Pester Lloyd - esti kiadás, 1934. október (81. évfolyam, 222-246. szám)

1934-10-01 / 222. szám

BESTER LLOYD • 2 * Der Genfer Korrespondent des llmtroutani Kurjer Codzienny batte mit dem ungarischen Hauptdelegierten Dr. Eckhardt ein Interview über die bevorstehende Reise des ungarischen Ministerpräsidenten nach Warschau. Bei dem Besuche in Warschau werde es sich nicht um den Abschluß eines Bündnisses handeln, sondern in erster Linie um Wirtschafts fragen: die hohen Transittarife der Tschecho-Slowakei bedürfen einer Regelung. Der Besuch werde außer den Verhandlungen über praktische Pro­bleme auch Gelegenheit bieten, die traditionelle Freund­schaft der beiden Nationen zum Ausdruck zu bringen. Diese Tradition sei stärker als jede politische Kombination. Der 6. Oktober — Nationalfeiertag. Die Regierung hat den 6. Oktober im Vorjahre im Verordnungswege als Nationalfeiertag deklariert. Die Gültigkeit dieser Verordnung wird auch auf das laufende Jahr ausgedehnt. In den nächsten Tagen erscheint ein Regierungserlaß, durch den verfügt wird, daß bis zur gesetzgeberischen Regelung der Frage der 6. Oktober als Nationalfeiertag zu betrachten ist. Es wird daher in den öffentlichen Ämtern an diesem Tage nur ein Inspektions­­dienst gehalten. Der Unterricht in den Schulen entfällt. Auf die industriellen, kommerziellen und landwirtschaft­lichen Betriebe erstreckt sich die Wirkung des National­feiertages nicht. Infolgedessen hat das Syndikat der Budapester Tagesblätter beschlossen, daß am 6. Oktober die Abendblätter und am 7. Oktober die M orgenblätt-zr glicht erscheinen sollen. Bischof Dr. Ravasz über Nationalismus und N ationalsozialismus. Gestern albend fand eine Festversammlung der Unga­­tischen Protestantischen Literarischen Gesellschaft statt, In der Bischof Dr. Ravasz in einer tiefschürfenden, ein­drucksvollen Rede einige aktuelle politische Fragen ana­lysierte. Nach einer Einleitung, die eine packende Zusam­menfassung der Beziehungen zwischen religiösen, morali­schen and politischen Ideen enthielt, führte der Bischof aus: — Die Friedens vert rage von Paris, die einzelne Na­tionen mit einer unglaublichen Ungerechtigkeit erniedrigt haben, stellen eigentlich den zur Herrschaft gelangten gegenwärtigen Nationalismus dar. Dieser Neonationalis­mus verlegt den Schwerpunkt der vollkslbildenden Kräfte auf Rasse und Blut. Die Einheit der Menschheit besteht aber nicht in den rassenbiologischen Elementen, sondern in den moralischen und geistigen Kräften, da der Mensch ein Ebenbild Gottes ist. Statt der Gottesähnlichkeit wurde in einzelnen Staaten die Einheit der Rasse zur entscheiden­den Quelle des menschlichen Lebens erhaben, was eigent­lich ein materieller Mystizismus ist und woraus dann die Idee des totalen Staates sich entwickelt ihat. Es ist kein Wunder, daß diese Theorie die gesamte Macht des Volkes in die Hände eines einzelnen Mannes niederlegt, der allein für alle denkt und waltet und nun bestimmen will, was idie Kirche zu glauben habe. Die Stelle des Pontifex maxi­­rous wurde vom Führer eingenommen und solcherart der Begriff der Kirche zertrümmert, unsere theologische Auf­­faissung vom Staate verändert und der Begriff der Mensch­heit inhaltslos gemacht. In diesen verworrenen Zeiten müssen wir die Größe der göttlichen Offenbarung noch nachdrücklicher betonen. Die Nation ist für die Mensch­heit und der Staat für die Nation da. Es gibt keinen größeren Wert im Leben als das Humánum, das Mensch­liche, doch niemals darf man dieses Menschliche ülber das Göttliche erheben. Die Kirche ist aber immer über die Na­tionen zu erheben und sie erweist der Nation den größten Dienst, weil sie die verlorengegangene Gottesähnlichkeit in Christo wiederherzustellen trachtet. Professor Dr. Mälyusz sprach über die neuesten histo­rischen Forschungen über die konfessionellen Kämpfe im 18. Jahrhundert, und Privatdozent Dr. Török erstattete Bericht über die 16jährige Tätigkeit der Protestantischen Literarischen Gesellschaft. Rechenschaftsberichte. In Nagyatád erstattete Reichstagsabgeordneter Dr. Berki seinen Wählern aus 42 Gemeinden des Komitats Somogy einen Rechenschaftsbericht. Er sagte u. a., auf Ersuchen seiner politischen Freunde habe er einen Wahl­rechtsentwurf ausgearbeitet. Er warnte ferner vor Über­treibungen, die das Land nur in eine noch schwerere Krise Stürzen könnten. *; Gestern nachmittag erstattete Abgeordneter Graf Iwan Csekonics seinen Wählern in Szombathely einen Rechen­schaftsbericht, in dem er sich vornehmlich mit der Wahl­rechtsreform, der außenpolitischen Lage und der Restau­ration beschäftigte. Er trat energisch für die Einführung ■der geheimen Abstimmung ein, forderte zugleich die un­bedingte Wiederherstellung der Rechtskontinuität und der ungarischen Verfassung in ihrer Gänze. Auch der fünf­zehnjährigen Jahreswende des Einzugs des Reichsver­wesers in Budapest gedachte Graf Csekonics, und seine hierauf bezüglichen Ausführungen wurden stehend vom Publikum angehört, das den Reichsverweser minutenlang feierte. In bezug auf die Außenpolitik leimte Graf Cseko­nics sehr energisch jede Annäherung an Deutschland ab. Deutschland, sagte er, durchlebt gegenwärtig eine große Krise und die Politik des Reichs -wird heute nicht von Genies, sondern von Phantasten geführt. Selbst vor den Pforten der Kirchen wird heute in Deutschland nicht haltgemacht und man respektiert nicht einmal die Errun­genschaften des Kulturforschritts. Es sprachen noch Ahg. Petravácz, der in schwung­vollen Worten über die historische Bedeutung der Restau­ration sprach, und Graf Anton Sigray, der die Restaura­tion als den einzigen Weg bezeichnete, der zu einer wirk­lichen und ernsten Revision führe. Unsere verehrten Abonnenten werden ersucht, im Falle von Adreßänderongen ihre alte und ihre neue Adresse stets genau und leserlich anzugeben, damit in der pünkt­lichen Expedition des Blattes keine Störung eintrete. <8- Hochachtungsvoll Administration des ____________ PESTER LLOYD Die weltberühmte original japanische BUTTERFLY YUASA Die Sensation von Budapest im Monat Oktober ä rizonA Französische Besorgnisse nm die Warschauer Reise Gömbös’ und die Politik Polens. Paris, 30. September. (Inf.) Excelsior beschäftigt sich mit den bevorstehen­den Besprechungen des ungarischen Ministerpräsidenten Gömbös in Warschau. An und für sich würde Frankreich, das ein Freund und ein Alliierter Polens sei und auch Un­garn Sympathien entgegenbringe, dieser Begegnung mit Befriedigung entgegensehen, aber die Leiter der französi­schen Außenpolitik dürfen die gegenwärtigen außer­gewöhnlichen Umstände nicht aus dem Auge lassen. Nur mit größter Kühnheit dürfe man hoffen, daß Polen seine diplomatische Aktion im Sinne der französischen Diplo­matie der Konsolidierung des Statusquo in Osteuropa führe. Nicht weniger kühn sei auch die Hoffnung, Ungarn ohne Vorbehalt sich der französisch-italienischen Annähe­rung anschließen zu sehen. Die unerwartete Reise v. Pa­­pens nach Budapest müsse außerdem einige Besorgnisse über die Art und die Tragweite der Verhandlungen zwi­schen Gömbös und Beck aufkemmen lassen, Frankreich müsse daher aufmerksam das rätselhafte Spiel verfolgen, das zwischen Berlin, Warschau und Budapest gegenwärtig geführt werde. Paris, 30. September. (Inf.) Die Radio-Agentur meldet aus London, daß polnischen Quellen zufolge Polen die Möglichkeit in Er­wägung ziehe, eine Erweiterung der im Versailler Vertrag festgesetzten Grenzen auf tschechoslowakisches Gebiet zu fordern, um eine gemeinsame Grenze mit Ungarn zu er­halten. In englischen politischen Kreisen betrachte man dieses Gerücht als einen Versuchsballon der Warschauer Regierung. — GROSSBRITANNIEN. Eine antisemitische Rede Mosleys. — — London, 1. Oktober. (DNIB.) Cie Schwafzhemden veranstalteten gestern abend eine Kundgebung in Manchester. Obwohl auch die Gegner zu Kundgebungen aufgerufen hatten, sind keine Zwischenfälle vorgekommen. Dem Bericht der Times zu­folge soll Sir Oswald d’Mosley in sehr scharfer Form ge­gen die Juden Stellung genommen haben, DEUTSCHLAND. Das Erntedankfest Berlin, 30. September. (Inf.) Das am letzten Sonntag im September gefeierte große Erntedankfest wurde auch heuer wieder auf dem Bückeberg bei Hameln an der Weser begangen. Man schätzt die Massen, die in Zahlreichen Extrazügen und Lastkraftwagen nach Hameln gekommen waren, auf etwa 700.000 Personen. Hitler traf bereits Vormittag mit dem Flugzeug in Goslar ein, wo er die Ladesbauernführer und zahlreiche Bauernabordnungen empfing. Der Anmarsch der Teilnehmer auf dem Bückeberg selbst, der schon am frühen Vormittag begonnen hatte, war gegen 2 Uhr nachmittags beendet. Um 3 Uhr traf Hitler auf dem Bückeberg eia und schritt zunächst die Ehrenformationen der Reichswehr und des Arbeitsdienstes ab, während die Artillerie gleichzeitig 21 Salutschüsse ab­feuerte. Nach einer Ansprache des Reichsbauernführers Darré ergriff Hitler das Wort zu einer längeren Rede, in der er die Zustände vor der nationalsozialistischen Machtergrei­fung mit den gegenwärtigen verglich. Er bezeichnete es als •den schlimmsten Fehler der früheren Parteien, daß sie die planmäßige Zerstörung des Vertrauens des Volkes in seine eigene Kraft nicht verhindert haben. Nachdem Hitler im einzelnen ausführlich dargelegt hatte, daß alle Hoffnungen der Gegner des jetzigen Regimes zu schänden geworden seien, besprach er Zweck und Ziel des Arbeitsdienstes und der kommenden Arbeitsdienstpflicht. Er schloß mit einem Appell, sich durch keine eventuell eintretenden Fehl- oder Rückschläge entmutigen zu lassen, denn nur Beharrlichkeit führe zum Erfolg. Die Feier, in deren Verlauf kombinierte Infanterie-, Kavallerie- und Artillerieabteilungen der Reichswehr in der Ebene zwischen der Weser und dem Bückeberg eine halb­stündige Gefechtsübung vorgeführt hatten, fand mit der Absingung des Deutschland- und des Horst Wessel-Liedes ihren Abschluß. __________ FRANKREICH. Demonstrationen gegen Chéron. Paris, 1. Oktober (DNB.) Gegen den Justizminister Chéron, der bei Schlettstadt an einer Erinnerungsfeier teilnahm, fanden bei seinem Eintreffen auf dem Bahnhof Kundgebungen statt. Aus der Menge wurde gepfiffen. Dasselbe wieder­holte sich auch in Metz, wo Chéron Samstag eintraf, um zu übernachten. Vor dem Gebäude versammelte sich eine ziemlich große Menge. Es wurde gepfiffen und gejohlt. Die Demonstranten mußten durch Gendarmerie und Na­­tnonalgarde vertrieben werden, Montag, 1. Oktober 1934 Eine symptomatische Nachwahl. Paris, L Oktober. (Inf.) Im Wahlbezirk Laon fand gestern der zweit« Wahlgang einer Kreisnachwahl statt, die eine ebenso große Bedeutung hatte wie die Wahl Chautemps’ in den Senat am vorigen Sonntag. Der unter der Flagge der Na* tionalen Union segelnde Kandidat Lenaen, der Bürgers meister von Laon, wurde mit 188 Stimmen Mehrheit, mit 6674 Stimmen, gegen den Kandidaten der sozialistisch-! kommunistischen Front Block gewählt. Die Sozialistisch« radikale Partei hatte formell einen neuen Kandidaten für den zweiten Wahlgang aufgestellt, der 2746 Stimmen er* hielt. Der Sieg des Kandidaten der Nationalen Union wird von der Rechten und von der Regierung als ein großer Erfolg verzeichnet; trotzdem hat der sozialistisch-kom* munstische Kandidat im ersten Wahlgang gegenüber der Wahl des Jahres 1932 seine Stimmzahl von rund 2400 Stimmen auf annähernd 4000 Stimmen vermehren kön-< nen, so daß die Rechte im zweiten Wahlgang gegenüber der des Jahres 1932 über 2000 Stimmen verlor. Verbot von Aufmärschen* Paris, 1. Oktober. (DNB.) Die Blätter der marxistischen Einheitsfront hatten schon vor einigen Tagen Straßenkundgebungen an* gekündigt, die am 13. Oktober mit einem Aufmarsch der sozialistischen und kommunistischen Stoßtrupps begin­nen sollen. Die rechtsstehende Vereinigung der ehemali­gen Frontkämpfer „UNC“ hat nun ihre 900.000 Mitglie* der aufgefordert, sich bereitszuhalten, ebenfalls auf die Straße zu gehen. Ein Maueranschlag, der diese Aufforde­rung enthält, soll heute überall verbreitet werden. Paris, 30. September. (Inf.) In ganz Nordfrankreich wird ein großer Ar* beitslosenmarsch auf Lille vorbereitet. Der Präfekt des Departements du Nord ihat den Organisatoren der Aktion den Marsch untersagt. Diese erklärte jedoch, ibn trotzdem durchführen und dafür sorgen zu wollen, daß keinerlei Zwischenfälle Vorkommen. In den kleinsten Orten sogar wird eifrigst zu der großen Kundgebung, die zahllose Ar« beitslose Nordfrankreichs vorbereiten, geworben. Aufmarsch der Frontkämpfer. Paris, 1. Oktober. (DNB.) Die Frontkämpfervereihigung „Croix de feu‘\ die es abgelehnt hatte, an den offiziellen Marne-Schlacht* feiern vom 8. September teilzunehmen, ließ gestern rund 16.000 ihrer Mitglieder in Chantilly vor dem Denkmal des Marschalls Joffre aufmarschieren. Ihr Führer, Oberst de la Rocque, hielt eine Ansprache, in der er erklärte, daß Frankreich über alle geistigen und moralischen Elemente verfüge, die er seine Wiedererhebung notwendig seien. Wer Frankreich angreife, könne sicher sein, daran zu zerbrechen. Im übrigen betonte der Redner das Recht der ehemaligen Frontkämpfer auf einen bestimmten Einfluß im politischen Leben. Ohne die ehemaligen Frontkämpfer sei keine Aussöhnung und keine Ordnung möglich. Bei . Hämorrhoidalleiden, Verstopfung, Darmrissen, Abszessen, Harndrang, Stauungsleber, Kreuzschmerzen, Brust« beklommenheit, Herzpochen, Schwindelanfällen bringt der Gebrauch des alterprobten .,Franz-Josef “-Bitterwassers immer angenehme Erleichterung. Fachärzte für Innerlichkranke las« sen in vielen Fällen täglich früh und abends etwa ein halbe* Glas natürliches Franz-Josef-Wasser trinken. ITALIEN. Kein Einmarsch In Abessinien. Rom, 29. September. (Inf.) Die im Ausland verbreiteten Meldungen über einen Einmarsch in Abessinien werden jetzt durch eine italienisch-abessinische Regierungserklärung ausdrücklich widerlegt. Danach hat die abessinische Vertretung in Rom mitgeteilt, sie sei -vom Kaiser von Abessinien ermäch« tigt, in aller Form eine Erklärung ihrer Regierung ahzu­­geben, wonach sie keinerlei feindselige Absichten gegen­über Italien hege und denke, sich unbedingt an den Geist und den Buchstaben des italieniscih-abessinischen Freund­­schäftsvertrages von 1928 zu halten, da kein Grund vor« liege, die zwischen beiden Regierungen bestehenden guten und freundschaftlichen Beziehungen albzuändern. Indem die italienische Regierung von dieser Mitteilung Kenntnis nahm, hat sie dem afoessinisehen Geschäftsträger erwidert, sie habe keine anderen, als freundschaftliche Absichten gegenüber der abessinischen Regierung, mit der Italien durch den Freundschaftsvertrag von 1928 verbunden sei. Italien beabsichtige mit Abessinien auch weiterhin freund* scbaftliche Beziehungen zu pflegen. POLEN. Feierlicher Empfang Becks in Warschau. Warschau, 30. September. (P. A. T.) Außenminister Beck hat anf der Rückreise aus Genf Marschall Pilsudski aufgesucht, der zur Erholung in der Umgebung von Krakau weilt, um ihm Bericht zu erstatten, und ist heute früh nach Warschau weitergefah* ren. Die Stationen, die der Zug passierte, waren mit Fah­nen geschmückt. In Warschau wurde der Minister durch Abordnungen der gesellschaftlichen Vereine empfangen und mit großer Begeisterung gefeiert. Auf dem Rahnhofe waren sämtliche Mitglieder der Regierung mit dem Re* gierungschef an der Spitze, ferner Vertreter der Armee, des Parlaments und der Munizipien erschienen. Im Namen der Empfangskomitees hielt der ehemalige Rektor der Warschauer Universität Professor Mihalowicz eine Rede, in der er betonte, daß die ganze Nation einmütig der Re­gierung und der Politik des Marschalls folge. Dem Außen* minister gebühre aber Dank für sein historisches Auf* treten am 13. September in Genf. Auf die Begrüßungsrede antwortete Beck u. a., daß die Tätigkeit des Marschalls Pilsudski Polen in die Reihe der wohlorganisierten starken Mächte erhoben habe, die sich selbst, wie die übrigen Nationen achten, aber auch von den anderen für sich Achtung fordern. Diese Feier bedeute, daß die Nation der Unerschütterlichkeit der Prin* zipien Ausdruck verleihen wolle, auf denen die Außen«, -poIitik der Regierung beruhe.

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