Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1893. Oktober (Jahrgang 20, nr. 6023-6048)

1893-10-26 / nr. 6044

Reduktion und A Administration Heltauergasse 23. Erscheint mit Ausnahme der aufxonn ucd Feiertage folgendenx sochentagez täglich. Abonnement für Hermannstadt: monatlich 85 fl., vierteljährlich 2 fl. 50 Er., Halb­­.. jährig 5 fl, ganzjährig 10 fl, eine Zustellung in’s PHaus,mit Zustellung 1 fl.,3fl.,bfl.,1fl Sbonnement mit Postversendung: Für das Inland: bierteljährig 3 fl. 50 fl., halbjährig 7 fl., ganz­­jährig 4 f. 3 = F­ür das Ausland: bierteljährig 7 RM. oder 10 Fre3., halbjährig 14 U. oder 20 Ri rl 28 NM. oder 1e8. Eine einzelne Nummer Eostet 5 Er. d. W. Unfeanfirte Briefe werden nicht angenommen, Manuskripte nicht zurü­ckgestellt. Nero. G044. XX. Jahrgang Siebenbürgisch-Deutsches Hermannstadt, Donnerstag 26. Oktober , rrrtumers‚ionen und Inferate­kurnä,en außer dem Hauptbureau, Heltauers Waffe Nr. 23, in Kronstadt Heinrich Zeidner, H. Dresswandt’s Nachfolger, Mediasch Johann Hedrich’s Erben, Schässburg Carl Herrmann, Bistritz G. Wachsmann, Sächsisch-Regen Carl Fronius, Mühlbach Josef Wagner, Kaufmann, Broos Paul Batzoni, Lehrer, Wien Otto Maas (Haasenstein , Vogler), Rudolf Mosse, A. Opelik, M. Dukes, Heinrich Schalek, J. Dannes­berg, Budapest A. V. Goldberger, B. Eckstein, Frankfurt a. M. G. L. Daube & Co., Hamburg Adolf Steiner, Karoly­n Liebmann. Insertionspreis: ® Der Raum einer einspaltigen Garmondzeile fostet beim einmaligen Einrücen 7 Er., das z­weites mal je 6 fr., das drittemal je 5 fr. d. W. ex­­clusive der Stempelgebühr von je 30 Er. 1893 Aus amtlichen Quellen. I. Wissenschaftliche Anstalten und Berichsstationen. Könige, ungarisches geologisches Institut. Geologische Aufnahmen der­­selben in den Komitaten Marmaros, Bihar, Arad, Krasjo-Szöreny. Delegie­­rungen der dortigen Fachorgane so au. nach Hermannstadt gelegentlich des­­ geplanten artesischen Brunnen. Chemisches Institut in der Hauptstadt und chemische Zentralversuchsstation­­ in der Provinz Versuchsstationen in Kaschau, Ungarisch-Altenburg, Keßthely und Preßburg. Besonders hervorgehoben die Analyse des Nährstoffes in der getrockneten (transportablen) Schlempe. Gegen­­stand eingehenden Studiums waren weiters die Sonnenblume und Delkuchen, die Weine und der Weizen. Infektologische Lehranstalt und Vernichtung der schädlichen Insekten. Budapester Saatkorn-Untersuchungsstation (diese weist auf an Sadplombierungen im Jahre 1892 4157 Zentner [Ruzerne und Klee]); Stationen in der Provinz. Pflanzenerzeugungs­versuche mit Urtoba-Weizen, Gerstenarten, sibi­­rischem Hafer, Kukuruz, Erbäpfeln zu. Wie aus diesen flüchtig berührten Au­s­gaben ersichtlich ist, gestaltet sich die Thätigkeit der Sachinstitute stetig aus­­gedehnter und auch intensiver.­­ Auf dem Gebiete der Pferdezucht erfreulicher und stetiger Fortschritt. Seitdem Szechenyi—für die Geschichte bisher,,der größte Ungar«­—mit seinem Werk,,über die Pferde«die Aufmerksamkeit der Gesellschaft und des Staates auf diesen Zweig der Landwirtschaft zu lenken suchte,ist jedenfalls von beiden genannten Fak­oren im Interesse desselben sehr viel geschehen;und wenn wir den letzten Distanzritt der österreichisch-ungarischen,beziehungsweise deutschen Offiziere auch eher zur Tierquälerei als zur Pferdematerialerprobung rechnen,so müssen wir doch die häufigen Siege der ungarischen Pferde auf den großen Rennen als Zeichen und Folge einer blühenden und veredelten Pferde­­zucht annehmen. Domänen.Krondomäne Gödöllö.Direktion zu Pancsova.Rehas.Inner­­tolonisation auf größeren Gebieten­ auf kleineren(300 bis looo Joch)-Pacht­­wirtschaften mit Farmsystem.­­ Aexanische Bäder.Herkulesbad,Bank-Herkany(Oberungarn)und Salz­­burg(Vizakna). « Im Jahre 1892 zählte man im ersteren Bade 7019 Badegäste gegen 4596 des Jahres 1884 zum letzten 415. Der Forststand hat im vergangenen Jahre um 6619 Joch zugenommen und ist diese Zunahme völlig den Privatforsten gutzuschreiben,da die unter §17 des Forstgesetzes fallenden Waldungen(jene des Staates,der Gemeinden u.s.w.)23.441 Katastraljoch Abnahme,die Privatwaldungen über 30.060 Joch Zunahme zeigen. Die Holzausfuhr des Jahres 1892 erreichte bloß 24.032.147 fl.,gegen das Borjahr ein Zurückbleiben mit 7,278.788 fl.,die im vorjährigen Bericht bereits signalisierten Folgen der französischen Zollpolitik,und auch dessen,daß die französischen Konsumenten sich im Jahre 1891 ihren Bedarf schon im vor­­hineindeckten. Die reinen Einnahmen der ärarischen Waldungen machten im Jahre 1892 3.311.859 fl.aus,beinahe eine Million mehr,als die Durchschnittseinnahme der letzten 1l Jahre. 200 Seiten des über 1000 betragenden Berichtes sind jenem Elemente gewidmet,daz nach Thales das erste,nach Pindar das beste aller Dinge ist: dem Wasser.Bis Ungarns gesegnete Fluren,beziehungsweise deren Bebauer auch die­ günstige Meinung des alten Lyrikers annehmen man aber noch sehr viel geschehen auf dem Gebiete jener Thätigkeit,welche unter dem Kapitel Wasserangelegenheiten zuerst geschildert wird,nämlich die Flußregulierung.Re­­gulierungsarbeiten im letzten Jahre bei der Donau,Waag,Morva,Leitha, Garam,Drau,Mur,Save und Kulpa,Tenkes,Begakanal,Olt(2157 fl. veransgabt für hydrotechnische Aufnahmen im Interesse der Schiffbarmachung eines etwa 100 Kilometer langen Stückes),Theiß,Szamosch,Bodrog,Körös (330.000 fl.Kredit für letztere),Marosch.Schutzdämme.Bodenmelioration. Hydrographische Aufnahmen und Studien.Vollstreckung des Gesetzes über das Wasserrecht. Folgt der(ausführlich besprochene)Fachunterricht,wobei den durch die einzelnen Fachschulen angestellten Produktions-und Züchtungsversuchen be­­sondere Aufmerksamkeit gewidmet wird. Den Anhang bildet diesmal der Konsumverein der Budapester Beamten und der Bericht,welchen Arpad Hensch,Professor an der Ungarisch-Alten­­burger landwirtschaftlichen Akademie,über seine Studienreise im Herbste 1892 erstattet hat. Aus den Erfahrungen,die der Genannte bei Bereisung von 14 Guts­­herrschaften gesammelt hat,greifen wir heraus: 1.Verhältnis der Kulturzweige.Nachdem es wünschenswert ist,daß der Wiesenboden wenigstens 20 bis 25 Prozent des Ackergrundes aus­­mache,in unseren meisten Gutsherrschaften die Wiese kaum 10 Prozent sei, so sei an vielen Orten zur Wiesenbewässerung geschritten worden,um reichere Heuernte zu erzielen,mit welchem Erfolge,mag die Levaer Herrschaft zeigen; daselbst wurden 70 Joch Wiese zur Bewässerung eingerichtet,die Anlagekosten beliefen sich per Joch auf 30 fl.;vor der Bewässerung war der Durchschnitts­­ertrag der Wiesen bei zweimaligem Schneiden 18quu,jetzt kann man drei­­mal schneiden das erste Mal mit Isg,das zweite Mal mit 12,das dritte Mal mithquuernte,sodaß der jetzige Ertrag per Joch 40qua prima Qualität ist.­­ 2.Ausdehnung der wirtschaftlichen Bezirke(Bewirtschaftungs­­einheiten).Einteilung des Ackerbodens.Die Regel ist,daß in den größeren Gütern in unserem Vaterland ein wirtschaftlicher Bezirk 1000­—200080ch Ackergrund in sich begreift,und da in einem solchen Bezirke etwa 2b 163 Wirtschaftshöfe bestehem so ist das aus einem Wirtschaftshofe besorgte Ackerland unter normalen Verhältnissen 5——600 Joch groß. s.Organisation des Ackerbaues.Fruchtwechsel.Verhältnis der Nähr-und Futterpflanzen.Düngung.Herrschendes System:die Wechsel­­wirtschaft,an die sich auf den den Wirtschaftshöfen entfernter liegenden und schlechteren Gründen die verbesserte Dreifelderwirtschaft,I­ndustriewirtschaften die freie Bewirtschaftung anreiht.Als auch für unsere Verhältnisse giltig, wird das von den westeuropäischen Landwirten befolgte Prinzip proklamiert, daß unter normalen Bodenverhältnissen die Hälfte des gesamten Acker-und Wiesenbodens mit Nährpflanzen,die andere Hälfte mit Futterpflanzen angebaut werde,während auf ärmerem Boden der Anbau der Nährpflanzen auf 40 bis 45 Prozent herabgemindert,auf fruchtbarem bis zusstL erhöht werden kann.Bezüglich der Dü­ngung wird es in den meisten Herrschaften als Axiom betrachtet,daß mindestens ein Fünftel,noch lieber ein Viertel des gesamten Ackerlandes jährlich vollständig gedüngt werde. 4.Ernteresultate In der Mezöhegyescher Domäne sind die Ernten seit Einführung des Dampfpfluges(1884)um 100 Prozent gestiegen.Die Ernteschwankungen seien im allgemeinen nicht stärker,wie in den westlichen z.B.deutschen Wirtschaften. 5.Verhältnis des Tierstandes.n größeren Teile der Herrs­­chaften fallen sbis 4 Joch Ackerland auf ein Zugtier. 6.Fundtionstructus.Verhältnis des in der Wirtschaft angelegten Kapitales.Das Verhältnis des weniger einträglichen Anlagekapitals zum einträglichen Betriebskapital ist auf den intensiv bewirtschafteten Gütern Ungarn1653:47,Deutschland 660240,Englandg41:59.Während in unserem Vaterland das in dem Boden liegende Kapital das größte ist,ist auf den deutschen Gütern das Gebäude-Kapital,in England das bewegliche Kapital das ansehnlichste, und während bei und von dem Gesamt­wert des Kapitals auf ein Joch 2—300 fl. entfallen, fallen in Deutschland 5—600 fl., in England 12—1400, woraus folgt, daß bei uns der Grundwert noch stark steigen kann und Investitionen noch in ausgedehntem Maße möglich sind. AS Schlußfolgerung des ganzen Ablages, daß zu intensiverer Bewirtschaftung des mit Gebäuden instruierten Grundbefiges ungefähr 100 fl. Betriebskapital auf ein Satastraljoch benötigt werden, welcher Bedarf etwa der 8—100fachen Bahtsumme entsprechen­­ w­ürde. 7. Arbeitslöhne (Aklordlohn und Tantiemensystem). Bei Entlohnung der ständigen oder Jahres-Dienstboten im allgemeinen sowohl Geld als Natu­­ralien; beim reinen Bargeldsystem auch kürzere Auflagefrist. Akkord(Stüd)lohn in Bargeld raffe auch mehr und mehr Fuß. Tantiemensystem bei den mit geistiger Arbeit beschäftigten Wirtschaftsbeamten, bestehend mit Varianten in der Gyomaer, Biaer, Bellyeer und Ungarisch-Altenburger Herrschaft, hat ei als sicherstes Mittel zur Erhöhung der Einnahmen einwiesen. 8. Ertrag einzelner Produktionszweige und ganzer Gutsherrschaften Bei unseren Verhältnissen ist Weizen und Gerste viel einträglicher als Roggen und Hafer. Rinderzucht am lohnendsten, Schweine­­zucht befriedigend, Schafzucht bei stetigem Fallen der Wollpreise und gehindertem Export überall mit Defizit verbunden. Der Ertrag des ungarischen Grundbefißes in großen Schwankungen unterworfen auch bei intensiver Bewirtschaftung. Wir verweilten vielleicht etwas länger bei diesem Stu­dienreifebericht, als es der Rahmen gegen­wärtiger Besprechung zu gestatten schien, doch geben obige Daten für ein anschauliches Bild über das jebige landwirtschaftliche Leben Ungarns, daß es völlig begründet erscheint, mit diesem den Bericht ab­­zuschließen, wie es der Minister gethan hat. . Die Schattenseite der Pariser Russenfeste.Die Franzosen wiegen sich in dem Glanz und dem Ruhme,welchen nach ihrer Ueberzeugung der Besuch der russischen Offiziere ihrem Staatenorgan Europa verleiht. Sie werden auch ganz sicher bereit sein,die für diesen Besuch ausgestellten Dankeswechsel einzulösen und neue russische Anleihen in unabsehbarer Höhe anzunehmen,wenigstens werden die Pariser Zeitungen welche bei jetzigen Veranstaltungen ihrer Reklamesucht in der ausgiebigsten Weise gefröhnt haben, solche Anleihen ihres Protektors,der waren,empfehlen,aber alle diez Geschrei, aber alle diese Empfehlungen können doch die Thatsache nicht verhüllen,daß auch der ergiebigste Quell einmal versiegen kann,wenn er unaufhörlich in Anspruch genommen wird.Und wer gerade jetzt in Pariz in den Arbeiter­­quartieren die bleichen Gesichter und abgemagerten Gestalten der Arbeiter und Arbeiterinnen geschaut,die sorgenvollen Mienen der wenig bemittelten und hartbedrückten Kleingewerbetreibenden beobachtet hat,dem wird doch unschwer die Erkenntnis aufdämmerndaß auch Frankreich die hohen,in die Milliarden gehenden Kosten seiner Waffenrüstung nicht aus der Luft herausgegriffen hat sondern daß sie von der Bevölkerung haben aufgebracht werden müssen.Die russische Freundschaft hat den Franzosen Millionen gekostet,die nicht wieder ins Land durch stetiges Aufblühen der Industrie hineingekommen sind.Die Annahme,daß Frankreich seine Armee ins Unendliche vermehren könne,hat bereits ihre Widerlegung dadurch gefunden,daß es an dem erforderlichen Menschenmaterial zu weiteren Verstärkungen gebrach.Das ist auch im deutschen Reichstage bei der Beratung der Militärvorlage vom Grafen Caprivi aus­­drücklich hervorgehoben worden.Die Erzählung vom grenzenlosen und uner­­schöpflichen Reichtum des französischen Staates und der Franzosen blieb bisher unangetastet,ob darin keine Aenderung eintreten wird,wollen wir sehen,die großen Streits der verschiedenen Arbeiterbranchen lassen nicht darauf schließen, daß in diesen Kreisen eine solche Zufriedenheit herrscht,daß die republikanische Regierung Millionen und wieder Millionen an die chimärische Idee von der­ Jenige von Kingsor urtelt Roman von Doris Freiin v.Spättgen. (48.Fortsetzung.) Hinter einem halbzugezogenen Vorhange stand James am Fenster seines Wohnzimmers und schaute in den Park hinab,als nach beendeter lawn-tennis- Partie mehrere Herren und Damen lachend und heiter schwatzend nach dem Schlosse zurückschrittem Emn brünetter,hochgewachsener junger Mann ging an­­ Mauds Seite und mit finsteren,durchdringenden Blicken sah Clifford grade auf dieses eine Paar nieder.Fürwahr,ein schönes Paar,als solches auch der Beachtung wert..Dieaq Clifford House anwesenden Gäste hatten selbst in seiner Gegenwart schon verschiedentliche Bemerkungen darüber gemacht.Er hatte stets dazu gelach.Aber jetzt in diesem unbewachten Moment,ballte er zornig die Hand,wobei ein leises Stöhnen sich seiner Brust entrang.Das dort unten war ja sein Weib und derjenige,dessen Auge er voll stiller Leidenschaft auf die verführerische Gestalt desselben gerichtet sah,es warfein Freund und Ju­­gendgespiele.Einst angängling vor langen Jahren während der glücklichen Studienzeit von Eton hatten sie sich unverbrüchliche Treue fürs Leben gelobt. Und seitdem war Ralph Arounder ihm stets als leuchtendes Vorbild erschienen, welchem nach zueifern er sich fortan bemühte.Gab es doch nach seiner eigenen Ansicht keinen ritterlicheren,edleren und besseren Charakter als ihm auf dessen schönem Antlitze sich wirklich alle vortrefflichen Eigenschaften der Seele und des­ Herzens abspiegelten.Zwar galt im highlife der Londoner Gesellschaft Lord Arounder als extravaganter Lebemann,den wegen seines sprichwörtlich gewordenen Reichtums und maßgebenden Geschmacks die Männer beneideten oder bewunderten und die Frauen vergötterten.James Clifford kannte den Freund genauer und mußte, daß dieser tausendmal besser war als sein Ruf. Und nun mußte er grade dieser Mann sein, dessen An­wesenheit ihm seit eini­­gen Wochen zur täglichen , stündlicen Bein wurde. Mit wahrhaftem Helden­­mute und größter Standhaftigkeit hatte er die einstigen Gefühle für Maud seit jenem unseligen Hochzeitstage zu bekämpfen versucht. Der ihm angeborene Stolz verbot ihm, über die Härte seines Loses zu murren, geschweige denn eine Klage laut werden zu lassen, und niemals ließ er es an schuldigen Rück­­sichten gegen seine sanfte Gemahlin fehlen, die er so rasch verstanden hatte, si die allgemeine Liebe und Hochachtung zu erwerben. Allein dennoch gab es Stunden, in denen er fi das Hirn zermarterte, um einen rettenden Aus­­weg zu finden, weil ihn seine Verbindung mit dieser Frau wie eine entehrende Schmach seiner hochangesehenen Familie dünkte. Unabweislich fest stand es in ihm, daß im Laufe der Zeit eine Trennung von Mand sich vollziehen müsse. Der bloße Gedanke an den ahnungslosen Vater machte ihm dieselbe zur Pflicht, und unter abwertenden Verhältnissen konnte die junge Frau selbst eine Scheidung von ihm nur herbeisehnen, weil wirklich übermenschliche moralische Kraft dazu gehörte, ein Leben gleich dem gegenwärtigen zu ertragen. Es galt somit nur, vor der Welt die Beweggründe zu diesem Schritte genügend zu motivieren. Und pröglich, seit des Freundes Besuch, bot er Clifford eine wunderbar gute Gelegenheit, mit einem Schlage aller Berzmeislung und Bein ein Ende zu machen. Gewahrte er nicht Tag am Tag des Gastes zunehmende Leidenschaft für Maud? Sah er nicht, wie Aroundel jede Gelegenheit suchte, mit Maud allein zu sein? Hörte er nicht bereit, das Geflüster und Gespött der Leute um si­cher? Gebot er ihm nicht die Pflicht, des Hauses Ruf zu wahren? Er durfte nicht länger zögern, und seiner Ehre war er «8 schuldig, daß er vor den Lord eintrat mit den Worten: „Halt, Freund Ralph, er darf in dieser Weise nicht weiter gehen. Ein blinder Narr müßte ich ja sein, wollte ich es stillschweigend länger dulden, wie der Name meines Weibes verunglimpft­­ wird. Ich sehe, daß deine Leidenschaft für Maud dich jede Nach­­sicht gegen mich­ außer Acht jegen läßt. Gut, daher will ich dir einen Ausweg vorschlagen. Weil wir alte Freunde sind, und um unserer Fugenderinnerungen willen ist es richtiger, den Strauß in Ruhe und Eintracht auszufechten. Unser fahles eheliches Verhältnis Fanın die unmöglich fremd geblieben sein. Wohlan, da ich de8 erträumte Glück an Mauds Seite nicht gefunden habe, da sie Hin­­gegen wahrhaft zu lieben scheinst, so trete ich freiwillig zurück und räume dir das Feld.” „Ob Ralph Aroundel wohl nur einen Moment im Zweifel bleiben würde ?, flüsterte Clifford, indem er nun vom Fenster­­weg trat und sich in einen Geisel warf. Merkwürdig, der Anblic­kener beiden Menschen dort unten war ihm plößlich peinigend. Aber fort und fort vertiefte er sich in den Ge­­danken, wie seltsam es doch sein würde, wenn dieses holde, liebenswerte Geschöpf an der Seite eines andern ben Hinnen zog — für immer! Ertappte er si in dieser Stunde etwa auf Gefühlen, die er für tot und begraben hielt? Nein, es war einzig nur um ihretwillen, daß er solchen Betrachtungen si überließ. Sie war ja doch seduldlos an allem, und so mußte es ihm wohl daran liegen, ihr ein anderes — bessere ® 2003 zu bereiten. Mehrere Minuten lag der aufgeregte, unglückliche Mann im Lessel zurüde gelehnt, dann fuhr er plöglich empor und schlug fi vor die Stirn. „Pfut, Shäme di, James! Einen Freund, einen Mann, der tausend« mal besser ist, als du es bist, ihn willst du mit verbundenen Augen in den Abgrund flogen? Lord Aroundel, der Sprößling eines der edelsten Geschlechter, soll einem Weibe die Hand reichen, welches du selbst als deiner unmiürdig und unebenbürtig ansiehst. Der Himmel bewahre mich vor solcher That! Nein, mit offenem Biffer will ich Ralph gegenübertreten, al Ehrenmann muß ich ihm die Wahrheit Schonungslos enthüllen.“ Und dann... .? Trostlog starrte er dor­ff hin. Dem Freunde, dessen Besuch auf Clifford House ihm bereits zur Dual geworden war, ihm sollte er nun das tiefste Geheimnis seiner Brust­er I DD Ralph Aroundel3 Leidenschaft für Maud dann noch Stand hielte James fröhnte Laut. „Wohlan, es gilt! Ein tolkühner, wahnsinniger Entschluß ist es!“ rief er voll Bitterfeit, „allein dennoch muß es sein, weil ich diesen Augen, diesem unschuldsvollen, süßen Kinderläceln entrinnen will; denn gerade darin, daß Maud nimmer mein sein darf, Liegen die Qualen der ewigen V­erdammung !" Er sprang auf und ergriff das von Mr. Smith geliehene Buch. _Hin­­sichtlich der Heiraten zwischen Farbigen und Weißen hatte er darin einen Para­­graphen entdeckt, welcher von unfrägbarem Werte für ihn werden konnte! Kurz darauf schritt Mr. Clifford mit ruhigem, völlig unbefangenem Gesicht zum Speisesaal hinab, um bei dem bevorstehenden Diner seine Hausc­herenpflichten zu erfüllen. Die Mahlzeit war ausnehmend heiter verlaufen, da Milt Lamford in ihrer halb derbfomischen, Halb satyrischen Art Anefooten zum besten gegeben und somit die ungeteilte Aufmerksamkeit auf sie gezogen hatte. Maud aß neben Lord Aroundel am entgegengefeßten Ende der langen Tafel, fast verborgen hinter einer mit Tuberosen und weißen Aftern gefüllten Zardiniere. James, der sich mißmutig und zerstreut fühlte, tauschte nur mit halbem Ohr auf die lnstigen Erzählungen des alten Stäul­eins. Er mußte aber trotdem die Wahr­­nehmung machen, daß Milt Samford mitunter seltsam erschrecte und ängstliche Blide nach der jungen Frau und deren Tuichnahbar warf. (Fortlegung folgt.)

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