Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1934. október (81. évfolyam, 222-246. szám)

1934-10-02 / 222. szám

Dienstag, 2. Oktober 1934 Die weltberühmte original japanische BUTTERFLY YUASA Die Sensation von Budapest im Monat Oktober Al&0Í©INl^ Diktaturen verdanken ihr Entstehen nicht mäch­tigen Regierungsmehrheiten, sondern dem Umstand, daß die tausendfach zersplitterten Parteien, Par­teiungen und Persönlichkeiten der höheren Inter­essen der Nation nicht bewußt waren und daß in ihren unfruchtbaren Streitigkeiten die allgemeinen natio­nalen Interessen verloren gingen, während Regie­rungsmacht und staatliche Autorität zum Spielzeug politischer Leidenschaften geworden sind. Indem ich also meine Politik in der Gegenwart und der Zükunft auf eine den historischen Traditionen der Nation entsprechende, ihrer Aufgaben und Pflichten bewußte, kraftvolle und aktionsfähige, sich zu der nämlichen politischen Weltanschauung bekennende. Regierungsmehrheit baue, wünsche ich nicht bloß die heute so unentbehrliche stabile Regiejung, aber auch im allgemeinen das reine verfassungsmäßige Leben und die weitere Möglichkeit des Regierens mit verfassungsmäßigen Mitteln zu sichern. Aus die­sem Grunde lege ich ein so großes Gewicht auf den weiteren organischen und zielbewußten Ausbau der Partei der Nationalen Einheit und zugleich auch auf die Förderung der Bewegung der Nationalen Ein­heit, die das gesellschaftliche Hinterland der Partei bildet. Mein Ziel ist, daß diese sich immer kräftiger entfaltende Bewegung dem modernen ungarischen öffentlichen Leben stets neue und frische völkische Kräfte zuführe und jene Hypertrophie der gesell­schaftlichen Organisationen abstelle, die in Ungarn auf dem Gebiete des Vereinslebens zu beobachten ist und die mit den bestehenden 18.000 Vereinen zür Desorganisierung der inneren ungarischen Kräfte führt. Die Politik der Interessenvertretungen. In diesem Zusammenhänge muß ich darauf hin­­weisen, daß die Interessenvertretungen und ähnliche Organisationen keineswegs die Aufgabe haben können, allen Entschlüssen tier Regierung cnlgegcn­­zntreten. Die Regierung ist gern bereit, die Bemer­kungen der Interessierten anzuhören. Wenn aber die Regierung konkrete Maßnahmen getroffen hat, so müssen sich die Organisationen fügen. Ein nach­ahmenswertes Beispiel hat in dieser Hinsicht der Frontkämpferverband geboten, der, allerdings nach allzu langen Beratungen sich vor den Verfügungen des Innenministers gebeugt hat. Solche Organisationen dürfen . auf die weitestgehende Unterstützung der Regierung rechnen, aber Organisaionen, die gegen die unabänderlichen gesetzlichen Verfügungen der Regierung remonstrieren, stehen nach meinem Urteil keineswegs auf der Höhe ihrer Aufgaben. ------ ■ -------- --------- --­- — .* - •— — - - - Die Bekämpfung der Krise. Die Regierungstätigkeit, deren alltägliche Auf­gaben den überwiegenden Inhalt der zweijährigen Arbeit meiner Regierung bilden, kann nicht als einfach und leicht angesprochen werden. Als ich an die Spitze der Regierung getreten bin, fand ich eine ziemlich schwere wirtschaftliche und soziale Lage und eine sich daran knüpfende gefährliche seelische Depression vor. Das Defizit des Staatshaushaltes er­reichte beängstigende Maße, das Wirtschaftsleben blickte erstarrt einer trostlosen Zukunft entgegen, Arbeit, Unternehmungslust und Verkehr waren gelähmt infolge der Einengung der Kapitalversor­gung und der Kreditmöglichkeiten, wie auch infolge des durch die Schwierigkeiten der Devisenbeschaffung entstandenen Rohstoffmangels. Die Kontinuität des Funktionieren« des Ver­waltungsapparats wurde durch die Krise gefährdet, die auf alle Schichten des Volkes drückte und allent­halben Unruhe und Unzufriedenheit hervorrief. Die Verschlimmerung der öffentlichen Stimmung führte sogar zu einer Passivität, die sich auch in der Ent richtüng der Steuern meldete. Produzent und Kon­sument, Kaufmann und Handwerker, Schuldner und Gläubiger wußten nicht, wo sic standen, denn sie mußten in völliger Unsicherheit des Wirtschafts­lebens ohne Kompaß, allen Launen des Zufalls, aus­­gesetzt. von einem Tage zum anderen ihr Leben fristend, den Kampf ums Dasein führen. Wir wur­den geschwächt und entmutigt im Kampfe, den wir führen mußten, um der Nation, die ihr eigenes Leben führen wollte, ihr Sonderdasein zu erhalten. In diesem harten und bitteren Kampfe wurde auch die puritáné, zähe und patriotische Kraft­anstrengung meines Vorgängers, des Grafen Julius Károlyi, aufgerieben, der mit seinen Mitarbeitern durch ehrliche und a ufopferungsvolle Arbeit unter den schwersten Verhältnissen die sich türmenden Hindernisse zu überwinden versucht hat. Die hier verzeichnete schwere Lage des Landes hat die neue Regierung vor äußerst schwierige Auf­gaben gestellt. Einerseits mußte sie mit raschen Maß­nahmen Hilfe bringen, die wankenden Mauern des Wirtschaftslebens unterstützen, um jene Werte, die in der großen Weltkatastrophe uns geblieben sind, für die Zukunft zu retten, andererseits mußten wir für die Zukunft eine bestimmte Richtung ausstecken, damit die Nation, nach diesem Ziele schreitend, wissen mag, wofür sie die bitteren Heimsuchungen der Gegenwart zu ertragen hat. Währung.«- und Wirtschaftspolitik. Den Seelen Hoffnung einflößen, in der verzagten Masse das Vertrauen wieder erwecken, die Nation zu neuer Kraftanstrengung amspornen: meine Regierung war sich vom ersten Augenblick an bewußt, daß diöse psychologischen Voraussetzungen des Gelingens nur durch die Wiederankurbelung des Wirtschaftslebens, durch neue Arbeitsgelegenheiten, durch Ausdehnung des Verkehrs und Steigerung des Warenabsatzes her­beigeführt werden können. Zu alldem aber fehlte uns das Geld, da uns ausländische Kreditquellen nicht zur Verfügung standen, die Kapitalbildung im Inland aber seit geraumer Zeit Stillstand. Wir schritten sogleich zur Lösung unserer Auf­gaben. Und während wir im Nationalen Arbeitsplan ein den gesamten Fragenkomplex umfassendes Pro­gramúi gaben... waren wir unter dem Druck des Augenblicks bestrebt, die Wogen der Krise durch ' -■■~i =------------ as i ~-",i ------■ -■""■V.-. .1-----teas--­ Sofortmaßnahmen zu glätten. Vorerst mußten wir für die Milderung der drohenden Winternot sorgen. Auch die Wiederherstellung der Ordnung im Staats­haushalt war eine gebieterische Notwendigkeit. Zum Schutze unserer Valuta mußten wir uns verschieden­sten Inflationsversuchen widersetzen. Trotz der Ab­sperrung des Auslands hatten wir für unsere Ausfuhr neue Bahnen zu brechen und zugleich die Umrisse einer planmäßigen Exportpolitik festzulegen, was die entsprechende Abänderung der Deviscnpölitk zur Voraussetzung hatte. Um Arbeitsgelegenheiten zu schaffen, war das vollständig eingefrorene Kredit­leben aus seiner Starre zu lösen. Den verschuldeten Landwirten mußte Schonung gewährt werden, und was die Auslandgläubiger betrifft, waren Verein­barungen anzubahnen, um die Möglichkeit von Aus­­landkreditcn für die Zukunft wahren zu können. Der Grundgedanke jeglicher wirtschaftspoliti­­scher Tätigkeit meiner Regierung war. daß zwischen den einzelnen Wirtschaftsfaktoren und -zweigen- ge­rechter Ausgleich und billige Harmonie bestehen müssen im Zeichen der ungarischen Schicksalsge­meinschaft, da wirtschaftliche Arbeit, sozialer Friede, Ordnung im Staate, Ruhe und Stabilität im politi­schen Leben nur durch diese Harmonie und diesen Ausgleich gesichert werden können. Sozialpolitik der Brüderlichkeit. wünschen, daß sein Bettzeug gewechselt werde! Er muß sich ein reines Bett wünschen!“ Tomena wiederholte: „In einem... solchen... Augenblick? Wie meinen Sie das?“ In dem Ambulanten gellte es inwendig: Es ist unmöglich, unmöglich, <1 aß er sich nicht reine Bett­wäsche wünsche! Aber er brachte nur die Worte hervor: „Wollen Sie denn so .. . so wollen Sie...?“ In den Zügen des Schusters spiegelte sich wahn­sinniges Entsetzen, hartnäckig wiederholte er: „In einem solchen... solchen... Augenblick?“ Dem andern gefror der Angstschweiß vor der Stirn, aber er brachte es dennoch über sich, zu fragen: ’,Haben Sic Angst? Sagen Sie, fürchten Sic . .. fürchten Sic... den Tod?“ Das Wort war, verklungen, aber in dem Hirn des Schusters war der nackte Begriff verblieben: Tod. Bisher war auch ihm das Vergehen anderer nichts als ein weinseliger Bühnenanblick gewesen. Jetzt aber fühlte er in allen seinen Fasern, daß auch er sterbe, jetzt erst glaubte er, zum ersten Male, an den Tod. Seine Lippen taten sich, auf, seine Aug­äpfel träten furchtbar aus ihren Höhlen. Sein Ober­leib erhob sich mühsam. Das Angstgeheul, das ihm im Herzen hallte, wurde von seinem Hirn zu dem leisen Gewinsel abgestumpft: „Wann?“ Der andere wollte emporschnellen, blieb aber wie von Ketten des Wahnsinns, gefesselt dennoch sitzen. Wie Schluchzen kam es ihm von den Lippen: „Heute. Heute nacht. Soll ich Ihr Bell über­ziehen?“ Der Sterbende schüttelte den Kopf, als wollte er den hineingeworfenen Gedanken wieder hinaus­schleudern. Einen Moment lang kam der Ambulante zur Besinnung, er merkte erschüttert, welch be­deutungsvolle Worte er gesprochen hätte, und er suchte nach lindernden Worten: , „Aber nein . .- ich habe- bloß ein wenig ge­logen, nein, nein . . Dem Schuster fiel das Kinn auf die Brust und der Kopf sank in die Kissen zurück, während es aus seinen Mundwinkeln sickerte: „Doch! Ich sterbe.“ Hieraus folgerte der Ambulante, das angerich­tete Malheur sei nicht so arg, wie er befürchtet hatte, und dies löste bei ihm eine schonungslose Lust aus. in dem anderen zu wühlen und zu bohren. Heiser flüsterte er: „Hören Sie mir zu: ich weiß, daß auch ich ,sterbe. Ich weiß sogar, wann: zwei Monate hab’ ich noch, hören Sie? Zwei...“ Auch jetzt war in ihm die von allem Anfang an gehegte Zuversicht rege, noch zu seinen Lebzeiten würde das Serum der Lungenschwindsucht erfun­den werden, — aber er trat dieser Hoffnung aufs Haupt und sprach weiter: „Zwei Monate habe ich noch zu leben, dennoch bin ich nicht verzweifelt. Und werde auch nicht ver­zagen. Wenn es dazu kommt, werde ich rein über­ziehen lassen. Ich mag nicht, daß mich meine Be­sucher so ekelerfüllt zum Abschied küssen, wie Ihre Besucher gestern. Sie küßten. Ich werde duftig wie ein Bräutigam sein. Da, sehen Sie? dort steht das Kölnerwasser. Wollen Sie davon? Ich werde bis zur letzten Sekunde leben, denn das Leben gehört nicht dem Tode. Ich werde völlig das Leben der Leben­den leben. Mich waschen. Denn ich werde den Tod zur Kenntnis genommen hőiben, und ich werde über ihn zur Tagesordnung übergegangen sein, wie über meine Geburt. Das sind unabänderliche Dinge, Kol­lege! . .. Wie halten Sie das hier bloß aus? Hier herrscht doch der reine Moderduft. Es riecht ja, wie aus einem offenen Massengrab kalklos bestatteter Leichen! Pfui! Spüren Sie's nicht? Warten Sie, ich bringe das Becken voll Waschwasser, ich wechsle I Ihnen dieses gebrauchte Bettlaken aus. Das muß I geschehen, Sie sterben ja auch, wenn es nicht ge­Auf der gleichen prinzipiellen Basis beruht auch meine Sozialpolitik, deren Grundgedanke die unga­rische Brüderlichkeit ist und nicht das Streben, unter Ausnützung von Fragen der täglichen Existenz zu parteipolitischen Zwecken einen Klassenkampf zu schüren, der nur einzelnen, nicht aber der Gemein­schaft zun. Aufstieg verhilft. Unsere Sozialpolitik hat sich die Lösung des Brotproblems zum Ziele ge­setzt und wünscht eine Welt zu schaffen, in der die Arbeit und der Arbeiter den Lohn seines Schweißes erhalten, gegen jegliche Ausbeutung geschützt wer­den, und in der jedermann zum Teilhaber an der na­tionalen Wohlfahrt wird. Aus diesem Grunde niiß­­billigte und mißbillige ich auch heute noch die Ar­schieht. Vom Standpunkt des Todes ist das egal, hören Sie? Egal. Sie sterben, Punktum, ob so, oder so. Sterben, wie auch ich sterben werde. Wie die Kranken im Nachbarsaal. Wie die Gesunden außer­halb des Spitals. Schad um den Dampf, verstehen Sic? Nun? Wollen Sie’s? ' So wollen Sie's doch, wollen Sie’s!“ Suggestiv blickte er dem Schuster ins Auge. Aber Tomenas Pupillen waren starr. Gläsern haftete sein Blick an der Zimmerdecke. Sein Atem war nicht zu hören. Der Ambulante setzte, wie um ihm Lust zu machen, fort: »Nun? Knisternder, reiner, weißer Bettüber­zug? Eau de Cologne? Erfrischendes Waschwasser? Reinheit, Frische? Das Leben? Das Leben! Das Leben! Nun?“ Taubschweigend verharrte der Schuster in seiner Reglosigkeit. ..Schlafen Sie?“ fragte der Ambulante. Er erhielt keine Antwort. Eine Sekunde tan­­überlegte er, dann strich er mit einem Zündhölzchen über die rauhe Schachtelfläche und hielt die Flamme dem anderen unter die Nase. »Noch nicht. . . noch lebt er . ..“ bedeutete ihm' ein Seufzer des Schuhmachers. Da fiel der Ambulante abermals über den Ster­benden her: „Nun, nicht wahr? Sie wollen, — ja? So sagen Sie doch, daß Sie's wollen!“ Und schon sprang er empor. Da ging die Tür auf, und in Begleitung der Abteilungsschwester be­trat der Inspektionsarzt den Saal. »Wie geht’s, Tomena, mein Sohn?“ fragte er, während die Schwester das Licht anknipste. Der Sterbende ließ ein Röcheln vernehmen. Der Arzt trat hinzu und fragte freundlich-ermunternd: „Was möchten Sie morgen zu Mittag essen?“, Der Schuster rührte sich kaum merkbar, und fast unverständlich quoll es über seine farblosen Lippen: • 3 • FESTER LLOYD Wisse+i Sie- stUoH gnädigz Tcau, dass meine herrlichen französischen TO StoffspeziaBitäten J unter anderen die neuesten RODIER Kreationen ff tarbeiiirersütinüctiEiiliosiíHi! »■IBIT HTUI — frappante Billiókéit! Uloüi Preise das ist meine dies ährige Devise, die ich trotz des altgewohnten Niveaus und des besten Rufs meiner exlusiven Waren er­möglicht habe! F óti ferenc IV., VÁCI-UCCA 9, — Parterre und Mezzanin

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