Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1882. Oktober (Jahrgang 9, nr. 2673-2698)

1882-10-14 / nr. 2684

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Die zwei bedeutendsten ragen, welche die Gemüter erregten, waren die über die Verbindung Oesterreichs und Ungarns, die andere die über die Be­­­handlung der Nationalitäten. » » In der ersten ging die Meinung des Reichstags dahin daß vor allem die 1848er Gesetze wieder eingeführt werden müßten,d.h.,daß die öster­­­reichische Monarchie aus den beiden»Staaten»«Oesterreich und»U»ngarn bestünde-Die Grundansicht der Parteien war die,daß»Ungarn völlig un­­­abhängig von Oesterreich sei; künne man gewisse Vereinbarungen treffen, gut; wenn nicht, so sollten beide „Staaten“ sehen, wie sie sie ihre Ange­­­legenheiten besorgten; auf­­grund der pragmatischen Sanktion hätten beide Länder n­ie das Herrscherhaus gemein, stünden im Verband der „Per­­­sonalunion“. » »» »» Ebenso ist die Umwandlung interessant,die aut den Parteien in Bezug auf die Nationalitätenrechte vorgegangen zu sein schien.»Die Zeite­n des Absolutismus hatten die magyarische Nation ebenso bedrückt wie die an­dern Völker des Reiches;ihre Repräsentanten empfunden,was es heißt unterdrückt werden. » Eine seltsam­e Mäßigung zeichnet alle Reden ohne Unterschied der Partei aus.Sie erkennen alle an, daß es verschiedene Nationalitäten in Ungarn gebe,die ihre Rechte hätten,welche im wohlverstandenen Interesse des Staates nicht verletzt werden dürften.­EB lehnt der Mü­he Jene Geis­­sinnungen m­it den eigenen Worten verschiedener Redner kennenzulernen. Josef Eötvös,gewiß—einer der bedeutendsten Magharen,­sprach»am­ 17.Mai 1861:»Aber wie sehr wir uns auch für unsere Nationalität begeistern,wie sehr wir auch zu jedem Opfer bereit sind, wenn Die Stellung derselben im Frage steht, — wer möchte die Superiorität der magyarischen Nation auf die Vernichtung der berechtigten Orderungen andrer Nationen begründen, wer möchte nicht Lieber mit der bescheidenen Stellung zufrieden sein, welche wir Jahrhunderte Hindurch eingenommen haben, wenn die schönere Stellung, die versprochen wird, darin besteht, daß Ungarn inmitten Europas die Rolle eines Prok fofen spiele, die Brudervölker unterjoche. ... . Unsere Sache ist eins mit den­­­ Freiheitsbestrebungen aller Völker der Monarchie. Eines mit der Sache jener Nationalitäten, welche die Monarchie und ihre Grenzen bewohnen.“ Zwei Sigungen später redete Baron Ludwig Simonyi ganz im derselben Weise: „Wir wollen Die billigen Wünsche der Nationali­­­täten befriedigen, nicht deßhalb, daß wir uns gegenseitig bewahend und der zweifelhaften Zukunft entwinden und dann untereinander nach Herrschaft ringen, sondern bdeßhalb, weil wir im der Tiefe unserer Seele überzeugt sind, daß unser gemeinschaftliches Vaterland nur groß, glorreich und glücklich sein fan, wenn in ihm jeder feine Wohlfahrt gesichert sieht. Wir­ wollen in dieser sehr wichtigen Angelegenheit nicht geizen oder unterhandeln, denn da gebührt fi einer solchen Nation nicht, wir wollen gleichmäßig die Rechte, welche wir besigen, theilen, mehr am­ Niemand fordern. Niemand geben, denn mer mehr als ex besitt verspricht, will betrügen!" &8 ist früher Ion zu»­­weilen darauf hingew­iesen worden, waß Trefort, der Heutige Cultusminister sagte, vom Reich Hungaria, das „gegen die verschiedenen Nationalitäten gerecht zu sein versteht”, „die Serben, Rumänen, Deutschen, Slaven und Authenen mögen ihre Munizipalangelegenheiten in ihrer Sprache führen, mögen in den Schulen die Sprache, die sie wollen, gebrauchen". Ladislaus Ziha sprach zur „angebeteten Nation“ : „Was den Hauptausdruch der Nati­­­onalität, die jedem ehrlichen Menschen heilige Muttersprache betrifft, so möge deren Gebrauch bei Berathschlagungen und juridischen Verhandlungen vollkommen frei sein, man gebe jeder Nationalität das natürliche Recht, ja, wenn unsre Landesfinanzen in Ordnung kämen, auch Hilfe, da sie ihre Sprache ausbilde. ... Man möge Sorge tragen, jedem die­­­­ög­­­lichkeit an die Hand zu geben, seine Kinder in eigener nationaler Richtung erziehen zu Tassen.“ In seinem „Beichluß-Entwurf“ brachte Koloman Tipa eine Stelle zum Antrag, deren Zweck­­k die Zerstreuung der Mitverständnisse verschie­­­dener in unserm Vaterland wohnenden Nationalitäten” war, wo es hieß, „daß wir die Absicht Hegen, allen Nationalitäten auf Grund der Gleich­­­berechtigung Alles zu gewähren, was mit der Integrität des Vaterlandes nicht im Widerspruch ist; wir wollen daß, sowie es in unserm Vaterlande seine privilegirte Kaffe gibt, Jedermann auch gleich sei, damit Jeder das Vaterland in gleichem Maß Lieben könne, weßhalb wir von unsern Gelegen Alles zu streichen wünschen, was mit der Gleich­­­berechtigung im Widerspruch ist.“ Ganz in diesem Sinne waren die positiven Anträge beschaffen, welche Koloman Zipa in der Sagung vom 21. August stellte, die einstimmig an­­­genommen wurden; davon lautete der eine: das Repräsentantenhaus erklärt, daß er die Befriedigung welcher Ansprüche der im Lande wohnenden Nationalitäten immer, welche mit der territo­­­rialen und politischen Integrität desselben nir im Wider­­­spruch stehen „zu den ersten und wichtigsten Aufgaben des Reichstages zählt." Ebenso sprach aus dem Bericht und den Anträgen der in Am­gele­­­genheit der Nationalitäten gewählten Kommission ein Geist, den man im spätern ungarischen Abgeordnetenhause vergeblich suchte. „Ungarn scheint... dahin zu streben, daß er die Nationalitätenfrage ein für allemal durch solche Verfügungen Löse, unter deren Schild die berechtigten Vorderungen des einzelnen Bürgers auf welchem Theile unseres Vaterlandes immer in eben dem Maße gejcilligt seien, als im Wege freier Vereinigung die mögliche Entwickklung der einzelnen Nationalitäten als Korporationen garantier­­et.” So stellte sie als ein Hauptprinzip fest, „waß alle im Lande woh­­­nenden Völker als die Ungarn, Slaven, A­umänen, Deutschen, Serben, Ruthenen u.­­­. w. als gleichberechtigte Nationalitäten zu betrachten sind, welche ihre besonderen nationalen Ansprüche inner­­­halb der Schranken der politischen Einheit des Landes .. ohne jede weitere Bescränkung frei zur Weltung bringen können“ In diesem Sinne flug die Kommission al­­le Regespunktation vor: „Ledner Staatsbü­rger ist berechtigt in den an seine eigene Gemeinde- oder Munizipal­­­behörde sowie an die Staatsbehörden gerichteten Eingaben seine Mut­­­terssprache zu gebrauchen.” Andere Bestimmungen freilich waren weniger freisinnig und konnten bei übelwollender Auslegung leicht zum Fallstrif werden. Tyeierlich jedoch sprach en die einstimmig angenommene Wdreffe des Neid­draged an die Krone aus: „Wir wissen, daß das immer mehr sich entwickelnde Nationalgefühl Beachtung verdient. Wir werden nicht vergessen, daß Ungarns Bewohner nicht magyarischer Zunge ebenfalls Bürger Ungarns sind, und wollen durch ein Geld alles das garantiren, wo in diesem Theile ihr und des Vaterlandes Ins­­teresse fordert.” Da kam das Jahr 1867, die Einführung des Dualismus, die Union Siebenbürgens mit Ungarn, die Zweitheilung Oesterreichs. “sene ersten Jahre des neuen Systems fanden zwei Parteien vor: die „Deaf-Partei” und die „Linke". && waren zwei staatsrechtliche Parteien, d. h. der Unterschied beider bestand Hauptsächlich darin, daß die eine den staatsrechtlichen „Ausgleich“ mit Oesterreich anerkannte und ihn abgeschlossen hatte, während die „Linie” dagegen webete und arbeitete und größere Tren­­­nung, nahezu eine vollständige der beiden Staaten, wollte. Prinzipiell­­­ standen si­­che Parteien eigentlich­ näher, al e8 nach den donmernden Neden der Linken schien. Die Deak-Partei leugnete nicht die Berechtigung der Anschauungen, welche die Linke vertrat; nur hielt sie die Geltendmachung Aller Rechte nicht für zweckmäßig. 2 In der Nationalitätenfrage waren die beiden Parteien einig: alle jene freisinnigen Neden und Bersprechen früherer Jahre hatten sie vergessen und nun, da sie die Macht in der Hand hatten, zeigten sie ein anderes Untrig al ® vorher, wo sie die Berechtigung, diese Macht auszuüben, auch dadurch nachzumweisen bestrebt waren, daß sie staatsmännische Mäßigung bewiesen. Beide Parteien tragen die gleiche Verantwortung dafür, daß Dead’s Wunsch, „daß wir ihnen die Verhältnisse lieb machen", in das Gegentheil verkehrt wurde, ein Wunsch, für den übrigens Deat selbst auch nicht mit der Autorität seines Ansehens eingetreten ist. Neben diesen Parteien standen vor allem die nationalen Abgeord­­­neten, die selbst wenn sie in die Denk-Partei eintraten, ihren Standpunft wahrten, der fü­r die Nationalitäten eine größere­­reiheit verlangte, als jene gewähren wollte. · Es läßt sich nicht leugnen daß in dieser Parteischeidung etwas Ungesundes lag Vor allem­ war es ungesund,daß eine Partei,eben die Linke,den gesammten Boden des bestehenden Staates,auf dem doch auch sie stand und ans dem­ sie weiterbauen sollte,bekämpfte,also die Standf­­lagen des Bestandes verändern wollte. Dann war es ungesund, daß die Deal-Partei eigentlich nur Durch jenes Schlagwort des Ausgleiche mit Oesterreich zusammengehalten wurde. Nur jene Parteiung ist eine naturs­­gemäße, welche sich bildet, indem die verschiedenen Ansichten über die wichtigsten realen Aufgaben de Staate parteibildend wirken. Hier ge­­­fährdete der Kampf den innern­­­ Frieden, weil er sich um die Grundlagen des Staates- und Nechtslebens drehte. Nicht minder aber waren die nationalen Parteien ein Beweis für ungesunde Zustände, in gesundes Parteileben sül alle Stände, alle Landes» theile, alle Bürger durchschneiden, nicht nach Provinzen, Nationen u.­­­. w. die Parteien bilden. Das Vorhandensein der nationalen Partei deutete darauf hin, daß sie die Zustände als drühend empfanden. . Politische Uebensicht. Hermannstadt, 13. Oktober. Ministerpräsident Tipa Hat­­fi nach Wien begeben, um die Er­­­nennung der neuen Minister für Kommunikationen und für Handel, Ge­­werbe und Aderbau zu erwirken. Zum Kommunikationsminister ist der bisherige Aderbauminister Baron Gabriel Kemeny, zum Minister für Aderbau, Handel und Gewerbe der bisher der „gemäßigten Opposition“ angehörige Graf Paul Szechenyi ausersehen. Die Ernennung des Leh­­­reren wird von dem der „gemäßigten Opposition" am nächsten stehenden „Beiti Naplo“ (Nr. 281 vom 12. d. M.) als „ein Sieg der Agrar­­­politik” begrüßt. „Graf Paul Szechenyi — schreibt das genannte Blatt — ist ein gemäßigter Agrarier, aber ein Agrarier aus voller Weberzeit­­ung. Von seiner Regierung künnen wir den Schug und die sorgfältige R­­ege der Aderhaus Interessen und der W­erbausstraffen mit Recht erwarten. Er fennen sein Programm nicht, aber sehr genau seine politische Wirksamkeit in der Vergangenheit, und wisen, daß er ein ebenso großer Gegner der freien Zerstücklung des Bodens und der unbeschränkten Exelution der Grundbefiger ist, als er ein Freund jeder planmäßigen wirtbschaftlichen Reform und der aktiven Regierungshilfe bei großartigen und zweckmäßigen Verbesserungen ist. Die ungarischen Landwirthe und insbesondere der u­n­­­­garische Adel werden die Nachricht seiner Ernennung mit Genugthuung be­­­grüßen... . Auffällig ist eben jei die Annäherung Tipa’s an die Konser­­­vativen: er ernennt den im Rufe eines Schwarzgelben stehenden Grafen Raday zum Honvedminister, die der Partei Sennyey’3 Jahre lang treu­en Grafen Szeenyi und Berchtold, jenen zum Aderbauminister, diesen zum Obergespan von Neutra. Das Haupt des Munizipalismus beruft die starren Anhänger der staatlichen Administration zur Regierung. Was Hat Zipa mit den Komitaten vor? . ... Vorwärts in nationaler Richtung auf jedem Gebiete des öffentlichen Lebens: dies ist unsere Politik, von diesem Standpunkte aus beurtheilen wir die Regierung und drängen sie vorwärts. Alles, was zur größeren Unabhängigkeit, zum größeren Jub und Ruhme MHeinlfeten. Da s­­ingen nach Glük. Roman von $. Friedrich. (54. Fortlegung.) Der Maler hielt noch immer Bolten’s Arm erfaßt, starr ruhte sein Bl auf ihm. Seine Brust rang nach Athen, man sah es ihm an, daß es ihn einen schweren Kampf rottete, den Sturm in seinem Innern zu beruhigen. „Er war heiter, sagen Sie!" rief er, und seine Stimme zitierte schmerzlich bewegt: „Er hat sich heiter gestellt, um Ihnen das, was in ihm vorging, zu verbergen! Ich renne ihn zu gut und weiß, was er empfinden wird! Vier Wochen soi er im Gefängnisse zubringen, er hält es nicht aus. Weshalb hat er mir nichts gesagt, ich würde Alles in Bewegung ge­­­fet haben, um die Strafe zu mindern, um sie in eine Erbstrafe zu verwandeln, und wenn er das Geld nicht gehabt hätte, so würde ich mit Freuden mein festes Ersparniß hingegeben haben! Vier Wochen, es ist eine Lange, lange Zeit für den, wer jeden Tag, jede Stunde zählen wird. Können wir nichts für ihn thun? Ich bin alt, allein ich will meine Kräfte zusammenraffen, wenn ich ihm wügen Farn !“ er „Er hat es abgelehnt, zu appelliren, ich weiß nichts, was wir für ihn tun könnten,” gab Bolten zur Antwort: „Sie unterflagen indessen Mertel’s Stimmung, er war ruhiger als Sie glauben, denn er will die Zeit benugen, um fleißig zu arbeiten." » ,,Er war nicht ruhig,«versicherte Kolbe,»Ich glaube nicht,daß er «arbeiten wird,denn dech sdanke,gefangen zu sein,wird schwer auf ihm ruhen und seine Gedanken beengen.Er hat einen starren Geist,aber dies wird er so leicht nicht überwinden.Kann ich nichts zu seiner Rettung thun-dann werde ich wenigstens so oft zu ihm eilen,als mir dies ge­­­stattet wird.« Lilli hatte kein Wort weitergesprochen,Bolten bemerk­e erst jetzt, wie bleich sie geworden war,sie hatte die Lehne eines Stuhles erfaßt und schien wir aller Kraft daran zu haltem »Lilli«,sprach Bolten,,,Merkel hat mir gesagt,daß Sie von dem Gefängnisse eine falsche Vorstellung haben.MerlePe Vergehen ist ein durch­­­aus ehrenvolles,wenn schon er deshalb bestraft ist Sie wissen,daß er m­it allen Kräften für Aufklärung und freie Anschauungen ringt,und einen ehrenwertheren Beruf giebt es nicht.Er wird durch die Gefängnißhast in seines nn Achtung sinken, und ich Hoffe, auch in der Ihrigen nicht." s schwieg. „Befürchten Sie nicht, daß er im Gefängnisse mit Verbrechern in Berührung kommt, mögen sie auch unter demselben Dache mit ihm wohnen,“ fuhr der junge Arzt fort, um das Mädchen zu beruhigen. „Wenn wir in einem Wirthshause einkehren, so wissen wir auch nicht, wen dasselbe außer uns beherbergt. Wenn Merkel die Freiheit wieder erlangt, so schüttelt er den Gefängnisstaub ab, wie ein Wanderer nach der Reife; sehen Sie seine Gefangenschaft als eine unfreiwillige Reife um, fehl immer ist sie nicht und mehr auch nicht, auf seine Ehre fällt dadurch nicht der geringste Menkel. Glauben Sie meinen Worten :" „Ich denke ja gar nicht daran!” rief Lilli und stürzte fort aus dem Zimmer, weil sie nicht länger im Stande war, ihre Empfindungen zurück­­­zudrängen. Bolten blichte ihr lächelnd nah ; konnte er einen deutlicheren Beweis, daß sie Merkel liebte, wünschen ? Er wandte si an Lenny, auf deren Gesicht noch immer ein Anspruch tiefer Trauer lag; ihre Wangen waren breich. „Bräaulein, Sie müssen mehr frische Luft genießen, jeder Sonnenblid sollte Sie in den Garten rufen,” sprach er. „Sie sind wirklich leivend und müssen für ihre Gesundheit Sorge tragen.” „Ich fühle mich nicht leidend, und es zehrt nur die Angst um meine Schwester an mir," entgegnete Jenny. „Sie wählt mit jedem Tage, mit jeder Stunde, ich habe die Hoffnung bereits aufgegeben, sie je wieder­­­ sehen “" „Nein, sprechen Sie nicht fol­ hat Bolten. „It man erregt, so fürchtet man das Schlimmste. Sobald Ihre Schwester nicht mehr für ihr Kind zu bangen braucht, wird Sie Ihnen Nachricht geben, jegt Tann sie es noch nicht, denn sie weiß nicht, daß sie das Haus Ihres Schwmngers ver«­­lassen haben, und sie muß befürchten, daß eine Nachricht, die sie Ihnen ist, in seine Hände gelangen künne.D Jefe Worte schienen das unglückliche Mädchen etwas zu beruhigen Sie sprach so die Befürchtung aus, daß ihr Schwager ihre Zufluchtstätte entbehren könne. « »Seien Sie ohne Besorgniß,«versetzte Boltern»Und wenn er Sie findet,so hat er kein Recht und keine Macht,Sie zu zwinge man ihm­ zurückzukehren Vertrauen Sie Ihren väterlichem Freunde,der wird Sie zu schützen wissen.« »Ja,Jennh,solange Sie bei mir bleiben wollen,soll kein Mensch Sie mir entreißeni«ries Kolbe»Die­ Haue ist mein Eigenthu­m und nur ich bin Herr desselben.Würde jemand gegen meinen Willen in dasselbe eindringen,so wü­rde ich von meinem Hauer echte Gebrauch machen und wenn er ein Fü­rst wäre.Nun seien Sie ruhig,denn hier sind Sie sicherl« Jennh saßte dankend die Hand des Alten,den sie lieb gewonnen hatte und der ihr ganzes Vertrauen besaß. Boltentehrte heim.Er dachte daran,wie sehr eg Merkel die Gef­­­angenschaft erleichtern wü­rde,wenn er wüßte,in welcher Weise Lilli die Mittheilung ausgenommen.Befreute ihn aufrichtig,daß sie den Freund liebte,und er beschloß,Alles aufzubieten daß ihre Herzen sich fanden, es waren zwei treue und ehrliche Herzen,die miteinander glü­cklich werden mußten. As er in seiner Wohnung anlangte, traf er einen ärmlich gefleiveten Bauer, der bereits seit mehreren Stunden auf ihm gewartet hatte, um seine Hülfe für ein frankes Kind in Anspruc zu nehmen. Der Bauer wohnte auf­ einem anderthalb Stunden von der Stadt entfernten Dorfe. Auf seine Frage, was dem Sinde fehle, er­widerte der Mann, er wisse er nicht, allein er stehe schlecht mit demselben und schnelle Hilfe sei nothiwendig. Bolten erklärte ihm, daß er kommen werde,­­­ allein sofort sei es ihm nicht möglich. „Ich darf nicht ohne Sie zurückkehren !“ rief der Bauer. „Kommen Sie Herr Doktor, Ihre Hilfe wird gut belohnt werden !! Diese Worte des Ärmlich gefleiveten Mannes fielen Bolten auf, : - ;

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