Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1893. Januar (Jahrgang 20, nr. 5796-5820)

1893-01-15 / nr. 5807

Seite 48 Hermannstadt,Sonntag 15. Januar 1893, müsse man zunächst für die Rein­heit der Wahlen sorgen;damit überall der wahre Wille der Wähler zum Ausdruck gelange,müsse die Führung des Par­­lamentes eine richtige und feste sein,müsse es unm­öglich gemacht werden,daß persönliche Abneigung selbst die berufensten Kräfte von der Teilnahme an der Regierung ausschließe.Um die Budgetberatu­ng kürzer zu gestalten sollte die Varberatung nicht einer einzigen Finanzkommission anvertraut,sondern sollten für jedes Ressortbudget Fachkommissionen in entsprechender Anzahl entsendet werden.Hinsichtlich der Sitzungsstunden des Hauses sprach sich Redner für keine bestim­mte Zeit aus,doch bemerkten­,es sei in einer großen Stadt un­­zweckmäßig,die mit geistiger Arbeit Beschäftigte neben in den Mittagsstunden von ihren Wohnungen fernzuhalten. Karl Edtve3 befür­wortete ebenfalls die Ausdehnung des Wahlrechtes namentlich auf die Arbeiter. Es sei doch eine Anomalie, daß in Buddapest über 100.000 Arbeiter seinen Einfluß auf die städtischen und parlamentarischen Angelegenheiten befigen. Jedem Arbeiter, der eine eigene Wohnung befßt, einen eigenen Hausstand führt, wäre die Ausübung der politischen Rechte einzu­­räumen, nicht jedem Arbeiter als solchen, aber doch jedem, der in Ungarn geboren wurde und der Staatssprache mächtig ist. (Lebhafter Beifall der äußer­­sten Linken.­ Zur Besprechung unseres Vorberatungssystems übergehend, bes­merkte Bötods, die Regierung gewinne für ihre Ideen zuerst die vertrautesten Männer ihrer Partei, dann die einflußreichsten Mitglieder der betreffenden K­ommissionen. Hierauf komme die Sache vor die Konferenz der liberalen Partei, dann in die Kommissionen, in denen der Opposition seine verhältnis­­mäßige Zahl von Siten eingeräumt ist, endlich vor das Plenum des Hauses, wo die Regierung infolge ihrer Vorbereitungen schon über eine schweigende Majorität verfüge. Da fjei doch das Sektionssystem besser, denn e8 biete jedem Abgeordneten die Möglichkeit, zur Sache zu sprechen. „Bei dem jegigen Vor­­beratungssystem — fuhr Cetvols fort — arbeitet das Parlament mit Weber­­raschungen, Ruhe kann es nur an einer Stelle geben, nämlich im Magnaten­­haufe; dort giebt es nie Ueberraschungen, nie Prinzipien, nie Ideen, nie Leben. (Eine Stimme: Das steht nicht; e3 giebt dort Prinzipien und e3 scheint, daß das Magnatenhaus eben jet eine Ueberraschung vorbereitet.) Schon dieser Umstand an sie macht e3 unumgänglich nötig, daß das Magnatenhaus einer wirklichen und entsprechenden Umgestaltung unterzogen werde. (Beifall der äußersten Linken.) Zeit ist das Magnatenhaus nur eine nachteilige Dekoration, wir aber halten es für notwendig, daß das Magnatenhaus sich an der natio­­nalen legislatorischen Thätigkeit ernstlich beteilige. (Lebhafter Beifall der äußersten Linien.) Gegen den Referenten gewendet bemerkte Eötvös, man könne der unga­­rischen Nation nicht Undankbarkeit vor­werfen. Wohl habe die Dynaj­tie für die Befreiung Ungarns vom Türkenjoch viel gethan, aber noch weit größere Opfer habe die Nation für die Dynastie gebracht, denn viel Blut Habe die Nation für die Erhaltung der Herrschaft in Italien und Deutschland, ferner in den Religionskriegen und zur Verteidigung der österreichischen Erbländer vergossen. (Lebhafter Beifall der äußersten Linken.) „Der Herr Referent, sagte Etods, hat auch von den Jakobinern gesprochen. Hält denn der Herr Referent und für Sab­biner? Glaubt er, daß deren Leidenschaften in uns leben?“ Asboth: Nein, Edtods: Warum haben Sie dann von ihnen gesprochen? Der Herr Referent ist nicht Mitglied des Kaiserlich österreichischen Hofes; er nennt ihn nur und erblich doch in­ einer konstitutionellen nationalen Partei die revolu­­tionären Bestrebungen der Jakobiner. Warum Härte er liag nicht darüber auf, wie die großen, Meinen und Heinsten Diener über die Unabhängigkeits­­partei denken? den damit solche gefährliche und falssche Auffassungen bei den Heinen und großen Dienern des Hofes nicht sollen Wurzeln schlagen können, w­ünschen wir die ungarische Hofhaltung. Wir sind eine loyale Partei, welche weiß, daß die Aufrichtigkeit die erste Pflicht der Loyalität ist. Redner bestreitet es, daß Kossuth die Krone Ungarns dem Baren angeboten habe, der österreichische Hof habe im Warschauer Vertrage die ganze Monarchie dem Baren zu Füßen gelegt. „Der Herr Referent Hat recht, so schloß Etvös, daß wir der Konstitutionellen Krone Loyalität schulden ; ich aber füge hinzu, daß er als Abgeordneter seiner eigenen Nation und ihren heiligsten Ueber- Lieferungen Loyalität schuldet und daß diese Loyalität Patriotismus heißt.“ (Lebhafter Beifall Linf.) Alexander Bujanovicz stimmt in betreff der Wahlreform mit Hollo überein, das Wahlrecht sei auszudehnen, denen jedoch, die nicht ungarische Staatsbürger sind, zu entziehen. Notwendig sei auch die Reform des Magnaten­­hauses; Medner habe ion bei der resten Umgestaltung die Wahl von Magnatenhausmitgliedern verlangt. Schließlich befürwortete er das Sektions­­system ; die Ausgleichsgefee konnten seinerzeit im Plenum deshalb so rasch erledigt werden, weil sie vorher in den Sektionen der Vorberatung unterzogen worden waren. August Pulpty konstatierte, daß die oppositionellen Renner heute solche Ideen anregten, mit denen er übereinstimme. Das Wahlgejeg vom Jahre 1848 sei längst unhaltbar geworden, aber auch das Wahlgejeg vom Jahre 1874 entspreche den Heutigen Verhältnissen nicht mehr. Gewiß sei es ein allgemeiner Wunsch, daß den jegigen Möbelständen abgeholfen werde, und auch die Regierung habe diese Frage in zweiter Reihe in ihr Programm aufe genommen. Ein einschlägiger Gelegentwurf, jener über die Kurialgerichtsbarkeit i­ i«WahidiI«g?riZä­ihsitEi­,siege auch schouwr,doch müssenedu ekgestihääsig er denselben nicht in jeder Beziehung gutheiße.Die Revision des Wahlgesetzes werde übrigens nur dann durchführbar sein, wenn man sie weder bloß vom Standpunkte der Perpetuierung der Herrschaft einer Partei, noch aber als eine Gelegenheit betrachte, daraus Waffen gegen die Negierung zu schmieden. Man müsse die Frage ohne Rücsicht auf die Verhältnisse und Machtstellung der Parteien behandeln, wie es eben auch bisher der Fall gewesen. (Bewegung sin.) Niemand wünsche es lebhafter als die Majorität, daß die Beratungen ruhig, sachlich und erschöpfend sein sollen, und wenn man die berechtigten Ansprüche der Majorität und der Regierung nicht befehlen werde, so werden auch von feite der Liberalen Partei die tets vorhanden gewesenen selbständigen Auffassungen öfter zum Ausdruck gelangen. Für das Sektionssystem it Pulpfy nicht eingenommen. Allerdings sei eine zahlreichere Beteiligung an den Vor­­beratungen wün­genswert, wenn man aber dabei Beit gewinnen wolle, werden sich Bestimmungen als notwendig erweisen, die es unmöglich machen, daß die Redner vom Gegenstande der Tagesordnung abweichen. So handelte man in England wiederholt. (Zustimmung rechts) Mit der Wahlreform werde natürlich auch die Reform des Magnatenhauses Hand in Hand gehen müssen. Johann Hoc billigte es, daß Hollo in betreff der Wenderung der Sikungsstunden keine bestimmte Zeit bezeichnete, denn manche haben vormittags, andere aber nachmittags mehr zu thun. (Eine Stimme hinft: Bleiben wir beim alten.) Mit der Ausdehnung des Wahlrechts ist Redner einverstanden, doch dürfe man nicht bloß an die Hauptstädtischen Arbeiter deuten, sondern man müsse an die landwirtschaftlichen Arbeiter berücksichtigen. Die Uenderung der Wahlbezirke dürfe die Superiorität der magyarischen Nation nicht beeinträchtigen. Minister Hieronymi erklärte, der Abgeordnete Hollo habe Hinsichtlich der Förderung der Thätigkeit des Hauses fruchtbringende Feen aufgeworfen. Die Bestimmungen über die Arbeitsordnung und über die Gitungsdauer dürfen jedoch nicht von der Regierung erwartet werden, sondern sie müssen aus der Uebereinstimmung der Parteien hervorgehen. (Bestimmung.) Eötvös empfahl Hinsichtlich der Beratungen die Rückehr zum Sektionslesten. Der Minister reflektierte sodann auf die Mängel des Wahlgewetes hin­­sichtlich der auf das Wahlrecht bezüglichen Bestimmungen. &3 sei gewiß not­­wendig, dem Uebel abzuhelfen und einen gleichmäßigen Zensus einzuführen (Lebhafter Beifall der Opposition), doc wage der Minister nicht, sich hierüber aus dem Stegreif zu äußern, denn das sei eine jeder greiflich zu überlegende Sache. (Allgemeiner Beifall.) Notwendig sei an die Neueinteilung der Wahlbezirk. Der Minister teilt die von einem Vorredner geäußerte Ansicht nicht, daß man dabei die Superiorität der magyarischen Nation sichern müse. Hiezu seien keine speziellen Verfügungen erforderlich, denn die Zahl der magyarischen Wähler habe so bedeutend zugenommen, daß nichts zu besorgen sei. Bei der Neueinteilung werde sich die Regierung nur von den Prinzipien des Rechtes und der Gerechtigkeit leiten Lassen. (Allgemeiner lebhafter Beifall.) Bajay versuchte dann das Magnatenhaus gegenüber Eötvds in Schuß zu nehmen und erhielt von seinem Parteigenossen Helfy eine Abfertigung. Alos Beöthy verfocht entgegen den oppositionellen Vorrednern seine Ueber­­zeugung, daß seinerlei Parlamentsreform notwendig sei, wenn Regierung und Majorität ihre Macht nicht mißbrauchen. Nachdem noch Bazmandy darauf aufmerks­am gemacht hatte, daß oft Ausländer, welche in Ungarn noch nicht das Staatsbürgerrecht erwarben, in die Wählerlisten aufgenommen werden, wurde die Debatte geschlossen und die Post „Reichstag“ votiert. Die „gemeinsamen Ausgaben“ boten dann Zosef Madaraf und Gabriel Ugron Anlaß zu den bekannten Verwahrungen und Protesten. Da Ugron sie überdies über die Art der Verwaltung der gemeinsamen Aktiven und über die seiner Ansicht nach unzulängliche Veröffentlichung der Delegationsprotokolle befragte, so ergriff Ministerpräsident Wekerle das Wort, um nachzumeisen, daß alle diese Angelegenheiten in vollkommen forrester Weise erledigt werden. Die Fortlegung der Debatte wurde sodann auf morgen verschoben. Es folgte nun die angemeldete Interpellation. Polonyi begann die Motivierung seiner Interpellation mit der Be­­merkung, daß die absolutistische Germanisation der fünfziger Jahre noch tiefe Spuren Hinterlassen habe. Er kostetete die Nation große Anstrengungen, um sich von diesem Lache zu befreien, aber leider müsse man auf diesem Terrain noch nach fünfundzwanzig Jahren kämpfen. Die im Lande und namentlich in Budapest massenhaft erscheinenden deutschen Zeitungen seien schuld, daß die Nahmwehen jener Germanisation noch vorhanden sind. Von Wien aus ist man bemüht, diese Germanisation aufrecht zu halten, namentlich werden in den statistischen Publikationen und in den Büchern des Heeres noch immer die deutschen Ortsnamen und nicht die magyarischen gebraucht. Es sei aber un­­begreiflich, daß in Ungarn erscheinende deutsche Blätter dasselbe thun. Dem müsse man entgegentreten. Der „Magyarische Verein“ forderte denn auch mit Vermeidung jeder chauvinistischen Tendenz die Budapester deutschen Blätter auf, die magyarischen Ortsnamen zu gebrauchen. Welchen Erfolg diese Schrift hatte, beweise der folgende Brief: „Sehr geehrter Abgeordneter-Kollege! Obgleich niemand das Recht hat, mich dafür zur Rechenschaft zu ziehen, was ich in meinem Blatte thue oder nicht thue, jedoch weil ich am Fuße des heute empfangenen Briefes deinen geirägten Namen sehe, will ich dem Gebote kollegialer Höflichkeit gern folgen und beehre mich, dir mitzuteilen, daß es allerdings meine ernste Absicht war, überall die magyarischen Benennungen zu gebrauchen und daß ich auch in diesem Sinne die Weisung erteilt habe. Allein diese Neuerung hat gleich in den ersten Tagen bei meinen Liefern einen meinerseits wahrhaftig nicht e­r­­warteten N­ejens hervorgerufen. Ich Habe diesem Nejens Wochen hindurch Troß geboten, in der Hoffnung, daß sich die Leute daran gewöhnen werden. Anstatt dessen stieg jedoch von Tag zu Tag die Slut teils ernster, teils spöttischer Reklamationen, so daß ich schließlich gezwungen war, auf meine Absicht, wenn auch nicht gänzlich, doch zum großen Teil zu verzichten. Die übrigen deutschen Blätter haben es gar nicht versucht. Mit vorzüglicher Hochachtung und Herzlichem Gruße bleibe ich dein getreuer Verehrer und Abgeordneter-Kollege — Budapest, 20. Oktober 1892 — Mar Falk.“ Aus diesem Briefe sei ersichtlich, daß der Alpbruch der Germanisation noch weiter bestehe. Zur Bekämpfung derselben biete das Prekgejeg seine Handhabe, aber wenn die deutschen Zeitungen die magyarische Geographie nicht respektieren, könne ihnen die Regierung ihre Annoncen entziehen. Die Interpellation Bolonyis lautet : Da ich nicht zuweifle, daß der Ministerpräsident davon Kenntnis hat, daß die in Budapest — im Herzen unseres Landes — in Mafje erscheinenden deutschen Blätter — kaum mit Ausnahme eines einzigen — außer der von ihnen getriebenen Germanisation an noch den Mißbrauch systematisch treiben, daß sie statt der magyarischen Ortsnamen die in der absolutistischen Epoche ung aufgezwungenen deutschen Ortsnamen benügen, da andererseits das vom „Magyarischen Verein“ auf sozialem Wege initiierte Vorgehen zufolge des störrigen Verhaltens der deutschen Blätter erfolglos blieb und wir so zweifellos einem tendenziösen Misbrauch gegenüberstehen, frage ich durch den Herrn Meinisterpräsidenten die Negierung: Ob sie geneigt ist, mit den ihr zu Gebote stehenden Mitteln, eventuell durch die Beantragung der entsprechenden legislatorischen Maßnahmen, diesen Mißbräuchen zu steuern? Ministerpräsident Wekerle antwortete sofort: Geehrtes Haus! Gestatten Sie mir, daß ich auf das Wesen der Interpellation sofort antworte. (Hört! Hört!) Ehe ich dies jedoch thue, muß ich vorerst auf einen Teil der Moti­ vierung des Heren Abgeordneten reflektieren, und zwar zur Vermeidung von Pißverständnissen, denn ich glaube, auch er selbst hat seine Bemerkung nicht auf die Gesamtheit der deutschen Preffe bezogen, daß dieselbe germanisiere und eine unpatriotische Richtung befolge. Bei uns ist dieser Vorwurf nicht am Plage. (Bestimmung.) Die deutsche Preffe, die wir befiten, fan von unserem nationalen Standpunkt den Fehler haben, daß sie deutsch schreibt, allein das Berbienst kann ihr nicht abgestritten werden, da sie Vertreterin der ungarischen Sac­e, der nationalen Sade, ist und zwar eine sehr erfolgreiche Vertreterin dieser Sade vor dem Auslande. (Bestimmung.) Der geehrte Herr Abgeordnete hat, insbesondere den Namen eines sehr verdienstvollen Mannes erwähnt (lebhafte Bestimmung), ich glaube, er hat dies nicht gethan, um das einschlägige Wirken dieses Mannes in Zweifel zu ziehen, aber um Mißverständnissen vorzubeugen, muß ich dennoch konstatieren, daß, wenn jemand um die Vertretung unserer nationale I­nteressen vor dem Auslande ein Verdienst hat, so gebührt der Löwenanteil an diesem Verdiente jedenfalls ihm. (Allgemeine lebhafte Zu­­stimmung.) Was das Meritum der Sache selbst betrifft, daß nämlich der Gebrauch der magyarischen Ortsnamen verallgemeinert und die Anwendung der fremd­­klingenden Namen ausgemerzt werde, traf ic­­h insoweit es bei einzelnen, in den Wirkungskreis der Regierung fallenden Bmeigen vorsam, die nötigen Verfügungen. Ich traf diese Verfügungen auch dort, wo einzelne Bried­­mäßigkeitsgründe vorgebracht werden künnten dafür, daß nicht sofort die den Ausländern unbekannten magyarischen Ortsnamen angewendet werden müßten; hier habe ich den Gebrauch der magyarischen Benennungen und transitorisch die Hinzufügung in Klammer des bisher gebrauchten deutschen oder fremden Namend angeordnet. Was den Gebrauch der Ortsnamen bei der Presse betrifft, bemerkte der Herr Abgeordnete ganz richtig, daß wir in dieser Hinsicht kaum über gejegliche Mittel verfügen, um imperativ auftreten zu können; aber so wie die Regierung in ihrem eigenen Wirkungskreise und in dem Wirkungskreife der Administration alles gethan hat, daß die magyarischen Ortsnamen zur Anwendung kommen, möge der Herr Abgeordnete überzeugt sein, daß ich in meinem eigenen Geschäftskreise nach Möglichkeit alles aufbieten werde, daß sie nicht nur im Kreise der staatlichen Verwaltung, sondern auch im privaten und gesell­­schaftlichen Leben allgemein in Gebrauch kommen. (Lebhafte Zustimmung.) IH bitte, meine Antwort zur Kenntnis zu nehmen. (Allgemeine lebhafte Zustimmung.) Polonyi und das Haus nahmen diese Antwort zur Kenntnis, worauf die Sikung um 2 Uhr geschlossen wurde. thür­ing Freie Heraus. Sie trug Trauerkleidung und ihre Augen waren ge­rötet, sie fehrte eben von Frau Bredows Leichenbegängnis zurück. „So eine Leiche hat unser Städtchen noch nie gesehen,“ sagte sie, si neben ihren Mann auf die Bank jegend. „Alles war auf den Beinen, das ganze Kurpublikum hatte sich eingefunden, weit und breit aus der Umgegend waren die Leute herbeigeströut. Der Friedhof faßte die Menge kaum.“ „Natürlich!“ bemerte Kandler, „die reiche Frau! Und daß sie all no­ so aus der Welt gehen mußte! Das kommt nicht alle Tage vor.” „Hm! wie doch die Menschen sind,“ fuhr Jette Topfichüttelnd fort. „Kaum haben sie auf die ergreifende Leichenrede unseres Pfarrers gehört. Aller Augen waren nur auf die Schwarze gerichtet. Freilich — es war wieder etwas Neues, ihre Schönheit nun auch einmal in tiefer Trauerkleidung be­­wundern zu können. — Hätte er ihr übrigens gar nicht zugetraut.“ „Was denn?“ „Die ganze Zeit über soll sie sich fair und teilnahmslos verhalten haben. Das merkte ich auch, während der Beerdigungsfeier, biß Rudolf an’3 Grab trat und seine Schaufel Erde auf den Sarg hinabwarf. Er nahm den armen Kerl hart mit, die Thränen liefen ihm stromweise über die Baden, er brach­­ Fast zusammen. Wie das die Schwarze sah, wandte sie ihr Gesicht ab, verbarg es im Taschentuche und begann zu s hluchzen, daß sie am ganzen Körper liebte. Na, wird wohl Komödie gewesen sein!“ · »Wenn du nur einmal anders als in gehässigem Tone von diesem­ Mädchen reden wolltest,das dir noch nie etwas zu Leide gethan hat,««tadelte Kandler.»Aber ich kenne ja die Ursache!Daß du,das bewährte langjährige Ladensaktotum des Bredow’schen Geschäfts,dich von der neuen Verkäuferin so in den Schatten gestellt sehen mußt,darüber bist du voll Gist und Galle Du hast dich für unersetzlich gehalten und schwurst darauf,daß ohne dich das ganze Geschäft rückwärts gehen werde.Wardir’suicht ein wahres Gaudium­, als die Nächste,die nach dir kam,fortgejagt werden mußte,weil sie stahl?« »Nun,ich hab auch allen Grund,auf meine Dienstzeit bei Bredow’s stolz zu sein,«eiferte Jette.»Ich war treu und redlich wie Gold.­Ich kannte alle Kunden und alle Kunden kannten mich,und ich wu­ßte jeden nach seiner Art zu behandeln sch wußte so genau Bescheid im Laden­,daß ich die Sachen, die verlangt wurden,im Schlafe hätte finden können,und die Preise von den tausend Artikeln waren mir so geläufig wie das Einmaleins.Und nun kom­mt diese»Schwarze­—.« (Fortsetzung folgt.) Siebenbürgischs Deutsches Tageblatt. Nr. 5807 politische Nebersicht. Hermannstadt, 14. Januar. Er ist ein bekannter politischer, wenn auch nicht ehrlicher Gniff der Parteipresse, daß sie das, was ihr nicht in den Kram paßt, verschweigt oder verstümmelt, oder in das Gegenteil verkehrt. So braucht man sich auch nicht zu wundern, wenn die gesamte oppositionelle Presse des magyarischen Volkes die hochbedeutsame Rede des Abgeordneten und Referenten Johann Asboth in der Hofhaltungsfrage verstümmelt oder entstellt mit­­teilt. „Beiti Naplo“ beispielsweise thut die hervorragende Kundgebung des Redners mit 24 Zeilen ab, und ähnlich machen es die Gesinnungsgenossen „Petti Naplos”. Asboths Rede ist jedoch durch ihren Inhalt, mehr noch aber durch den seltenen Mannesmut, der aus ihr spricht, eine so hervorragende Erscheinung im ungarischen Parlament, daß wir seine denkwürdige Rede ihrem vollen Inhalt nach an anderer Stelle aus dem Reichstagsbericht des „Pester Lloyd“ mitteilen zu müssen glauben. ‚Meber die Majoritätsverhandlungen zwischen der öster­reichischen Regierung und den P­arteiführern verlautet, daß die­­selben einen wenig günstigen Fortgang nehmen. Man bezweifelt bereits sehr, daß das angestrebte Bier, eine feste, dauernde Majorität auf Grund eines be­­stimmten Programmes, überhaupt noch zu erreichen ist, und macht sich schon mit dem Gedanken vertraut, wieder bloß eine Art Geschäftsmajorität, in der die Parteien ohne bindende Verpflichtungen mehr nebeneinander al mit­­einander gingen, herzustellen. Ob die Linke auf eine solche Kombination ein­­gehen wird, hängt davon ab, melde Bürgschaften ihr die Regierung gegen jede Art staatsrechtlicher Experimente und gegen jede Schädigung des nationalen Besigstandes der Deutschen geben wird. Die Schwierigkeiten, die sich bei den Verhandlungen ergeben, sollen in erster Linie von dem Grafen Hohenwart ausgehen, der das Regierungsprogramm in mehreren Punkten für seine Partei unannehmbar fand. Am 11. d. M. hat zwischen Saworski und Chlumecky im Abgeordnetenhause eine Besprechung stattgefunden. Die Meldung, daß es sch hiebei um die Majoritätsbildung gehandelt habe, beruht auf dieser Kombination. Das „Wiener Tagblatt” veröffentlicht die Aeußerung Caprivis über die Militär-Konvention zwischen Rußland und Frankreich. Caprivi sagte: „Im November des soeben abgelaufenen Jahres Haben thatsächlich zwischen Rußland und Stankreich Verhandlungen zum Briede des Abschlusses einer Militärk­onvention stattgefunden, deren Basis folgende ist: Für den Fall, daß entweder Rußland oder Frankreich von Deutschland allein oder von Deutschland und seinen Verbündeten angegriffen werden sollte, verpflichtet sich der direkt nicht angegriffene Teil, binnen sechs Wochen 600.000 Mann auf­zustellen; binnen ferneren drei Wochen sind weitere 600.000 Mann von dem ursprünglich nicht angegriffenen Teile ins Feld zu führen und hat Rußland und Frankreich nicht einseitig, nicht einer ohne den anderen Frieden zu schließen. Diese Verhandlungen haben im November 1892 thatsächlich statt­­gefunden; nicht so rar ist es, ob man die betreffende Militär-Konvention in aller Form unterzeichnet und besiegelt worden ist oder ob die verhandelnden Staatsmänner nur ein Protokoll aufregten, in welchem nur von leitenden Gesichtspunkten die Rede war, welche beide Teile als Richtschnur ihres Vor­­gehens für den Zar eines Verteidigungskrieges ansehen wollen. Dies ist jedenfalls ein Geheimnis der Kontrahenten.“ Weit über die Grenzpfähle Rumäniens hinaus erhedt die am 10.d.M. in Sigmaringen vollzogene Vermählung des rumänischen Thron­folgers, Prinzen Ferdinand, mit der P­rinzessin Mary von Edinburgh, die herzlichste Teilnahme,­­ m Das ruffite und das britisiche Herrscerh­aus — so schreibt die Münchener „Allgemeine Bettung“ — haben ihre Vertreter entsendet und Deutschland war bei dem Zette duch sein erlauchtes Oberhaupt, seinen Kaiser, vertreten, der zugleich als oberster Chef des Hauses Hohenzollern erschienen ist. Gilt ed ja doc dem Herzensbund eines Sprossen aus diesem ruhmreichen Gel Iglecht, das in König Karl auf dem rumänischen Königsthron eine segensreiche und glänzende Mission erfüllt. So erweitert sich durch die am 10. d. enger ge­­knüpften Beziehungen der Kreis der Monarchengeschlechter, mit welchen die rumänische Dynastie in die innigste Verbindung tritt. Manche schwere Prüfung und Heimsuchung hat das rumänische Herrscherhaug seit 26 Jahren, als König Karl den Thron bestieg, sieghaft überdauert. Glanzvoll steht Rumänien in der Gegenwart da, dank den seltenen Vorzügen und Tugenden, welche sein König als echter Hohenzoller in allen Stürmen der Zeit bewährt hat. Rumänien ist für die fünfigen Donauländer das Musterbild einer geordneten Verwaltung geworben, die Schöpfungen König Karls haben es hinübergerüdt über die k­ulturelle Grenzscheide zwischen Diergen- und Abendland, und es ist nach außen hin auf der unterwühlten Balkanhalbinsel ein Element der ruhigen und erhal­tenden Friedensarbeit geworden. Wehr denn je ist daher das rumänische Volk in diesem Augenblick, in welchem er eine feste Garantie für den Bestand und die Kontinuität seiner Dynastie empfangen hat, berechtigt, mit Genugthuung in Die Vergangenheit, mit reicher Hoffnung in die Zukunft zu schauen. Die Grüße des rumänischen Volkes aber, die König Karl von der Donaumündung nach Sigmaringen, nach Deutschland gebracht, finden im deutschen Vork den lebhaftesten Wiederhall.“ j

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