Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1896. Januar (Jahrgang 23, nr. 6705-6729)

1896-01-15 / nr. 6715

Marin­on und Administration HeltauergasseW Itsseinrichtssusuayme des anfgsonns und r­etta zeipt genden s sochen tagez täglich. Abonnement für Hermannstadt: monatlich 85 fl., vierteljährlich 2 fl. 50 fl., halb» jährig 5 fl, ganzjährig 10 fl. eine Zustellung in’3 Haus, mit Zustellung 1 fl., 3 f., 6 fl., 12]. Khbonnement mit Doftversendung: Für das Inland: Vierteljährig 3 fl. 50 Br., Jetblänrig T fl, ganz­ jährig 14 fl. Für das Ausland: ante TRM. oder 10 Fres., albjährig . oder 20 Be ganzjährig 28 AM. oder c 14R Eine einzelne Nummer foftet bed I Unfrantirte Briefe werden nicht angenommen, Manuskripte nicht zurückgestellt. RN 6715. XXI. Fahrgang Siebenbürgisch-Deutsches Hermannstadt, Mittwoch 15. Januar K­mmmer...ionen und Inserate Boersgen außer dem Hauptbureau, Heltauer­­gasse Her. 23: In Kronstadt Heinrich Zeidner, H. Dresswandt’s Nachfolger, Mediasch Johann Hedrich’s Erben, Schässburg Carl Herrmann, Bistritz G. Wachsmann, Sächsisch-Regen Carl Fronius, Mühlbach Josef Wagner, Kaufmann, Broos Paul Batzoni, Lehrer, Wien Otto Maas (Haasenstein - Vogler), Rudolf Mosse, A. Opelik, M. Dukes, Heinrich Schalek, J. Danne, Kare, Budapest A. V. Goldberger, B. Eckstein, Frankfurt a. M. G. L. Daube & Co., Hamburg Adolf Steiner, Karoly­n Liebmann. Insertionspreis. Der Raum einer einspaltigen Garmondzeile tostet beim einmaligen Einründen 7 Tr., das zweite­ mal je 6 tr, das dritte Mal je 5 fr. d. WB. ex­­clusive der Stempelgebü­hr von je 30 fr. BE 18665 Stimmen der Preffe im Transpaal-Konflikt. Sn auffallender Schnelligkeit hatte die Transvaalangelegenheit nicht unbedenkliche Dimensionen angenommen, allerdings nur vorläufig auf publi­­zistiigem Gebiete. Zu Scharfer Fehde standen fi englische und deutsche Blätter gegenüber, wobei es sich nun ergab, daß entgegen der landläufigen Anschauung die englischen Blätter die den Engländern nachgerühmte Kaltblütigkeit gänzlich verloren, und in oft unqualifizierbarer Weise sich gegen Deutschland und das deutsche Stafferhaus ergingen, während die deutsche Presse in ihrer ab­wehrenden Stellung die Ruhe bewahrte, allerdings mit einer energischen Sprache, wo er not that, auch nit zurückhielt. Die freilich etwas verwöhnte englische Presse fand solches unerhört, sie lebt eben noch immer an jenen veralteten Anschauungen, nach melden die Erde eigentlich nur für die Engländer geschaffen is. Daß Deutschland seine Interessen, wo sie auf dem Spiele stehen, zu wahren sich erfühnt, ist dem richtigen Vorblutengländer gleichsam ein Bruch des W­ölferrechtes, ein Bruch­ des Friedens. Den einsichtigen Engländern dürfte der Verlauf der ganzen Transvaalgeschichte doch eine Wehre ge­wesen sein, daß die Deutschen auch gelernt haben, und zwar von niemandem andern als von den Engländern, selbst, ihre Spätereffen, wo sie angegriffen werden, zu verteidigen. Und die Untereffen Deutschlands sind im Transvaal größer als man nach oberflächlicher Kenntnis bis nun annahmn. Die Reine Republik in Sü­dafrika zählt Tausende von Deutschen, und namentlich bei den industriellen Unternehmungen stehen die Deutschen in erster Reihe. Eine angestellte Berechnung hat ergeben, daß mehr als 50 Millionen Mark deutsches Kapital in den Minen beteiligt ist. Eine Hamburger Firma, €. Lippert, hat im Transvaal gewaltige Fabriken angelegt, darunter die dort unentbehrlichen Zement- und Dynamitfabriken, und im Vereine mit Siemens und Halöfe die bis nach größte elektrische Kraftanlage geschaffen, da dieselbe über 4000 Pferdekräfte verfügt.­­ Vertreter deutscher finanzieller Interessen nehmen hervorragende Stellungen ein. Mit deutschem und Holändiigem Gelde ist die Delagvabahn geschaffen worden. Durch deutsches Geld hauptsächlich ist das sehr umfangreiche metall­­urgische Institut geschaffen worden; durch deutiche Kapitalisten ist die für Südafrika ganz unentbehrliche Gold- und Silberscheideanstalt gegründet worden, deren Sik in Frankfurt a. M. f­. ES würde zu weit führen, alle die in Transvaal befindlichen Firmen und deren beträchtlichen Geschäftsumlag aufzuzählen, erwähnt sei nur, daß ein Warengeschäft bei Nachweis, daß ed im legten Sabre aus Deutschland Waren für 5 Millionen Mark importiert habe, sie an das auswärtige Amt in Berlin beim Beginn der Wirren um Schuß gegen die Engländer wandte. In vorangehenden kurzen Daten haben wir dargethan,wie der deutschen Presse die Pflicht ercsucht,die deutsche Interessen zu vertreten,und sie zeigte denn auch dieser Zugabe sich gewachsen.Auf dem Plane standen vorerst die deutschen und die englischen Blätter,ringsum schritte in die Presse der einzelnen europäischen Staaten,und da dürfte es nicht ohne Interesse sei,welche Haltung dieselbe in dieser deutsch-englischen Fehde beobachtete. Den durch den Flibustierzug Jamiesons verursachten Friedensbruch ver­­urteilten zwar einstimmig die österreichisch-ungarischen Blätter,aber die scharfe Tonart der deutschen Presse sagte manchen nicht zu,sie hätten gerne auch an dem Telegramme des deutschen Kaisers gemittelt,und als gar das Gerücht über ein französisch-russisch-deutsches Einverständn aufmachte,war eine gewisse Beklemmung nicht zu verrennen.Man fürchtete allerdings,wie sich herausstellt, ohne Grund,für den Weiterfortbestand des Dreibundes. Zwei Seelen wohnten in der Brust der italienischen Presse, die allerdings mit ihrem afrikanischen Kriege vollauf beschäftigt war.Auf der einen Seite der geheime Alliierte Englands,auf der anderen Seite der offene Verbündete Deutschlands.Keinem derselben durfte nahegetreten werden.Dazu kam noch die gleiche Beklemmung um den Dreibund.So vollführte denn auch die italienische Presse den richtigen Eiertanz,bei dem es ihr wirklich gelang,kein Ei zu zerschlagen ,mitchen von Gefühlen des Hafses gegen Deutschland, und nicht minder gegen England, welches Frankreich bei seinen kolonialen Bestrebungen oft und an vielen Orten im Wege steht, pendelte die französische Presse Hin und her. Anfangs hatten fast alle Pariser Blätter die leidenschaftliche Sprache der Londoner Publizistik gegenüber dem Kaiser Wilhelm als ungerechtfertigt bezeichnet. Das dauerte nicht lange an. Bald gewann wieder die deutsch­­feindliche Stimmung bei der Mehrzahl der Blätter die Oberhand, und die Regierung rw­urde ermahnt si­ch nicht etwa zu Gunsten Deutschlands beein­­flussen zu lassen. Die bei jedem Stanzofen erklingende Saite über den Verlust von Elsaß-Lothringen wurde eingehend berührt. Zugleich erinnerte man sich den Sprichworted, daß wenn zweie sich streiten, der dritte dabei gut fährt, und so führten die Blätter ihren Lesern zu Gemüthe, daß je mehr die beiden Feinde Frankreichs aneinander gerieten, je mehr ei die Kluft zwischen ihnen erweitere, um jo mehr Frankreich in die Lage komme, seine­nteressen zur Geltung zu bringen. Namentlich solange Frankreich Elsaß-Lothringen nicht wieder an sich gebracht habe, künne seine Rede davon sein, auf Deutschlands Seite zu treten. Nur ein paar Bariser Blätter hatten den Mut, im Hin­­blickk auf die Gleichartigkeit der Unteressen Frankreichs und Deutschlands im Franzvaal-Handel, es für unrichtig zu bezeichnen eine dauernde Allianz mit Deutschland deshalb abzumessen, “weil die elsaß-lothringische Frage noch nicht zu Gunsten Frankreichs gelöst sei. Zu den Pariser Blättern, welche in dieser Frage vorurteilsfreier, als die anderen urteilten, gehörte auch der „Zemps“, und es verdienen seine Auslassungen um so eher eine größere Be­­achtung, da dieses Blatt auch ab und zu als Sprachrohr die gegenwärtigen Ministeriums dient. In einem Artikel desselben heißt es nun: „Die Deutschen dürfen sich sagen, daß sie eine gerechte Sache ver­­treten ; sie haben si mit rühmenswertem Eifer auf die Seite eines kleinen Staats wesend gestellt, das tiderrechtlich überfallen wurde. Außerdem aber steht es außer Frage, daß die Valme der Beleidigung in dieser Breßfehde den Engländern gebührt, die — mögen sie Publizisten von Beruf oder nur gel­legentliche politische Briefschreiber sein — gegen den Deutschen Kaiser Gift und Galle speien. Wir haben schon einige Musterleistungen der englischen Presse erwähnt, so z. B. die geradezu wunderbare Entdeckung des Parlament­s­mitglied. Maclean, das Wilhelm II. beschuldigt, durch seinen Glühwunsch an den Präsidenten Krüger das Völkerrecht noch weit schlimmer verlegt zu haben, als Framiefon durch seinen Einbruch in das Trandvaalgebiet e3 gethan,­­ würde unserem Zaktgefühl widerstreben, die Liebenswürdigkeiten der Feder oder der Rede, mit welchen die Unterthanen Ihrer Britisichen Majestät Deutschland und seinen Kaiser bedenken, hier einfach wiederzugeben. Wir wollen nur er­­wähnen, daß ein anderes Parlamentsmitglied, Mr. Finch-Hatton, einer der Gründer der Imperial Federation League, die eine Art von P­atriotenliga jenseit des Kanals ist, ein Sohn des Grafen von Winchelfean, in einem aus dem vornehmen Konservativen Carltonfluc datierten Schreiben an die „Zimes“ verlangt, daß der Name Kaiser Wilhelms aus den Listen der Armee und der Marine gestrichen werde, daß man dem deutschen Neidh&überhaupte die Eigen­­schaft als Ehrenoberst und Ehrenadmiral sofort entzieht. in drittes Unter­­hausmitglied, Sir Henry Howorth, der über alles Mögliche und Unmögliche schreibt, von der Septuaginta und der BVergleiccherungs - Theorie bis zum Bimetallismus, bedauert, daß Heute nicht ein Beaconsfield am Ruder ist, um sofort 10 Panzer ein­er Safe in Bau zu geben , von denen freilich erst in zwei Jahren Gebrauch gemacht werden könnte. So erhebt sich in England ein gewaltiger Kriegslärm und selbst die ernstesten Fournale stimmen in denselben ein und die namhafteren deutschen Blätter antworten natürlich im entsprechenden Tone. Die Lage ist ernst, das läßt sich nicht in Abrede stellen, dennoch hoffen wir aufrichtig daß eine weitere Verschärfung derselben nicht eintreten wird. Wenn England sich zu zeitgemäßen Zugeständnissen versteht — als deren erstes wir Cecil Rhodes Nachtritt vom Bosten des Prem­ier­­ministers der Kapkolonie betrachten, dem als zweites die Annullierung de königlichen Freibriefes der Britisch-Südafrikanischen Gesellschaft, und schließlich, als Krönung des Ganzen, die gewissenhafte Achtung der Rechte Transvaals folgen müßte — so würd’, davon wird wir überzeugt, die Beilegung eines Konflikts zu ermöglichen sein, dessen friedliche Beendigung Niemand Tebhafter wünschen wird als der Deutsche Kaiser.“ Im weiteren Verlauf seiner Ausführungen beantwortet der „Temps“ dann auch die Frage des „Speaker“, einer Liberalen englischen Zeitschrift, woher es eigentlich komme, daß Großbrittannien so allgemein gehaßt sei. „Bon Hale" — so erklärt das französische Blatt — „it auf unserer Seite nicht die Rede. Wir bewundern vielmehr vieles in England, wir achten das Vaterland eines Shakespeare und anderer großer Geister; wir haben Ver­­ehrung für die Mutter der Parlamente und den freiheitlichen Geist ihres Bolfes; wir gestehen bereitwillig zu, daß die Welt, wenn England fehlte, eines Sternes erster Größe entbehren würde. Aber zu entschiedener Opposition­­ fordert der in England stets zunehmende aggressive Chauvinismus heraus, der jedes brittische Interesse als geheiligt und unantastbar ansieht und über Die Rechte anderer rücksichtslos zur Tagesordnung übergeht, der dem, einen und unteilbaren brittischen Neid­e einen lärmenden und kräftigen Kultus widmet. Namentlich wir können nicht vergessen, daß Frankreich am Mekong, am Niger, am Congo, am oberen Nil, in Ozeanien und vor allem in Egypten, auf Schritt und Tritt dem systematischen Uebelmollen der öffentlichen Meinung und der Regierung Englands begegnet. Sollten die Ereignisse der rechten Tage dienen, welche dieses arrogante und egoistische Gebahren forderten, eine heils­­ame Lektion erteilen, so würden die wahren Freunde Englands sich herzlich darüber freuen.” Eine friedliche Beilegung des Streites wünscht gewiß auch Deutschland. In der russischen P­resse gab sie unverhohlen eine gemisse Schadenfreude über die Niederlage, die England in der P­erson Jamiesons ers­litten hatte, fand. Die Ausfälle der englischen Blätter gegen den deutschen Kaiser und Deutschland wurden mißbilligt und England vor Verwiclungen gewarnt, die er Leicht teuer bezahlen konnte. Das leitende Organ der russischen Presse, die „Nowoje Wremja” sagt an einer Stelle: Jene Gruppe der Groß­­mäc­hte, welche die Pläne der Engländer im fernen Osten, in der Türkei, in Venezuela und im Transvaal durchkreuzte, möchte vielleicht eines Tages zu der Ueberzeugung kommen, daß es notwendig sei, der englischen Herrsgaft in Egypten ein Ende zu machen, die Londoner Blätter würden deshalb weise handeln, Deutschland und dessen Kaiser nicht herauszufordern. An anderer Stelle ist das genannte Blatt der Meinung, daß in dem allerdings nicht wahrscheinlichen Falle eines Krieges der Boeren mit England, erstere nicht allein der Unterftügung Deutschlands, sondern auch der Frank­­reiche (?), Hollands und Portugals sicher seien, und findet es recht gut, wenn auch Rußland sich diesen Mächten anschlöffe. „Uns scheint es“, sagt die „N. Wr.”, „daß auch für Rußland eine sehr gute politische Berechnung darin läge, wenn es sich, sei es auch nur prin­­zipiell, den genannten europäischen Mächten anschlöffe. A­bgesehen von Franke­rei, mit welchem und Bande sehr enger politischer Freundschaft verbinden, würde uns ein solcher Schritt die warme Sympathie Holands und Portugals sichern, von denen jedes über eine ganze Reihe von Seekolonien verfügt, die uns im Falle eines bewaffneten Zusammenstoßes mit England als vortreffliche Kohlenstationen für unsere Kreuzer dienen und auf diese Weise die Marineope­­rationen erleichtern könnten, welche den Bwed haben, England jegliche Zufuhr von Sachen und Australien abzuschneiden. Alles das darf man unserer Ansicht nach niemals verachten, ganz abgesehen davon, daß wir, Wenn wir in der Transvaalfrage gemeinsam mit Deutschland und Frankreich vorgehen, zum dritten Mal jene internationale Kombination am politischen Horizont auftauchen lassen, die im fernen Osten und in der Zürfel so schöne Früchte ger­tragen hat.“ Politische Miebersicht. Hermannstadt, 14. Januar, von Kämpfen welche zwei europäische Mächte, in fernen Erbteilen führen, haben nur heute zu berichten. Da ist zuerst Italien, welches wegen seiner erythräischen Kolonien mit Ubersinien in einen Tang- FAMIer HGiQsakswega Roman von Kurt Hoffmeister. (33. Fortlegung.) „Bulmering,” wiederholte Maitland, einen Augenblick in feinem Be­­dächtnisse suchend. „Ganz recht, ich erinnere mich feiner genau,“ fügte er mit einem sarkastischen Lächeln hinzu, „ich habe weder vor noch nach ihm einen Ruuscher gehabt, der sich so vortrefflich, wie er, auf die Führung von Bügel und W­estihhe verstanden hätte. Nur besaß er einen Heinen Zehler, den ich nicht verschweigen darf. Er fragt nämlich den Hafer Scheffelmeise, und alles, was an dem Pferdegeichter von Silber war, ließ er spurlos ver­schwinden. Wo er sich endlich auch an meiner goldenen Uhr vergriff, jagte ich ihn davon.“ Der alte Herr zog die buschigen Brauen Hoh in die Höhe und gab einen pfeifenden Ton von sich, womit er seine Ueberraschung und sittliche Entrüstung ansprühte.­­ »Sollte man es für möglich halten,daß ein so junger Mensch schon sußerdorben sein könnte?«wandte er sich an seinen Begleiter. Dieser stieß einen tiefen Seufzer aus und schüttelte mit moralischer Bekümmernis,die ihm sehr schlecht zu Gesicht stand,den­ Kopf. Der alte serrdrückte Maitland seinen Dant aus,daß er ihn durch die erteilte Auskunft vor einer­ ähnlichen unangenehmen Erfahrung bewahrt habe,und bat noch mal z um Emschuldigung,ihn bemüht zu habe »Darf ich fragen,«wandte Maitland sich in etwas scharfem Tone an den jüngeren derrm von dem er sich die ganze seit über mitstechendem Blick fixiert sah,»mit wem ich die Ehre habe und womit ich ihnen dienen kann?« »O,«sagte der Alte mit entschuldigendem Lächeln,,,es ist mein Sohn, der mich nur begleitet hat.“ Beide verbeugten sich mit seinem Anstand und gingen. Dieser Zwischenfall hatte Rettberg belehrt, daß er sich nach wie vor in Maitlands Hand befand, denn er erriet leicht, daß der Besuch seiner Freunde vorerst ein geschichter Vorwand gewesen war, um sich mit dessen Yeußern genau bekannt zu machen. Als daher der Diener, dem erhaltenen Auftrage gemäß, abermals ein»­trat, sagte er in Enılichen der Ergebung: „Sie lörnen Ihrem Diener den Gang ersparen.“ Auf einen Wink seines Herrn entfernte sich jener wieder, worauf Nettberg einen Brief hervorzog mit den Worten: „Hier sind die Abschiedszeilen, die meine Schwester mir geschrieben hat, Sie können ihren Aufenthalt daraus ersehen.“ Maitland ergriff den Brief und überlas die m­it zierlicher Hands­rift geschriebenen Zeilen. Wie sie dem Bruder mitteilte, stand sie im Begriff, von Berlin abzureisen; seine Briefe würde sie bis auf weiteres unter der Vdreffe des Gutabefigers Tener auf Göllin treffen, die nächste Proststation sei die Kreiöstant­e.­­ Eine flüchtige Röte färbt"Maitlands Antlitz als er den Namen Teßner lag,und seine Lippen preßten sich aufeinander,als wolle er einen Seelens­­chmerz niederkämpfen. Nicht ohne Bewegung las er auch den übrigeanhalt des Briefes.In ergreifenden Worten sagte die Schwester dem Bruder Lelig wohl und mit kührender Bitte beschwor sie ihn,jenseits des Meeres ein ehrlicher,Fecht- Ichaffener Mann zu werden. Wohl schlug dem Lesenden das Gewissen. Die ede ie Grundfähe, welche sie so Liebevoll schweizerlich dem Bruder einzuprägen suchte, wollte Maitland selbst in ihr erschüttern und vernichten. Aber die Bewegung ging rasch vorüber, die mahnende Stimme hatte seine Gewalt über seine Entstürfe. „Merten Sie sich eins, guter Freund,“ sagte er, Rettberg den Brief zurückgebend, „ich bin nut der Mann, der sich Vorschriften machen läßt. Was Sie vorhin für Ihre Schwester verlangten und ich Ihnen verweigerte, weil Sie es in hohem Tone forderten, das will ich jeßt gewähren, nachdem Sie sich zum Gehorsam verstanden haben. Maitland legte sich an seinen Schreibtisch und schrieb einige an Nettberg gerichtete Zeilen nieder, worin er sich verpflichtete, dessen Schwester unter gewissen, von derselben noch zu erfüllenden Bedingungen eine Jahres» an den namhaften Betrag zu gewähren, welche ihre Zukunft volständig siherte. Nachdem Maitland dem „vorsorglichen“ Bruder das Papier übergeben hatte, befahl er ihm, wieder in seine alte Wohnung zurückzukehren, damit er ihn jederzeit zu finden wire, schärfte ihm ein, dem Baron dr. Sturen sorg­­fältig aus dem Wege zu gehen, versah ihn abermals reichlich mit Geld und entließ ihn. XXI. Etwa zwei Meilen von der Befisung Wolfgangs, dem „Billenhofe“, entfernt, lag, von Feldern und Waldungen umgeben, das Heine Dorf Göllnik­en eine halbe Stunde davon das gleichnamige Gut, welches Felizitas Vater gehörte. Die Gutsgebäude bildeten ein Quadrat, dessen Rüdseite Stallungen und Vorratsräume enthielt, während die Vorderseite das Haus einnahm. Die andern beiden Seiten bestanden aus hohen Mauern, an welche vers­chiedene der Haus- und Landwirtschaft dienende Räumlichkeiten angebaut waren. In einer dieser Mauern befand sich das Hofthor. Das Herrenhaus war nur ein Stocwert Hoch. Von seinen beiden Schmalseiten bot die nach Osten zu gelegene eine freie Aussicht auf denjenigen Teil der Gegend, welcher die meisten landschaftlichen Reize aufzu­weifen Hatte, daher war auch im ersten eeg ein kleiner Balkon angebracht, auf welchen eine Glasthür hinaus­ vie. Unmittelbar unter dem Balkon stand eine Laube von Lattenwerf, die eine Ede des Blumengärtchens bildend, welches von einem niederen Stadel umsehoffen war. Von der Hauptfront des Hauses führte eine kleine Pappel­­allee nach der Landstraße. Es war am Spätnachmittag, als die lange, hagere Gestalt des Guts­­deren an der Seite Melanie Rittbergs Langsam die Pappelallee entlang Tritt, um mit dem jungen Mädchen, welches seit heute Morgen feine

Next