Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1881. Januar (Jahrgang 8, nr. 2141-2165)

1881-01-28 / nr. 2163

. Reduktion und Administration Heltauergasse 23. Erscheint mit Ausnahme­­tage in der Sonn- und Steier­­­gli. Abonnement für Hermannstadt: monatlich 85 fr., vierteljährig 2 fl. 50 fl., Halbjährig 5 fl., ganzjährig 10 fl. ohne Bustellung ins Haus, mit Zustellung 1 fl., 3 fl., 6 fl., 12 fl. Abonnement mit Postversendung: Für das Inland: vierteljährig 3 fl. 50 en Air 7, ganzjährig für das Ausland: vierteljährig 9 RM. oder 12 Fre3., halbjährig 18 RM. oder 24 3es8, gensährig 36 NM. oder To. Unfransirte Briefe werden nicht angenommen, Manuskripte nicht zurückgestellt. Hermannstadt, Freitag 28 Januar RN 2163. Ab­­ge­­s­­präm­uterationen und Inserate übernehmen außerdem Hauptbureau,Heltauergase­ 7 Nr.23,in Kronstad­t die Buchhandlungen Heinrich Dresswandt, Fr. Wilhelm Frank, Heinrich Zeidner, Mediasch J. Hedrich’s Erben, Schässburg C. F. Erler’s Buchhandlung, Bistritz Friedrich Wachs­­­mann Nr. 187, Sächsisch-Regen Adolf Dengyel, Mühlbach Josef Wagner, Laufmann, Broos Paul Batzoni, Zehrer, Wien Otto Maas (Haasenstein - Vogler),Rudolf Mosse,A.Opelik,Rottech­,­­ H. Schalek, Pest A. V. Goldberger, Frankfurt a. M­­­. L. Daube & C. am­ Infertionspreis: Der Raum einer einspaltigen Garmondzeile kostet beim einmaligen Einladen 7 fr. Das z­weitenal je 6 fr., das drittemal je 5 fr. d. W. exclusive der Stempelgebühr von je 30 fr. 5 1881. Prämmmerations-&inladımng auf das Siebenbürgisch - Deutsche Tageblatt. Mit 1. Februar 1881 beginnt ein neues Abonnement auf das „Siebenbürgisch-Beutische Tageblatt“, RS Das „Siebenbürgisch-Deutsche Tageblatt” Testet EEE 2oco Hermannstadt: «« monatlich 85 fl.; vierteljährlich 2 fl. 50 Er.; Halbj. 5 fl.; ganzjährig 10 fl. Mit Zustellung ins Haus ««« monatlich 1fl.;viertelx.3fl.;halb1.6fl.;«ganz 1c­hr 1912fl. Mit Postversendung für«Oesterreich«-Ungarn: viertelj.3fl·50kr.;halb1.7fl.;ganz1.14fl. 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Wir fürchten nicht, daß Dieses Urtheil in Folge der erit später bekannt werdenden Resultate einer wesentlichen Korrektur unterzogen werden müsse; vielmehr sind wir davon überzeugt, daß dieses Untheil duch, die Schlußergebnisse noch fester begründet werden wird. Jedenfalls werden wir, noch oft Gelegenheit haben, auf dieses Thema zurüczukommen. Die bisher zu unserer Kenntniß gelangten Ziffern der Volkszählung reden eine für Siebenbürgen trauerige Sprache. Die Bevölkerung hat­ in den e­lf Jahren seit der Zählung vom 31. December 1869 bedeutend ab­­­genommen. Für ein Land, das, wie Siebenbürgen, mehr zu den hin als zu den dicht bevölkerten Ländern gezählt werden muß, bedeutet eine Bolsabnahme einen verhältnismäßig größern Berlust, als für ein Dicht bevölkertes Land, das die eintretenden Lü­cken vofcher wieder auszufüllen vermag. Siebenbürgen, das in den Fünfziger und Sechziger Jahren sich einer langsamen, aber stetigen Wolfszunahme erfreute und am Ende­ der Sechziger Jahre noch lange nicht die Grenzen seines Wachsthums erreichte, geht seit dem­­­ Beginne des vorigen Jahrzehntes zurüc. Dieser Rücgang der Bevölkerung fordert um so mehr zu ernsten Nachdenken auf, als derselbe nicht durch verwüstende Kriege herbeigeführt worden, sondern mitten im tiefsten­­­ Frieden eingetreten ist. „In e­lf Jahren des Friedens haben sich die Existenzbedingungen für Viele im Lande ver­­­schlimmert. Diejenigen, die vom immer knapper werdenden Tische des Landes verdrängt wurden, sind auch aus dem Lande versch­wunden. Und wer ist an ihre Stelle getreten? Paul Sontag, der Vicepräsident des un­­­garischen Abgeordnetenhauses, Hat es jüngst ausgesprochen, daß der Steuer­­­pflichtige im Lande die unangenehme Wahrnehmung mache, daß er in dem Staate dur­ die Steuern einen Miteigenthümer seines Befiges oft biß zur Hälfte erhalten habe. Dann ist er sein Wunder, daß viele neben dem Staate seinen Pla mehr haben und verschwinden müsler. « « Die Ergebnisse der Volkszählung sind in Stadt und Land nicht gleich geartet. Die Städte — allerdings nicht ohne Ausnahme — weisen eine geringe Zunahme der Bevölkerung auf, während der Rückgang in den Land­­­gemeinden überwiegt. «« Aber auch die Zunahme in den Städten ist keineswegs so bedeu­­tend und lebendig,wie in den österreichischen oder deutschen Provinzstädten von gleichem Umfange.So hat in e­lf Jahren Hermannstadt(früher 18,998, jetzt 19,684 Civilbevölkerung)blos 11111686,Kronstadt(frü­her 27,766, jetzt 29,716)n:111950,Klausenburg(früher 26,382,jetzt 27,456)um 1074,Bistritz(früher 7212,jetzt 8030)um­ 818,Decs(früher 5788,jetzt 6259)um 471,Karlsburg(früher ohne Militär 6916,jetzt 7342)un­426, Sepsi-Szent-György(früher 4366,jetzt 5382)um 1016 Personen zuge­­­nommen.Andere Städte dagegen,1d­e z.B.Broos,dessen Bevölkerung 20115661 auf 34 zu gesunken ist,haben abgenun 111 ncn.Der geringerwachs der siebenbürgischen Stä­dte erklärt sich durch den Ma1sgeb­ir1efabriks­­­industrie,welche in den westeuropäischen Ländern der wichtigste Faktor des­ raschen Wachsthums der Städte ist;dazu kommt noch der unleugbare Rückgang mehrerer Zweige des Klein­gewerbes.Andererseits ist die von der ländlichen Peripherie nach der Stadt treibende centripetale Kraft nicht bedeutend,da manche unserer Landgemeinden kennen,manche um seinen ge­­­ringen Bevölkerungs-Ueberschuß erzeugen und an die Städte abgeben. Ueberdies wird diese Anziehungskraft der Städte durch den seit 1875 über­­­mäßig ausgeübten Steuerdruck abgeschwächt;seit die Städte die Hei­mstätten der größten Steuerbelastung geworden sind,hat eine Rückflnd­ung von Ge­­­werbetreibenden aus der Stadtcu1s das Land,wo sie Torfhandwerker werden,begonnen. Leider fehlen uns noch die Daten,um unsein Urtheil darüber zu bilden,inwieferne diejenigen Städte,welche sich einer Volkszu1nahme er­­­freuen,dadurch zugleich an städtischem Charakter gewonnen haben.Es ist möglich, daß manche Stadt durch Zuwanderung von Außen einen mehr ländlichen Charakter erhalten hat und eine Verschiebung in ihrem innern Drganismız fi) zu vollziehen beginnt, indem die Z­nwanderer nicht in Gewerben, sondern als Taglöhner in der Landwirtdichaft ihr Unterkommen finden. Leiteres scheint bezüglich der Stadt Bistrik der Fall zu sein, da an dem Zuwachs hauptsächlich der romänische Theil der Bevölkerung, also ländliche Elemente theilnehmen; auch die starre Zunahme der Israeliten in Bistrik deutet auf eine Minderung der dortigen Er­werbsverhält­­­nis Hin. Die Zunahme der Städte ist viel zu gering, die Abnahme der Land­­­bevölkerung dagegen viel zu groß, als daß die Annahme gerechtfertigt sein könnte, daß der Zuwachs der Städte auf Kosten der Landgemeinden und somit eigentlich nur eine Verschiebung der Bevölkerung stattgefunden habe. Der Rückgang der Landbevölkerung, die leider viel zu wenig den Städten frische Kräfte zuführt, hat leider andere Ursachen. Es sind in den einzelnen Landgemeinden nicht immer dieselben Ursachen, und sie wirken auch nicht überall in gleichem Maße. Betrachten wir zunächst einige­ Gegenden, in welchen der Nachgang der Landbevölkerung durch die heuerige Volkszählung konstatirt worden ist. Allein in acht Stuhlrichterbezirken des Hunyader Komitates hat die Abnahme der Bevölkerung, die erschrecende Ziffer von mehr als 14.000 Seelen erreicht... In vier Stuhlrichterbezirken des Hermannstädter Komi­­­tates ist die Bevölkerung um mehr als 4000, im Burgenland und im Nösnergau um mehr als 1000, in Großjchent um 122 Seelen gefunden. Am meisten trifft die Abnahme die rumänissche und in den Gsango-Dörfern des Burzerlandes auch die magyarische Bevölkerung. Die romanische Land­­­bevölkerung erfreut sich im Allgemeinen großen Kindersegens. Die Ursache der Abnahme darf daher hier nicht in einem Mangel des Kindersegens gesucht werden, sondern liegt in den twirthschaftlichen Verhältnissen. Der romanische Landbewohner treibt vorzugsweise Viehzucht, deren Betrieb aus­­­gedehnter M Weidepläne bedarf, die wohl vielfach, wie leider die zahlreichen Waldblößen zeigen, auf Kosten des Klimas und der Fruchtbarkeit des Landes erweitert worden sind, aber auch ihre natürliche Grenze finden. Früher trieb der rumänische Schafheerdenbefiger, in Folge der günstigen, mit der Türkei geschlossenen Friedensverträge Oesterreichs, seine Heerden weit nach Rumänien und Bulgarien hinein. Seitdem aber diese Verträge erloschen und auch­ die Weideplage der Ebene in­ Rumänien in Weizen­­­und Maisfelder umgebrochen sind, kann der siebenbürgische Viehzüchter auch nicht mehr von Siebenbürgen aus die frühere ausgedehnte Weidewirthschaft treiben. Ueberdies wird ihm die Heimath durch die wachsende Steuerlast verleidet und schwerlich auch, Durch die weniger der Wolfswohlfahrt als der franfhaften See der Magyarisirung dienende Verwaltung nach Deaf’s Necept „Lieb“ gemacht. Er wandert daher nach Rumänien aus; außerdem findet er in der Dobrudscha, seitdem diese Normanten einverleibt worden it, günstiges Weideland, mehrjährige Steuerfreiheit und zahlt einen Pacht- Schilling, der niedriger ist, als die Steuer in Siebenbürgen. Diese Ver­­­hältnisse haben vornehmlich im Hunyader Komitate, in den rumanisschen Gemeinden des Hermannstädter und in den Dsango-Gemeinden des Kron­­­städter Komitates den Rückgang der Bevölkerung bewirkt. Die jährlichen Gemeinden des Burzenlandes weisen, mit wenigen Ausnahmen, eine Zunahme der Bevölkerung auf. Dasselbe gilt von einigen Gemeinden des Hermannstädter Stuhlrichterbezirkes. Dagegen hat die Be­­­völkerung in Stoßenburg, Neffen, Neudorf, Kattenhoß, in den Land­­­gemeinden des Neuppmärkter und Leichkircher Stuhlrichterbezirkes, in Groß- Schenf und im Nösnergau abgenommen. Zu dieser Verminderung hat wohl weniger die Auswanderung, als das mangelhafte Wirthschaftssysten, dessen schädliche Wirkung duch den Steuerdrud mm potenzirt wird, beigetragen. Um nur Eines zu erwähnen, wollen wir auf die Einflüsse der Zigeuner­­kolonien hinweisen, welche der sächsische Bauer in vielen Gemeinden der Harbachgegend zu seinem Schaden großzieht. In einigen Gemeinden, wie zum Beispiel in Stolgenburg, wo die Diphteritis arg gewüthet hat, mögen an Epidemien das Wachst­um der Bevölkerung gehindert haben. Hier kann eine bessere Gesundheitspflege noch viel zum Gedeihen der Sacsen, Rumänen und Magyaren thun. Die Debatte über die Konsum feuern. Fünfter Tag (25. Yanuar). Koloman Thaly: Bokai dachte nicht an die zahlreichen reisenden Agenten der Triestiner Kaufleute, die das Land überschwenden. Spricht doch schon ein altes Volkslied von den „im Lande herumlaufenden deutschen Hundesöhnen” (orszägunkban futkärozö ebadta n&metje). Präsident: Ich Habe gegen ein Wort des Abgeordneten eine­ Be­­­merkung zu machen, Thaly: Ich bitte um Entschuldigung, 68 war nur ein. Citat. Präsident: In diesem Parlamente haben wir das Wort „ebadta” noch nie gehört und hoffentlich werden wir es auch nie mehr hören. Thaly: Ich ziehe es also zurüc, obwohl ich mir aus einem bekannten Kurugenliede citirte; ich sage statt dessen die deutschen Teufelssöhne (ördög­­­adta n&metje) oder kurzweg die im Lande herumlaufenden Deutschen werden den ungarischen Konsumenten den wohlfeileren Kaffee ins Haus bringen. Dies muß dann den Ni­in unserer Spezereihändler und die Auswanderung alter von ihren Bezügen Lebenden Familien nach Oesterreich zur Folge haben. Paul Szontagh (Neograd): Der geehrte V­orredner nennt­ diesen Lesegentwurf ein Attentat gegen den Bürgerstand. Meiner Ansicht nach ist er Dies seineswegs, sondern der erste Schritt zum Berlaffen des bisherigen fehlerhaften Steuersystems, welches den größten Theil der Steuereinnahmen duch direkte Steuern beschaffte. Es ist nun der erste mobhwendige Schritt gethan, um zum System der indirekten Steuern überzugehen, nothwendig deshalb, weil es meiner Ueberzeugung nach jegt und für eine Lange Zeit unmöglich ist, die bhrekten Steuern noch weiter zu erhöhen. (Lebhafte Zus­­­timmung rechts.) Ich glaube nicht, d­­a der von Thaly in Aussicht gestellte Ruin des Kaufmannsstandes durch diesen Gefegentwurf herbeigeführt werden wird. Dazu sind die Kaufleute viel zu findig. Dies beweist ja schon der Umstand, daß das Abgeordnetenhaus zu­ 99 Perzenten aus Grundbesißern besteht, und daß die Kaufleute doc durch Petitionen ihre Anwälte unter diesen Grundbefigern gefunden und eine Lange Debatte herbeigeführt haben (lebhafter Beifall rechts, Bewegung links), während die Grundbefiger, wenn es sich um ihre Belastung handelte, die Debatten nie über­­­ einen Tag hinaus­­­zogen. (Zustimmung rechte.) "« «« " y a Jeuffleton. Ein Freund in der Noth. Novelle von Leonin Shading. (2. Fortfegung.) . „Wie ist’s mit den Betriebsmitteln, die du für den Anfang mir zur Disposition stel­en kannt?" Sließner zog seine Brieftasche hervor und reichte sie Markwart. „Hier sind zweitausend Tiroler. Du kannst außerdem bis zu dreitausend fünfhundert Thalern auf Mertens und Kompagnie abgeben.” „But — das wird für's Erste genügen. Spinnmeister dort? « « « « « »Du findest einen geschickten Maschinenmeister.Für den Spinnmeister will ich Sorge tragen—­noch heute will ich hier Erkundigungen nach einem zuverläßigen Manne anstellen,es sind ihrerleider genug brodlos gerade jetzt.Er soll so bald wie möglich in Haarbrück bei dir eintreffen.« »Gut.So schreib’mir die nöthigen Vollmachten.« Fließner sprang auf,um sich an Markwarts Schreibtisch zu begeben Er schrieb die verlangte Vollmacht,indem er Markwart unumschränkte Prokuriertheilte.Während des Schreibens warf er einen flüchtig forschenden Blick auf die Bücher,welche auf dem Tische lagen.Es war eine,ein wenig befremdende Lektüre für einen Techniker.Neben Rau’s Staatswirthschafts­­­lehre lag Goethe’s Werther­,darüber Manfred von Lord Byron und tote Gedichte von Leopardizein Band Schopenhauer lag aufgeschlagen zur Seite auf einem Stuhl,und auf dem Rücken eit­eschinnerI Bandes,der auf dem Schopenhauer lag,las Fließner,Pousjes de L.Ackermann. « Doch machte er keine Bemerkungen darüber.Markwart hattexa«schon auf der Schule immer einen großen Drang nach allgemeiner Ausbildung «über den Kreis seiner Fachstudien hinaus gezeigt Einer der Lehrer«hatte ja sogar einmal geäußert,Markwarts großes mathematisches und technisches Talent sei eigentlich zu bedauer­n,es habe ihn abgehaltem si die philosophischen Studien zu widmen für die er von Haus ausgeschossen­en So schrieb Fliesner seine Vollmachten fertig. Und nun besprachen Beide noch allerlei Detailfragen über­ ihr Unternehmen. K­eßner wurde nicht müde, die genaueste Auskunft­­­ über­ alles, was M­arkwart interessiren konnte, zu geben; man sah wie die Sache ihn aufregte, er hatte zu fett sich den ganzen Kopf roth und die Stirne in Schweiß gesprochen . . . endlich nahm er Abschied, um sich, in der Stadt bei Industriellen, die er rannte, nach einem­ füichtigen Spinnmeister umzusehen, und indem er zum Abschied Diarfwart­ die Hand schüttelte, sagte er: „Du glaubst nicht, wie erleichtert ich gehe! Welch Glüd, wenn man einen «Freund in der­ Noth­ findet!" — 11. Markwart blickte, wieder die Arme über die Brust verschlingend, ih­n lange, stumm nach, als sich die Thüre hinter ih­n geschloffen. »Seltsam,«sagte er dann vor sich hin und lotse den Kopf schüttelnd —»seltsam,wie ich da nun plötzlich wieder ins Leben hineingerissen bat und inmitten von Dingen,die m­ir so gleichgiltig geworden waren,wie die Berge aus dem Mond!Wir alle sind unseres Glückes Narren———poor fools offortune!Ein Narr auch ich­—jetzt,wo ich abgeschlossen hatte mit dem Leben,wo die Komödie zu Ende war und der Vorhang fallen sollte,mich von einer neuen Woge des Lebens erfassen und wie willenlos von ihr fortreißen zu lassen zu neuen Aufgaben und Mühen,an deren Ende ich gerade da stehen werde, wo ich heute stehe, nur vielleicht noch um Vieles müder, um Vieles gebrochener und bitterfeit erfüllter! Und das Alles weßhalb? Um eines Freundes willen. Eines Freundes, der mich seit Yahren vergessen hatte, wer so lange er im Glück war, sich meiner nicht erinnerte, der im Unglück, wo er meiner bedarf, si an meine Freundschaft Elammert! Dieser Egoist! Er war es immer — gutmüthig, oberflächlich, fanguinisch, geshmwütig — einer jener Menschen, die vorherbestimmt sind, Glück zu haben! Nur daß er so entschlossen und ernst vom Selbstmord sprach, hat mir mehr Achtung vor seinem Charakter eingeflößt. Es hat mich gewonnen! Aber wie ihm in seinem blinden Egoismus auch nicht einmal einfiel, nach meinen Erlebnissen, nac meiner Lage zu fragen, und ein Interesse dafür auch nur um des Scheins und des Anstands willen zu heucheln ! Doch was thuts? Es ist ja gut, daß ich mir Weber­ über seine Freundschaft noch über seine Dankbarkeit nachher Ilusionen „mache! Retten — wenn ich retten kann, will ich, muß ich, ja darum nicht minder! Ihn, fein Weib, feine Kinder, die Armen seiner Genossenschaftswaffe! Wird mir das Herz auch schwer bei dem Gedanken an das, was ich übernommen habe! Welche beängstigende Sache! Und doch — am Ende ‚liegt doch auch etwas, das mich verlobt, darin. Etwas wie ein Glück, plöglich und überrascht vor einer Aufgabe zu stehen, die meine ganze Kraft herausfordert, bei der es gilt, den Umfang meiner Kraft mir selbst zu zeigen. Nicht im Sieg, in der Kraftaufwendung dafür liegt ja die Freude!" «­««««s Nach diesem Monolog ging Markcvart,.1vieder"«ist Gedanken,ver­­­sunken,noch lange in seinem Zimm­er anfund,ab—s«idann."wie, plößlich ji seinem Sinnen entreißend, schellte er, kündigte der erscheinenden ‘Haus­­­wirthin an, daß er abreisen und seine Rechnung mit­ ihr ausgleichen wolle — eine Stunde später hatte er sein Gepäck in Ordnung gebracht, und zwei Stunden später, nach einem hastig genommenen Mahl, saß­ er im­­­ Eisen­­­bahnzug, der ihn in nordwestlicher Richtung dahin führte. II. Wir hätten in ein genaues technisches Detail einzugehen,wenn wir schildern wollten,wie Markwart den Stand der Dinge fand,­als er in Haarbrück angekommen war und nun in den neuen,m­­it blanke 1­ Maschinen und Stühlen für die Spindeln angefüllten,aber­ noch schweigend und stumm daliegenden Fabrikräumen umherging,ins welchenI­ur ein paar Bauhand­­­werker noch hämmerten und klopften.Der Maschinenmeister führte ihn umher­ und gab ihm aqulles Auskunft;andere Auskunft der Bürger­­­meister des kleinen,in der Nähe liegen­den Orts,welcher bei der Aussicht hierfür seine Amtseingesessenen Arbeit geschafft zusehend in hohem Grade interessirt war.Die Gegendl warödeutich reizlos,weithin eben,große Heidestrecken ernährten die Schafheerden,von denen Fließner gesprochen. Des letzteren Angaben über die Fabrik und die Verhältnisse fand Markwart im Ganzen bestätigt.Doch setzte er sich am Mittag schweren Herzens hin, um das folgende Telegramm an Fließner nieder­zuschreiben: Finde ich einen tüchtigen «« "a

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