Schul- und Kirchen-Bote, 1890 (Jahrgang 25, nr. 1-24)

1890-01-15 / nr. 2

18 und it insoweit auch dem Texte angemessen. Aber die Darlegung berücksichtigt den nach meinem Gefühl schwierigsten Punkt der Berifope, nämlich die An­­wendung­ der sesajanischen Weissagung als eines göttlichen Strafgerichtes auf das galiläische Bolt, leider nicht, und was Meyer vorher zu B. 14 und 15 diesbezüglich erklärend und zwar als Gedanken Sein beifügt: unn sie (we: re) — ne; sie wollen nicht von mir belehrt und sittlich nebeilt werden; dies deckt die Selbstverschuldung des Willens bei ihrer Unfähigkeit auf“, — das it wahrlich nicht geeignet, das Nätjel eines solchen Gedankens im Kopf und Herzen des Seeilandes während seiner galiläischen Wirfsamkeit zu Lösen. ‚Noch viel weniger vermag dies die offenbar in großer dogmatischer Be­­fangenheit wurzelnde Ansicht S. Goebels, des Verfassers eines im Jahre 1879 erschienenen, sonst geschäßgten Wertes: Die P­arabel n­eu. Seine Erklärung unserer Matthäusstelle ist mir indes nur mittelbar aus dem nachher näher zu besprechenden Buche von H. G. Tamm bekannt, doch bin ich in der Lage, sie örtlich mitzuteilen. Sie lautet: „Warum redest du zu ihnen in Sleichnissen ? So befragt erwidert Jesus, er thue es darum, weil das Erfennen der Ge­­heimmiffe des Himmelreichs nur ihnen, den Fragenden, nicht aber jenen, der Bolfsmenge, von Gott beschieden sei. Er vollzieht also — das ist gesagt — An den er die Geheimnisfe des Himmelreichs ihrem Verständnis durch die bild­­liche Nedeforn entrüct, einen göttlichen Beschluß, nach welchen das Erkennen­­ dieser Geheimnisse nur den Jüngeren gewährt sein, jenen aber ver­­sagt bleiben soll. Dieser göttliche Beschluß nämlich berührt, wie B. 12 mit yap erläuert wird, auf, der allgemeinen, den irdischen Reilverhältnissen ent­­nommenen, aber auch eine Gottesordnung in ‚sich bergenden Erfahrungsregel: Wer da hat, den wird gegeben werden; wer aber nicht hat, von dem wird auch genommen werden, was er hat. Diejenigen, welche Empfänglichkeit und erständnisfähigkeit für das Wort vom Reich haben und beweisen, die follen auch immer mehr in den Stand gelegt werden, die Geheimnisse des Reiches zu­ erkennen, welche sich aber unempfänglich und verständnisunfähig be­weisen, die follen auch in dieser ihrer geistlichen Stumpfheit noch verstärkt und ver­­we:­werden, bis zum äußerten Grad des Nichtverstehens. So ist es Gottes Ordnung, und weil es so Gottes Ordnung ist, darum, fährt nun Sejus fort... . rede ich zu ihnen in Gleichnissen, dem jehend sehen sie nicht und hörend hören sie nicht, noch verstehen sie.“") „So it es Gottes Ordnung“ — ich blide im Geiste hin auf den liebe­­vollen Freund und Lehrer der Menschen an Lee Genezareth, der gesprochen: Kommt her zu mir alle — und blicke zum himmlischen Vater empor, der seine Sonne allen scheinen läßt und will, daß allen geholfen werde, und sage zu­­ dieser Auffassung Goebels einfach: Unmöglich! — Wenn Sie, geehrte Amts­­brüder, jedoch auch die, allerdings etwas derbe Abfertigung, die Tam dieser Auslegung angedeihen läßt, hören wollen, so soll sie ihn­n nicht vorenthalten bleiben. Sie lautet: „Also Jens ein Anschauungsunterrichtsgeber,?) der durch seine veranschaulichende Methode absichtlich dem weitaus aaten Teile seiner Hörer das Hören und Sehen benehmen will, darauf ausgeht, ihnen ein Brett ") Tamm, Realismus Feju, 25 f. — °) Das bezieht sich auf einen vorausgegangenen Ausspruch Goebels: Die Parabel sei wesentlich Anschauungsunterricht, was Tamm auch nicht gelten lassen will, unter anderm auch deshalb nicht, weil Zesus damit als Baraboliter auf eine Linie mit allen Bellalozzianern gestellt werde und so Gefahr laufe, in dieser formalen , didaktischen­ Leistung, einmal von Späteren überholt­ zu werden. Vielmehr liege in dieser Lehr­­form Yen Lehre selber und zwar sehr viele und tiefsinnige. (S. 21.)

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