begriff verdunkeln darf. Die Wahrheit it, daß die Nothwendigkeit, und deren natürliche Folgen in gleicher Weise wie Die Nation, die für die Krone gelten. Wenn man unter dem Gesichtspunkte der nationalennteressen zugibt, Daß die Vermehrung der Truppenzahl nothwendig sei — was bedeutet Dies? Das bedeutet, daß zur Erfüllung jener Aufgaben, Denen ‚die Gemeinsamkeit der Vertheidigung zu dienen hat, Daß zum Schuße und zur Sicherheit der Monarchie und zum Schuhe und zur Sicherheit ganz besonders unseres eigenen Landes eine ‚Erhöhung der militärischen Mittel dringend erforderlich , it. Wele überaus, wichtige „Interessen müßten nun vorwalten, Damit . Ungarn fi .selber Diesen. Schuß verjagel Und läßt sich denn von den leitenden Männern Ungarns, an deren Baterlandsliebe und Ginsicht Doc Schwerlic. Jemand wird mitteln wollen, in der That voransteen, daß sie um untergeordneter Interessen oder parteitaktischerwede willen Die oberste Pflicht, nach Maßgabe ihres Wirkungstreffes für den Schuß und die Sicherheit des ungarischen Staates zu sorgen, auch wur einen Augenblick verleugnen konnten? Und auf der anderen Seite die Krone. Die pragmatische Sanktion gipfelt in dem Gedanken der gemeinsamen Vertheidigung Oesterreichs und Ungarns und schon Daraus allein — abgesehen von allen Weachtelementen — legt si der Krone die Biligt auf, die ja auch Pflicht der Selbsterhaltung ist die Wehrfähigkeit Ungarns zu einer respekteinflößenden Thatsache zu machen. Und wenn nun Ungarn seines Theiles für Die bessere Ausgestaltung der Wehrkraft, die allerdings seinem eigenen Interesse, aber auch dem Isnteresse der Krone und der Leonardiie dient, fortschreitend immer neue Opfer bringt, sollte nichht and) Die Krone für ihren Theil zu einem Opfer bereit sein, das nur ‚ein Opfer an konservativer Auffassung, an liebgewordener Gewohnheit wäre? Warum soll nicht irgendeine nationale Konzession gewährt werden körnen, die dem ungarischen Volke den thatsächlichen Beweis liefert, daß in der obersten konstitutionellen Sphäre lebhafte Empfänglichkeit fire , die Herzenswünsche des ungarischen ‚Volkes maltet. Es muß, will uns bedürfen, der Beweis nur erbracht "werden, daß auch die Organisation eines starren Heeres den nationalen Gedanken nicht grundfäglich ausschließt, und das Maß der Bedingungen für die Erhöhung der Wehrkraft wird sich sehr wesentlich einschränken lasfen. Die Begegnung also der beiden Zaloren auf einer mittleren Linie it möglich; sie ist ein Gebot unabweislicher Pflicht und zugleich ein Gebot der Klugheit. Frankreich it eine Diesse werth und Ungarn, die Zufriedenheit Ungarns, zugleich die Duelle opferfreudiger Begeisterung, it ein 31 geständniß an die nationalen Aspirationen werth, ein Zugeständniß, welches der einheitlichen Organisation des Heeres seinen Abbruch that. Es gibt ja am Ende keine Militärpolitik, die ich von der allgemeinen Politik eines Staatswesens loslöisen kann — und die allgemeine Politik Ungarns steht nimm einmal im Zeichen nationaler Vertiefung. Dieser Bug kann nicht mehr unterdrüct werden und auch Die Armee muß ihm, bis zu einem gemissen Grade wenigstens, Wehrpflicht, weniger, als ‚zur Zeit der aufnahmsfähig entgegenkommen. Bor Allen — es gibt seine starre Armee ohne starre Wurzeln im " Bolte, allgemeinen « in früherens Tagen.Doch«selbst von allen diesen elementaren Nkouusntenkibgeschett——»"wer—keimte ohtke schwere Besorgniß daran denkethciß ders heutige Zustand nur eine Pause zwischen zwei Kriegen sein soll!Nicht Ungarn,nicht die Monarchie und nicht die Dynastie verträgt die Perdtmirung einer Krise,"oder auch nur einer Krisenstimmung.Wer die Segnuungen erneißt,die während der Zeit des ungetrübt glücklichen Einvernehmens zwischen der ungarischen Nation und ihrem König für Ungarn nicht allem sondern für die ganze Monarchie und für die Macht und das Ansehen des Herrscherhauses hervorblühtei11111d dann um die furchtbaren Verherungen dextkt,welche die letzten Krisenjahre in allen Verhältnissen,imeiern und in der auswärtigen Stellung Oesterreich-Ungarns anrichteten,der wird sich wohl sagen müssen,daß es einem unsühnbaren Frevel an den kostbarsten Gütern uxid 1 noralische 11 Bürgschaften gleichkommt,wenn man nicht sehr schnell an die Stelle des—proouisorische 11 Friedenseskrett normal in Frieden mit allen Bürgschaften der Dauerhaftigkeit treten läßt« Man müßte an der Zukunft der österreichisch-ungarischen Monarchie verzweifeln,wen solche Wendung nicht bald komen sollte.Allerdings wenn von nationalen Zugeständnissen dieäliche ist,mag die professionelle Zweifelsucht sich vielleicht auch an dem Milieu unserer gegenwärtigen Parlamentspolitik stoßen.Eine sehr starke radikale Partei, die erst gestern zur Macht emporstieg,es in der politischens Disziplint ebenso wenig weit gebrath hat,wie in politischer, Erkenntniß,und eifrigermaßen mit Elementen versetzt ist, die in der schrankenlosen Kraftäußerung den höchsten A115- druck der nationalen Gesinnung erblicken,«eine solche Partei mag memch ängstlichem Gemüthe nicht als zuverlässiger Paziszent erscheinen.Allein so sicher es ist,daß durch das Verharren auf dem grundsätzlichen Nein die Leidenschaften nur gesteigert und jene Bermilderung,welche den rücksichtslosen Stradikalismus emportrug,Inn genährt würde,ebenso sicher ist,daß durch ein entsprechendes Entgegenkommen an die nationalen Wünsche die Physiognomie unserer Parteiwelt eine ganz andere Prägung erhalten und vor Allem im Bolte selbst eine dem vernünftigen Umschwung günstige Disposition erzeugt würde. " Noc einmal daher, was mir neulich aus innerster Ueberzeugung Heraus befürwortetet : ein Kompromis. Es gibt feine andere Lösungsmöglichkeit. Und es hat auch seinen Zweck, die Sache zu Einerlei, ob die Frage der Kontingenterhöhung geworden ist, oder nicht — ‚wenn Die Regierung berathen ist, wird sie sofort an das Problem herantreten, dem sie Doch nicht entrinnen hat. Die Frage würde ihr nachlaufen und sie überholen, denn das ist eine „aktuell‘ "Schidsalsfrage. | verschiebent. wohl: ....,«-.«--.-.»»..s.s-..«,«« Handelsvertrag oder Handelsbündnik mit Ocfterreid,. : Bon ‚Dr. Mlerander v. Matlefopvits, Mitglied des Magnatenkausses. Budapest, 31. Oktober. Der politische Ausgleich vom Jahre 1867 legte im Gejegartikel XII auch jene Grundlage fest, nach welchen die Handelsangelegenheiten mit Oesterreich zu regeln wären. In den motivenartigen Bestimmungen dieses Meisterwertes lieit es wörtlich: „Nachdem zwischen Ungarn und den widrigen Ländern Sr. Majestät die mechselseitigen Berührungen der Interessen zahlreich und wichtig sind, ist der Reichstag bereit, daß Hinsichtlich der Handelsangelegenheiten einerseits zwischen den Ländern der ungarischen Krone, andererseits den übrigen Ländern Sr. Majestät von Zeit zu Zeit, ein Zoll und Handelsbünduig geschlosfen werde.“ : „Der Abschluß des Bündnisses sol durch einen gegenseitigen Vertrag erfolgen in der Weise, wie ähnliche Vereinbarungen zuweist von einander rechtlich unabhängiger Länder.“ „Es versteht sie von selbst, daß, wenn und inwieweit... eine per Gefeßartikel XII einbarung nicht gelingen sollte, das Land fi Fein selbstständiges Verfügungsrecht wahrt und alle seine Rechte auch diesfalls unversehrt bleiben.” Singen wir noch Hinzu, daß der anschridlich betont, Daß „die Gemeinsamkeit der Handelsangelegenheiten nicht aus der pragmatischen Sanktion fliege”, also Feine gemeinsame Angelegenheit sei, bag aber diplomatische und kommerzielle Vertretung des Neides gegenüber dem Auslande, solwie die Hinsichtlich der internationalen Beiträge erforderlichen Beifagungen im Einverständnisse mit den Ministerien beider Theile und mit deren Bestimmung zu Den Agenden des Ministeriums des Auswärtigen“ gehören, so Haben wir alle wichtigen Prinzipien erwähnt, auf deren Grundpfeilern die Regelung der wirthschaftlichen Verhältnisse Ungarns mit Oesterreich erfolgt. Auf Grund dieser Prinzipien sind im Den Jahren 1867, 1878 und 1887 Bol. und Handelsbündnisse vereinbart worden und es standen bis Ende 1897 Die Bestimmuugen derselben in Kraft. Nachhden das bereits vereinbarte Zoll- und Handelsbündiig in dem Banffy- Badenischen Ausgleiche in Folge der Obstruktion des österreichischen Reichsrathes bis Ende 1897 nicht Geseheskraft erhalten konnte, hat Ungarn das selbstständige Berfügungsrecht des G.A. XIT:1867 auf die Weise in Anspruch genommen, "daß es im G.A. 1: 1898 unter der Vorauslegung des reziprofen Verfahrens von Seite Desterreichs ‚die Bestimmungen des Zoll. und: Handelsbildnisses ‚auch weiter "im: "Geltung besregen ließ. GX. "IV :1899 konstatirte, daß mit Oesterreich ein Zoll und Handels» bindniß in Folge der damaligen Obstruktion des österreichischen Reichsrathes nicht vereinbart werden konnte und sprach den Grundlag aus: „Für die Länder der ungarischen Krone sei der Rechtszustand des selbstständigen Bollgebietes verfügte jedoch ebenfalls unter der Vorauslegung der Nezipeozität über die weitere Geltung des Bol- und Handelsbildnisses bis Ende 1899; b dasselbe geschieht auch dur) B.A. XXX :1899 bis Ende des Jahres 1907. . Im Szell-Stoerber’schen Ausgleichstempler war ebenfalls ein Zölle und Handelsbindniß vereinbart. Da, geschah es” beim Amtsantritte des gegenwärtigen Österreichischen "Minister-Präsidenten, daß Handelsminister Franz Kossuth den autonomen Zolltarif als speziel ungarischen Zolltarif deflarirte und mittheilte, daß die ungarische Negierung die Handelsverhältnisse mit Oesterreich nicht mehr in der Form des Handelsbündnisses, sondern in jener des Handelsvertrages regeln will. Es ergab sich daraus der scharfe Gegenfaß zwischen den beiden Regierungen, der" neue Verhandlungen" über einen neuen Ausgleich hervorrief. Bei dem vollständigen Mangel einer Kenntnisß hessen, was die ungarische Regierung denn eigentlich in dem Handelszertrage geregelt sehen will, das nicht ebenfalls in dem gegenau in derselben Weise geregelt werden könnte, it es scwer, ein Untheil darüber zu fällen, mwarum die ungarischerseits gewünschte Form der Vereinbarung Die österreichische öffentliche Meinung und selbst den österreichischen Minister-präsidenten so sehr in Harnisch gebracht haben. So viel steht fest, daß ein Zoll- und Handelsbründniß im Wege eines Vertrages zu Stande kommt, der ebensogut auch Handelsvertrag genannt werden kann. Denn Handelsvertrag ist Der weitere, Zoll und Handelsbündniß der engere Begriff. Jedes Zoll- und Handelsbündniß ist ein Handelsvertrag, aber nicht jeder Handelsvertrag ist auch ein Boll und Handelsbündniß. Der Handelsvertrag schlieft somit das Wesen des Boll- und Handelsbündnisses nicht aus. Was ist das Wesen des Zoll- und Handelsbündnisses? Und wann bei den jenigen Verhältnissen nicht nur Ungarn, sondern auch Oesterreich als Theil der österreichische ungarischen Monarchie das Wesen des Zollbildnisses bei Der Regelung seiner wirthschaftlichen Verhältnisse negiren? Das sind die Kardinalfragen, die über den Inhalt des Handels»vertrages mit Oesterreich zu beantworten sind und Die Feine „Die, eingetreten, EEE TR RITTER « · Feuilleton frau Brofellar. Don Michel Provins, Begonnen,sind ich fühle die größte Lust, Maddrud verboten. Lifane Mollière, vierundzwanzig Jahre alt, groß und fast hübssch zu nennen, besonders durch das Feuer ihrer Augen, aus denen lebhafte Klugheit leuchtet. Preisgefrönt bei allen Prüfungen, beste Schülerin des Lyceums, hat sie sogar das Diplom einer außerordentlichen Professur erhalten. Trangois Poitrier, dreißig Jahre alt, ein braver unge aus der besten bürgerlichen Mittelklasse; im geistiger Hinsicht ebenfalls mittelgut; Kurzum in jeder Beziehung der Typus der Mittelmäßigkeit; Dieser rechtlichen und gesunden Mittelmäßigkeit eines Franzosen, der weder von gestern, noch von morgen und nicht einmal allzu sehr von ‚heute ist und auf einer Grundlage von vornehmen, mitunter sogar furchtbaren Traditionen lebt, die mit seinen Vorurtheilen vermengt sind. François Woither ist nach Beendigung seiner Studien in Paris auf sein kleines Landgut Vincelotte in der Bourgogne zurückgekehrt, um sich mit dessen Bemirthschaftung zu befassen. Er begegnete Lisane bei einer befreundeten Familie in Paris, verliebte sich sofort in sie und hielt um ihre Hand an. Sie willigte nach einigem Zögern ein, die sichere Versorgung einer ungewissen glänzenden Zukunft vorziehend. Im Hebrigen hat sie keineswegs Den ‚glühenden Ehrgeiz aufgegeben, dereinst als Schriftstellerin Erfolg zur haben. Es ist der Abend nach der Hochzeit. Auf dem Lyoner Bahnhof. Frangois, strahlend über seinen Sieg, und Lisane in einer Seelenstimmung. Die zwischen Regen und Sonnenschein Schwanft, figen in dem Abtheil eines Zuges, Die Abfahrt erwartend. Francois(zärtlich):Unser Beisammensein hat nun Sie nicht mehr »Sie«zu nennen.(Heiter.)Jetzt,da wir doch scho1 im Wagen sitzen1 »Lisane(spöttisch):Es git heute,sie nicht einmal so lange gewartet hätten; (lachend) das sol sein Zabel sein, es amüfirt mich blos! Für mich find all diese Formsachen gleichgiltig.. Man kann, denke ich, in jeder Sprache "eben und mit allen Worten ! Francois: Trogdem Tiingt das , Du" süßer als das , Sie". gifane: Teil wir es gemöhnt sind und unsere Sitten "ihm diesen Charakter beigelegt haben."(Bemerkend,daß eins" Erpreßung aus der Halle führt.) Natürlich, der Luruszug geht früher ab, als der uns’re Srangois: Weil er Schneller fahren muß ! Lifane: Warum muß er? Weil Leute darin fichen, Abend sogar noch eiliger! Das ist wieder die Ungleichheit, die Ungerechtigkeit des ersworbenen Reichthums !Frangois (Lifane umarmend): Du vergißt, Heine Sozialistin, daß Du sest heute Grundhesigerin bit! Zwar von Heinem Vermögen, aber immerhin von Vermögen. Lifane: Das wird meine Ansicht über diesen Punkt nicht ändern. In der Hinsicht bin ich unverbesserlich. Francois: Ich begreife. Aber warum denn immer Diesen Neid, diese Eifersucht auf Diejenigen, die über uns stehen? Ich habe zwar weder die philosophischen, noch Die sozialen Probleme studirt, aber Stattdessen habe ich eine alte Gewohnheit beibehalten, Die ich von meinen Eltern angenommen habe, mich in meiner Haut wohl und zufrieden zu fühlen! Ich weiß nicht, welcher Art die Freuden jener Leute sind, die im Luxuszug an uns vorbeifahren, aber ich weiß, daß keiner von ihnen so glüclich sein kann, als ic) e3, jet. bin. C3 gibt nur eine Lifane in der Welt, und die habe ich! Das ist der wahre Reichthum, den ich mir ermorden habe. (Er umarmt sie.) Lijane (liebenswürdig): Du scheinst daraufhin sogar eine Steuer erheben zu wollen? " FStangpis: Und eine immer fortschreitende, Tarın ic) Dir versichern! (Der, Zug jest sich in Bewegung.) Da fahren wir Shon!... Du siehst, es kommt Alles! Leb’ wohl, Baris!... Sifane (ernsthaft); Nicht Lebewohl, auf Wiedersehen! (nachdenklich) Baris!... Selbst vor den Herrlichsten möglich, ein einziges Mal diese ungeheuerliche, göttliche Stadt zu verlassen, ohne ein tiefes Bedauern, ohne eine leise Beunruhigung zu empfinden, wie man sie wiederfinden wird. Wir wissen, daß sie ums ein tiefinnerlich starfes Erleben geboten hat, glühende Zieherschauer und unnerreichte Erfolge und leidvolle Stunden. Aber zurückehrend, willen mir niemals, was sie Hinter dem verbirgt, am der unser Zug vorbeifährt.. Unerhörte Soldjate — Zriumph oder Erniedrigung . . . vielleicht... . Srangpis (aufmerksam zuhörend): Wie gut Du Gedanken auszudrücken weilt, Die mir uns Andere unklar bleiben! Nur, meine ich, man sollte nicht allzu viel Zeit und Mühe darauf verwenden!... Es it besser, einfach und felligt zu leben. Das wirst Du noch einsehen, meinem Geheimniß Dieser lihht durchfunfelten Nebelmand Heine Zitane! Wenn man es allzu sehr zerfasert, verliert man den festen Stoff des Lebens. Zug vorübergleitet : «Lisar1e:Abermans macht eine Spitzenkante daraus. Francois auf die Landschaft weisend,ander der Blick’«hinausl Diese Felder,die i1n Abendfrieden schlummern,die Wälder,deren Schatten in die Dämmerung wachsen,all diese Kräfte der Natur die nicht weniger geheimnißvoll sind,sie bereiten sich für die Ernte des morgenden Tages vor.Langsam kehren die Feldarbeiter,vollfroher Hoffnuung und ruhig dem scheidenden Tage zu lächelnd,nachha1se zurück;zu ihrem Ooer über dem sich traulich der Kirchthurm erhebt,in die Häuschen, wo sie geboren sind.Auch hierin liegt Poesie und Glückseligkeit Und wozu dient es endlich,bei allen Dingen dem »Warum«nachzugrübeln.« Lisane:Du hastErDecht.Aber wenn der Gedanke, der jacnlch eine Arbeit,und zwar die des Geistes darstellt, und die Begierde,zu wissen,die dieses»Warum«ins Hirn pflanzte,so ist es wie der Nagel in einem Schuh,der uns bei jedem Schritte an seine Anwesenheit mahnt. Francois: Und uns verwundet. (Um das Gesprächh abzulenken, ertkommen wir nach Villeneuve-Saint-George. Zifanne (lehrhaft): Der ehemalige Wohnort von Balzac. AH, Balzac . . . ebt ein hervorragender Schilderer ‚der Sitten seiner Zeit... . Ya, aller Zeiten, denn den Grund " unserer Menschlicheiten aufgewühlt. Und nicht nur das, er war auch der geistreichste, boshafteste Seelenfenner, z. B. in seiner „Psychologie du Mariage* — — Frangois: Wie, die hast Du gelessen? — — difane; Das fehlte noch, dag ich sie nicht gelesen hätte! Mußte ich nicht das ganze Gebiet unserer Literatur beherrschen! Die „Psychologie du Mariage“ ist entzüdend und belehrt uns von Grund aus über die Zustände der Ehe. Srranceois: Dann bedauere ich, sie nicht gelesen zu haben! (Ein wenig verlegt:) 39 werde eben nur durch das Herz belehrt sein. Zitane: Ach, das Herz mit seimen trügerischen Stusionen. Srancois: Das Herz mit feiner Begeisterung, die als Eure zerfegenden Analysen aufwiegt.Er entsteht ein kurzes Stillsehmweigen, worauf Beide beginnen, von gleichgiltigen Dingen, zu sprechen, von seinen Begebenheiten der Beziehungszeit und geringfügigen Umständen‘ während der Trauung. Der Zug hält und der ‚Schaffner ruft: Melun !) gifane (plöglich, als ob sie eine Aufgabe versagte) : Melun! Einstige galissch-romanische Stadt. Im Lateinischen Melodunum genannt. Charles V., verbündet mit Du Gueselin, eroberte die Stadt von Karl dem Bösen im Jahre 1359. 1590 wurde sie von Heinrich IV. den Mitgliedern der Liga entriffen. Melun hat einen ausgebreiteten Käsehandel. Barerstadt von Jacques Amyot. Francois(sie verblüfft betrachtend):Wer ist dieser Amyot. Lisane: Plutarch. . Francois:Schrecklich,was D11Alles weißtl. Lisane:Nein im Verhältnisse zu den,was man wissen sollte, weiß ich gar nichts. Nicht einmal den zehntausendsten Theil der universellen. Wissenschaft. Francois: Nun, und wenn. Du schon Alles müßtest! St das so unbedingt nöthig, um glücklich zu sein! Lijane (angelesene, halbverdaute Begriffe erflärend) : Das Glüc it ein bedingter Zustand, der nie auf Vergleichen beruht. Es ist kein thatsächliches Ding an sich, sondern lediglich ein moralischer und seelischer Begriff. Francois: Was erzählst Du mir da?! Wenn ich mich glüclich oder traurig fühle, so ist doch das fein Traum ! (Sie energisch umarmend:) Und das? Iit Das vielleicht etwas Unwirkliches ?| Zifane (ladelnd): Das nicht! Die Philosophen der modernen Schule würden es einen impulsiven Ruß nennen. ....Brangois: Meinetwegen impulsiv! Süß, mal er, und das im Grund genug für mich, Dir noch einen zu geben. Zijane: Genug, genug! Du verdoppelst Die Etappen und wir sind kaum in Fontainebleau. (Herleiernd): , Scihlof Fontainebleaun, begonnen von Francois T., weitergebaut unter Katharine von Medici, Henry.II., Henry IV., bezühmt. durch die Ermordung Wonaldeschi’s (1657), Duch die Gefangenschaft Pius’ VII., die Abdankung Napoleon’s, den Vertrag vom 4. April 1814 — — —Francois: 39 erinnere mich mir an die berrühmten Jagden. Lijame... Das ist die praftische Seitel... Du bist eben ein Materialistl Francvis: Ka, ich liebe, Das zu genießen, was die Natur in den Bereich meiner Hände legte. Lisane: Ha, ha! Aber Du, diese Theorie Tanz recht_ weit, führen Francois (ihr näherridend): Und dann? Bist Dir denn nicht das Herrlicste, was die Natur auf meinen Weg gelegt hat? Glaubst Du, daß sie umsonst die Grazie Deines Körpers erfand, den Glanz Deiner Augen und den Schimmer Deines Haares; Daß sie aus einem anderen Reifen it es nicht geniale Beobachtung Hat feine! Ein berühmter Bischof, Ueberseker des "