Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1892. Oktober (Jahrgang 19, nr. 5718-5743)

1892-10-14 / nr. 5729

«Seite 1034 «­­­Hermannstadt, Freitag Siebenbürgisch-Deutschs Tageblatt, gewesen sein, daß während der 1873er Cholera-Epidemie in Wien die damals daselbst tagende ungarische Delegation eine Unterbrechung der Beratung auch nicht­ einmal angeregt hat. Weder die Beschlußfassung der österreichischen Dele­­­gierten wird aus Wien vom 11. d.M. telegraphiert: a. „um der heutigen Versammlung der Mitglieder der österreichischen Delegierten erklärte Präsident Baron Chlumedy die angeregte Vertagung der Verhandlungen für ausgeschlossen, worauf von der Vertagung Abstand genommen wurde. Die nächte Situng des Budgetausschusses ist für Donnerstag ausgeschrieben. Die Mitglieder des Budgetausschusses wurden hievon telegraphisch verständigt. er wichtigste Tagesereignis ist die Anwesenheit Kaiser Wilhelms in Wien. 88 erregt Aufsehen, daß diesmal der deutsche Kaiser dem Grafen Taaffe den Schwarzen Weserorden verliehen hat. Bekanntlich war schon einmal die Dekorierung des Grafen Taaffe mit dem Schwarzen Alerorden in Aussicht­­­ genommen. Damals erhielt jedoch bloß der ungarische Ministerpräsident Tiga diese höchste preußische Dekoration, während Taaffe leer ausging. Allseitig wurde diese Thatsache mit dem Umstand in Verbindung gebracht, daß die innere Politis dhe Grafen Taaffe, welche die dem Dreibund feindlichen Parteien Oesterreichs protegiere, dem Kaiser Wilhelm nicht angenehm sei und daß er deshalb von der Dekorierung des österreichischen Ministerpräsidenten Abstand genommen hatte. Alle offiziösen Ableugnungen, die darauf erfolgten, blieben ohne Wirkung, denn die gleichzeitige Dekorierung Tipas sprach zu deutlich. ‚Nachdem nun in seßter Zeit eine Annäherung der österreichischen Regierung an die dem Dreibunde Hinneigenden Parteien stattgefunden hat, dürfte wohl die jegt erfolgte Defonierung damit im Zusammenhang stehen. Wenn die „Corr. de l’Est“ gut unterrichtet ist, so hätte si Herr von­­­ Giers definitiv von der Leitung der auswärtigen Polität des russischen Reiches zurückgezogen. Nach einer Petersburger Meldung der genannten Korrespondenz wäre die Krankheit des Ministers mit Rücksicht auf sein Hohes Alter und seine shmwäc­h­­­liche Konstitution binnen kurzer Zeit nicht zu heilen. Dagegen hätten die Aerzte sich dahin geäußert, daß Herr von Gier noch mehrere Jahre geben könne, wenn er die schlechte Jahreszeit unter günstigeren klimatischen Bedingungen zu­­­bringen würde. Als dies dem Zar mitgeteilt wurde, schlug er Herrn den Gier­ selbst vor,­eine Reise zu machen und sich auszuruhen, indem er ihm gleich­­­zeitig zu beziehen gab, seine Absicht wäre, den Minister bis an sein Lebens­­­ende an der Spibe des diplomatischen Personals zu waffen. Herr Schishkin hätte, ebenso wie dies Gierd während der sechten Lebensjahre Gortscharowg ge­­­than, die laufenden Angelegenheiten zu erledigen. — Die Leitung der aus­­­wärtigen Politik Rußlands wäre sonit den Händen des Herren von Gier, der nur an der Spibe des diplomatischen P­ersonals verbliebe, definitiv abge­­­nommen und Schishfin in Zukunft als der wahre Minister der auswärtigen Angelegenheiten zu betrachten, Unzulänglichkeit unserer gegenwärtigen Wirtschaftsform erwacht ist; sie legten aber auch beredtes Zeugnis dafür ab, daß der Landwirtschaftliche Verein es verstanden hat, sich Achtung und­ Zutrauen in seinem Wirkungstreife zu erwerben. Nach der üblichen Verlosung, bei welcher durch des Ruf alles Gunst gerade­­­ ein Heltauer den ersten Preis, einen­ schmiedeeisernen Wendepflug, erhielt, schloß der Vorfigende den offiziellen Teil­­ der V­ersammlung, um eine halbe Stunde später im großen Wirtshaussaale den „gemütlichen Abend” zu eröffnen. Nebst mancher humoristischen Tischrede, durch welche die V­ersammlung in die beste Stimmung gebracht wurde, war all hier ein Teil der Besprechung ernsten und wichtigen Dingen gewidmet.­­­Insonderheit wurde die Gründung von Viehzuchtgenossenschaften besprochen, für welche die Verhältnisse in Heltau außerordentlich günstig sind. Die Anregungen, welche in dieser Richtung bereits gelegentlich der Antwesenheit des Landesinspektors für Milchwirtschaft Z. Pirkner und Professor Andereggs gegeben worden sind, scheinen auf günstigen Boden gefallen zu sein und es ist zu erwarten, daß im Laufe dieses­ Winters hier die Genossenschaft sich bilden wird. « Wanderversammlung des Hermannstädter Landwirtschaft­­­ '««’JZ.Die für den Sommer in Aussicht genommene Wanderversammlung sollte nach der vollständigen Durchführung der Kommissation in Heltau abgehalten werden.Später als man erwartet hatte,wurde die Zuteilung der Grundstücke­­­ been­digt,­und es konnte deshalb diese Versammlung erst auf den 9.Oktober einberufen werden.Entsprechend dem eigentlichen Zwecke dieser Zusammenkunft sollte zuerst auf dem Heltauer Hattert,auf der Besitzung einzelner Oekonomen­­­ über die rationelle Bewirtschaftung dieser Komplexe Rat und Belehrung erteilt werden. » An der Straße zwischen Herm­annstadt und Heltau,zwei Kilometer vom letzteren Orte entfernt,trafen die aus Hermannstadt kommenden Ausschußmit­­­glieder mit­ den Heltauern zusammen,die in großer Zahl erschienen waren. Als erstes Objekt der Besprechung wurde ein 10 Joch großer Besitz ges wählt,bestehend aus 1 Joch Ackerland und 2 Joch Wiese. "·"BereinsschriftführerJ.Schobel besprach zunächst die Beschaffenheit dieses Bodens und seiner Eignung zum Anbau verschiedener Kulturgewächse. Dann wurde aus dem Düngerbedürfnis die Zahl der zu haltenden Viehstücke berechnet und daraus die Größe der mit Futterkräutern zu bebauenden Fläche abgeleitet. Hieraus ergab sich die Einteilung der Fläche in Felder zum Anbau von Hadfrüchten, Halmfrüchten und Futterfräutern. Die Natschläge des Vor­­­tragenden gaben Veranlassung zu vielerlei Fragen, welche derselbe beantwortete. Auch bei dieser Gelegenheit zeigte sich, wie notwendig es ist, unseren Land­­­leuten in den ersten Jahren der Bewirtschaftung kommafsierten Grundes mit Belehrung beizustehen. Leider wurden die Verhandlungen durch den Brand eines Gartenschopfens in Zoodt gestört. Alles eilte in der Meinung, es brenne in Heltau, zu den Wagen und in wilden Rennen wurde dem Dorfe zugeeilt. Schon auf der Höhe über Heltau zeigte sich jedoch, daß der Brand gelöscht war. Die ganze Wagenreihe rollte nun durch Heltau auf den Teil des Hatterts, welcher Südlich von Heltau liegt und im allgemeinen aus schwachen Boden besteht. Hier wurde vom Vereinsschriftführer für einen größeren Komplex die K­oppelwirtschaft empfohlen und erklärt. Leider war es nicht mehr möglich, auch die Grundstüce anderer Befiger zu begehen, weil auf 4 Uhr nachmittags die Versammlung im Zeichensaale der schönen Heltauer Schule angefagt war. Man mußte die Wagen wieder besteigen, um noch rechtzeitig zur Versammlung einzutreffen. Im Versammlungslokale fanden sich die einheimischen und zuges­­reiten Mitglieder und Freunde des Vereins in großer Zahl, etwa 200 Ber­ foren, pünktlich etc. Bereinsvorstand­­­. Drotleff eröffnete die Versammlung, mit der Ber­­­grüßung der Erschienenen. Derselbe verglich den Verein mit einem Säemann, der gekommen sei, die Früchte seines Fleißes und seiner Arbeit zu besichtigen. Jahrelang habe der Verein die Durchführung der Kommafjation in Heltau ‚em­pfohlen und ihre Vorteile erklärt. Nun sei sie endlich durchgeführt worden und fast allgemein zeige sich Zufriedenheit und Freude am neuen Reich; der Verein wolle nun auch weiterhin nach Thunlichkeit helfend und beratend beistehen. Hierauf wurde Herrn Pfarrer Konnerth das Wort erteilt zu einem Vortrag über die Bewirtschaftung kommasfierten Grundes. Der Vortragende erblickt zunächst in der Durchführung der Kommassation in Heltau einen ent­­­schiedenen Fortschritt und hofft, daß gerade diese Gemeinde im reichen Beick geistiger und materieller Mittel berufen sei, bahnbrechend für die Neugestaltung unserer wirtschaftlichen Verhältnisse zu wirfen um zu einem mustergiftigen Beispiele für alle übrigen Gemeinden unseres Bezirkes zu werden. „ A Befreit von der Feffel des Dreifelderzwanges, Liege es in der Hand des einzelnen, duch Benügung der gesamten Bodenfläche, durch sorgfältigere Bearbeitung derselben, reichlichere Düngung, entsprechende Auswahl der auf­­einanderfolgenden Gewächse, den Reinertrag zu erhöhen.­­­ Na­ anschaulicher Darlegung der Bedingungen, um welche das pflanzliche Wachstum gestopft ist, erläutert der Vortragende die Art und Weise, wie der Uebergang in die neue Wirtschaftsform zu geschehen habe,­­­wie der neue Belik eit­zuteilen, wie er zu bearbeiten und was auf die einzelnen Teile anzubauen sei, um im möglichst kurzer Zeit eine reine Fruchtwechselwirtschaft einführen zu können, als­ deren entsprechendste Form er die Bierfelderwirtschaft empfiehlt. Da es nun in der Natur der Sache liegt, daß ein für eine ganze Gemeinde passendes Fruchtfolgesystem nicht angegeben werden kann, bespricht der Vortragende auch einige andere Anbausysteme, insbesondere die norddeutsche Koppelwirtschaft, die aus der Dreifelderwirtschaft hervorgegangen ist, sich von dieser, aber im wesentlichen dadurch unterscheidet, daß der Schwerpunkt der Wirtschaft nicht wie im Dreifeldersysteme einseitig im Körnerbau liegt, sondern daß auch die Tierzucht als gleichgestellter Produktionsfaktor auftritt. Der mit vielem Beifall aufgenommene Vortrag erweckte einen lebhaften Speenaustausch und die zahlreich gestellten Fragen gaben den sprechendsten „Beweis, daß in unserer nder bautreibenden Bevölkerung die Erkenntnis­ der « kichengsezirn­g vereines in Hektam Korrespondenzen. Budapest, 11. Oktober. Sie haben sie ohnehin drein gegeben, hiesige Provenienzen in die Hand zu nehmen und bekommen vielleicht auch Rettungen und Briefe mit den Spuren der Desinfektion. So wird Sie auch dieser Brief nicht schreden. Er kommt übrigens vom rechten Ufer des Stromes, wo nur noch ein bereinzelter schwerer Fall vorgekommen ist. In der Nähe des Centralbahnhofes tritt die Seuche noch immer am häufigsten auf, woraus zu schließen ist, daß nicht so sehr Neifende, die ich in alle Stadtteile zerstreuen, als die verhängnisvollen Warensendungen den unheilvollen Gast gebracht haben, dessen Schrecen nicht so leicht zu bannen sind. Vor einigen Tagen kam unterm Stich einer großen Zeitung ein Artikel mit der Weberschrift: Fürchten wir uns nicht! der aber nit nur mit jenem Humor geschrieben war, t welcher frösteln macht, sondern namentlich die unheimliche Art und Weise, in welcher ein durch die Cholera gefordertes Verschwinden von der Männer­­­erde geschieht, wahrhaft schauerlich beleuchtete. Seither sind günstigere Stadien zu verzeichnen gewesen, so daß nicht nur die leichtlebigen und der vom täglichen Gesprächsstoff ausgehenden allgemeinen Sucht mit gesteigerter Lebensluft oder Gleichmut begegnenden Leute häufiger werden, sondern auch die ernster Besorgten ihre angefangenen Testamente un= vollendet lassen. Nicht nur vor dem Sonntag gab es bereits zwei Tage entschiedener Abnahme, sondern auch glei) nach dem Montag, welcher selbst­­­verständlich immer eine Zunahme zu verzeichnen pflegt, in der Nacht auf den Dienstag ist bereit wieder eine geringere Zahl der Erkrankungen konstatiert worden und die österreichischen Delegierten, welche in ihrer Mehrheit st weigern von Wien, woohin sie nach den einleitenden Sigungen zurückgegangen sind, zur Fortlegung der Beratungen herabzukommen, dürften sich vielleicht bald bestimmt finden, sie dem Diesmal weniger heiteren Aufenthalt in der ungarischen Haupt- und Residenzstadt zu unterziehen und der Glossierung ein Ende zu machen. An dem derzeitigen günstigen Stand — wer möchte schon stetige Besseiung zu prophezeien wagen? — mögen die seit der wirklichen Anwesenheit des argen Gastes getroffenen, an Strenge und Zmweltmäßigkeit sich täglich steigernden amtlichen Vorkehrungen nicht wenig Anteil haben (selbst das zur Gaftenbeiprngung verwendete, mit Grund so gefürchtete Donaumuster wird durch entsprechenden Zutat zu einem Desinfektionsfaktor gemacht), aber die wirksamste Unterftügung der Vorkehrungen kommt im wörtlichsten Sinne von oben. Die reine trockene Witterung, zumeilen von frischer Luftströmung bei­egt, mag der Verbreitung am wirksamsten entgegen sein, welche die Seuche bei neblichtem nassen Wetter in erschrechender Weise gefunden hätte. Gewiß wird jede Abs­­türzung ihrer Herrschaft nicht nur ein allgemeines Aufatmen zur Folge haben, sondern auch speziell so vielem darunter leiden den Erwerb sehr nötig sein. Die diversen Hausiger, die Bierwirte, welche ihre zahlreichen Tu­che immer spär­­­licher belegt sehen, und die Stadt felbit, welche nun bei seiner nötigen Aus­­­sage zu hygienischen Sweden m­ausern darf und auch auf den Erfalt für ver­­­nichtetes Privateigentum deuken muß, werden sehnsüchtig den definitiven Erfolg der Schulmaßregeln erwarten. Im Abgeordnetenhause, welches heute zum Empfang einiger Vorlagen, auch jener über die Pauschalierung seiner Diäten, eine kurze Litung hielt und unten solcie auf den Galerien über Erwarten belegt war, konnte seine gedrückte Stimmung konstatiert werden. Man scheint sich, und nicht ohne Grund, e­twas zu beruhigen. In den Zeitungen werden die gutgemeinten Vorschläge, die oft sonderbar ausfallen, noch längere Zeit vorhalten. 14. Oktober 1892. Nr. 5729 welcher die Uniform seines österreichisch-ungarischen Husaren-Regiments trug, hielt die Hand salutierend am Tichafo, als er an der Front seiner Offiziere vorüberfuhr. Als der Zug hielt, stand unser Monarch bereits an der Treppe des Waggons. Die Begrüßung, welche die Monarchen zwechselten, war die zweier treuer Freunde, die Hände ineinander gelegt, Füßten die Fürsten einander dreimal und blieben dann einige Minuten Lang in heiterer Konversation. An der Seite unseres Monarchen schritt der deutsche Kaiser nach Entgegennahme der Meldung die Ehrencompagnie ab. Er reichte den deutschen Prinzen die Hand und trat hierauf an die Erzherzöge heran, von welchen er die Erzherzöge Karl Ludwig und Albrecht füßte, während er mit den übrigen warme Händebrücke­­n wechselte. Dann folgte die übliche Vorstellung der beiden Suiten und die Vorstellung des Distanzreiter-Komitees, welchem der deutsche Kaiser freundliche Worte für sein Arrangement sagte. Kaiser Wilhelm trat hierauf an die deutschen Distanzreiter heran, reichte dem Obersten Geldern und dem Obersten seiner Dragoner die Hand und fan, nachdem er die Front abgeschritten hatte zurück, um er vom Baron Neigenstein durch längere Zeit eine Schilderung seines Sitzes geben zu lassen. Nachdem Kaiser Wilhelm no den Bürgers­­meister Brig mit einer mehrere Minuten währenden Unterredung beehrt hatte bestiegen die allerhöchsten Herrschaften ihre bereitstehenden Wagen und fuhren dann m­­en engeren Gefolge nach Schönbrunn. auf dem schönen Tage konnte die Fahrt, die durch die Pr über den Ring und duch die Mariahilferstraße führte, h­­­ol­­le gemacht werden. Mächtige, weithin tragende Hochrufe empfingen und um­­­krauften die beiden Herrscher, als sie den Bahnhof verliehen, in dieselben, bi die Equipage im Schönbrunner a aan In Schönbrunn wurde der deutsche Kaiser am Fuße der Steitreppe dem Prinzen Hohenlohe und dem Grafen Kalman Hunyady ehrfuch­tslo empfangen und in seine Appartements geleitet, an deren Eingänge Graf Kalnoky, Graf Zaaffe, die Garde-Kapitäne, Intendant Baron Bereeny und General-Adjutant IML, Bolfras Se. Majestät erwarteten. Die Säle und Galerien des Schlosses sind festlich gesehmlict. (Zum Distanzritt Wien— Berlin.) Aus Berlin telegraphiert m vom 11. dv. M.: SKaffer Wilhelm jagte gestern beim Festmahle gi findet eine Parforcejagd im Grunewald statt. ar Palais zu Ehren der österreichisch-ungarischen Offiziere, bei welchem er zivischen Graf Starhemberg und Oberlieutenant dr. Miklos saß, er freue si, daß die österreichh­ ungarischen Offiziere der Einladung zum friedlichen ‚Wettkampfe mit den deutschen Kameraden gefolgt seien; er habe den Distanzritt mit SIutereffe verfolgt und mit großer Befriedigung die tüchtigen Leistungen der Distanzreiter kennen gelernt. Er hoffe, daß dieser Nitt für seine Reiterei von großem Nitten sein werde. Die Pferde der österreichisch-ungarischen Reiter hätten gezeigt, was ein Soldatenpferd überhaupt reisten könne. Am meisten freue ihn, daß aus dem friedlichen Wettstreite der Vertreter eines uralten Geschlechtes­ als Sieger hervorgegangen sei, Graf Starhemberg, dessen Ahn Wien im Türkenkriege befreite. Kaiser Wilhelm drüdte schließlich seine Freude darüber aus, daß die Waffenbrüderschaft mit Oesterreich-Ungarn si durch diese großartige Veranstaltung neuerdings betätigt und befestigt habe, und spra­­­chen Wunsch aus, daß die österreichisch-ungarischen Kameraden nur an­­genehme Erinnerungen aus der deutschen Hauptstadt nach den heimatlichen Garnisonen mitnehmen mögen. Kaiser Franz Fojer sei ein schneidiger Vertreter dieses Heeres, dessen Offiziere so sehneidig geritten. Er erhebe sein Glas und trinte auf das Wohl Sr. Majestät des Kaisers Franz Fofer. Der Kaiser verlieh dem Obersten Sreiheren dr. Ko den Rothen-Adler-Orden zweiter Maffe und dem Grafen Starhemberg den Rothen-Adler-Orden vierter Maffe. Vormittags fand im Zatterfall die Vorführung der Perde statt, welche am Pistanzritte teilgenommen hatten. Graf Starhemberg ritt ein braunes Halbblutpferd. Die Stute „FSatma“ des Rittmeisters Haller, welche den Konditionspreis von 5000 Mark erhalten hatte, wurde allgemein bewundert. Lofal- und Tage3-Chronif. (Ueber den Empfang des deutschen Kaisers) wird aus Wien vom 11. d. M. berichtet: Kaiser Wilhelm ist soeben — um 12 Uhr — hier angelangt, empfangen und begrüßt mit all den besonderen, seiner höchsten Würde gebührenden Ehren, aber al mit einer innig freundschaftlichen Herz­­­lichkeit seitens unseres Monarchen und mit solchen untrüglichen Aeußerungen der Freude und Sympathie seitens der Bürgerschaft Wiens, welche dem glänzenden Empfange den Ton fairer Förmlichkeit benahmen. Die Halbstündige Fahrt durch die Straßen zum Schönbrunner Schloffe doch die Neihen der Menschenmaffen blieb nicht ohne Wirkung auf den deutschen Kaiser, der augenscheinlich ergriffen von diesem ihm gebotenen Will­­­kommen mit dem freundlichsten Blide da und dorthin Dank sagte und aus der Art der Lebhaft geführten Gespräche mit unserem Herrscher die rechte Freude über das Beisammensein mit den Freunde erkennen ließ. Um die zehnte Stunde rüsteten sich die Wiener zur Begrüßung des Verbündeten und Freundes ihres Kaisers und eine Stunde später begann die Auffahrt der Wiürdenträger und Standesherren zum Bahnhofe. Wie das Straßenbild geartet war, bedarf seiner Schilderung; es ist immer das gleiche, wenn Scharen frohbewegter Menschen die Straßen und Gassen durchziehen, um dann zu undurchdringlichen Mauern sich festzuteilen. Auf dem Berron des einfach, aber schön geschmücten Bahnhofes hatten sie im Laufe der zwölften Stunde versammelt der Korpskommandant-Stellvertreter FML. Kovacs, Stadtkommandant FMEL. Sterned, Statthalter Graf Kielmannsegg, Polizei- Präsident Stejffal, Bürgermeister Prix, die dem deutschen Kaiser zugeteilten Ehrenfavaliere Korpskommandant FZM. Schönfeld, Oberst Benkö und Flügel­­­adjutant Graf St. Quentin, der deutsche Major Graf Bismarc, der deutsche Oberst dv. Schaky, das gesamte Pistanzreiter­omitee unter Führung des FMEL. dv. Gagern, Prinz Neuß mit sämtlichen Mitgliedern der deutschen Bot­­­schaft in großer Militär-Gala, sämtliche deutschen Distanzreiter in Parade- Uniform, deren Front durch die farbenprächtigen Uniformen und die hell­­­blinfenden Silberhelme ein glänzendes Bild bot. An der Seihe der Offiziere sah man den berühmten Nachkommen der Egmonts, den Kommandanten des 1. Leibhukaren-Regiments Egmont zu Geldern —­ den einzigen Totenkopf­­­hukaren — ferner den Prinzen Friedrich Leopold von Preußen, den Herzog Ernst Günther von Schleswig-Holstein. Im Hofwartesalon versammelten sich die Erzherzoge Karl Ludwig, Franz Ferdinand, Albrecht, Ferdinand, Friedrich, Wilhelm und Rainer. Diejenigen rzherzöge, welche Inhaber deutscher Regimenter sind, hatten die Uniform derselben angelegt; sämtliche trugen deutsche Orden. Von den offiziellen Bersönlichkeiten war der Bürgermeister von Wien der einzige Zivilist. Um 11­­, Uhr fuhr Se. Majestät der Kaiser-König Franz Koser vor, welcher die Uniform des Franz-Fojef-Grenadier-Regiments mit dem Großfkreuz des Stefand-Ordens trug. Nachdem­ der Monarch unter den Slängen der Hymne die Ehrencompagnie abgeschnitten hatte, begrüßte er die beiden deutschen­­­ Prinzen. Kurz darauf krauste der Zug in die Halle, Kaiser Wilhelm, .Heute nachmittags fand im Rittersaale des Militär-Reitlehrerinstitutes die Preisverteilung­­­ an die deutschen Distanzreiter statt. Kurze Zeit vorher hatten si­­che Offiziere in dem großen Hofraume der Equitation bersammelt und verfügten fi sodann in den erwähnten Saal, welcher mit den Bildnissen herberragender Generale und Feldherren geschmückt ist. Der schmale lange Raum war von den Distanzreitern, welchen fi auch zahlreiche österreichisch-ungarische Offiziere angeschlossen hatten, volltändig gefüllt. Auf einer Estrade hatten die Öterreichisch-ungarischen und die deutschen Herren des Dictanzrittkomitees Plan genommen. Die Ehrengeidhente des Kaiser-Königs Franz Sofer waren auf einem hohen Postament im Saale aufgestellt. Der Inspektor der Kavallerie, FMEL, Baron Gagern, begrüßte die Herren und nahm Hierauf die Preisverteilung vor. Zuerst wurde der Ehrenpreis des Kaiser-Königs Franz­­oser dem­­­ Frei­­­herrn vo. Reigenstein zugew­iesen; hierauf gelangten die verschiedenen Geldpreise zur Verteilung. Die Sieger wurden mit Namen gerufen und nahmen in großen Konverts die ihnen zufallenden P­reise entgegen. Hierauf wurde durch den Major Kolosvary von der Militär-Equitation die Liste der Rekords verlesen. Zum Schlusse dankte der Präsident des Komitees den Herren für ihr Erscheinen und wünschte ihnen eine glückliche Heimfahrt, worauf einer der deutschen Distanz­­­reiter dem Komitee für die liebenswürdige Aufnahme dankte. Nach dem offiziellen Teile der Preisverteilung machte Major Kolosvary den Distanzreitern wo verschiedene Mitteilungen über die heute abends stattfindende Abreise der Distanzreiter nach Dresden. E38 ist für dieselben ein Separattrain bereitge­­­halten und für die größtmögliche Bequemlichkeit gesorgt. Der Empfang der Herren durch den König von Sachsen findet morgen 4 Uhr nachmittags und­ das Diner bei Hofe findet um 5 Uhr statt. Freiherr dr. Reigenstein nahm den ihm zugefallenen Ehrenpreis gleich mit sich. Mittelst Separatzuges der Staatsbahn kamen am 10. d. M. mittags ungefähr Sechzig deutsche Offiziere, geführt vom Wiener Komitee und dem General-Kavallerie­nspektor FML, Freiherrn vd. Gagern, in Kisber an. Die Herren besichtigten bererst das Innere des Staatsgestütes, sodann die­­­ einzelnen, auf den Puppen zerstreut liegenden Fohlenhöfe. Mit einem Diner im Schloß­­­gebäude schloß die Besichtigung, worauf sich die deutschen Offiziere en Wien zurückegaben, wo sie um Halb 1 Uhr nachts anlangten. Am 11.D. M. fand in Holitich eine Jagd statt, welche ungemein anregend und animiert verlief, obgleich die Meute infolge des trockenen Wetter schwer die Fährte des Hirsches fand. Die Jagdgenossen, es waren mehr als hundert, fuhren um 6 Uhr von Wien ab und trafen gegen halb 9 Uhr in Holstich ein, wo zuerst ein nusgiebiges Frühstück eingenommen wurde, mehr als anderthalb Stunden, und es gab eine große Anzahl von Hinder­­­nissen, bei denen auch mehrere Reiter zu Fall kamen. Herzog Günther zu Schleswig-Holstein, der ein vorzügliches Pferd aus den Holsticher Ställen ritt, blieb während der ganzen Jagd unter der Führung des Obersten Grafen Auersperg. Nach der Jagd wurde noch ein Land in Holstich eingenommen, und bei der Radfahrt waren die Jäger so müde, daß viele von ihnen die Heimreise schlafend machten. Wien, 11. Oktober. Die deutschen Distanzreiter sind um 9 Uhr 15 Minuten abends mittelst Ertrazuges nach Dresden abgereist. Berlin, 11. Oktober. Innerhalb des deutschen Tierschuhverbandes und in hochkirchlich konservativen Kreisen herrscht eine scharfe Bewegung wegen ... des Distanzrittes. CS wird beabsichtigt, diese Sache bei Gelegenheit in Form einer I Interpellation vor den Reichstag zu bringen. Berlin, 11. Oktober. Eine Anzahl preußischer Offiziere überreichte dem Lieutenant Miklos ein goldenes Threeservice dafür, daß er den Rekord Wien-Berlin als erter zurücgelegt hat. Baron Neigenstein ist vom deutschen Sailer zum Rittmeister befördert worden. (Betreffs der obligatorischen Ueberprüfung der Hand­­­feue­­rwaf­­fen) hat­­te. Exzellenz der Herr F. u. Handelsminister verfügt, daß die Stempel der Probierstation in Lüttich (Belgien) auf Grund der Rezi­ ‚. Aus Wien wird vom 11. d. M. berichtet: aan i Heute: nachmittags ».. Der Galopp dauerte­­­« " > A

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