Pester Lloyd, Juni 1914 (Jahrgang 61, nr. 128-137)

1914-06-03 / nr. 128

". den auch c ol r des Ausland‘ mit direkter ung vierteljährig : Deutsch­­land 18 K.,. Ur Alle übrigen Staaten 212 K. Abonnements wurden auch bei sämtlichen ausländischen Postämtern ein Amerika, 61. Jahrgang. Sundapest, Mittwoch, 3. Juni 1914 Tara a égy­ét + Jul. " Tenzi e. a a sértés tá bizta. Kalle “Oesterreich und das gesamte Ausland: 0. Dukes; Nachfolger : A.-G., Pe VERE 2 zeile 9. — Auch alle anderen jenen Inseratenbureaus in Oesterreich ı A Auslandg übernehmen Ankündi­ g­­ den ,Pester Lloyd". . Einzeln : Morgenblatt In Budapest ler, in der Provinz 14. Heller, Abendb Budapest 6 Heller, in der Provinz $E Redaktion und Administration: V., . Valeria-utera 12. — Manuskripte keinem Falle zurückgestellt. — kierte Briefe werden. nicht. a, Re et a - I —— ők Sudapes, 2. Juni. Der französische­ Ministerpräsident, Herr, Gaston Dou­­­mergue, hat seinen Rücktritt angekündigt. In den Unter­­redungen, die er mit seinen Parteifreunden hatte, versi­­cherte er etwas melanchholisch, er könnte diese Absicht auch mit Rücksichten­­ auf seine Gesundheit begründen, ohne deshalb banal zu erscheinen; er­ fühle sich in der Tat äußerst müde und abgespannt. Am Mai d’Oray muß eben fleißig­ gearbeitet werden. Das Geschäft eines franzö­­sischer­ Ministers des Renkern nimmt einen ganzen Mann in Anspruch; für den Ministerpräsidenten und Parteichef bleibt da nicht viel Zeit übrig. Herr Doumergue glaubt aber aug, die Aufgabe, die er übernommen, erfüllt zu haben. Er hat die Kammerwahlen geleitet und dem Ma­ditalismus, der jegliches Zusammengehen mit dem Zen­­trum­ und der Rechten verabscheut, die Mehrheit aug in der neuen Kammer erstritten. Herr Gaston Doumergue hat also mehr geleistet, als man ihm anfangs zutrauen mochte. Unbeschadet seiner hervorragenden Geistesfähig-­keiten und seiner anerkannten Charakterfertigkeit erwarteten die wenigsten große Taten von dem stets bescheidenen und anspruchslosen Staatsmann. Auch dachte zunächst niemand daran, ich mit der Leitung der Agenden des­ größten französischen P­arteigebildes zu überbürden. Dazu, war mod auf dem­­ Kongresse in Rat Sofef Caillaur­ aus­­ersehen, der jenen denfiwürdigen Kongreß veranlagt und auf diesem das bis dahin nur zu lodere Gefüge des fran­­zösischen ‚Radikalismus mit ebenso viel Geschich wie Tat Trast zusammengescwweißt hatte. Nun wehrte sich aber aller Groll der Gegner der seither­­ geeinigten radikalen Partei gegen den früheren Finanzminister im Kabinett Dou­­mergue. Das­ Drama im Redaktionsbureau des „Figaro“ hat die treibende rast der­­diefe Regierung tragenden großen parlamentarischen Gruppe gerade im entscheidenden Augenblick lahmgelegt. Madame Caillautz­ feierte ihren Browning ab, ‚da ihr Gemahl das Hoffnungsfreudig be­­gonnene Werk vollenden sollte.. Das Chidjal war dem­ eigentlien Führer, der nach langem Hader wiedervereinig­­­ten Raditalen und Radital-Sozialisten in die Arme­ ge­­ne Re Fallen. Sojef Caillaug mußte eine Weile beiseite treten. Die ganze große Last fiel auf die Schultern des Minister­­­präsidenten und Ministers des Reitern „Gaston Dous, Mergue. Und dennoch sind es nicht bloß Müdigkeit und Ar­­beitsüberhäufung, die ihn zum Scheiden bewegen. Auch wenn er sie zu überwinden vermöchte, konnte ihn das Ergebnis der " kant­mermwahlen keineswegs zutversichtlic stimmen. Wenn er sich bei diesen Wahlen lediglich darum gehandelt hätte,­ der sich immer jeder und herausfordern­­der gebärdenden Kleti­alen und sonstigen Reaktion einen mächtigen Damm entgegenzustellen, dann wäre das Ziel allerdings­ erreicht. Bon­ den 602 Abgeordneten, die­ das allgemeine Stim­mrecht am 26. April und a­m 10. Mai in das Palais Bourbon verdicht hat, benennen Ti nur 114 als Kleritale und S­onservative verschiedenen Namens.­­3 blieben demnach 488 Deputierte, bei denen man den Bund­ voranssehen muß, die Republik zn ihrer " republikanischen und forttrittlichen "Gesinnung zu regieren. Nun gähnt aber zwisc­hen den verschiedenen re­­­publikanischen Gruppen eine weite, fester unüberblüdbare Kluft: Die Männer des­­ demokratischen Bundes können­ niemals mit den Sozialisten zusammengehen, und die von dem Dreigestirn Barthou, Briand und Millerand geführte „Höderation­ der Linken“ ist im Zeichen des Kampfes gegen den verabscheuterr " militanten Radikalismus zur insgesamt über 170 Mitglieder, davon bloß­ 140, solche, die in­ der Rue de Balvis eingeschrieben sind und­ das­­ Pro­­gramm von Bat unter allen Umständen zu befolgen ,ge­­lobten. Ein wenn auch ‚ur­ provisorisches Bündnis wäre für sie daher nur­ mit den geeinigten Sozialisten­­ Saures’ möglich. Diese zählen 103 Mann, denen sich an noch das. anderthalb Dubend . republikanischer . Sozialisten Augagneur, zugesellen dürfte. · Nure­m wäre­ der neue, Kurs in diesem Falle zu sehr nac) Es w­äre das eine mühselig­ zusammengekopsp­elte, aber schließlich doch eine­"Mjorität der Fuß"erst den Linken. lin­ks«versch­oben.,Die auf diese Weise koalierten Parteien hätten­ auf­­ dems Papier allerdings so Iwansch sei gem­ein. Vor allem Die Verteidigun energische Zurückweisung aller Herzfalen und reaktionären Uebergriffe. Dann die Steuerreform mit der­ progressiven Einkommensteuer nebst Einfrägungszwang. Diese Reform it zweifellos der­ großen Mehrheit des französischen­ Bol­­tes willkommen., Das ‚bisherige Steuersystem: in grant teich ist eines der ungerechtesten der Welt. Es wurde noch "von der: großen »Slonstituante vor mehr als hun­dert Jahren eingeführt; zu einer ‚Zeit, da die leitenden, französischen Volfswirte der längst überlebten­dee der Physiostaten Huldigten, wonach ‚aller nationale Reichtum aus Grund und Boden stammt. Grund und Boden wurden deshalb bis zu­ zwanzig Prozent­­­­ des Er­trages besteuert, während die Sonstituante­ für die anderen­ Werte eine „persönlice Mobiliarsteuer” und ‚eine­ &emerbesteuer einführte,. Daran hat sich bis­ heute nicht viel geändert: Was an Erträgnissen fehlte, Dar nun­­bgaben einzubringen "berfücht. Die Iebteren erreichen |­­een durch Hifssteuern und war alten durch­ in allerdings eine erflehliche Kobe. Baul . Leroy-Beau­lieu berechnet ihren­­ jährlichen Ertrag mit nicht wertiger als. 1083­ Millionen Stancs. Da, begreift man denn, daß Die französischen Rentner nicht erbaut, sind von­ der. Steuer: gefermt, die ihnen noch­­ weitere 93 Millionen. jährlich ab­­pressen soll. Die befislofen Massen freilich, die durch ihre Wahlstimmen die heutige S Kammermehrheit zusammen­­gebracht haben, jehen sie­üher all dies mit Leichtigkeit hin­weg. Wenn es an den Wählern läge, von denen die Radikalen und Sozialisten in das Parlament geschjicht worden sind, könnte man mit Recht ein inniges Zun mengehen der beiden großen Parteien in dieser hochwichti­­gen Reformangelegenheit erwarten. Nur darf man nicht vergefsen, Daß ich auch unter den Kapitalen in­ der Kammer. .jede viele Rentner und Ren­tner von Kapitald- und Handelswerten her finden, die­ von der » Steuerreform | |. |. 1 reden, sie zu Wahlzwecken ausnäsen, ihr aber tt­oßdent nit mehr. Sympathien entgegenbringen, als ihre Gegner im Liberalen und konservativen Lager. Auf dem Papier besteht zwischen AR ‚der Radikalen der Wahlreform zu willigen bereit stehe, welche A bekanntlich von den Sozialisten­ ebenso gewünscht, den Machtalen verabscheut wird. In Wirklichkeit, sich aber auch in Diese im Falle einer dauernden und Sozialisten " ernste Hindernisse en­gegen. "Zunächst hat sich bei­­ den besten Wahlen Mehrheit­ für die­se gat ei­e­mentiert. Dan nehmen einige der hervorragendsten Tadi­kalen Wortführer ‘vom Schlage Leon Bourgenis’ ganz entschieden gegen diesen Bunt­t des Parteiprogramms Stellung. Ebenso ‘geht aus einzelnen‘ Meußerungen des Präsidenten der Republik mit einer ,gewissen Deutlichkeit hervor, daßı an der­fekten Wehrreform­, in absehbarer­, seine wesentlichen . ee A­borgenonmen allein ermöglichen würde, ein rein radikales Ministerium die Dauer zu unterirügen. Ohne diese Stäbe.können aber geeinigten­­ Radikalen nicht lange weiterregieren. ' ruffühe Bündnis gestattet nicht die Rückehr zur seiwer­jährigen Dienstzeit, auf die ich namhafte­ Teile der neuen­ Mehrheit festgelegt haben. Der daraus­ fr­­eigebenden Schm­ierigkeit entzieht sich Herr Dountergue durch einen­ Rücktritt. Frankreichs auswärtige Politik steht ei: und Befestigung seiner innerpolitischen Zustände dauernd im­ Wege. . .­ 4 Welt­gelommten. Die vereinigten Radikalen verfügen aber unter­ der Laienschule und die jeher vier 00.0000 de Feuilleton. Primitiver Banker, Bon Thomas Moly.­ ­In­ den«"ki­lile11,"stille 11 Hallen prachtvollen­ Monu­­mentalbauten sieht man in­ sorgfältig geschlossenen­ Glas­­schränken mehr als einfache,äußerst primitive,fast­ voll­­kommen kunstlose Gegen­stän­de aufbewahrt,diesen ange­­­ordn­et,gruppiert,etikettiert,das Msaterial kostbarer Sammlungen bilden.Diese Gegenstände muten­ den Laien wie das selbstgefertigte Spiel ze­igstüchtiger kleiner Kinder in«,»iquormund«Erscheinung wiederholen sie si­ch,wer­deanhalt­ ei­nes Glasschran­kes etwas genauer betrachtet, geht bald an den ü­brigen ohne besondere Interesse vorüber,denn icr sieht dieselben Gegenstände:bunte Federn exotischer Vögel zu einem Kopfschmuck zusammen­­gebunden;»­Fü«ß·e von Vögel II,die besonders rasche Flieger oder­ auch­ scharfe Beuteljäger sin­d sidsie Larve eines Käfers,der,somitein das Phantam­ für eine Schildkröte angsehen werden kann,vordem»leblose«Holzstückchen, die aber durch das Verfahren irgendeines Zauberers eine gewaltige«Zauberkraft erhalten h­abet»;man sieht Pfeile, Spe­ere,Keule 11,dann Schädel von Menschen und Tieren, TZAJne von Löwem Tigern,Krokodilen,kleine und größere Muschel i weiße und schwarze,farbige,eigens­tünzlich ge­­fpru­te Kiesel,Säckche1­,die einen merkwürdigen Inhalt haben.Hautst­ückchen­ besonders starker wilder Raubtiere, auch schlaue Tiere,­gutbeschwingte Vögel sind mit einem Stückchen Haut oder ein,zwei Federniisäckchen ver­­treten."Jix de 11 großen,reichhaltigen Sammlungen der Museen für Völkerkunde sind also die an«sich wenigen Gegenstän­den die­ im­ Leben der Namensölker eine Rolle spielen,­­sorgfältig,zusammengestellt.Siles kommen aus den verschiedenen Gegenden der weiten Welt, ähneln einander außerordentlich, tragden dies alle selbständig, voneinander unabhängig- erzeugt wordemefind. „Sie entstammen Dem Denken menschlicher Gehiene in kleinen Schädeln, mit sind nach "hinten strebender Stirn, sie sind" der­ Ausdruch einer anfänglichen Gefühlswelt, die sich nicht entwidkeln kann. An diesen Gegenständen, die von frühnen, ent­­schlossenen Forschungsreisenden aus allen­­ Eden und­ Enden der Welt in die großen Zentren der Kultur und Zivilisation des weißen­ Menschen gebracht worden, haftet Stüd für Stüd ein Komplex der ursprünglichen Begriffe und Gedanken, Die im engsten­ Zusammenhange mit Der unmittelbaren Natur, stehen und die auf diese Art gleich­­fam­ Symbole der Gedankenwelt und der Gefühlswelt der Naturwölker sind. Es it wunderbar, wie ‘gewaltig an und für sich die Arbeit ist, die­ die P­hantasie ‚an diese Gegenstände, Ergebnisse einer anfänglichen Gedankenwelt, knüpft. Es sind das Kleine Schlüssel, die die Türen der Bolfzseele öffnen; die nähere Bekanntschaft mit Diesen scheinbar belanglosen Gegenständen läßt die Welt, Die überwältigend große shöpferische Natur noch größer, noch überwältigender erscheinen. Heroen der Wissenschaft haben mit mühsamer, be­­­wunderungswürdiger Forscherarbeit ein ganzes Neid­ "der Ethnologie aufgebaut; sie haben nicht nur das Material von , Sammlungen, gebracht, sondern auch noc den seeli­­schen, inneren Wert in wissenschaftlicher Form sorgfältig festgestellt und in großangelegten­­ Arbeiten niedergelegt. Auf dem Büchertisch Tiegt jet die im Entwurf und­ ist der Ausführung gleichmäßig gediegene­­ und wertvolle Arbeit eines jungen ungarischen Gelehrten, die mit der Zusammenstellung und Anordnung des Materials tie. der große Saal für­ Gerätschaften, Schmuch und Werkzeuge der primitiven Völker eines prächtigen Museums der Völkerkunde anmutete eine Fate Fritische Behandlung des Materials, eigene­­ Erkenntnisse als­ wertvolle Resultate verleihen dem Werke Bedeutung. „Ursprung des Begriffs des Wertes"­,­ baz - Géza der Zaubersratt“ ist­ Der Titel auf respektable Leitung­ präsentiert. Die a­bet führten — nad­eitung über, Ethnologie, ihre­r wissenschaftlichen Richtungen, über das Motiv des vorliegenden Buches, den Ursprung des Ber­griffs der »Zauberkraft: „mana“ bei­ den, verschiede Naturvölkern nach Möglichkeit festzustellen. —­in­e Welt der wilden Stämme Australiens, Amerikas, Afrikas ; sie sind die sorgfältig gebauten Glasschränke, ‚die diese völlig­ einfachen Gegenstände genau erkannt, aneinander geweb­t und­­ etikettiert enthalten. Hier handelt es sich, kündigt der­ Verfasser an, um die eigenartig komplizier­­ten Produkte­ der primitiven Denkarbeit, die man leider nur bei wenigen, miteinander in feinem Baussammen­­hange stehenden­ Völkern bisher, beobachten. konnte. Da jedoch auch das primitive Gehirn , [den Anfälle des organischen Denkens aufweist, zeitigt das Beltreben, den ursprünglichen‘ Begriff der­­ Zauberkraft : festzustellen — also den Schlüssel zur Gedankenwelt von Glauben und Aberglauben zu finden —, sehr­ interessante Resultate. Kein simples „Spiel­ der Phantasie“ ist es, Das den Glauben "den Naturwölfer (und den Glauben: überhaupt) entstehen läßt. "Die vielleicht größte Erregung, die Den Menschen­ zwingt, in einem hochgespannten Zustande pro­­duktiv, schöpferisch zu sein: die schredliche Angst macht das Gehirn siedend heiß; jebt entstehen die ‚Gedanken‘ , und ihre äußeren Formen, und der Zauber t­ird empfunden, geschaffen und ausgeübt. Auf Cumatra leben die primi­­tivsten Bölfer: von, heute, die. Drang. Huba, und ihre Er­forscher, Hagen, hat bei ihnen, nichts ‚anderes, gefunden als: „eine vage Furt, vor dem Geheimnis des Todes“. Diese Furcht­ beherrscht ‚num ‚selbstverständlich das Denken des wehrlosen,­­ tausend schredlichen ‚Gefahren erbarmungs-, 103 ausgejösten primitiven­­ Menschen, der Wilde ist be­­strebt, ja zu Ihnsen, indem­ er den­ Tod seiner Feinde verursachen will. Dies ‚kann ‚ec nur durch einen u erreichen, und­ seine Vorstellung von der ‚Zauberkraft is ‘ immer mit, der einer todbringenden Tat verbunden. Am —­­ (3) A-varäzserö fogalmának „eredete, Irta Röheim- Géza. "Budapest, Posner Károly Lajos év ia. , út. 6-8 a 49 A ; _

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