Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1896. Januar (Jahrgang 23, nr. 6705-6729)

1896-01-15 / nr. 6715

Seitens Hermannstathittwoch Siebenbürgisc­heittihed Tageblatt, wierigen und kostspieligen Krieg verwickelt ist.In Rom war man in den legten Tagen nicht ohne Beunruhigung wegen der Situation in Erythräa, wenn­gleich die Angriffe der Schoaner auf Makilalle am 9. und 10. d. beidesmal mit großen Verlusten für die Angreifer zurückgeschlagen worden waren. Auch in der italienischen Presse wird die Lage in Afrika als ernst bezeichnet, die „Gazette Piemontese” schreibt, „unser Pesfimismus ist leider durch den Pesfimismus der Thatjadhen übertroffen worden“, und ein Mailänder Blatt erklärt, die Haltung der Dermische sei von der größten Wichtigkeit. Sollten auch diese zur D­ffensive schreiten, so würde General Baratieri sich auch in der Defensive nicht mehr Halten können. Bezüglich DMatalles wird gemeldet, daß dasselbe nur bis 31. d. mit Nahrungsmitteln versehen sei, und die Ansicht ferner geäußert, daß dasselbe einem Sturmanlaufe der Schoaner erliegen müßte. In Abessinien hatte Rußland schon seit lange seine Hand im Spiele, betrachtete mit Mitbehagen das Zupfaffen der Italiener in diesem Teile Afrikas, begnügte sich indes mit einer sauertöpflichen Miene, die er Italien gegenüber machte! Vielleicht unterstügte er auch den Negus, den abessinischen „König der Könige” insgeheim mit Waffen und Munition, in die Oeffentlich­­keit ist darüber freilich nichts gelangt. Die ruffischen Blätter gönnen sie nun da8 D Vergnügen, den Italienern zu jagen, daß sie zur volständigen Niederwerfung des Aufstandes 300.000 Mann und 300 Millionen brauchen würden! 8 mag dieses wohl übertrieben sein, aber die 20 Millionen Lire die von der Kammer zur Kriegsführung unlängst bewilligt wurden, dürften in Kürze verausgabt sein. Daß ein Krieg dort Geld, viel Geld fottet, haben die Engländer vor Jahren erfahren, als sie unter Lord Napier gegen den Negus Theodorus im Jahre 1886 Krieg führten. General Baratieri der in dem unwohlbefestigten, und für die Abessinier kaum einnehmbaren Adrigat siegt, verfügt im Augenblidk über 12 Bataillone und 41­, Batterien, eine Streitmacht, die allerdings stark genug ist, um Mafalle Entzug zu bringen, aber lange nicht Hinreicht um einen Offensivstoß zu wagen. In bloßer Defensive können die Italiener immer nicht bleiben, da das Operationsziel des Königs von Schoa, Menelik, darin besteht die Italiener von allen Seiten zu umf­liegen und zu erdrücen. Wolle man daher, schreibt ein gemäßigtes und regierungsfreundliches Blatt, die „Italie“, mit Menelik Frieden schließen, so müssen genügende Verstärkungen abgeschickt werden, um jene Eroberung zu behaupten, welche man unflugerweise gemacht habe. Die italienische Regierung hat denn auch beschlossen, neue Truppen nach Mafjallah abzusenden. Ursache des gegenwärtigen Krieges, zu dem fi König Menelik seit einer Reihe von Jahren vorbereitet hat, besteht in der Eroberung von Tigre durch die Italiener. Die Italiener trifft hiebei das Verschulden, indem sie damit den Friedensvertrag von Uzzioli vom Jahre 1889 verlegten. Ein großer Krieg droht Italien in Erhthräa, der auch seine politischen Nach­­wirkungen für dessen Stellung im europäischen Staatenkonzerte haben dürfte, da ein, durch diesen Krieg erschöpftes Italien ein bedeutendes Gewicht in die Wogschale, bei einer etwa auftretenden Berwiclung zu legen nicht im Stande sein wird. Der andere Staat der auch im Kriege steht in Spanien. Cuba, die „Perle der Antillen“ ist noch lange nicht von den Aufständischen ge­­säubert. Einen Maren Einblick in den Verlauf der dortigen Kriegsbegeben­­heiten, hat man allerdings nicht. Nach spanischen Berichten werden die Auf­­ständischen freilich unausgejeßt geschlagen, aber alle diese Siege sind derartige, daß die spanische Regierung sich unausgerecht gezwungen sieht, Verstärkungen abzusenden. Auf ihren Feingehalt dürfen eben­­diese spanischen Siege nicht geprüft werden. Will man unparteiisch das „Baci­“ ziehen, so wird ed nur dahin lauten können, daß er auf Cuba für die Spanier nicht gut steht. Der Erpremier Sagasta fand sich angesichts dieser Sachlage denn auch “veranlagt es also zu äußern: „Das Wohl des Vaterlandes ist im Spiel, und Hier Heißt­ ed: Alle Mann auf De­ Bartei Interessen können gar nicht mehr in Betracht kommen. Für­ meinen Zeil erkläre ich frei Heraus, daß ich, und mit mir Die gegen­­wärtigen Fortes, irgend welchem Ministerium, welches das Vertrauen der Krone besäße und sich die patriotische Lösung der cubanischen Angel­­egenheit zum Ziele nähme, treu und eifrig zur Seite flehen würde. Wenn ich am Ruder stünde, würde ich zunächst die Abfahrt bedeutender Verstärkungen nach Cuba vorbereiten, um in der Lage zu sein, dem Feinde Spaniens den Kopf zu zertreten. Zugleich aber würde ich der Insel Cuba sofort die Autonomie gewähren, um ihr jeden Anlaß zur weiteren Auflehnung zu benehmen." Mehr als die Autonomie haben einst auch die Cubaner nicht verlangt, ob sie aber fest damit zufrieden sein würden, ist füglich eine andere Frage. Ueber die Vorgänge in der Türkei liegen Meldungen von Belang nicht vor. Man ltimmt in Beriehung einen historisch gewordenen Ausdruck zur Kennzeichnung der Lage zu gebrauchen, es wird eben diplomatisch „fort gerwurstel­“, oder wie die „Politische Korrespondenz“ solches also ausdrückt: „Die Thätigkeit des diplomatischen Korps wird jet hauptsächlich durch die angestrebte Vermittlung zwischen den Aufständischen in geitun mit den türkischen Behörden in Anspruch genommen. Man hebt rühmend hervor, daß die­ Pforte selbst in dieser Frage eine entgegenkommende Haltung einnimmt, während früher ihre Politik anscheinend darauf gerichtet war, ein fait accompli zu schaffen. Voraussichtlich dürften bereits in der allernäch­sten Zeit Instruktionen an die Kon­sularvertreter in Aleppo bezüglich der Modalitäten abgehen, unter denen die Mediationgastion vor sich gehen sol, und glaubt man, daß diese Instruftionen dahin lauten werden, daß entweder die Konsuln in Aleppo selbst, oder Bevollmächtigte terselben ich nach Marajc be­geben sollen.“ Die Botschafter in Konstantinopel haben in einer Beratung dement­­sprechend beschlossen, gleichlautende Instruktionen an die Konsuln in Aleppo zu erlassen und denselben gleichzeitig die Ordre erteilt, sich nach Marajdh zu begeben, von wo die Intervention erfolgen soll. Ct­euffik­-autokratisch geht der Generalgouverneur von Finn­and, Graf Hayden, vor. Er hat nämlich verfügt, daß im öffentlichen Vorlesungen, Vorträgen und Versammlungen Fragen politischen Charakter nicht berührt werden dürfen. Die Ursachen dieser Verfügung sind in folgenden Thatfadhen zu suchen:: Im Sommer des abgelaufenen Jahres wurden an der Helsingforter Universität hauptsächlich für das Wort bestimmte Vorlesungen organisiert. Die Ruberer bestanden fast ausichließlich aus Bauern, die auf Staatskosten nach Helsingfors gebracht wurden. Professor Schybergson trug den Bauern die Ge­­schichte der konstitutionellen Freiheit F­innlands vor und Baron Willebrand gab ihnen einen Webterbild über die „finnländische Staatsverfassung vom ju­­ristischen Standpunkte”. Unmittelbar darauf begab sich Professjor Schybergson nach Sibbo zur Eröffnung einer landwirtschaftlichen Ausstellung und hielt dort vor den versammelten Bauern einen Vortrag über den Landtag von Borgo vom Sahre 1809, der die Union Finnlands mit Rußland sanktioniert hatte. Gleichzeitig ließ der Helsingforter Verlagsbuchhändler Edlund die photogra­­phischen Bilder der Kaiser Alexander I., Nikolaus I., Alexander II. und Ale­xander III. unter der allgemeinen Aufschrift: „Die Herrscher des Großfürsten­­tums Finnlands“ erscheinen, ohne der ihnen gebührenden Titel: Kaiser von Rußland und Zar von Polen Erwähnung zu thun. Alles dies veranlaßte den Generalgouverneur von Finnland, die oberwähnte Verfügung zu treffen. Gerüchtweise verlautet, daß die Regierung zu BPretoria dur ihren Gesandten in Haag, der zugleich in Berlin und Paris beglaubigt ist, bei Deutschland und Frankreich den Gedanken der Einberufung einer internationalen Konferenz zur Festlegung der Neutralität der südafrikanischen Republik Habe in Anregung bringen lassen. Von Kaiser Wilden sei die Idee günstig aufgenommen worden, und der fran­­zösische Minister des Auswärtigen habe Herrn Beelaertd van Vlekland ver­­sprochen, den Vorschlag in ernste und wohlmahlende Erwägung zu ziehen. Man wird diese Meldung jedenfalls mit einiger Vorsicht aufzunehmen haben, auch in Anbetracht der entschiedenen Abneigung Englands, über die Tragweite der seine Beziehungen zur südafrikanischen Republik regelnden Konvention von 1884 mit anderen Mächten in Verhandlung zu treten. Die Aus dem ungarischen R­eichstag. (Nach dem „Neuen Reiter Journal”,) Budapest, 11, Sanıtar, Präsident Desider Szilagyi eröffnete die Sibung um 10 Uhr vormittags. . Auf der­ Tagesordnung stand heute der Dispositionsfond des Ministerpräsidium­s. Als erster Redner setzte Kacrarady auseinander,daß der Dis­­positionsfond nur dazu verwendet werden dürfe,daß die Regierung mit Hilfe desselben wenn es kein anderes Mittel gebe,von ausländischen Organen aus­­gehende Angriffe gegen Ungarn zurückweise und widerlege.Bei uns sei dies jedoch nicht der Fall,denn diec­ierung verwende den Dispositionsfond hauptsächlich zur Subventionierung inländischer regierungsfreundlicher Blätter. Er votiere daher den Dispositionsfond nicht.Der Redner polem­isierte sodann gegen die vorgestrigen Aeußerungen des Ministerpräsidenten in betreff der Reklamationen gegen die Wählerlisten.Es seien über 2000 Reklamationen mehr eingelaufen,als der Ministerpräsident angegeben habe,außerdem aber gebe es Tausende von Staatsbürgern die aus den Wäh­lerlisten ausgelassen wurden,aber­ teils aus Mangel an Verständnis,teils um sich nicht vergebliche Plackereien aufzubürdeln überhaupt nicht reklamieren.Die vorgestrige Antwort des Ministerpräsidenten in betreff der von den Ministern verwalteten,im Budget nicht vorkommenden Fonds habe den Redner auch nicht beruhigt; er werde daher diese Angelegenheit immer und immer wieder zur Sprache bringen. Sodann erklärte Ferdinand Horangfy im Namen der National­partei, daß er allerdings äußerst ungehörig wäre, wenn der Dispositionsfond von der Regierung zu Parteizwecken verwendet würde, denn der ausscließliche Zweck des Dispositionsfonds sei, daß sich die Regierung desselben in solchen Relationen bediene, wo der Regierung zur Bekämpfung einer staatsfeindlichen Politik nur diesem Weg offen stehe. Ferner erklärte Horankfy, daß die Nationalpartei die Bewilligung des Dispositionsfonds seit jeher als eine Vertrauensfrage betrachte. Da aber die Nationalpartei zur jebigen Regierung und überhaupt zu dem System, das in Ungarn seit längerer Zeit herrsche, sein Vertrauen hege, votiere sie der Regierung den Dispositionsfond auch diesmal nicht. (Bestimmung lin­g.) Gabriel Ugron fordert, daß üiber die Verwendung bed Dispositions­­fonds dezidierte Aufklärungen erteilt werden sollen. Die­­ Regierungspartei dürfe von der Regierung nicht wie die Musik­apelle in Shakespeares „Romeo und Julia“ betrachtet werden, welche auf Wunsch Tuftige und traurige Weisen spielt. (Beifall auf der äußersten Linken.) Jeder Staat benötigt einen Dis­­positionsfond, insbesondere aber Ungarn einen solchen Fond, da es innen und außen viele Feinde hat und namentlich dor dem Auslande häufig angeschwärzt wird. Zur Abwehr dieser Angriffe sür der Dispositionsfond ver­wendet werden, nicht aber zur Fütterung einer Provinz-Journalistif, welche jeden oppositio­­nellen Bolizifer angeh­ört. Zum Schuge der ungarischen Institutionen und Gelege erhebt im Auslande niemand das Wort, und zwar aus dem Grunde nu­, weil die auswärtigen Vertreter eine ausschließlich österreichische Er­­ziehung gewosfen haben und von vorneherein unseren Institutionen feindselig gegenüberstehen. Die ungarische Nation hätte dafür Sorge zu tragen, daß in unseren­ diplomatischen Erziehungsanstalten auch die ungarischen Gefege und die magyarische Sprache Gegenstände des Unterrichtes seien. Liegt aber schöpfen die diplomatischen Vertreter ihr Willen nur aus den Österreichischen Geseben, in welchen zum Beispiel Ungarn die „andere Reichshälfte” und eine gemein­­same Sigung beider Delegationen eine „Blenarfigung“ genannt wird. Die Regierung habe den Dispositionsfond ausschließlich zu Staatszwecken zu ver­wenden und diesbezüglich ein bindendes Versprechen zu leisten. So lange aber Redner seine Garantie dafür erfieht, daß der Dispositionsfond nicht zu inner­­politischen und Parteizwecken verwendet wird, votiert er denselben nicht. (Aus­stimmung auf der äußersten Linken.) August Bulpty bemerkt, daß der größte Teil der Ugron’schen Aus­­führungen auf bereits erledigte Themata sich beziehe. Bezüglich des Dispositiong­­fonds schließt sie Redner den Ausführungen Horanklys an, wonach der Dis­­positiongfond einen zweifachen Charakter befite. Der eine besteht in der Ro­­tierung eines ständigen Staatsbedürfnisses; da aber hiemit andererseits die Vertrauensfrage im Zusammenhang steht, so finde e8 Medner nur natürlich, daß die Opposition den Fond nicht votiert, ebenso natürlich aber ist es, daß die Partei de3 Redner im Vertrauen zur Regierung den Dispositionsfond votiert. Im betreff der gegen das Innerministerium, respettive gegen die aus­­wärtige Vertretung gerichteten Angriffe Ugrons sagt Redner, daß für Ungarn dag deal allerdings darin bestehen würde, daß die auswärtigen Vertreter die magyarische Sprache und die ungarischen Gefege nennen sollten. Das ist wo­cit in vollem Maße erreicht worden, doch bleiben zwei Falta zu kon­­statieren, und zwar erstens, daß auch den Ungarn die diplomatische Laufbahn bereitwilligst erschlosfen wurde, und zweitens, daß die ungarischen Staatde­bürger seitend der diplomatischen Vertretung desselben Schuges teilhaftig werden wie die österreichischen. Schließlich bemerkt Redner, da Ugron in der Dele­­gation, als er Mitglied derselben war, dem Minister des Reußern und dem Kriegsminister gegenüber viel Fonzilianter war als Hier. Medner botiert den Dispositionsfond. (Beifall rechts.) Gabriel Ugron repliziert hierauf, daß er in der Delegation dem Minister des Neußern opponierte und der einzige war, der das Budget nicht botierte. Auch dem Striegaminister gegenüber habe er seinen Standpunkt aufrecht­­­­­­erhalten, nur habe er zugegeben, daß der Kriegsminister dem bestehenden Geseße gegenüber nichts thun künne. So hatte er denn auch keinen Grund, dem Kriegsminister gegenüber energischer aufzutreten. (Zustimmung’ lin'3.) Nun ergriff Unterrichtsminister Wlaffics das Wort, um gegenüber den Ausführungen Ugrons die orientalische Akademie in Schule zu nehmen. Der Minister hält er für seine Pflicht, zu erklären, daß dort das ungarische Staatsrecht ausschließlich im Sinne der ungarischen Verfassung vorgetragen wird. Ein den meisten Mitgliedern des Abgeordnetenhauses , wohlbekannter Professor, Ludwig Thallóczy, trägt dort, mit schönem Erfolge das ungarische Staatsrecht vor, wie denn auch hinsichtlich des Unterrichts der magyarischen Sprache der s­önfte Erfolg zu verzeichnen ist. Aus diesen Gründen durfte die an Abgeordneten Ugron erhobene Anklage nicht ohne Bemerkung gelassen werden.. Gabriel Ugron wiederholt in persönlicher Bemerkung, daß­ die Konsularberichte regelmäßig die Ansprüche „österreichische Reihshälfte” und „ungarise Reichshälfte” enthalten. Schon daraus, meint Ugron, erhelle die Art und Weise des Unterrichts des ungarischen Staatsrechtes in der orienta­­lischen Akademie, Ferdinand Szederkenyi findet,daß der Dispositionsfond nicht zum richtigen Zwecke,sondern für’Inte­resse der Regierungspartei verwendet wird. Einzelne regierungsfreundliche Provinzblätter beziehen eine Jahres- Subvention ‚bon 3000 Bid 4000 fl. „Diese Blätter aber”, sagt Mehner, „benehmen ich — ich suche einen parlamentarischen Ausdruch — wie die unwütenden Tiere." Präsident: Der Herr Abgeordnete Hat den parlamentarischen Ausdruch schlecht getroffen. (Heiterkeit.) Ferdinand Szederkenyi erklärt schließlich, den D­ispositionsfond abzulehnen. Nun erfolgte die Abrstimmung, die mittelst Aufstehens von den Ligen vorgenommen wurde. Die Linie rief: Minorität! Nun erheben sich diejenigen Abgeordneten, welche mit Nein stimmten. Rufe: Majorität! Der Präsident fragt, ob die Stimmen gezählt werden sollen. Rufe: Ja! Mittlerweile eilen die regierungsfreundlichen Abgeordneten in den Saal. Die Opposition ruft: Man soll die Thüren schließen! — Die Abzählung ergab das Resultat, da 82 Abgeordnete mit Ja, 63 mit Nein gestimmt hatten, m wonach die Bost mit einer Majorität von 19 Stimmen angenom­men ersien. Long Roffuth giebt bei der Post „Honvedpensionen“ dem Wunsche Ausbruch, daß sämtliche 1848/49er Honveds, die sie als solche ausweisen können, Pensionen erhalten solen, ferner sollen nit nur diejenigen Honveds witwen, die während des Freiheitskampfes von verheiratet waren, sondern aue diejenigen, die später heirateten, pensioniert werden. Auch möge in der Provinz ein zweites, zur Unterbringung von­ hundert Personen geeignetes Honvedasyl errichtet werden. Ministerpräsident Baron Banffy erklärt, daß er schon pro 1895 eine Erhöhung der Honvedpensionen um 100.000 fl. beantragt habe. Seitdem die Angelegenheit staatlich verwaltet wird, haben si die Zustände bedeutend ge­­bessert und es ist nicht mehr der Umstand maßgebend, ob Geld vorhanden ist, sondern ob der Bittsteller faktisch ein Honved war. So wurden um 76.000 ff. mehr ausgegeben, als präliminiert war. Uebrigens wird der Ministerpräsident im kommenden Monat unter Einbeziehung von alten Honveds eine Enquete einberufen, in welcher eine weitere Verbesserung der Lage der alten Honveds angestrebt wird. Nachdem hierauf Thomas Pechy die Befreiung der alten Honveds von der Einkommensteuer angeregt hatte,wurde die Post votiert. Der Tagesordnung gemäß ging nun das Abgeordnetenhaus an die Ver­­handlung eingelangter Petititionen.In erster Reihe wurden die von­ dreiunds vierzig Juriediktionen gegen den§25 des Wehrgesetzes gerichteten Petitionen verhandelt Referent Karl Szaß beantragt,diese Petitionen dem Archiv des Abges­ordnetenhauses zu überweise. Edmund Nanassyser sieht aus einer Verordnung des Honvedm­inisters, daß auch dieser den§25 nicht für aufrechterhaltbar hält.Doch sei Ungarn nicht mit Patenten,sondern mit Gesetzen zu regieren.Gabriel Ugron werde in le Sade einen Beschlußantrag einbringen, dem sich Redner im vorhinein anschließt.­­ «­­« Gabriel Ugron sagt,die mit dem§25 erreichten Resultate rechtfertigen die seinerzeit von der Opposition vorgebrachten Bedenken gegen die Bestimmungen dieser Paragraphen Die ohnedies große Zahl der Subalternoffiziere braucht nicht jährlich um ZOOO vermehrt zu werden.Die Ernennung von Reserves vffizieren ist eingestellt worden,mit welchen­ Rechte wird denjenigen das Offiziersportepee vorenthalten,die hier ein gesetzliches Recht besitzen?Die Offiziereprüfung wird denjenigen,die der deutschen Sprache nicht vollkommen mächtig sind,erschwert,was nicht geleugnet werden kann.Ein Gesetz kann durch Verordnungen nicht abgeändert werden wenn das Gesetz seinemeecke nicht mehr entspricht,so muß ein neues Gesetz geschaffen werden.Zu diesem Behufe bringen Redner und Genossen folgenden Beschlußanträge im »Nachdem das zweite Dienstjahr der EinjährigsFreiwilligen als überflüssig sich erwies und infolgedessen der Kriegsminister die einschlägigen Bestimmungen des Gesetzes abänderte,weist das Abgeordnetenhaus die Regierung an,­einen Gesetzentwurf über die Modifizierung des§25 des 6.Gesetzartikels von 1889 einzudringen,laut welcher der Reichstag die Zurückbehaltung der Einjährigs Freiwilligen zum zweiten Dienstjahre aushebt.Gabriel Ugron,Franz Sima, Ferdinand Szederkenyi,Ludwig Holla­«(Lebhafte Zustimmung und Eljenrufe auf der Linken und äußersten Linken.) Inder Erwartung,daß nun der Honvedminister auf die Rede und den Antrag Gabriel Ugrons an worten werde,rief Polonyi aus:Hören wir degusi erreicheri Fast gleichzeitig aber rief Schriftführer«evi den nätvoremerkten Redner aus:Graf Albert ApponyiL P­sy­chig Dieses zufällige Zusammentreffen und die Bemerkung der Honvedministers Baron Bejervarp: „Da ist der Oesterreicher!“ rief allgemeine stürmische a hervor ; selbst Graf Apponyi, der si zum Sprechen erhob, mußte achen. Bolonhyti aber viel: Das war nicht auf ihn gemeint, Graf Apponyi knüpfte an diesen Bwishental an und begann seine Rede mit den Worten : nsch verstehe recht gut, was die allgemeine Heiterkeit hervorrief, da­ es sich aber um eine gemeinsame Angelegenheit handelt, spreche ich den Wunsch aus, daß wir auf österreichischer Seite demselben Geiste, derselben Auffassung begegnen mögen, wie ich sie hier entwickeln werde.“ (Lebhafter Verfach und Heiterkeit der Opposition.) Der Redner erklärte Hierauf, daß er dem Antrage Ugrong zustimme, da derselbe jenem Standpunkte entspreche, von m welchem aus die Nationalpartei­ den $ 25 und das zweite Freiwilligen-Dienst saße seinerzeit bekämpfte. Heute sprechen aber auch die seit fünf Jahren gemachten Erfahrungen dafür, daß 8­25 übers flüssig sei. Man könne nicht leugnen, daß der Kriegsminister die Härte des Gefeges durch Anwendung des Beurlaubungsredtes zu mildern trachte, aber wenn eine Maßregel, die der Natur der Sache nach einen Ausahmscharakter befigt, allgemein angewendet werden sol, genüge eine Verfügung im Ver­­waltungswege nicht, sondern die Abänderung des Geheges sei die einzige Forreste Form. Seinerzeit wurde der $ 25 mit dem Mangel an Offizieren motiviert, da aber seither eine Weberproduktion an D Offiziersmaterial eingetreten ist, falle jeder stichhaltige Grund dafür weg, daß die jungen Männer durch ein zweites Dienstjahr gezwungen werden sollen, den Offiziersrang zu erwerben. Dies sei ja für den Offiziersstand selbst erniedrigend. Im vertroffenen Jahre haben beim gemeinsamen Heere 284, bei den Honveds 24 Jünglinge die Reserveoffiziers­­prüfung nicht bestanden, so daß sie ein zweites Jahr dienen sollten. Man möge doch bedenken, was für ein Schlag dies für die­ 300 Familien sei, die­­­­ Saftfreundschaft genoß, einen Spaziergang in die nächte Umgebung zu machen. Die Natur, welche die Kontraste liebt, mochte wohl ihre Genugthuung haben an den Gegentagen zwischen dem Klapperdürren Alten und dem neben ihm wandelnden Mädchen, einem Bilde der Jugend und der Unmut. Sie trug den breitrandigen Strohhut Lore auf dem Kopfe, in allen ihren Be­­wegungen lag eine träumerische Grazie. „Ihre Großmutter war also eine Frau v. Baldened,” brachte Tehner das Gespräch auf den schon in seinem Briefe an elizital berührten Gegens­­tand, „sie gehörte unter dem Namen Baldened der Bühne an und farb in Hamburg.” “ „Ich war überrascht,” entgegnete Melanie, „Sie mit unserer Familien- Hronis so vertraut zu finden.” „Io stand in einer Rechtsangelegenheit kurge Zeit mit Frau don Baldener in Briefwechsel,­ antwortete Teßner, „als ich noch in der Kreis­­stadt drüben die Advokatenprofis betrieb. Reicht Ihre Kenntnis von Ihrer un auch über Ihre Großmutter hinaus? Willen Sie, wer deren Eltern waren ?* „Davon Habe ich keine Ahnung,” antwortete das junge Mädchen. Ein geheimnisvolles Lächeln, als dürfe er sich rühmen, über diese Frage besser ‚unterrichtet zu sein, umspielte die Lippen der Advokaten. Eine gute Weile ‘legten beide ihren Weg schweigend fort. Plöglich machte der alte Herr Halt und betrachtete Melanie mit prüfendem Blid. (Fortjebung folgt.) 15, Santar 1896, Nr. 6715

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