Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1932. július (79. évfolyam, 144-171. szám)

1932-07-01 / 144. szám

PESTEK LLOYD • 2 • Stücken der verantwortlichen Regierung ihren Bei­stand leiht. Der natürliche und gesetzliche Beruf jeder Minderheit ist ja eben das Opponieren, und wo die Opposition ihre natürliche Sendung erfüllt, dort ist der nationalen Einheit eigentlich noch kein Eintrag getan. Wohl aber ist das der Fall, wenn sich aus der Parlamentsmehrheit heraus Widerstände gegen die verantwortliche Regierung erheben. Wo dergleichen der Fall ist, da kann das Ausland das Vorhandensein einer nationalen Einheit, die ent­schlossen hinter der Regierung steht, mit Recht in Zweifel ziehen. Das Handschreiben des Reichsverwesers darf also wohl derart interpretiert werden, daß darin dem Ministerpräsidenten die verfassungsmäßigen Mittel in Aussicht gestellt sind, mit deren Hilfe es ihm ermöglicht sein wird, gegebenenfalls zur Wahrung der nationalen Einheit den natior nalen Willen anzurufen. So ist denn die Stel­lung der Regierung des Grafen Julius Károlyi nach unten wie nach oben hin in ganz ein­deutiger Weise geklärt. Er kann sich nunmehr mit dem bisherigen Verantwortungsgefühl und der bis­herigen Energie dem restlichen Teil seiner Auf­gabe widmen, der darin besteht, das bereits Er­reichte zu konsolidieren, das Budget defizitfrei zu halten und die Pengöwährung auch weiterhin vor Erschütterungen zu bewahren, darüber hinaus aber in handelspolitischen Abmachungen mit dem Aus­land den Absatz unserer Exportüberschüsse zu ge­rechten Preisen zu sichern und in den nunmehr einzusetzenden Verhändlungen mit den Ausland­­gläubigem die Stundung der Tilgungsraten und die Ermäßigung des Zinsfußes zu erzielen. Das Land kann nur wünschen, daß die Regierung des Grafen Julius Károlyi auch in diesen Belangen mit dem Erfolg arbeiten möge, der ihren bisherigen Bestre­bungen beschieden war. iescHteüwafiiie der gesperrten ungorl­­schen Staatseinnahmen. Amtliche MuMmadiing an die OMigaflonshesiizcr der Ungarischen ViHkerhundanleiiie. Wie das Ü. T.-K.-B. mitteilt, wird in der Freitags­­nummer des Amtsblattes eine Kundmachung folgenden Inhalts erscheinen: Kundmachung an die Obligationsbesitzer der Staatsanleihe 192Í des Ungarischen Königreiches. Die Trustees der 1924er Staatsanleihe des Ungari­schen Königreiches teilen mit, daß, da hinsichtlich der Umwechslung der für den Anleihedienst in Ungarn zurückbehaltenen Beträge in die erforderlichen ausländi­schen Zahlungsmittel Schwierigkeiten entstanden sind und der Betrag def schon im Besitz der Trustees befind­lichen ausländischen Zahlungsmittel derzeit zur vollen Deckung des am ersten August fälligen Zinsenbetrages nicht hinreicht, sofern die ungarische Regierung bis zum ersten August die erforderlichen Überweisungen nicht vollziehen sollte, der Volle Betrag bei der Fälligkeit aus den hiefür geschaffenen Reservefonds durch dessen Benützung in dem sich als notwendig zeigenden Maße den Bankiers fliißig gemacht werden wird. Obgleich die ungarische Regierung ih-r-er Absicht Ausdruck verlieh, Überweisung der Beträge, sobald es die Umstände erlauben werden, wieder aufzunehmen, hat sie unter weiterem Bruch der in der Generalobligation und im Genfer Protokoll enthaltenen Bestimmung Weisungen, laut deren aus dem Ertrag der zur Sicherstellung der Anleihe verpfändeten Staatseinkünfte in Hinkunft nur solche Beträge dem bei der Ungarischen Nationalbank geführten Konto der Trustees zuzuweisen, die zum offi­ziellen Kurse dieser Bank umgerechnet dem Pcngöwerte der auf Grund der Generalobligation fälligen Raten en­tsprechen würden. Die Trustees 'haben unverzüglich Schritte getan, um gegen diesen Bruch der Generalobligation und des Genfer Protokolls Protest einzulegen, auch haben sie den Gene­ralsekretär des Völkerbundes von diesen Vorgängen in Kenntnis gesetzt. Budapest, 1. Juni 1932.* Von zuständiger Stelle wird hinsichtlich dieser Kundmachung folgendes bemerkt: Die Trustees der mit der moralischen Unter­stützung des Völkerbundes 1924 emittierten 7.5pro­­zentigen ungarischen Staatsanleiheobligationen er­wähnen in ihrer am 1. d. publizierten Kundgebung, daß die ungarische Regierung vorläufig die zum Anleihedienst erforderlichen Beträge bloß in Pengő auf das Konto der Trustees überweist. Dies könnte bei den mit den lokalen Umständen nicht Vertrauten den Eindruck erwecken, als ob die ungarische Re­gierung die ursprünglichen Anleihebedingungen vor­sätzlich nicht einhalten würde. Die ungarische Regierung hat seit September vorigen Jahres die Finanzkommission des Völker­­bundes ebensQ .vzie die.. Trustees, -unausgesetzt-über die Finanzen und Devisenlage des Landes orientiert Und trachtete seit zehn Monaten, in allem den Wün* sehen der Finanzkommission entsprechend vorzu­­gehem Während dieser Zeit lenkte die Regierung ständig die Aufmerksamkeit der Finanzkommission auf den Umstand hin, daß die Devisenbestände uns ausgehen müssen, da infolge dér in Europa heute allgemein befolgten Handelspolitik unsere Ausfuhr fortwährend abnimmt und weil der Preis der wich­tigsten . landwirtschaftlichen Exportwaren des Lan­des ungefähr auf ein Drittel gesunken ist Obgleich es mit Sicherheit vorauszusehen war, daß sich die Devisenbestände unter solchen Umständen er­schöpfen müssen, transferierte Ungarn dem Wunsch der Finanzkommission und der Trustees ge­mäß die zum Dienst der Völkerbundanleihe erfor­derlichen Beträge bis zur letzten Möglichkeit. Nun hat aber der Devisenmangel ein Maß erreicht, bei dem weitere Transferierungen absolut unmöglich geworden sind. Eine ähnliche vom Willen der Regierung un­abhängige Zwangslage verursacht es, daß die Regie­rung zurzeit keinen größeren Pengöbetrag, als zum Völkerbundanleihedienst erforderlich ist, auf das Konto der Trustees überweisen kann. Die zur Sicher­stellung der Anleihe verpfändeten staatlichen Ein­nahmen belaufen sich nämlich auf das rund Sechs­einhalbfache des Anieihebedarfes. Die Trustees haben von ihrem in dem Generalbond wurzelnden Rechte Gebrauch gemacht und nunmehr beschlos­sen, den ganzen Betrag dieser staatlichen Einnahmen zu beschlagnahmen, solange die Regierung die zum Anleihedienst erforderlichen Beträge nicht in Devisen transferiert. Da diese Einnahmen etwa 30 Prozent sämtlicher Einnahmen des Staates aus­­machen, steht es außer Zweifel, daß im Falle ihrer Beschlagnahme der Staatshaushalt eine verhängnis­volle Stockung erleiden würde, zumal da ein großer l'eil der bereits auf das Mindestmaß herabgesetzten staatlichen Bedürfnisse ungedeckt bliebe. Das ent­spricht sicherlich auch den Intentionen des Trustees nicht, da die Sicherstellung des Wirtschaftslebens und der inneren Ordnung des Landes auch im star­ken Interesse der Gläubiger liegt. Die ungarische Gesetzgebung war um den Preis der schwierigsten Opfer erst jetzt in der Lage, das Budget ins Gleichgewicht zu bringen und hiedurch der Gefahr einer Inflation auszuweichen. Diese Er­gebnisse. würden im größten Maße gefährdet wer­den, wenn die Regierung über die Staatseinnahmen über die zum Anleihedienst erforderlichen Pengő­­betröge hinaus nicht verfügen könnte. An zuständiger Stelle wird auch noch darauf hingewiesen, daß der zum halbjährigen Dienst der Völkerbundanleihe erforderliche Betrag zur Ver­fügung der Trustees reserviert ist, sie daher in der Lage sind, hieraus die Bedeckung der nächsten Kuponfälligkeit zu gewährleisten. Sobald die Mög­lichkeit dafür sich überhaupt wieder ergibt, wird die ungarische Regierung den Transfer wieder auf­­nehmen. versitätsprofessor in sorgfältig geschliffenen und abge­wogenen lateinischen Perioden ausisprechen; —- die deutsche Öffentlichkeit von 1889 ist weit davon ent­fernt, es zu erkennen. Ihr ist — wir wollen wahllos in die Presse jener Tage greifen — der Dichter des „Sonnenaufgang“-Dramas ein Individuum mit ausge­sprochener Verbrecherphysiognomie, von dem man nichts anderes als anrüchige und schmutzige Stücke erwarten kann... wofern er nicht ein poetischer Anarchist oder der unsittlichste Bühnenschriftsteller des Jahrhunderts, ein Schnapsbudensänger oder gar ein „Schwein“ schlechtweg ist. Der preußische Land­tag erweist dem jungen Autor die Ehre, sich mit ihm zu beschäftigen: er habe das Theater zum „intel­lektuellen Bordell“ herabgewürdigt, meint ein feudaler Abgeordneter, der sich wohl auskennt. Und ein flinker Journalist namens Conrad Alberti läßt als­bald unter dem Titel „Im Suff“ eine Parodie erschei­nen, auf die das Wort keine Anwendung findet: Parodieren heißt auch huldigen. Derartige Parodien wird Hauptmann im Laufe eines langen, kämpfen­den Lebens noch viele sammeln können ... Mit diesem 20. Oktober ist aber der Damm ge­brochen. Kräfte, die lange nicht ihren Weg gewußt und sich in der Stille höher und höher g es taxit haben, sind frei geworden. Der Siebenundzwanzigjährige steht am Start. Siebenundzwanzig? Das ist nicht allzu jung mehr im bürgerlichen Sinne. Andere sitzen um diese Zeit in Amt und Würden. Oft genug haben daran die alternden Eltern, die ihren Kindern so viel Freiheit der Entwicklung gelassen, hat mit leiser Ungeduld die junge Frau daran erinnert, die von den Verwandten immer wieder hören muß, sie habe „einen Tagedieb ohne Aussichten“ geheiratet. Nun ist plötzlich, mit dem lärmenden, des jungen Dichters Namen — wenn auch unter dem Geplansch ’von zahllosen Kotkübeln — hoch auf den Schild he­benden Erfolg die Bestätigung da, daß sein Weg, der in der Anschauung der Väter kein Weg gewesen, doch der richtige war und ist. Vielleicht hat auch die erste Berührung mit der Welt des Theaters entscheidende Kräfte entbunden? Jedenfalls ist jetzt nicht mehr die Rede von Lyrik und Erzählung wie ehedem; alles Sinnen gilt dem Drama. Hauptmann fühlt sich gesundet, er möchte der Welt nähe sein, die fortan seine Welt i st, möchte mit dem Theater, der Literatur, den neugewonnenen Freunden und Kampfgenossen der „Freien Biilme“ — Otto Bfahm und Paul Schlenther vor allen und dem jungen, unternehmungslustigen Fischer, schwe­discher Hofbuchhändler trotz seiner Jugend, der nun sein Verleger wird — in ständiger Berührung bleiben. So wird das Haus in der Provinz aufge geben: da Hauptmann es verläßt, kann er den Schicksalswitz nicht ahnen, daß sehr hald an der­selben Stelle, wo er die hitzigen Reden gegen den Alkohol zu Papier gebracht, ein Schanktisch mit Bieihähnen und Schnapsflaschen stehen wird. Lebensreform, Weltveroesserung: ewige Grund­stimmung aller positiv gerichteten Jugend, zumal in Zeilen, die gären, weil sie übersatt sind. Noch ist diese Periode für Hauptmann nicht zu Ende, im Leben nicht und nicht im künstlerischen Schaffen. Noch trägt er weiter seine Jägerwäsche und meidet geistige Getränke; aber in seinem Werk erstreckt sich die lebensreformatorische Tendenz jetzt auf das Secüsche, auf das Ve. laiiinis zwischen Eltern und Kindern, zwischen Gatte und Gattin Das Soziale, das sein erstes Drama beherrschte, tritt für den Augenblick vor dem Psychologischen, ja Pathologi­schen zurück,... um dann bald desto triumphaler durchzubrechen. Die Jahre 1889 und 1890 in Berlin verbracht, sind emsige Arbeitsjahre. Eindrücke, die Haupt­mann bei einem größeren Aufenthalt in Zürich, nicht gar lange vor seinem dramatischen Erstling, ge­wonnen, wo Bruder Carl bei. Avenarius und Forcl slüdiert und um ihn, wie üaeiail. ein ganzer Kreis sich sammelt. Einblicke, insbesondere in das trübe Familienschicksal eines bei der Firma Maggi angc­steliten, annoch unbekannten jungen Mannes na­mens Frank Wedekind verdichten sich zu einem neuen Drama: „Das Friedensfest“. Schon zu Anfang. 1890 wird es in der „Freien Bühne“ veröffentlicht, .lern Kampforgan der jungen Kunstrichtung, das der ebenso junge Verlag Fischer heraüsgibt. Im Juni bringt cs der Verein „Freie Bühne“ als geschlossene Vorstellung; die letzte des ersten Spieljahres. Ein halbes Jahr später kann der wahllos Schaffende schon einem Freundeskreis seine neueste Arbeit vorlesen, das Schauspiel „Einsame Menschen“, in einem Vergnügungslokal zu Flinsberg im lser­­gebirge auf der Sommerreise flüchtig niedergesclirie-. ben, in den ersten Herbstmonaten in Berlin sorgfälrg ausgearbeitet. Paul Schlenther versichert, er lnne' von all den vielen Aufführungen dieses Werkes und von allen berühmten Schauspielern, die er dann ge­sehen, nie einen so starken Eindruck empfangen, wie von der Vorlesung durch den Dichter an jenem No­vemberabend. Wieder bringt die „Freie Bühne ‘ das Stück heraus. Unnötige Vorsicht diesmal: so groß ist die Wirkung, so bühnengerecht ist das Werk, daß sogleich öffentliche Theater erobert werden; L’Ar­­ronge spielt die „Einsamen Menschen“ im Deutschen Theater, Max Burckhardt gar im Hofburg theater zu Wien — und seither gehören sie zum Repertoire der deutschen Bühne; selbst große ausländische Schau­spieler, wir nennen nur Ennete Zacconi und Enrico Salvini, haben die dankbare Rolle des problemati­schen Jünglings Johannes Vockerath mit Erfolg durch die Welt getragen. Oktober 1889 bis Januar 1891 — länger hat die Eroberung des Theaters für den jungen Gerhart Hauptmann nicht gedauert, der noch wenige Jahre vorher immer wieder zweifelnd gefragt, was aus ihm werden, wohin das Schicksal ihn führen solle. Und nun geht Leben und Schaffen in unvergleichlich steiler Bahn nach oben, vorwärtsgetrieben wie von einer Rakete edelsten Ehrgeizes ... Freitag, 1. Juli 1932 Wichtige Regierungserklärungen in der Einheitspartei. Die Einheitspartei hat heute abend ihre letzte Kon­ferenz vor den Sommerferien abgehalten. Es sind in die­ser wichtige Regierungserklärungen abgegeben worden, namentlich in bezug auf die Abrüstungskonferenz und die Lausanner Konferenz, zu welch letzterer die unga­rische Regierung heute eingeladen worden ist. Zu dieser wird sich, wie Minister Graf Julius Károlyi mifteilte, vorläufig Außenminister Walko hegeiben, später werden aber auch Finanzminister Baron Korányi und dm Notfälle der Ministerpräsident nach' Lausanne reisen. Auch die innerpolitischen Erörterungen des Ministerpräsidenten waren von hohem Interesse, besonders was das nächste Programm der Regierung betrifft und (bemerkenswert war eine Rede des Grafen Stefan Bethlen, in der dieser die Stellung der Einheitspartei zur Regierung und zu den an­deren politischen Parteien präzisierte. Eröffnet -wurde die Konferenz durch den Parteiprä­sidenten Justizniinister a. D. Dr. Pesthy, der zunächst der aufrichtigen Freude der Partei ob der glücklichen

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