Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1884. Juli (Jahrgang 11, nr. 3205-3231)

1884-07-31 / nr. 3231

s Hisartioun ad admisistrativux Heltauecgassess stmesutiuityasucdmdetqui-upMr­­­lise täskichP z sbounement für Hermannstadt: monatlich 85 fl., vierteljährlich 2 fl. 50 fl., halbjährig 5 fl, ganzjährig 10 fl. ohne Zustellung in’s Haus, mit Zustellung 1 fl. 351, 6 fl. 12­­9 Abonnement mit Rostverseudung: Für das Inlands vierteljährig 3 fl. 50 age TR, ganzjährig x fl. Für das Ausland: sierteljährig 7 NM. oder 10 Fred., Halbjährig Kt­­ehr 20 Res. ganzjährig 28 RM. oder res. Briefe werden nicht angenommen, Unfransish » Iskkldten iät zurückseschillk N 3231. XI. Jahrgang. age­­­sermannfadt, Dommersing, 31. duli ptännmetatisnenuudIns-rate übernehmen außerdem Hauptbureau,Heltauergassk Nr.23,in Monat­ alt Heinrichzejcloek,ll.l­roszs nandt’s Nachfolger, Mediasch J. Hedrich’s Erben, Schässburg H. Zeidner’s Filiale, Bistritz Friedrich Wachsmann Nr. 187, Sächsisch -Regen Karl Fronius, Mühlbach Jos. Wagner, Kaufmann, Broos Paul Battoni, Lehrer, Wien Otto Maas (Haasen­­­stein & Vogler), Rudolf Mosse, A. Opelik, M. Aufertionspreis: Der Raum einer einspaltigen Garmondzeile Foster L beim einmaligen Einladen 7 kr., das zweitemal je 6 Er., das drittemal je 5 fr. d. W. exclusive her . Stempelgebühr von je 30 fr 1884, Dukes, Moriz Stern, Heinrich Schalek, J. Danne­­­­ berg, Pest A. V. Goldberger, Frankfurt a. M. @. L. Daube & C. Prännmerafions-@inladung Siebenbüran­dh - Deutsche Tageblatt. Mit dem 1. August 1884 beginnt ein neues Abonnement auf das „Siebenbürgisch-Deutsche Tageblatt”. 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Der Verlag des „Siebenbürgisch-Deutschen Tageblatts.‘ (Hermannstadt, Heltauergasse Nr. 23.) Die Generalkirchenvisitation im Schäßburger Bezirk. • Abschied von Kreuz. — Die Bruderschaftsfahnen — Meichendorf. — Die unterthänigen Gemeinden. — Sanduhr. —­ Zustände. — Alte Häuser — der „Himmel“ in denselben.­­­— Alter Hausrat.­­­— Klosdorf — Verteidigungskirche. — Alte Schäfe. Es war ein wunderbarer Morgen heraufgeblaut, als Donnerstag den 24. Juli der Abschied von Deutsch-Kreuz erfolgte: „Wenn Menschen auseinandergehen, dann sagen sie „auf Wiedersehn“! — so lang das er­­­greifende Lied, von den im Pfarrhof versammelten zahlreichen Gemeinde­­­liedern gesungen; der Kurator sprach tiefergriffene Dankesworte, auf die Br Bischof ebenso erwiderte, dann noch ein „Hoch“, und langsam feßte sich der Zug den steilen Berg hinunter in Bewegung. Bei der Ehrenpforte wurde noch einmal Halt gemacht, wieder standen der Bauer und die Bäuerin und die Kinder im Laubgewinde und neben den Garben. Dr. Blaichet brachte im Namen der Gemeinde den Abschiedsgruß und dem dreifachen Doktor ein dreifaches Hoch und weiter gings im Morgensonnenschein und h­mter dem Stang der Glocken dem nahen Merhensdorf zu. Hoe­­gg die Bruderschaftsfahnen in dem Meorgenhauch, alte Fahnen, die von über ein Jahrhundert in Luft und Leid den „Brüdern“ vorange­­­leuchtet haben. Das Hermannstädter Wappen leuchtet auf der einen Fahne mit der Jahreszahl 1759, die andere aus dem Jahr 1756 trägt die Schrift: „Wie viele ziehen jet ihr Sohn zur Eitelkeit, Und regen meistentheils das Ewige beiseit. Die hier in dieser Welt Gott Kinder auferziehen, Derselben Nahmen wird dort in dem Himmel blühen.“ Der lange Regen der früheren Tage hat die Straße aufgeweicht, aber das Feld steht frisch, die ährenschweren Halme des Kornes senfen das en zur Erde, „das Feld ist weiß zur Ernte“ Wie oft wird um Ddiese Ehreszeit vor 4—5 Jahrhunderten der Abt von Kerz oder einer der Cisterzienser, denen die Gemeinden hier „Zins“ gaben, da Hinauf geritten sein, die Gemeinden zu schägen und eine Visitation anderer Art zu ver­­­anstalten, al sie fest in Aussicht stand. Wohl wählten sich die Gemeinden den Hannen selbst, aber einen gewissen Einfluß hatte sich der Abt doch gewahrt. Die Erinnerung an die Zeiten haben sich noch­ erhalten; nicht weit von der heutigen Straße wird noch der Weiher gezeigt, in dem sie die Fische züchteten, welche die vielen Falten leichter ertragen halfen, und ein Teil der Hatterts heißt noch das „Mönchsthal“. In diese von der Straße weit abgelegene Gemeinde ist, wie nach Klosdorf, der ev. Bischof selten genommen. Um so herzlicher ist nun die Freude. Am Anfang der, an steilem Bergabhang gelegenen Gemeinde steht die grüme Ehrenpforte, an welcher der erste Willkommengruß ein Gast entgegengebracht wird; zu den stattlichen Bauerngestalten bildet der Haufe Zigeuner, der feitab steht, der Knabe die Hände gefaltet, einen malerischen Kontrast. Die Gemeinde ist schon bereit im die Kirche zu gehen, sie ist ganz auf dem Pfarc­of ver­­­sammelt, wo der Pfarrer, der ehemalige Kollege des Pisitators am Schäß­­­burger Gymnasium, ihn herzlich willkommen heißt. Die frische Morgenluft der nahen waldumgränzten Höhen fängt der heißen Sommersonne zu weichen an, als die Glocken zur Kirche laden. Auch sie eine Verteidigungskirche, deren schönes Gewölbe nur in neuer Zeit weggenommen werden mußte, auch um sie der Doppelte Mauer­­­ring gezogen, der die tapferen Männer in Kriegszeiten schirmen mußte. &3 ist bezeichnend, daß selbst die unterthänigen sächsischen Gemeinden in solcher Arbeit völlig gleich stehen mit den eist glücklicheren Genossen des Sachsenlandes; sie haben nicht weniger­ geleistet als jene. Einen eigen­­­tümlichen Eindruc macht es, da der Bischof die Kanzel besteigt, die Sand­­­­uhr zu sehen, die neben ihr hängt; sie hat schon dem Eistercienfer-Bruder, der einst hier gepredigt, die Stunde angezeigt, sie ist Fritch „gestellt“ worden und rinnt, da der Bischof im Anschluß an 1, Cor. 1, 4 f. des Apostels Bisitationsfragen an die Gemeinde erörtert. Auch hier wie viel guter Wille, wie viel Schöne Anfänge nach mehr als einer Richtung. Die Ge­­­meinde hat in den rebten Menschenaltern um 105 Seelen zugenommen, hat den Pfarrhof gebaut, Turmschule, Baumschule, Schu­lgarten eingerichtet ; jeder Wirt giebt für die Schule drei Viertel Korn und ein Brot; der Anfang einer bescheidenen Armenpflege ist vorhanden. Die Schule muß neu gebaut werden und sind die ersten Schritte (Pläne u.­­­ f.) schon ges­­­chehen. Wenn eine gewisse Nauhheit in Sitte und Lebensführung dort in manchen Kreisen heimisch ist, so sind daran zum teil Thatsachen Schuld, die nicht von der Gemeinde abhängig waren. Die Sachssen zahlen jährlich ungefähr 2000 fl. Staatssteuer, die übrigen Bewohner 300 fl., was auf das Wirtschaftsverhältnis ein deutliches Licht wirft. Die schwere Zeit ist auch im abgelegenen Thal fühlbar. Auch diese Kirche ist im Besit­­zunstwollster Goldschmiedearbeiten ; ein geradezu wunderschöner Kelch aus der Zeit um 1550 — ähnlich dem Kreuzer, aber reicher — gehört zu den Meisterwerfen unseres Kunsthand­­­werks; die Gestalten Maria u. |. w. in der Umhüllung der Kelchschale sind, von unühertroffener Schönheit. Das Dorf macht äußerlich einen etwas­ andern, man muß jagen, altertü­mlichen Eindruck als die bisher beruchten. Die Häuser sind alle höher gebaut als sonst­ möglich, daß sie die nasse Erde zu solcher Höhe zwang, aber sie tragen einen ähnlichen alten Charakter, wie die von Wolff in Räu­ch und Kelling beobachteten Häuser. Und sie haben noch­ zwei über­­­raschende Merkmale des Alters; der Nauchfang ist rund im Nachklang an die Form des Nutengeflechtes, der „Kep“, die unterm Nauchfang den Namen gegeben, und der Eingang ins Haus ist von rücwärts. Das Thor ist hochgewölbt; wer auf den beladenen Erntewagen einfährt, kann beruhigt oben figen, er braucht den Kopf nicht zu neigen, und selbst die Gafjentü­re neben dem Thor ist gewölbt. Der Umlauf „De Lief“, fehlt bei diesen Häusern; man braucht sie dort auch nicht; denn durch die offene Thüre sieht der Haugherr diver in den Stall und die Scheune und ücherblich den ganzen Hof. Das Haus im Innern hat einen Schmuck sich bewahrt, der mit sonst nirgends vorgekommen ist und auc in Merchendorf nur in drei äufern sich findet, von Himmel. Ueber dem Tisch in der Ede des immers ist an die Balfen der Dede eine mit Blumen bemalte und ver­­­zierte Tischplatte — so könnte man es nennen — befestigt, die der „Simmel“ genannt wird; er ist mit Sprüchen verziert. So heißt’s an einem: „Der den Himmel hat besefsen Gesegne ung das Trinken und Essen. Berfertigt im Jahr Christi 1746." An zweiten, wo jedoch nur die ersten Worte noch zu lesen sind: „Wer Serum bei sich hat, der hat den Himmel. . . 1748." Noch sind die Häuser voll alten Hausrats, ebenfalls mit schönen Sprüchen geziert. Für die Entwicklung des Bolfsgemütes sind sie eine gar lebendige und frische Duelle. Die Kunst, besonders die Malerei, wie das Bolfsgemüt — beide hängen ja nah miteinander zusammen — verwilderten bei uns im 17. Jahrhundert. Der Flügelaltar in Merchendorf von 1651 ist in seiner Häßlichkeit ein sprechendes Zeugnis. Im 18. Jahrhundert begann sich die Rolfsseele wieder zu sammeln, Zeugnis hessen z u unter anderm auch die Inschriften an Haus und Gerät, welche mannigfache Lebensweisheit jener Tage, öfters auf Religiöses gerichtet, und überliefert. So steht auf einer „Alnerei“ ee­­­ i­­n „Hier zeitlich, dort ewig, darnach richte dich“ und an z­vei Gelenken:­­­ Man führ’ das Leben so allhier, Daß man den Segen nicht verlier’ Und stammle Schäß’ in dieser Welt, Die man dort ewig auch behält, 1791, Si deiner Jugend sollst du dich Zur Arbeit halten freigenklich, Hernadh gar schwer die Arbeit ist, Wenn dir zum Alter kommen bist. Die Gemeinde kämpft schwer mit einem Graben, der mitten durch die Gasse fließt. Weitern Einriffen und Aufstehungen Einhalt zu thun, will sie ihn auspflastern. Daß aber in all der Not und Nauheit des Lebens die milden N­egungen des Herzens nicht verloren gegangen sind, zeigte sich unter anderm bei der schweren Krankheit des treuen Pfarrers, wo alle wetteiferten in treuer Sorge und, wie und wo sie konnten, halfen. Wieder war Mitternacht vorüber, als der kurze Schlaf den Müden zu­­teil ward, nachdem auch hier ein Ständchen den Abendgruß gebracht hatte. Bald nach 5 Uhr hieß es wieder auf! Es ist wie im Feldzug. Jeden Tag ein anderes Lager, immer viel Arbeit — aber, und das allein häßt e3 ertragen — immer freundliche Aufnahme, herzliche Freundschaft, liebe­­­volle Aufmerksamkeit. Wer Tieft, daß alle Tage, Wochen lang, Abschied und Empfang und wieder Abschied sich abwechseln, der meint vielleicht, e83 karf allmälig eine gewisse Abstumpfung eintreten, E83 ist beinahe das Gegentei der Fall. Es ist doch immer etwas anderes und immer ergreifend. So in Merchendorf, so in Klosdorf, so überall. ALS wir am Freitag den 25. Juli nach Klosdorf fuhren, grüßten uns die ersten Garben auf dem Felde, der Schnitt begann. Die Leute erwarten, falls sie alles glücklich daheim bergen, eine reiche Ernte. Die heiße Sonne hat in einem Tag getrocknet, was langer Regen aufgeweicht . Schon staubt die Straße, bis der Weg ins Seitenthal einbiegt, wo Kron­­­dorf liegt. Vor wenigen Jahren hat die Gemeinde eine Bricde gebaut ü­ber den trennenden Bach; seit lange Hat sie das Wasser weggeschwenmt ; fest fährt man durch das Wasser durch, das bei dauernden Negen und schweren Gewittern undurchfahrbar ist. So ist selbst den Kleinsten Ge­­­meinden hier der alte Kampf mit feindlichen Naturgewalten nicht erspart. Klosdorf, dies Kleinste der alten Abteidörfer, ist eine Zeit lang im Nachgang, jebt in freudigem Aufstreben begriffen. Wie in Merchendorf sind auch hier die Garsen mit sehr alten Obstbäumen bepflanzt und Trottoir gepflastert; der Obstbau liefert dieser Gemeinde nicht geringen Ertrag. Man wird geneigt, uralten Einfluß­­s des Kloster auf diese Obstkultur anzu­­­nehmen. Der Einfahrt und dem Empfang — die ganze Gemeinde hatte sich zusammengefunden, die Mädchen und Frauen, ungemein anmutig ge­­­kleidet — fehlte nicht stille­ Wehmut, welcher der Bischof auch auf der Kanzel Ausdruch gab, die Erinnerung an den treuen Mann, der einst dort als Pfarrer gewaltet und an den Keimen eines besseren Lebens wesentliches Verdienst hatte, den frühverstorbenen Pfarrer W. Voerwerth,. Noch lebt sein Andenken auch in der Gemeinde in Segen. Die einklassige Schule, in welcher in alter Zeit das Schulrecht von Kreuz galt, wird durch den tüchtigen Lehrer sehr gut gehalten, alles ist stramm, frisch und munter, dag­­en Feuilleton. Ferne Schatten. Novelle von W. Höffer. (3. Fortseßung.) Der graue Anzug von Sommerstoff saß untadelhaft, die Wäsche war weiß wie Schnee, aber das dichte braune Haar etwas ungez­­ungen zurückge­­­tworfen, und außerdem das Benehmen des jungen Gelehrten mindestens sehr selbstbewußt. Von dem untert­änigen, beständig zum Handkuß aufgelegten Wesen der adeligen Kavaliere, namentlich der Lieutenant, schien er seine Ahnung zu haben. Komteffe Zulie entsann sich seiner Schmeichelei, welche ihr dieser bezahlte Diener ihres Hauses jemals gesagt hätte. Und doch war sie nirgends so sehr die erlauchte Gräfin, nirgends so unnahbar, al in der Bibliothek. Er bemerkte es nur nicht. An diesem Morgen unterbrach er bei dem geringsten Geräusch im Schlosse seine Arbeit. Aufhorchend hob er den Kopf, um dann das Haar zurüczustreichen und desto emsiger zu schreiben. Da traf ihn durch das offene Fenster, vom Garten her eine geschickt ge­­­­zielte Rose. „Schon wieder bei den grauen Büchern, Sie Perant? — Kommen Sie und fahren Sie mich auf dem See!” Der Gelehrte nahm artig die Blume vom Fußboden und legte sie auf den Th. „Ich muß leider fir die mir zugedachte Ehre bestens danken, gnädige Frau”, antwortete er, „Die Vormittage gehören der Arbeit.” „So! — Und womit soll ich mich unterhalten, wenn­ seine Gäste da sind? Der Onkel mit dem Grafen zur Sagd, und Sie in den alten Scharteien wühlend, — Gott, wie langweilig !” Doktor Stein antwwortete nicht; ja, er sah nicht einmal, wie reizend das Weinlaub den Kopf der schönen, rosetten Sidonie umranfte. Aber die lebhafte kleine Frau Ließ sich nicht so leicht aus dem Felde schlagen. „Soll ich hineinkommen und Ihnen helfen?“ fragte sie. Er schien zu erschrecen. „Um Gottes willen nicht, gnädige Frau. Lieber noch will ich” — Sie Hat fehte in die Hände, vergnügt wie ein Mund. „Lieber wollen­­­ Sie zu mir kommen und mich fahren ?” Er sah nach der Taschenuffe. Schon zehn, dachte er. Ich­­wan­n es thun, ohne — — aber nein, der Gedanke war unrichtig, ich meine, um nicht vollends zum Narren zu werden. Halbwegs bin ich’s schon. Das Rudern wird mir sehr zuträglich und die Konversation A l’enfant noch viel mehr. As Hätte die schöne Versucherin im Fensterrahmen den Gang seiner Gedanken erraten, so legte sie, halb schmollend, Halb bittend, den Kopf gegen das Glas und die Hand über die Augen. Aber durch die Finger Hindurch bliete sie in den Saal hin. — „Der Unmensch — er zaudert.” Doktor Stein lachte: „Er kommt schon, gnädige Frau. Er sehnt sich mehr als Sie glauben, nach dem fühlenden Wasserwind und dem Schatten auf einer der kleinen bewaldeten Inseln. Sie können ihn dort immerhin aus dem Boot verbannen und seinem Schickal überlassen, — wahrhaftig, die dee wäre verlocend.” Sidonie von Holten lachte mit: „Ich würde täglich hinüberfahren und dem interessanten Eremiten einige gute Biffen zusteelen, allerlei Angenehmes, was er sich gerade wünscht, nur Feine Bü­cher.” Doktor Stein räumte noch immer auf und horchte heimlich wie zuvor. Vielleicht hatte es Feine solche Eile, mit der jungen hübschen Frau auf dem Wasser zu fahren, vielleicht verbarg sich Hinter diesen scherzenden Nepfiten ein bittere­­r Verdruß. Etwas wie ungeduldige Dial schimmerte in seinen Augen. Bei den lechten Worten der jungen Dame erbleichte er plößlich: „Was er st gerade winscht! — D, Sidonie von SHolten, was er sich gerade twünscht, dort unter den uralten Stämmen auf der Insel von Blumen um­­­geben, auf schwellendem Moos, abgetrennt Durch das breite Wasser von allem, was da lebt, allein, ganz allein in dem verlobenden Baradiese.” Er warf wieder das Haar zurück. „Schnell hinaus an die Ruder ! “3 wirbelt so Heiß zum Hirn empor, hier in der düstern Bibliothek, hier, two aus bestäubten Sokianten die alten Götter mit Zauberaugen hervorblichen, two reiche, überreiche Schäbe der Phantasie des Musenjüngers immer aufs neue verladen, weiter zu forschen, zu fragen und am frischen Duell der Erkenntnis zu leinten.” Er Tieft und träumt und sieht sie vor sich, die Gestalten aus Walhalla und Elysium, — ja, er sieht sie vor sich, nur weiß er nicht immer, 06­3 Juno ist oder Freya. Einmal glaubte er, daß es Benus sei, sekundenlang nur, dann rauschte das seidene Schleppffeld und ein zürnender Blid traf den Sohn des armen Dorfschulmeisters, den Wermwegenen, der es gewwagt hatte, die sterblichen Augen bis zu einer Tochter des Olymps zu erheben. Seitden erhielt während der V­ormittagsstunden Mademo­ifelle, Deroge, die alte französische Ehrendame der Komtefse, ihren­ Pla am Fenster der Bibliothek, und so kam denn sein m­ythologischer Sertum wieder vor. „Seßt verliere ich die Geduld”, rief zornig, mit ihren Heinen Füßen stampfend, die Hübsche Frau. „So Springen Sie doch aus dem Unter, Sie Barbar.” Er erhaschte den Strohut und machte einige Schritte rückwärts. „Da bin ich Schon, gnädige Frau, geben Sie Acht.” Aber während er im Begriff war, zum Sprung aus dem niedern Fenster anzufegen, hatte­ sich Hinter ihm die Thüre der Bibliothek geöffnet. Er hörte es nicht, bis einige Worte plößlich seine Aufmerksamkeit fesfelten. „Herr Doktor Stein!" — Er erschlaf, daß draußen die junge Frau hell auflachte. E83 war, als sei er binnen wenigen Sekunden ein durchaus anderer Mensch geworden. Jede Spur eines Lächelns schien verschwunden, die Haltung fast steif. : „Herr Doktor Stein, — Sie beabsichtigten, heute nicht zu arbeiten?” Die Komteffe sah das jähe Erschrecen des jungen Mannes, das hübsche Gesicht ihrer Cousine am offenen Fenster, und — als das Schlimmste — die Notenm­ofpe auf dem Tisch. Sie sprach Fälter und Schroffer als jemals. In des jungen Mannes Seele stritten feindliche Gewalten., Durfte er die hübsche Frau von Holten so faltblütig beleidigen? Konnte er es über sich gerwinnen, der Komtesse ein Fühles Nein zu antiworten, und sie rücksichtslos allein zu Yaffen ? Da sah er, inmitten des seelischen Kampfes, den Stolz auf dieser weißen Stirn, die eisige gebieterische Handbewegung der jungen Dame und _ . > ex­­­· «· ··« « s­­­­.s't,-ÄF«.'« x RN

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