Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1897. Januar (Jahrgang 24, nr. 7009-7033)

1897-01-14 / nr. 7018

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Reissen­­berger, Schässburg Fritz Teutsch, Bistritz Arthur v. Schankebank, Mühlbach Josef Wagner, Rauff­mann, Broos H. Graef, Reps Johanna Guiesch, Buchhandlung, Wien Otto Maas (Haasenstein - Vogler), Rudolf Mosse, A. Oppelik, M. Dukes, Heinrich Schalek, J. Danneberg, Inseraten­­bureau „Die­ Annonze“, Budapest A. V. Gold­­berger, B. Eckstein, Frankfurt a. M. G. L. Daube & Co. Insertionspreis: Der Raum einer einspaltigen Garmondzeile fostet beim einmaligen Einladen 7 kr., das zweite­­mal je 6 fr., das drittemal je 5 fr. d. W. ex­­klusive der Stempelgebühr von je 30 Kr. 1897 Aus dem ungarischen Reichstag. Budapef, 11. Januar. Zum ersten Male nach den Weihnachtsferien hielt der Reichstag eine Sigung. Ein durchwegs praktischer Gegenstand wurde verhandelt, welcher namentlich unsere landwirtschaftlichen Reife berührt, indem es sich um die Verwohlfeilerung des Viehsalzes handelte. Man ist Heutzutage nicht gewöhnt, daß vom Regierungsti­che aus etwas der Bevölkerung wohlfeiler gemacht wird. Um so angenehmer dürfte die inte­ressierten­reife selbst diese mäßige Erleichterung berühren. Wenn derartige praktiiche Gegenstände auf der Tagesordnung stehen, pflegen die Sigungen immer fü­r abzulaufen. So war es auch diesmal, Berichterstatter über die Regierungsvorlage war der Abgeordnete U. Nemenyi. Derselbe wies in seinem Berichte darauf Hin, daß früher einer B Verbilligerung des Viehsalzes der Umstand im Wege stand, daß man sein entsprechendes Mittel zur Denaturalisierung de­­selben hatte. Das jetige Verfahren sei wohl auch wo nicht tadellos, doch genüge es vorläufig. Bisher habe der Grundpreis des Viehsalzes per Meter­­zentner, abgesehen von einigen Gegenden, für die eine Ausnahme statuiert war, 9 fl. bis 9 fl. 50 Er. betragen, wozu noch die Gebarungs- und sonstigen Spesen kamen, während jegt der Grundpreis nur 5 fl. betragen wird, ob nur mehr die Transportspesen kommen werden. Infolge dessen wird der Preis des Viehsalzes in Budapest von 11 fl. 2 fl. auf 6 fl. 68 fl. in Szegedin von 10 fl. 83 fl. auf 6 fl. 45 fr., in Breßburg von 11 fl. 53 fl. auf 7 fl. 23 fr. sich ermäßigen. Das BViehsalz wird in plombierten 50-Kilo­­grammfäd­en zum Verkaufe gelangen, und die Käufer müssen nur solche Säde annehmen, deren Plomben unverlegt sind. 10-Kilogrammfäde werden vorläufig nicht in Verkehr gebracht werden, da dies zu Tost spielig wäre. Redner empfiehlt die Vorlage zur Annahme. Der nächte Redner war Koloman Brazny. Er erklärt im Namen der Rossuthpartei, die Vorlage im allgemeinen anzunehmen. Er bemängelt jedoch, daß infolge des Aufschlages der Transportforten zum Grundpreise der Preis des Viehsalzes in den verschiedenen Gegenden des Landes, die ja alle gleiches Recht auf Berücksichtigung haben, variieren wird. Mehner wünscht an eine Abänderung des geplanten Kontrollsystems, da dasselbe nur Anlaß zu Negationen der Verkäufer geben wird. Ungerecht sei es an, daß der Käufer die Bollette stets aufbewahren muß, zumal ja das Salz in hematura­­lisiertem Zustande in Verkehr kommt. Redner reicht shließlich einen Beschluß­­antrag ein, daß die Vorlage in folgender Weise modifiziert, beziehentlich ergänzt werden möge: 1. Das Riechsalz sol zum Selbstlottenpreise verkauft werden und sol der Preis stets für ein Jahr bestimmt werden. 2. Der Berschleiß des Viehsalzes sol außer den königlichen Steuerämtern in jeder Ge­­meinde aus dem Regalpächter oder einem vertrauenswürdigen und damit be­­trauten Kaufmann gestattet werden. 3. Das Pönale für die Verkäufer möge ermäßigt werden. 4. Das Pönale für die Landwirte sol fallen gelassen werden. Das Biehsalz sol in plombierten 50 filogrammigen Läden in Verkehr gebracht werden. » Graf Eugen Zichyerkärte hieraus,er begrüße die Vorlage mit Freuden,wenn er auch deannsch hätte,daß der Preisbetriebsalzer auch noch billiger gestellt werden solle,und wolle er jetzt nur den Herrn Ministersragen,zu welchem Preise wirdaD Salz an das Ausland ver­­kauf und Ladislaus Dkoliczanyi erklärte, die Vorlage im allgemeinen anzunehmen. Er bemängelt jedoch den Grundpreis von 5 fl., der zu hoch ist, da für industrielle Zwecke das Salz mit 58 Er. per Meterzentner und ins Ausland, wie er gehört, mit 1 fl. 80 fl. bis 2 fl. 30 Er. verkauft wird. Schließlich erklärte sich Redner auch gegen das Bollettensystem. Der nächste Redner Johann AS­both mi­t der Vorlage auch politische M Wichtigkeit bei, indem er darin eine Umkehr sieht von der Tendenz, der früheren Regierungen, welche bloß die vaterlandslose Spekulation vom Fette der Landwirte nähren wollte. Er bittet die Majorität, nicht das Beispiel der früheren Regierung zu befolgen, die jede von der Opposition kommende Ini­­tiative niederstimmte und von jedem, der für die Landwirtschaft eintrat, sagte, er sei ein Agrarier, also retrograd, also ultramontan, also Antisemit. Redner gratuliert der Regierung zu dem ersten Schritt auf dem richtigen Wege, welchen sie mit dieser Vorlage gemacht hat. Nachdem hierauf die Debatte gesclosfen worden, nahm das Wort Finanz­­minister Zufach. Er führte aus, daß er bei dieser Vorlage neben den Interessen der Landwirte auch jene der Nerard­ei vor Augen halten mußte. Unmotiviert sei die Behauptung, daß zum Einreichen dieser Vorlage die Regierung nur durch das Beispiel Oesterreichs veranlaßt worden sei. Im weiteren Verlaufe seiner Rede reflektiert der Minister punktweise auf den Beichlußantrag Brazays. Den Wunsch, daß das Biehsalz­ vom Staate zum Selbstkostenpreis verkauft werde, kann Redner nicht erfüllen, da der Staat die Einkünfte aus dem Salzmonopole nicht entbehren kann, da er seinen Erlab dafür hat. Zadislaus Drolicsanyi: Die Börsensteuer. Finanzminister Bufacs: Die Börsensteuer würde nicht einmal den hundertsten Teil des entstehenden Ausfalles deben. Das laut dieser Vorlage in Verkehr kommende Viehsalz wird kaum die Hälfte des zum menschlichen Genusse bestimmten Salzes foften. Da man hier einem Experiment gegenüber­­steht, von dem man noch nicht weiß, welcher Ausfall hiedurch resultieren wird, wäre es leichtsinnig, noch weiter zu gehen als die Vorlage. Bezüglich des zweiten Punktes des Beschlußantrages bemerkte der Redner, daß es seineswegs kontempliert, den Salzverlauf nur durch die Salzämter ber­wertstelligen zu lassen. &s werden im ganzen Lande dem Bedarfe entsprechend Salzverläufer bestellt werden. Daß in jeder Kleingemeinde ein Salzverschleiß errichtet werden sol, sei nicht nötig, aber jedenfalls wird je nach dem sich zeigenden Bedarf die Anzahl der Salzverläufer vermehrt werden. (Bestimmung rechts.) Das Bollettensystem ist seine Neuerung beim Salzverlaufe. Es besteht kon jegt in allen jenen Gegenden, für die schon bisher ausnahmsweise billie­gered Viehsalz gestattet wurde. Dasselbe hat ehr gute Dienste geleistet und dient mehr zur Aufhecung etwaiger Mißbräuche bei den Salzämtern, als bei Privaten. Daß jemand wegen nicht vorzeigenden Bolletten bestraft worden sei, ist seit Menschengedenken nicht vorgekommen, weil das Publikum si an das Aufbewahren der Bolletten Leicht gewöhnt und die Finanzorgane seines­­weg beraterisch vorgehen und Hausdurchjagungen machen, da sie hiezu sein Recht haben. Das Bollettensystem sei aber trogdem nötig, damit konstatiert werden kann, ob der Verkäufer nicht mehr ausmeist, als er verkauft hat, und sr den Rest zu unberechtigten Zwecken zurückhält, wie das schon in der bis­­herigen Praxis vorgekommen ist. Dann ist es notwendig, damit die betreffende Partei nachweisen kann, wie sie in den Befug des billigeren Viehsalzes ge­­kommen ist, und schließlich damit nicht unberechtigte Leute dasselbe wieder in den ursprünglichen Gebrauchszustand bringen können, um es dann teurer zu bek­aufen. Hinsichtlich der von der Vorlage kontemplierten Geldstrafen erklärte der Minister, daß dieselben viel geringer seien als die bei den anderen Monopolen bestimmten Geldstrafen. Das billigere Viehsalz wird in plombierten Läden von 50 Kilogramm in den Verkehr kommen, doc wird es auch in Heineren Dutantitäten erhältlich sein. Das Minimum ist fünf Kilogramm. Hinsichtlich der Preise des Salzes beim Verkaufe und Ausland erklärte Redner, daß dies von den Abmachungen mit dem betreffenden Staate abhänge. Leider sei aber der Export sehr gering. Die Einführung eines Einheitspreises sei sehe schwierig, da sieduch gerade die wärmsten Gegenden benachteiligt würden, da in deren Nähe sich die Salzwerke befinden. Ueberdies stehen auch seine genügenden Daten zur Verfügung über den Verbrauch der einzelnen Gegenden, so daß man die in Betracht kommenden Transportkosten nicht im Vorhinein berechnen kann. « Redner verteidigt schließlich seinen Amtsvorgänger gegenüber den Vors würfen Asbotho,welcher übrigens ebenfalls Mitglied jener liberalen Partei war,wie er jetzt so verdächtigt. Nach einer kurzen Bemerkung Johann Asboths wurde die Vorlage im Allgemeinen angenommen und der Beschluß antraerazays abgelehnt. In der Spezialdebatte wurden sämtliche Paragraphe des Gesetz­­entwmses unverändert angenommen.Die noch auf der Tagesordnung stehenden Vizinalbahnvorlagen,sowie der Gesetzentwurf über die zu den gemeinsamen Ausgaben zu leistenden Nachtragszahlungen wurden ohne Debatte erledigt. Dr. Ratin und sein P­rotest. Der Halbamtliche „Buch. Zub.“ bringt über eine „geheime Nationalitäten-Aktion“ Dr. N­atins, die fi seit den legten Verurteilungen im Dezember vorbereiten sol, folgendes Kommuniquee: „Der gewesene Präsident des aufgelösten rumäntischen Nationalkomitees, Johann Ratiu, der in dem bekannten Klausenburger Memorandumprozeß zu mehrjährigem Staatsgefängnis verurteilt, aber durch königliche Gnade im Sep­­tember 1895 auf freien Fuß gelegt wurde, glaubt seinen Dank für die Gnade des Königs am besten dadurch abstatten zu körnen, daß er den nationalen Frieden des ungarischen Staates durch gesegtwidrige Aktionen unausgeregt zu stören sich bestrebt. Obgleich der Innenminister das sogenannte rumänische Nationalkomitee schon im Jahre 1894 aufgelöst hat und jeden Versuch zur Weiterführung der Thätigkeit des Komitees als Uebertretung qualifizierte, hat dennoch im Laufe des vergangenen Jahres Ratiu zweimal diesen Versuch unternommen, indem er das rumänische Nationalkomitee einberufen und es seine Aktion fortlegen lassen wollte. Da Ratiu hiedoch nicht nur gegen die erwähnte ministerielle Berg­ordnung verstieß, sondern in dieser Handlung auch der Versuch gelegen ist, dad 1868er Geieg über die nationale Gleichberechtigung auszuspielen, wurde er von den administrativen Ortsbehörden jedesmal wegen Uebertretung bestraft. Die wiederholte Niederlage brachte seine ohnehin nicht große Partei nach Mög­­lichkeit auseinander und rief in der rumänischen öffentlichen Meinung eine starre Gegenströmung wider ihn hervor. Um nun seine ins Wansen geratene Volkstümlichkeit wieder­­herzustellen, bek­endet er eine Protestschrift und sammelt in den Kreisen der romantischen Nationalität Unterschriften dafür. Sein Ziel ist, auf diese Weise die Inter­vention der Staatsmacht zu provozieren, um dann in einem größeren Pol­­itischen Prozesse die Role des Helden spielen zu können. Er dürfte indes seinen Bwed imnerlich erreichen, denn nachdem die Regierung der geringen Fragmente seiner Aktion fie bewußt ist, wird sie einfach den administrativen Ortsbehörden überlassen, daß diese im eigenen Wirkungskreise ihn auf Grund der besagten ministeriellen Verordnung wegen wiederholter Uebertretung in Strafe legen. Medrigens scheint der ganze V­ersuch schon im Keime Schiffbruch leiden zu wollen, denn meistens werden die ausgeschichten Unterschriftsbogen entweder leer zurückgesendet, oder in den Papierkorb geworfen. Im Zusammenhange hiemit erfahren wir auch, daß die jungen P­olitiker romänischer Nationalität in nächster Zeit in Arad ein neues romanisches Blatt erscheinen Lassen werben, dessen Aufgabe es sein würde, Ratin und sein Organ, die „Tribuna“, gänzlich unmöglich zu machen.“ („Budh. Tud.” meint die „ZTribuna Proporului“, von deren Erscheinen wir bereits Erwähnung getran haben.) Die Pest in Indien, Die Nachrichten über die bedrohliche­ Aus­­breitung der Beulenpest in Indien erregen man auch in Europa große Beun­­endigung, da bei dem lebhaften Verfehre, der zwischen europäischen und im di­hen Hafen besteht, die Gefahr der Verschleppung der Seuche droht. In den offiziellen Kreisen in Wien fieht man die Bettgefahr als sehr ernst an, zu­­mal die Erfahrung gelehrt hat, daß die Ueberwachung in den englischen Häfen und das Duarantaine-Verfahren daselbst nicht sehr zweikentsprechend gehandhabt werden. Schon zu Ende des vorigen Jahres hat das FE. f. Ministerium des Innern ein Pestreglement zur Verhütung der Einschleppung der Seuche an die Landesbehörden hinausgegeben. Angesichts der beunruhigenden Nachrichten Fun VerKEgt zur­asewn Der böse Geist. Roman von U. ©. von Guttner. (10. Fortlegung.) Eines Tages, als er in Gesellsschaft Eykings das Haus­ verließ, bemerkte dieser pröglich: „Heute Hat aber Prinz Heiffenstein der Baronin Zoe besonders stark zugefeßt !” Dann im Zone größter Unschuld: „Es hat fast den Unschein, daß man fi nicht umsonst etwas in P­ottenbrunn­­ erzält.“ „So? Und was erzählt man fi in Pottenbrunn “* „Da das Fräulein den Prinzen nicht ungern sieht.” „Es, wirklich ?" verlegte Marcel mit erkünstelter Ruhe. „So für meine P­erson würde das bedauern, denn Heiffenstein ist kaum der Mann, der es in dieser Absicht ernst nimmt; er hat seine eigenen Ansichten über die Frauen und —“ „a, € 8 wäre sehr zu bedauern, denn Baronin Ragoß besigt Freunde, welche sich sogleich bereit fänden, solchen Herren den Standpunkt dar zu stellen, die meinen, sich ihr gegenüber etwas herausnehmen zu dürfen. * „Da haben Sie sehr recht; auch ich glaube, mich zu diesen Freunden rechnen zu dürfen. Doch in einem solchen Klatschnefte spricht man gar viel. Sie willen doch, daß man behauptet, Cloßmann und ich hätten um den Betrag von Hunderttausend Gulden gespielt ?* „Rein, das wußte ich nicht; ich beschränke mich mehlmesslich in Pottenbrunn nur auf den Verkehr mit wenigen Personen.“ Marcel war indes die Laune durch das, was Eyking gesprochen, gründlich verdorben, und er lehnte demzufolge die Einladung für den heutigen Abend daukend ab. Die Sache gab ihm mehr zu denken, als er anfangs geglaubt hatte, und immer wieder begann er auf dem Heimwege darüber nachzugrübeln. Zu Hause angekommen, schritt er stundenlang im Sommer auf-und nieder, und während er sonst immer gew­ohnheitsmäßig sich an den Schreibtisch fegte, um seine Reifenotizen zu ordnen und zu erweitern und dann in aller Seelenruhe Schlafen zu gehen, fühlte er weder nach dem einen noch nach dem anderen Berlangen und verbrachte die halbe Naht in einer sehr unerquidlichen Stimmung. Wieder kam es zum Zwiegespräche zwischen den beiden P­ersonen in seinem Innern, dem überlegenden und dem rasch entschließenden Marcel, "a3 zögerst du länger?” sagte der Ieptere­, „Mit Zoe bist du so gut wie im Reinen, es kostet dich ein Wort, um ein bindendes Ja zur Antwort zu erhalten.“ „Bit du heffen so sicher ?” warf der andere ein. „Und wäre das gerade der günstigste Zeitpunkt, ihre Antwort zu verlangen? Wenn sie dich liebt, so wird sie den anderen ohnedies abmessen, du braucht also eine Rivalität nicht zu fürchten und dich gegen die Gefahr zu sichern. Gerade da, auf dem Sceidewege, sol sie unbeeinflußt bleiben, damit du aller Zukunft ruhig und sorglos entgegensehen kannst.* „Aber schließlich Heißt es doch im Sprichworte: Wer zuerst kommt, der mahlt !* „Rein, nein, das paßt nicht auf Zoe! Gie ist seine von denen, die um jeden Preis unter die Haube zu­sommen bestrebt sind und si dem Nächst­­besten an den Hals werfen.“ Und so ging es fort, bi er endlich in einem Lehnflugl in einen unruhigen Schlummer verfiel, aus dem er schon nach wenigen Stunden erwachte. Aber auch sein angeblicher Rival verbrachte eine unangenehme Nacht. Prinz Heisfenstein war zufällig als erster Gast bei Eybing erschienen und bei einem Gläschen Cognac nebst Zigarre plaudernd ließ unversehens der Haugherr die Bemerkung fallen: „Sollte es richtig sein, daß Tannenberg um Baronin Ragot angehalten Hätte? Man spricht in der Stadt davon.“ Der Befragte fuhr einigermaßen erregt empor: „Tannenberg und Zoe Ragot ?* „Sa, ja, er heißt ja. Jedenfalls werden Sie auch bemerkt Haben, daß er ihr sehr scharf die Kur macht. Meiner Ansicht neh wäre es seine passende Wahl, das heißt von feiten der jungen Dame. Tannenberg ist ein unruhiger Geist, mit dem Reifefieber behaftet, der fi kaum länger als ein paar Monate zu Hause halten ließe. Was geschahe dann mit der Frau? Sie sol ihm in die afrikanische Wüste oder im die indischen Dschungeln folgen? Kaum, sie zöge es vor, auf die Heimkehr des Gebieters zu warten, und das wäre doch jammerschade, wenn das schöne Geschöpf in der Ländlichen Einsamkeit der„ kümmerte !“ „Gewiß“, stimmte der andere in bitterem Tone bei. „Z Tannenberg ist nicht der Mann für eine solche Frau. Diese Weltreisenden mit ihren Sammel­­passionen, ihrem Tagebuchschreiben, ihrer­ Interesse losigleit allem gegenüber, was über ihren Kreis hinausgeht, sind nicht Beute, um ein schönes, junges Mädchen glücklich zu machen. Zoe Rago braucht das Leben einer Großstadt, den Glanz, den Lurus — sie ist da, um bewundert und gefeiert zu werden — und alles das würde sie an der Seite jenes Mannes entbehren müssen.­ „Ganz richtig. Und darum wäre ihr, mie gesagt, eine solche Verbindung gar nicht zu wünschen.”“ Als Heiffenstein si nach einer durchspielten Nacht zur Ruhe begeben­­ wollte, gelang es auch ihm nicht, diese erwünschte Ruhe zu finden. Er ent­­mwidkelte moch im Geiste das Gespräch weiter, das mit Eybing stattgefunden, und immer mehr und mehr begann ihm der Gedanke am Herzen zu wagen, daß Boe einem andern als ihm zufallen sollte. Allerdings erwog er auf den Umstand, daß er bisher die Gewohnheit gehabt, von einer Blüte zur anderen zu flattern, daß er immer eine Art Sehen vor einer dauernden Verbindung empfunden, und daß jene, die er am heißesten geliebt, auch wieder am fänelsten vergessen worden war — aber schließlich mußte er doch daran denken, einen Hausstand zu gründen und den Namen Heiffenstein fortzu­­pflanzen, denn sein einziger, gleichalteriger Vetter, der Chef der Familie, war kinderlos. Blieb auch er ohne Nachkommen, dann ging das schöne, große Majorat auf eine weibliche Seitenlinie über und der Name Heiffenstein fand mit ihm ins Grab. Die Familie Ragog stand, was Alter und Makellosigkeit betraf, auf der gleichen Stufe mit der feinen, und wenn er auch unter so­manchen Prinzessinnen hätte wählen können, so war er doch vorzuziehen, um zwei Grade tiefer zu steigen, um ei an jene zu binden, zu der er ei am meisten hingezogen fühlte. In nun an wurde der Berker zwischen Marcel und dem Prinzen ein eigentümlich steifer; er war, wie wenn sich die beiden nur gegenseitig beobagteten, wie wenn der eine lauere, um auf den anderen loszuspringen,

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