Pester Lloyd, April 1911 (Jahrgang 58, nr. 90-102)
1911-04-16 / nr. 90
PESTER LLOYD * ix fe ge Ansicht Ausdruck, daß der in Kroatien begonnene Enttwickungsprozeßt erst in Fluß geraten sei und noch manche Stadien durchzumachen haben werde, bis er an das Ende gelangt, das von Tundigen Beurteilern der dortigen Verhältnisse vorausgesehen wird. Darum, so meinten wir, sei von der allgemein erwarteten Auflösung des Kroatischen Landtages und von den sodann auszuschreibenden Neuwahlen eine vollständige Klärung noch nicht mit Sicherheit zu erwarten und man müse daher selbst mit der Möglichkeit eines dritten solchen Wahlversuches rechnen, bis man ans Biel gelangt. Der Ministerpräsident war dieser, Auseinanderlegung mit Aufmerksamkeit gefolgt, ohne dieser, dnch eine Bemerkung zu widersprechen. Gerade weil er aus der langen Zeit seines Banates Die Verhältnisse in Sroatien twie wenige zu beurteilen vermag, legte er sich dennoch die größte Zurückhaltung auf und bemerkte nur so viel: „Die Besprechungen, die derzeit in Agrant geführt werden, werden Hoffentlich zur Klärung gewvister Begriffe führen. Ich Halte sie Daher insofern nicht für überflüsige, weil sie voraussichtlich zugunsten einer wichtigen Interpretierung des Ausgleiches führen, wodurch sich das Verhältnis zwischen Ungarn und Kroatien nur immer freundlicher gestalten kann.“ Nach Diesem kurzen Ausfluge nach Agranı kehrten Wwiv auf heimischen Boden zurück. In Verbindung mit den Kosten der Heeresreform ergab ich von selbst eine Berührung der wirtschaftlichen und finanziellen Situation. „So Halte mich — meinte der Ministerpräsident — in diesen Fragen nicht gerade für einen Fachmann, allein ich laube nach den mir zugegangenen Informationen beaupten zu künsen, daß die wirtschaftliche Entwicklung Ungarns eine günstige it. Ich kann nur mein lebhaftes Bedauern darüber aussprechen, daß wir, Regierung und Parlament, durch die Arbeiten, die der Reichstag vorläufig zu erledigen haben wird, diese günstige Entwicklung duch positive gegebliche Maßregeln nicht noch kräftiger fordern können, Bas Die wirtschaftliche Rückwirkung der Ausgaben für Die Heeresreform anlangt, hat Die Opposition dieses Thema schon in der jüngsten Delegationstagung vorbeg BEmen: Gewiß, die Ausgaben für Heer und Marine, ie Einführung der zweijährigen Dienstpflicht und alle anderen organisatorischen Verfügungen erhelischen, bedeutende Opfer. Wir haben uns damit sehr eingehend beschäftigt, und ich verlasse mich auf die Vorfahr und auf die Umsicht meines Kollegen Ladislaus v. Lukács, der in wiederholten Parlamentsreden erklärt hat, daß Ungarn in der Lage sein werde, Diese Ausgaben ohne äußerste Kraftentfaltung zu bestreiten. Was speziell die geplante und innestgehende Ausgestaltung der Honvedarmee, ihre Ausstattung mit Artillerie betrifft, haben hierüber in finanzieller Sensiht sehr eingehende Beratungen gilden : dem Sinanzminister und dem Landesverteidigungsminister Hazai Stattgefunden. Sie haben ss hierüber vollständig geeimigt und einen bis ins einzelne gehenden, Plan:ausgearbeitet. Finanzminister v. Lufacz ist, wie, allgemein, be Tann, ein erfahrener und vorsichtiger Mann, um nichts zuzugeben, was wir nicht zu leisten vermöchten. Ich habe also seine Furcht und seine Sorge, als ob dem Lande etwas zugemutet würde, was er nicht zu leisten fähig und bereit wäre, zumal es si um den Elkhubß seiner Sicherheit und feiner Interessen handelt.” ‚ häufig das Verhältnis hub sclestw«ist,«sdieses Verhältnis zit’eitt·etik"sauernd»shesfch« zugespigt Haben, Fünnen ir bodh mit freudiger Genugeket daß man auf beiden Seiten redlich zu gestalten. Ich Hoffe und wünsche, daß fch dieses Verhältnis befestige, daß Diese glückliche Evolution ‚Durch eine Smwifchenfälle nicht gestört werde. Ich rette Dienstag von meiner Hederbarer Belebung aus nach Wien und werde dort voraussichtlich einige Tage verweilen müssen. Ich kam ohne Entscheidung nicht nach Hause kommen, denn Die jetzschrvebende Frage kann nicht länger aufgeschoben werden.“ Die Heeresreform. — Aus einem Gespräch mit dem Landesverteidigung: ‚minister geldmarschalleutnant Haze, — 7 Budapest, 15. April, Während der jüngsten Verhandlungen in Wien 309 ff der Honvedminister FMEL. Hazai eine äußerst schmerzhafte Neuralgie am Halse zu, der ihn an das Zimmer fesselt. Teitdem hatte er die Freundlichkeit, einen unserer Redakteure zu empfangen, und ihm höchst interessante Aufschlüsse über Die bevorstehende Heeresreform zu geben. „Sa, lieber freund — sagte er —, nun wird es wirflicher Ernst. Die Unterbreitung des Wehrgesethes und anderer mit der Heeresreform zusammenhängenden Borzlagen steht unmittelbar bevor. Ich werde Ihrem Wunsche sehr gern willfahren, wir müssen Sie darauf gefaßt sein, daß Diese Aufschlüsse kaum etwas Niederraschendes enthalten werden, denn , die meisten wichtigen und grundlegenden Einzelheiten der Heeresreform wurden bei vercchiedenen Gelegenheiten in den Parlamenten der beiden Staaten, so auch von mir im Abgeordnetenhause, auseinandergeseßt.. Sprechen wir also zunächst von der Dienstpfligt. Sie wird fortab sowohl im gemeinsamen Heere, wie auch in den beiden Landswehren, die wesentlich ausgebaut werden sollen, im allgemeinen zwei Jahre dauern; bei der Kavallerie und der reitenden Artillerie, sowie bei der dem systemisierten Stande an Unteroffizieren entprechenden Mannschaft drei Jahre; in der Kriegsmarine endlich wird der Präsenzdienst vier Jahre dauern. Demzufolge wird die Militärdienstpflicht zehn, beziehungsweise neun Jahre in der Reserve und bei der Kriegsmarine fünf Jahre in der Reserve und Drei Jahre in der Ceerwehr dauern. Die int lekten Jahrgänge der Heeresdienstpflicht Stehenden sind, wenn ich es als Landesverteidigungsminister fordere, zur Komplettierung der Kriegsstände zur Landwehr zu überlegen. Man hat bereits den Berunch gemacht, daraus ein sogenanntes staatsrechtliches Gramamen zu dreiffeln, indem man behauptete, Ungarn werde duch diese Verfügung staatsrechtlich in Nachteil verlegt. Bis jegt wurden diese von der Armee herübergekommenen Leute niemals sämtlich einberufen. Nur in sehr vereinzelten Fällen. Sie stammten aus verschiedenen Waffengattungen und die meisten müßte man im Kriegsfalle der Armee aus Standesrüdsichten zurückgeben: ‚Denn in den letten Jahrzehnten it man zur Einsicht gelangt, daß die Kompagnien, die einen kleinen Kriegsstand von etwa zweihundert Mann haben, über einen größeren Kriegsz jtand verfügen müssen, weil schon in der ersten Zeit infolge von Krankheiten und anderen Ursachen sie große Abnänge ergeben. Infolgedessen wurde der Kriegsstand schon bei den Kompagnien erheblich vermehrt, so daß die Armee mit dem N Rekrutenkontingent, welches sie für Die einzelnen Kompagnien befist, im zehn Jahrgängen nicht auszukommen vermag. Wenn wir also gewünscht hätten, zioifchen. ee und | |. — Er Ungar 70 Unmittelbar nach Ostern begibt sich Graf Khuen- SGederväry zu neuen Verhandlungen nach Wien. In diesem Zusammenhange wendete sich das Gespräch unwillkürlich zum Schluffe "wieder seinent Ausgangspunkte zu. Das Verhältnis zwischen Ungarn und Desterreich drängte sich von selbst als Stoff auf. „Tepß der verschiedenen offenen Fragen “ bemerkte der Ministerpräsident unter anderem ‚mit großer Gelassenheit —, die jo Der Theaterdirektor schlug die Hände zusammen. Welch ein Einfall! schrie er auf, Welch, eine vollkommene Unmöglichkeit ! Nein, beharrte der Dichter. Es it nicht nur möglich, es ist das einzig Nichtige. Es ist die Beseitigung aller Schwierigkeit, die Lösung aller Mitter. Er trägen Sie dad), wie Diese ganze Dichtung auf dem Theater immer wieder genau in jenem Augenblick schwach wird und abgleitet, in welchem wir empfinden, daß dieser Holofernes ein Prahler, ein Grobmaul, ein Halbtaxt, ein von sich selbst Besessener it. Bott diesem Augenblick an, der sich unweigerlich einstellt, so oft wir. den Solofernes auf der Bühne sehen, rädt das Drama von uns fort, oder vielmehr wir sind es, Die ich dieser Tragödie verweigern. Nur Judith hält noch einen Zusammenhang mit uns aufrecht. Aber auch sie erbliden wir fest. Kälter, sehen sie auf sonderbaren Kurven einen vorbestimmten Weg zu Ende soreiten. € 3 itung fast unerträglich, einen Mann auszuhalten, der komplett een erscheint, und es ist peinlich, Dak er mit solcher Plumpheit auch noch ein Sexualabenteuer besteht. Eines der schwierigsten Probleme bleibt es, daß, wir Die Sudith, die von Golc einem Holofernes innerlich erschüttert, oder hingerisfen werden kann, beinahe gar nicht, oder Doc nurwiderwillig verstehen. Wird denn das anders,lächelte der Theaterdirektor, wird dennalb das anders,wenn ich den Holofernes von einem jungen Menschen spielen lasse?Jch glaube,Sie sprechen da,beständig gegen das Dramck selbst,und wenn Sie rechts hätten1,könnte dem Stück auf keine Weise geholfen werden. ... ; Dichter schnell. . " Alles wird anders, exividerte Der Alles wird vollkommen anders. Nehmen Sie doch Den Holofernes, wie er bis jeßt Dargestellt wurde. Ein barbarischer Kerl, der seine unfultivierte Wildheit herausführt. Ein Feldherr, der im Kriegshandwerk reif, fall, schon überreif geworden is, Und beinahe, alle Eganspieler, die ihn agierten, Hatten denn auch einen ett anjab. Nehmen sie also diesen erprobten Sekoheren, wie er den Hauptmann anführt, weil er einen Befehl vorwegerrät und ihn im voraus vollzieht. „Wer bit Du, daß Du es magst, mir meine Gedanken aus dem Kopf zu stehlen,“ schreit ihn Holofernes an, und redet dann zu ungestalten, will Nebukadnezar, den König, dem er dient, vom Thron stürzen und sich selbst zum König machen. Sollen wir glauben, der Holofernes sei ein assyrischer Wallenstein, der langsam feingesponnene und in abergläubischen Bedenken zögernd verknüpfte Fäden spinnt?über ein mannhafter, ein schon eile angejahrter Holofernes, wie er uns immer vorgestellt wird, dann Hört fi sein Königsgedanke wie eitel Großtuerei an. Aber ein junger, im Naussch der ersten Siege erhibter Feldherr dann leicht fol vermwegenen Borjag fassen. Ein jugendlicher, siegreicher Feldherr, der das Temperament des Holofernes hat, wird Den Nebukadnezar sicherlich vom Throne stoßen. Wir glauben ihm das. Er prahlt nicht mehr. Er it im Begriffe, alles, was er sagt, auch auszuführen. Er wird ihm nur vorher der Kopf abgeschlagen. Ach, Tagte der Direktor, das ist ein Scherz . s. Pointe... Hören Cie, sprach der Dichter voll Eifer, hören Cie für eine Weile auf, an die Tradition zu denken. Es gibt auch Irrtümer, die traditionell geiorden sind. Gehen Sie junger Riese bricht da 108 und jubelt sich zu, feiner Kraft, feiner Jugend, feiner Zukunft ! Alles wird nun klar. Dies. eine RR, NR und EN