Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1932. március (79. évfolyam, 49-72. szám)
1932-03-01 / 49. szám
Dienstag, 1. März 1932 I Mcnddesiniektion bei herrschender iniucnza P Vom Tage. Zur wirtschaftlichen Annäherung der Donauländer. Lidovc Noving, das Organ des Außenministers Benes, das, wie wir bereits in der vorgestrigen Abend ausgabe unseres Blattes berichteten, erfreulicherweise einen neuen Ton Ungarn gegenüber anschlug, veröffentlicht nun ein längeres Gespräch seines Mitarbeiters mit Dr. Paul v. Auer aus Anlaß der in Brünn stattgehab^n iWirtschaftstagung mitteleuropäischer Verbände. Dr. Auer, der vor kurzem die Budapcster Tagung der Wirtschaflskonferenz der Sukzessionsstaaten geleitet hat, vertrat in Brünn den in Budapest gegründeten „Ständigen Ausschuß für die wirtschaftliche Annäherung der Donauländer“. Das Blatt veröffentlicht u. a. ohne Kommentar die Ansicht Dr. Auers, wonach dem wirtschaftlichen Zusammenschluß der Sukzessionsstaaten auch die unerledigten politischen Probleme im Weg stehen, die Ungarn und die Tschecho-Slowakei voneinander trennen; doch sei zu hoffen, daß schon die Verhandlungen über eine wirtschaftliche Annäherung eine verbesserte Atmosphäre schaffen würden, in der diese politischen Fragen zu gegenseitiger Beruhigung liquidiert werden könnten. Obergespansinstallation in Debrecen. In einer außerordentlichen Generalversammlung der kön. Freistadt Debrecen ist heute Baron Ladislaus Vag, der neue Obergespan der Stadt, in dieser seiner Eigen- | Schaft in Amt und Würden eingesetzt worden. Zur feierlichen Installation hatten sich auch die Vizegespäne der Nachbarkomitate, Ladislaus Fráter (Bihar), Alexander Virányi (Szabolcs) und Emerich Okolicsányi (Heves), eingefunden. Nach der Eidesleistung richtete Bürgermeister Dr. Väsriry eine in überaus warmem Tone gehaltene Begrüßungsansprache an den Obergespan, den er ersuchte, die Bestrebungen der Stadt Debrecen, die mit den nationalen Interessen nach jeder Richtung hin harmonisieren, zu fördern, worauf der Obergespan in einer längeren Rede antwortete. Er wies dabei auf seine Familientraditionen hm, die sich an das altehrwürdige Debreeener Kolleg knüpfen und betonte, daß er sich mit dem Regierungssystem und dessen politischer Richtung vollauf identifiziere. Seiner Überzeugung nach könne die Nation die Krise nur durch eine die besten Kräfte des Landes zusammenfassende, vorsichtige nationale Politik überwinden. Die Reinheit des öffentlichen Lehens halte er für einen der verläßlichsten Wertmesser der Konsolidierung. Zum Schlüsse seiner Rede gab er der Stadt das Versprechen, den Wunsch aller Bevölkerungskreise der Stadt und des Komitats auf Errichtung einer InndwirtscahftliChen Fakultät im Schoße der Stefan Tisza-Uniiversität nach Kräften zu unterstützen. Nach der mit großer Begeisterung aiifgenommenen Rede des Obergesnans sprachen zunäohst Im Namen der Munizipalversammlung Oberregieruncsrat Dr. Tunyoghy-Szücs und im Namen der städtischen Bevölkerung Reidhstagsabgeordneter Dr. Heggmcgi-Kiss, der dem Obergespan ans Herz legte, das Recht der Bürgerschaft auf persönliche Freiheit hoc.hzuhalten. Die Generalversammlung nahm beide Reden mit großem Beifall auf und bereitete zum Schluß dem Obergespan begeisterte Ovationen. ZahJungserleichterungen hü* Gebührenrückstände. Das Ung. T.-K.-B. meldet: Das Amtsblatt veröffentlicht in seiner morgigen Nummer die Verordnung des Finanzministeriums über die Gewährung besonderer Erleichterungen bei der Bezahlung von Gebührenrückständen. Diese Begünstigungen (Zinsenerlaß und Zinsenmäßigung) stehen mir denjenigen zu, die ihre Rückstände bis zu den in der Verordnung festgesetzten Terminen, dem 26. März, bezw. 23. April und 25. Juni, begleichen. Diejenigen, die infolge ihrer mißlichen Vermögensverhältnisse ihre Schuld bis zu den vorgeschriebenen Terminen nur in Raten begleichen, können um die Gewährung der in der Verordnung vorgesehenen größeren Begünstigungen bei den Finanzbehörden einkommen. Auch diejenigen Schuldner, die gegen die Bemessung von Gebühren Rechtsmittel in Anspruch nahmen, haben Anrecht auf die in der Verordnung eingeräumten Begünstigungen, wofern sie einen Teil der Gebührenschuld im voraus begleichen. Eine besondere Begünstigung wird denjenigen eingeräumt, die auf vorgeschriebeue, aber noch nicht fällige Gebühren bis zum 25. Juni Vorauszahlungen leisten. Für jedes Jahr, mit dem die Zahlungsfrist durch die Vorauszahlung gekürzt wird, werden 2.5 Prozent der Gebühren abgeschrieben, was eigentlich der Eskontierung der Gebührenforderung durch das Ärar entspricht. Die Abrüstungskonferenz. (Telegramm des Pester Lloyd.) Genf. 29. Februar. Der französische Ministerpräsident Tardieu hat heute Besprechungen mit Benes (Tschecho-Slowakei), Antóniádé (Rumänien), Marinkovics (Jugoslawien) und Zaleski (Polen) über ein gemeinsames Vorgehen in den Abrüstungsverhandlungen geführt und das gleidhe Thema unter dem Gesichtswinkel der Zusammenarbeit der Großmächte mit Simon (England) und Grandi (Italien) behandelt. Tardieu hat außerdem, wie von französischer Seite behauptet wird, außerordentlich entschieden und klar die Frage der Gleichberechtigung der abgerüsteten Staaten mit dem deutschen Vertreter Nadolny, dem ungarischen Vertreter Grafen Apponyi und dem österreichischen Delegierten Dr. Pflüget durchbesprochen. Besonders in den Besprechungen in dieser letzteren Gruppe ist, wie von französischer Seite unterstrichen wird, die Absicht Tardieus zum Ausdruck gekommen, nicht bis zur Durchführung der Wahlkampagne in Frankreich und in Deutschland zu warten, sondern schon die kommenden Wochen zu einer Entscheidung über die grundsätzlichen Fragen der Abrüstu- - in der Genfer Konferenz zu benützen. Es soll dabei den drei entwaffne ten Staaten gegenüber zum Ausdruck "“V—'t worden sein, daß Frankreich unter gar keinen Umständen dem Anspruch c auf Gleichberechtigung dieser Staaten Folge geben, daß es aber dieses Problem zur Diskussion stellen werde, sofern die abgeriisteten Staaten Schwierig; • 3 • keiten bei den Erörterungen über die französischen Sioherheitsvorkehrungen machen würden, GROSSBRITANNIEN. Die Zollvorlagc vor dem Unterhaus. (Telegramm des Fester Lloyd.) London, 29. Februar. Das neue Zollgesetz wurde heute in der vom Unterhaus beschlossenen Form dem Oberhause unterbreitet Luftfahrtminister Lord Londonderry legte den Standpunkt der Regierung dar. Lord Snowden wandte sich in einer längeren, sehr heftigen und leidenschaftlichen Rede gegen die Vorlage. Er erklärte, das neue Zollgesetz sei revolutionär, da es die seit 85 Jahren bestehende englische Handelspolitik gänzlich abändere. In der Freihandelsperiode sei die englische Ausfuhr zehnfach, das englische Volksvermögen siebenfach größer geworden. Das Arbeitslosenproblem sei im Auslande durch die Schutzzölle keineswegs gelöst worden. Der Außenhandel Englands sei trotz der allgemeinen Wirtschaftskrise günstiger als derjenige der anderen Länder. Die Stabilität des Pfundes in den letzten Monaten sei der beste Beweis hiefür. Schutzzölle erhöhten nur dia Kosten der Lebenshaltung und führten daher zu Lohnkonflikten. Die Debatte über die Vorlage soll noch heute zu Ende geführt werden. Der König wird das Gesetz noch heute unterzeichnen, so daß es morgen in Kraft treten kann. Vor der Einführung der Schutzzölle. London, 29. Februar. Heute nachmittags 5 Uhr wurden sämtliche Handelshäfen Englands gesperrt. Hiemit hat England aufgehört, ein Freihandelsstaat zu sein. Nach dem neuen Zollgeselz sind etwa die Hälfte der englischen Lebensmitteleinfuhr, ein Sechstel des Rohstoffimports und sieben Achtel der eingeführten Industrieartikel zollpflichtig. Die „Dumpingarmada“, wie die Schiffe genannt werden, die in großer Zahl der englischen Küste zueilen, um noch vor Einführung der Zölle die Häfen zu erreichen, hat zu großen Verkehrsstörungen in der Themsemündung geführt. Selbst das Wetter hat sich mit den Anhängern der neuen Zölle verbündet, denn ein heftiger Sturm erschwerte den Wettlauf der Schiffe mit dem Sekundenzeiger noch um ein bedeutendes. Die größere Hälfte der Schiffe trifft schon verspätet ein, zum großen Schaden der Versicherungsgesellschaften, die das Risiko auf sich genommen haben. FRANKREICH. Poincaré über das Verhältnis zu Italien. Paris, 29. Februar. (U. T.-K.-B.) Excelsior veröffentlicht 'heute zugleich mit La Náción in Buenos Aires aus der Feder Poincarés einen Artikel über die Beziehungen Frankreichs zu Italien. Poincare tritt nachdrücklich für die enge Freundschaft der beiden lateinischen Staaten ein. Ein Genueser Blatt, schreibt Poincare, habe sein Bedauern darüber ausgedrückt, daß französische Staatsmänner in letzter Zeit nicht mit Mussolini zusammengekommen seien, und wünsche, daß sobald als möglich eine französisch-italienische Entrevue veranstaltet werde. Auch er stimme diesem Wunsche bei, und er hoffe von dieser Zusammenkunft ersprießliche Resultate. Es bestebe zweifellos ein wesentlicher Unterschied zwischen dem französischen parlamentarischen System und dem Faszismus, doch stehe Frankreich in herzlichen Beziehungen zu Staaten mit ganz abweichenden politischen Systemen, wie mit Königreichen, und in Frankreich denke man, daß jeder Herr PESTER UL.OYB in seinem eigenen Hause sei. Er wisse, fährt Poincaré in seinem Artikel fort, daß die Politik der Bündnisse überholt sei, doch der Verbündete von gestern bleibe auch in der Zukunft ein Freund, und Frankreich werde Italien sowie den übrigen lateinischen Staaten gegenüber die gemeinsamen Überlieferungen und die aus gemeinsamer Quelle stammende Kultur stets hegen und pflegen. Es sei ferner wahr, daß sich zwischen Fnrankreich und Italien gewisse Unstimmigkeiten ergeben hätten, besonders in der Kolonialfrage. „Wir müssen unsere Rechte und Interessen wahren, doch darf uns ihre Erörterung nicht vergessen lassen, daß das intime Verhältnis Frankreichs und Italiens für beide Staaten eine Notwendigkeit ist.“ ÖSTERREICH. Pensionierung des Generalsekretärs für auswärtige Angelegenheiten. Wien, 29. Februar. (Amtliche Nachrichtenstelle.) Der Generalsekretär für auswärtige Angelegenheiten Peter ist auf eigenes Ansuchen mit Ende Februar in den dauernden Ruhestand versetzt worden. Über ausdrücklichen Wunsch des Bundeskanzlers wird er bis zur Ernennung seines Nachfolgers die Geschäfte des Generalsekretärs für auswärtige Angelegenheiten weiterführen. Die Entwaffnungsaktion des neuen Sicherheitsministers. (Telegramm des Pester Lloyd.) Wien, 29. Februar. In parlamentarischen Kreisen wird mitgeteilt, daß der neue Sicherheitsminister Bachinger wahrscheinlich noch in dieser Woche seine Entwaffnungsaktion beginnen werde. Minister Bachinger beabsichtige, diese Aktion so durchzuführen, daß sie unter gegenseitiger Kontrolle stattfindien soll, das heißt, die Heimwehr würde die Entwaffnung des Schutzbundes, der Schutzbund die Entwaffnung der Heimwehr überwachen. Es ist natürlich sehr fraglich, ob ein solcher Plan praktisch durchführbar ist. Minister Bachinger will, wenn die Durchführung sich als möglich erweisen sollte, einen Gesetzentwurf mit drakonischen Strafen für verbotenen Waffenbesitz einbringen. Die Verhandlungen sollen im Laufe der nächsten Tage eingeleitet werden. TSCHECHO-SLOWAKEI. Annullierung des Abgeordnetenmandats eines Kommunisten. Prag, 29. Februar. (Tsohech. Preßbureau.) Das WaMgeridht bat beute unter dem Vorsitz des Präsidenten des Verwaltungsgeriahts idas Mandat des kommunistischen Abgeordneten Stefan Major annulliert und an seiner Statt den Pöstyéner Arbeiter Stefan Pazala zum Abgeordneten erklärt. JUGOSLAWIEN. Freiwillige Herabsetzung der Zivilliste durch den König. (Telegramm des Pester Lloyd.) Belgrad, 29. Februar. Zu Beginn der Budgetdebatte in der heutigen Sitzung der Skupstina verlas Ministerpräsident Zsifkovics einen Brief des Hofministers, worin mitgeteilt wird, daß König Alexander von nun an eine um vier Millionen Dinar niedrigere Zivilliste von der Staatskasse beheben werde.